"Ebenso kann ein jeder leicht in Zorn geraten... Das Wem, Wie viel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen, ist aber nicht jedermanns Sache und ist nicht leicht... gegen die rechte Person, im rechten Maße, zur rechten Zeit und auf rechte Weise zornig zu sein." Aristoteles, Nikomachische Ethik Schon Aristoteles beschäftigte sich mit der "Intelligenz von Emotionen". In der Nikomachischen Ethik, seiner Untersuchung über Tugend, Charakter und ein Leben in Güte erhebt er die Forderung unser Gefühlsleben auf intelligente Art -und Weise zu steuern und prägte damit schon die Ansichten respektive Ausprägungen der heutigen modernen Ansichtsweise von Emotionaler Intelligenz(vgl. Goleman, D., 1995, S. 15). Die ersten empirischen Studien1 über Emotionale Intelligenz gehen zurück bis in die 90er Jahre, wobei erwähnt werden muss, dass dieser Begriff bereits mehrere Jahre vorher von Piaget und Payne(1986) verwendet wurde. Hierzu ein Zitat aus der Dissertation von Payne im Jahre 1986: "The mass suppression of emotion throughout the civilized world has stifled our growth emotionally. "(Payne, W.L., 1986) In seiner Dissertation betont Payne nochmals die Wichtigkeit einer theoretischen und philosophischen Auseinandersetzung mit dem Problem der emotionalen Entwicklung im Individuum. (s. Mayer, J. D., Salovey, P., & Caruso, D., 2000, S.396). Bevor ich jedoch genauer auf die Emotionale Intelligenz(EI) eingehe, werde ich mich noch etwas mit der Bedeutung der hypothetischen Konstrukte für die empirische Forschung und deren Aussagewert befassen. [...]
Gliederung
Vorwort
1. Einleitung
2. Begrifflich-hypothetische Konstrukte und deren potentieller Aussagewert
3. Zwei Definitionen von Emotionen
4. Drei Definitionen von Emotionalen Intelligenz
4.1 Definition nach Mayer und Salovey
4.2 Definition nach Bar-On
4.3 Definition nach Goleman
5. Neurologische Aspekte
6. Empathie und Emotionale Intelligenz
7. Testverfahren zur Evaluation von Emotionaler Intelligenz
7.1 Mayer-Salovey-Caruso Test Version 2.0
7.2 Stichprobendaten
7.4 Auswertungsmethode des MSCEITV2.0
7.5 Zur Reliabilität des MSCEIT
8. Bedeutung der Emotionalen Intelligenz und Kritik
9. Schlusswort
10. Literaturverzeichnis
Internetquellen
Vorwort
In dieser Hausarbeit lege ich besonderen Wert auf eine möglichst allgemeine Betrachtung des Begriffes der Emotionalen Intelligenz, da dieser ohnehin schwer empirisch zu verifizieren ist. Ich lege mich auf zwei Schwerpunkte fest. Dabei geht es mir einerseits um eine weit reichende Definition des Konstruktes, sowie die Evaluation durch Testverfahren. Ich werde außerdem kurz auf einige neurologische Aspekte der Emotionsforschung eingehen. Zu Anfang beschäftige ich mich mit der wissenschaftlichen Bedeutung der hypothetischen Konstrukte und deren Aussagewert. Danach ist es mir wichtig den Themenbereich zu definieren. Dazu werde ich 2 verschiedene Definitionen von Emotionen vorstellen (Schmidt-Atzert und Meyer/Schützwohl/Reisenzein) und danach 3 Definitionen der Emotionalen Intelligenz.
(Goleman, Mayer & Salovey und Bar-on).In den weiteren Abschnitten gehe ich kurz auf die neurologischen Grundlagen der Emotionen ein, sowie auf die Bedeutung der Empathie(als ein Teilbereich der Emotionalen Intelligenz) für die Psychotherapie. Im Anschluss werde ich mich mit der Evaluation von Emotionaler Intelligenz befassen und mich dabei auf den Mayer-Salovey-Caruso Test(MSCEITV2.0) beziehen. Dieser Abschnitt wird den größten Teil dieser Hausarbeit einnehmen. Zum Schluss werde ich mich noch etwas mit der Bedeutung und Kritik am Emotionalen Intelligenzbegriff auseinandersetzen.
1. Einleitung
"Ebenso kann ein jeder leicht in Zorn geraten...
Das Wem, Wie viel, Wann, Wozu und Wie zu bestimmen, ist aber nicht jedermanns Sache und ist nicht leicht... gegen die rechte Person, im rechten Maße, zur rechten Zeit und auf rechte Weise zornig zu sein."
Aristoteles, Nikomachische Ethik
Schon Aristoteles beschäftigte sich mit der "Intelligenz von Emotionen". In der Nikomachischen Ethik, seiner Untersuchung über Tugend, Charakter und ein Leben in Güte erhebt er die Forderung unser Gefühlsleben auf intelligente Art -und Weise zu steuern und prägte damit schon die Ansichten respektive Ausprägungen der heutigen modernen Ansichtsweise von Emotionaler Intelligenz(vgl. Goleman, D., 1995, S. 15).
Die ersten empirischen Studien1 über Emotionale Intelligenz gehen zurück bis in die 90er Jahre, wobei erwähnt werden muss, dass dieser Begriff bereits mehrere Jahre vorher von Piaget und Payne(1986) verwendet wurde.
Hierzu ein Zitat aus der Dissertation von Payne im Jahre 1986:
"The mass suppression of emotion throughout the civilized world has stifled our growth emotionally. "(Payne, W.L., 1986)
In seiner Dissertation betont Payne nochmals die Wichtigkeit einer theoretischen und philosophischen Auseinandersetzung mit dem Problem der emotionalen Entwicklung im Individuum.
(s. Mayer, J. D., Salovey, P., & Caruso, D., 2000, S.396).
Bevor ich jedoch genauer auf die Emotionale Intelligenz(EI) eingehe, werde ich mich noch etwas mit der Bedeutung der hypothetischen Konstrukte für die empirische Forschung und deren Aussagewert befassen.
2. Begrifflich-hypothetische Konstrukte und deren potentieller Aussagewert
Prozesse, die im Mikrokosmos stattfinden sind nicht direkt beobachtbar. Es können nur die Wirkungen dieser Prozesse beobachtet werden. Und dann wird versucht, dass zugrunde liegende Phänomen zu erschließen( in der Statistik wird dieser Vorgang als die Abbildung einer latenten Variable auf eine manifeste Variable bezeichnet). Die künstlich hergestellte Verbindung zwischen Begriffen und objektiven Tatsachen, d.h die möglichst genaue Abbildung der Objektivität, ist eine wesentliche Vorgehensweise der modernen westlichen Wissenschaften2. Es werden Symbole oder besser "Landkarten" geschaffen, die ein möglichst treues Bild der Wirklichkeit geben sollen aber dennoch nicht die Wirklichkeit selbst sind. Aus den gewonnenen Erkenntnissen leitet man eine Hypothese ab, ein entweder aus theoretischem oder Faktenaussagen abgeleiteter Schluss, der die Beziehungen zwischen beobachtbaren oder nicht beobachtbaren Größen beschreiben soll. Man kann sich jedoch nie 100 % sicher sein inwiefern das Beschriebene mit dem "wahren" übereinstimmt. Dies ist wichtig zu erkennen, da man sonst fundamentale Fehler bei der Forschung begeht. Grundsätzlich gilt, dass die Brauchbarkeit wissenschaftlicher Theorien von der Klarheit und Exaktheit ihrer Sprache abhängt.
3. Zwei Definitionen von Emotionen
Die Ansichten der Wissenschaften darüber wie Emotionen zu definieren sind gehen größtenteils sehr weit auseinander. Da ich im Rahmen eine Hausarbeit unmöglich jede Definition berücksichtigen kann, werde ich mich im Folgenden auf 2 Definitionen beschränken:
Definition 1:
"Eine Emotion ist ein qualitativ näher beschreibbarer Zustand, der mit
Veränderungen auf einer oder mehreren der folgenden Ebenen einhergeht: Gefühl, körperlicher Zustand und Ausdruck." (Schmidt-Atzert 1996, S.21)
Definition 2:
1. "1. Emotionen sind Vorkommnisse von zum Beispiel Freude, Traurigkeit,
Ärger, Angst, Mitleid, Enttäuschung, Erleichterung, Stolz, Scham, Schuld, Neid sowie von weiteren Arten von Zuständen, die den genannten genügend ähnlich sind.
2. Diese Phänomene haben folgende Merkmale gemeinsam:
(a) Sie sind aktuelle Zustände von Personen;
(b) Sie unterscheiden sich nach Art oder Qualität und Intensität [...];
(c) Sie sind in der Regel objektgerichtet [...];
(d) Personen, die sich in einem der genannten Zustände befinden, haben normalerweise ein charakteristisches Erleben (Erlebensaspekte von Emotionen), und häufig treten auch bestimmte physiologische Veränderungen (physiologischer Aspekt von Emotionen) und Verhaltensweisen (Verhaltensaspekt von Emotionen) auf." (Meyer/Schützwohl/Reisenzein 1993, S.23f.)
4. Drei Definitionen von Emotionalen Intelligenz
Im Folgenden möchte ich mich bei einer Annäherung an das Konstrukt der EI auf 3 mehr oder weniger konkurrierende Definitionen beziehen. Es ist hier wichtig klarzustellen, dass keiner dieser Ansätze eine universelle Verwendung in der Wissenschaft zukommt. Eine Definition von Intelligenz lasse ich aus, um den Rahmen dieser Hausarbeit nicht zu sprengen. Ich verweise hierzu auf die Intelligenztheorien von Robert Sternberg und Howard Gardner.
4.1 Definition nach Mayer und Salovey
Nach Mayer und Salovey (1997) ist Emotionale Intelligenz wie folgt definiert:
"Emotional intelligence is the set of abilities that account for how people's emotional perception and understanding vary in their accuracy More formally, we define emotional intelligence as the ability to perceive and express emotion, assimilate emotion in thought, understand and reason with emotion and regulate emotion in the self and others"
(Mayer & Salovey, 1997)
Emotionale Intelligenz beinhaltet also die Fähigkeiten der:
1. Wahrnehmung und des Ausdrucks von Emotionen:
Emotionen bei sich selbst und anderen erkennen.
2. Assimilation von Emotionen:
Emotionen produktiv nutzen und in die Urteilsfindung eingliedern.
3. Analyse und Verständnis von Emotionen:
Eigene Emotionen erkennen und auf sich selbst und andere anwenden.
4. Selbstreflektiven Regulation von Emotionen:
Fähigkeit für Gefühle offen zu sein und diese zu regulieren, um ein emotionales und intellektuelles Wachstum zu fördern.
(vgl. Mayer & Salovey, 1997, S. 11)
4.2 Definition nach Bar-On
Nach Bar-On(1997) ist Emotionale Intelligenz wie folgt definiert:
"Emotional Intelligence is...an array of noncognitive capabilities, competencies, and skills that influence one's ability to succeed in coping with environmental demands and pressures" (Bar-On, 1997, S. 14)
Er differenziert folgende Hauptkomponenten:
Intrapersonale Fähigkeiten: Emotionales Selbstbewusstsein (self-awareness) Selbstbehauptung (assertiveness)
Selbstregulation (self-regard)
Selbstverwirklichung (self-actualization) Unabhängigkeit (independence)
Interpersonale Fähigkeiten: Zwischenmenschliche Beziehungen Soziale Verantwortlichkeit(social responsibility)
Empathie
Anpassungsfähigkeiten: Problemlösung Realitätserkenntnis
Flexibilität
Stress-Management: Stress-Toleranz
Impulskontrolle
Allgemeine Stimmung: Heiterkeit, Fröhlichkeit
Optimismus
(vgl. Mayer, D.J., Salovey, P. & Caruso D. (2000), S.401)
4.3 Definition nach Goleman
Goleman definiert Emotionale Intelligenz folgendermaßen:
"The abilities called here emotional intelligence, which include self-control, zeal and persistence, and the ability to motivate oneself."
(Goleman, 1995a, S.28)
Goleman unterscheidet 5 Hauptkomponenten:
Emotionen erkennen: Eine Emotionen wahrnehmen und erkennen im Sinne einer Achtsamkeit im Bezug auf die Gefühlswelt3
Emotionen handhaben: Emotionen lindern
Nicht von Gefühlen überwältigt werden
Selbstmotivation: Emotionen für eigene Ziele nutzen
Empathie: Einfühlungsvermögen in die Sichtweisen und Emotionen anderer Menschen und deren Berücksichtigung für die zwischenmenschliche Interaktion
Beziehungen handhaben: Fähigkeit mit den Emotionen anderer umzugehen "Sanfte4" zwischenmenschliche Interaktion.
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- Arbeit zitieren
- David Hofmann (Autor:in), 2006, Emotionale Intelligenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64441
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