Im Vordergrund eines jeden Unternehmens 1 steht sein wirtschaftliches Wachstum. Das Unternehmenswachstum bezieht sich sowohl auf die physische Expansion des Unternehmens, als auch auf das Wachstum an finanziellen Mitteln. Um im nationalen und internationalen Wettbewerb in Zeiten der Globalisierung bestehen zu können, spielt die Optimierung von Kosten, Zeit und Qualität eine entscheidende Rolle, zumal wenn es sich bei dem Unternehmen um einen so genannten „Global Player“ handelt. Da aber durch Rationalisierung in den meisten Bereichen der Produktion, der Maschinen, des Lagerwesens und des Vertriebs kaum noch weitere Leistungssteigerungen bzw. Kostensenkungen zu erzielen sind, rückt der Mensch als „produktives Potenzial - Human Ressource“ immer mehr in den Vordergrund. Durch steigenden Konkurrenz- und Leistungsdruck, ist es daher notwendig neue Wege einzuschlagen, um seitens des Unternehmens, Nutzen aus diesem Potenzial zu ziehen, oder in anderen Worten, seine Mitarbeiter zu motivieren, um unausgeschöpfte Reserven zu mobilisieren. Durch den Einsatz von Wellness, als Motivationsmaßnahme im Unternehmen, ergeben sich zwei neue Ansätze der Mitarbeitermotivation. Zur Steigerung der Unternehmensleistung durch Kombination aus gesundheitserhaltenden und gesundheitsvorbeugenden (präventiven) Maßnahmen - als strategisch und nachhaltig wirksame Investition in das Humankapital. Da ein Unternehmen letztlich immer das Resultat menschlicher Ideen, Ziele, Bedürfnisse und Verhaltensweisen ist und deren Mitarbeiter Schöpfer und Träger dieses Unternehmens sind. [...]
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemstellung und Zielsetzung
1.2. Gang der Untersuchung
2. Theoretische Grundlagen
2.1. Begriffserläuterungen
2.1.1. Entstehung des Wellnesskonzeptes
2.1.2. Definitionsansätze von Wellness
2.1.3. Aspekte von Wellness
2.2. Abgrenzungsversuch des Wellnesskonzepts zur Gesundheitsförderung
3. Einsatz von Wellness in amerikanischen Unternehmen
3.1. Wellness in amerikanischen Unternehmen
3.2. Problematik der Übertragbarkeit auf deutsche Unternehmen
4. Ansätze von Wellness in deutschen Unternehmen
4.1. Gesundheitserhaltende Ansatz
4.1.1. Arbeitsorganisation
4.1.2. Stressmanagement
4.1.3. Suchtprävention
4.2. Gesundheitsfördernder Ansatz
4.2.1. Betriebssport
4.2.2. Ernährungsmanagement
4.2.3. Work-Life-Balance
5. Nutzen von Wellness im Unternehmen
5.1. Nutzen aus Mitarbeitersicht
5.1.1. Bewältigung der steigenden Arbeitsanforderungen
5.1.2. Verbesserung von Wohlbefinden und Gesundheit
5.1.3. Erhöhung der Motivation
5.2. Nutzen aus Unternehmenssicht
5.2.1. Emotionale Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen
5.2.1.1. Senkung der Fehlzeiten
5.2.1.2. Verringerung der Fluktuationsrate
5.2.2. Imageverbesserung
5.2.3. Produktivitätssteigerung
5.3. Nutzen aus volkswirtschaftlicher Sicht
6. Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Illness/Wellness Continuum von Travis
Abb. 2: „Wellness-Index“ von Travis
Abb. 3: Wellness-Modell von Hettler
Abb. 4: Erweitertes Modell der Wellness-Elemente
Abb. 5: Didaktische Elemente eines Outdoor-Trainingsprogramms
Abb. 6: Sozial-kognitives Prozessmodell gesundheitsbewussten Ernährungsverhaltens
Abb. 7: Maslowsche Bedürfnispyramide
Abb. 8: Krankheitskosten
Abb. 9: Kosten-/Nutzen-Rechnung betrieblicher Gesundheitsförderung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
„In der ersten Hälfte unseres Lebens opfern wir unsere Gesundheit, um Geld zu erwerben, in der zweiten Hälfte opfern wir unser Geld, um die Gesundheit wiederzuerlangen“ (Voltaire, französischer Philosoph, 1694-1778)
1.1. Problemstellung und Zielsetzung
Im Vordergrund eines jeden Unternehmens1 steht sein wirtschaftliches Wachstum. Das Unternehmenswachstum bezieht sich sowohl auf die physische Expansion des Unternehmens, als auch auf das Wachstum an finanziellen Mitteln. Um im nationalen und internationalen Wettbewerb in Zeiten der Globalisierung bestehen zu können, spielt die Optimierung von Kosten, Zeit und Qualität eine entscheidende Rolle, zumal wenn es sich bei dem Unternehmen um einen so genannten „Global Player“ handelt. Da aber durch Rationalisierung in den meisten Bereichen der Produktion, der Maschinen, des Lagerwesens und des Vertriebs kaum noch weitere Leistungssteigerungen bzw. Kostensenkungen zu erzielen sind, rückt der Mensch als „produktives Potenzial - Human Ressource“ immer mehr in den Vordergrund. Durch steigenden Konkurrenz- und Leistungsdruck, ist es daher notwendig neue Wege einzuschlagen, um seitens des Unternehmens, Nutzen aus diesem Potenzial zu ziehen, oder in anderen Worten, seine Mitarbeiter zu motivieren, um unausgeschöpfte Reserven zu mobilisieren. Durch den Einsatz von Wellness, als Motivationsmaßnahme im Unternehmen, ergeben sich zwei neue Ansätze der Mitarbeitermotivation. Zur Steigerung der Unternehmensleistung durch Kombination aus gesundheitserhaltenden und gesundheitsvorbeugenden (präventiven) Maßnahmen - als strategisch und nachhaltig wirksame Investition in das Humankapital. Da ein Unternehmen letztlich immer das Resultat menschlicher Ideen, Ziele, Bedürfnisse und Verhaltensweisen ist und deren Mitarbeiter Schöpfer und Träger dieses Unternehmens sind. Was den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schadet, schadet deshalb auch dem Unternehmen - und vice versa. Ein Unternehmen ist deshalb nur dann voll leistungsfähig, wenn auch seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sich guter Gesundheit erfreunen und sich wohl fühlen. In diesem Fall spricht man auch von einem „gesunden Unternehmen“ welches nicht selten einen „Top Platz“ in der Weltwirtschaft einnimmt.
Wagt man einen Blick über den großen Teich, so wird man feststellen, dass US- amerikanische Unternehmen diese Strategie, die sowohl positive betriebswirtschaftliche als auch volkswirtschaftliche Erfolgsbeiträge erzeugt, bereits seit Anfang der 70er Jahre erfolgreich anwenden. Aber auch avantgardistische deutsche Unternehmen wie z.B. der Technologiekonzern Infineon Technologies, der Automobilhersteller BMW, oder das Telekommunikationsunternehmen O2 haben bereits den Nutzen von „Wellness“ im Unternehmen erkannt, um ihre Mitarbeiter zu höheren Leistungen zu motivieren.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, herauszufinden, ob die Adaption der neuen Ansätze der Gesundheitserhaltung und Gesundheitsförderung, vereint von „Wellness“ im Unternehmen, Mitarbeiter zu höheren Leistungen motiviert und welchen zusätzlichen Nutzen die nachhaltige Pflege des Humankapitals auf das Unternehmen hat.
1.2. Gang der Untersuchung
In einer schrittweisen Annäherung an das Thema werden im zweiten Kapitel Theoretische Grundlagen dargestellt. Dabei wird zunächst auf den zentralen Begriff Wellness eingegangen, aus dem die beiden Ansätze zur Gesundheitserhaltung und Gesundheitsförderung abgeleitet werden. Im Anschluss wird eine Abgrenzung des Wellnesskonzeptes zu der Gesundheitsförderung vorgenommen.
Das Kapitel 3 beinhaltet eine Vorstellung der Anwendung von Wellness in US- amerikanischen Unternehmen. Das dritte Kapitel schließt mit der Problematik der Übertragbarkeit von Wellnesskonzepten aus den USA auf deutsche Unternehmen. Das in zwei Unterpunkte gegliederte Kapitel 4 behandelt speziell die zwei neuen Ansätze zur Mitarbeiter Motivation. So wird im ersten Teil näher auf die Instrumente des gesundheitserhaltenden Ansatzes eingegangen, wobei der zweite Teil über Maßnahmen des gesundheitsfördernden Ansatzes informiert. Anschließend folgt eine Diskussion über den Nutzen von Wellness im Unternehmen. Aufgeteilt wird das fünfte Kapitel in drei Teile. Erstere erläutert den Einfluss von Wellness auf die Mitarbeitermotivation, wobei im zweiten Teil auf die Produktivitätssteigerung durch höhere Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter aus betriebswirtschaftlicher Sicht eingegangen wird. Um eine ganzheitliche Vorstellung über den Nutzen von Wellness im Unternehmen zu erlangen, wird der Autor im dritten Teil, kurz auf die daraus resultierenden Vorteile aus volkswirtschaftlicher Sicht eingehen.
Die vorliegende Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und dem Ausblick. In diesem Zusammenhang werden die Ergebnisse der Arbeit erfasst und mögliche Entwicklungstendenzen von Wellness, sowohl aus Unternehmenssicht als auch aus allgemeingültiger Sicht, aufgezeigt.
2. Theoretische Grundlagen
2.1. Begriffserläuterungen
In diesem Teilabschnitt wird zunächst die Verwendung des zentralen Begriffes „Wellness“ geklärt. Die Abgrenzung zwischen „Wellness“ und „Gesundheitsförderung“ erscheint dabei sinnvoll, da Wellness den Handlungsrahmen für Teilsysteme wie Gesundheit darstellt.
2.1.1. Entstehung des Wellnesskonzeptes
Der Begriff „Wellness“2 ist hingegen allen Erwartungen kein junges Modewort, sondern tauchte erstmals im Jahre 1654 in einer Monografie von Sir A. Johnson damals als „…Wealnesse“3 auf. Übersetzt wird der Begriff ebenfalls im Oxford English Dictionary mit „…gute Gesundheit…“.
Beschrieben wird damit ein ganzheitliches Gesundheitskonzept, welches seit den 50er Jahren in den USA als Oberbegriff für eine neuartige Gesundheitsbewegung verwendet wird. Der amerikanische Sozialmediziner Halbert L. Dunn griff 1959 das Wort „Wellness“ erneut auf. In seinem Buch „High Level Wellness“4 wendet sich Dunn mit seinen Überlegungen zum Wellnesskonzept direkt an die Bevölkerung. Nach Hertel versuchte er damit bei jeder einzelnen Person das „Bewusstsein für die chancenreiche Bandbreite der persönlichen Gestaltungs- und Entwicklungsspielräume“ zu wecken. Die Bevölkerung sollte also nicht länger in dem Glauben gelassen werden, dass ihre Gesundheit von höheren Mächten oder der Medizin abhängig ist5. „High Level Wellness“ vermittelt also einen eigenverantwortlichen, aktiven Lebensstil, der dem Einzelnen größtmögliche Ausschöpfung seiner individuellen Potenziale unter Berücksichtigung der individuellen Umweltgegebenheiten erlauben soll. Somit erhält Gesundheit nach Dunn einen greifbaren Charakter und wird stärker mit Lebenslust, Lebenszufriedenheit und Lebensqualität in Verbindung gebracht6. Eine Förderung der Gesundheit in diesem Wellnesskonzept ist dabei gleichermaßen für gesunde als auch für kranke Menschen möglich.
In den folgenden Jahren wurden eine Vielzahl von weiteren Definitionen zu Dunn ´ s Überlegungen entwickelt. Diese waren der Anstoß und die Basis für die Entstehung der Wellnessbewegung in den 70er Jahren, die sich bis dahin jedoch vorerst ausschließlich auf den amerikanischen Raum bezog.
2.1.2. Definitionsansätze von Wellness
Wellness zu definieren, wird dadurch erschwert, dass sich bis heute auf keine einheitliche Definition geeinigt werden konnte. Aufgrund der Fülle an Definitionen, die sich in der Literatur finden lassen, wird im Folgenden nur auf die wichtigsten Modelle und Ansätze eingegangen.
Da der Ursprung des Wellnesskonzeptes im angelsächsischen Raum liegt, basiert dementsprechend ein Großteil des folgenden Abschnittes auf den Erkenntnissen der US-amerikanischen Literatur.
Erstmals definierte Travis 1972 ein mehrdimensionales Modell, das sog. „Illness/Wellness-Continuum“ in welchem er das klassische Behandlungsmodell (kurative Medizin) mit dem Wellnessansatz (präventive Medizin) verbindet. Das Continuum stellt eine Verbindung zweier Pole, dem „Pre-Mature-Death“ und dem „High Level Wellness“ da, wobei sich der individuelle Gesundheitszustand einer Person auf diesem Continuum zwischen diesen beiden Polen liegt. Im Mittelpunkt der beiden Pole befindet sich ein neutraler Punkt, an dem weder Anzeichen von Krankheit noch besondere oder „gute“ Gesundheit erkennbar ist7. Das Besondere an diesem Continuum ist, dass der gesundheitliche Zustand eines Menschen als flexibler Punkt zu betrachten ist, der sich zwischen diesen beiden Polen frei hin und her bewegt. Travis will dadurch ermutigen den Wellnessansatz und die damit verbundene Verantwortung und Einstellung wahrzunehmen und zu akzeptieren, um dabei aktiv den eigenen Gesundheitszustand verbessern zu können8.
Gesundheit scheint aus Travis Sicht heraus von jeder Person jederzeit steigerbar:
Abb. 1: Illness/Wellness Continuum von Travis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Travis, J. W. (2001): Simply well: Choices for a healthy live
Um den individuellen Gesundheitszustand einer Person ermitteln zu können, entwarf Travis zudem einen Fragenkatalog. Dieser sog. „Wellness-Index“ beinhaltet folgende 12 Bereiche:
Abb. 2. „Wellness-Index“ von Travis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Hertel, L. (2003): Der große Wellness-Guide
Kritisiert wurde vor allem die Eindimensionalität des „Illness/Wellness- Kontinuums“, da aufgrund dieser, mit der Annäherung an „High Level Wellness“, automatisch die Abnahme von Krankheitssymptomen verbunden ist, was nicht der Realität entspricht9. Haug forderte deshalb ein Modell, in dem auch systemische Zusammenhänge berücksichtigt werden. Das bedeutet, dass z.B. ein körperlich behinderter Mensch auf der psychosozialen Ebene so hohe Werte haben kann, dass sein Gesundheitszustand insgesamt höher bewertet werden kann, als der einer physisch gesunden Person, die im Gegensatz dazu soziale Defizite aufweist10. Er will damit ausdrücken, dass zur Ganzheitlichkeit eines Menschen alle möglichen Dimensionen, vor allem aber auch verschiedene Grade von Krankheit gehören.
Im Jahre 1977 definierte Ardell den Begriff Wellness als den Gesundheitszustand, bei dem sich Körper, Geist und Seele in Harmonie befinden11. Diese Begriffsdefinition von Wellness gilt bis heute als populärste und hat sich deshalb auch in den letzen Jahren als die am meisten verwendete durchgesetzt. Das Wellness-Modell von Dr. Hettler entstand 1975 an der Universität von Wisconsin/Stevens Point, an der er bis heute lehrt und praktiziert. Zudem ist er Vorstandsmitglied des amerikanischen Wellness-Verbandes, Präsident des amerikanischen Wellness-Institutes und Wegbereiter für die Etablierung einer akademischen Wellness-Ausbildung in den USA. In seinem Wellness-Modell beschreibt er 6 Dimensionen, welche durch bewusstes Verhalten in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden sollen12. Diese betreffen folgende sechs Aspekte des menschlichen Lebens:
Abb. 3: Wellness-Modell von Hettler
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: in Anlehnung an Hertel, L. (2003): Der große Wellness-Guide. Vehling Verlag. Düsseldorf
Statt Höchstleistung in einem der oben genannten Bereichen zu erbringen, empfiehlt er maßvolles Gleichgewicht in allen Bereichen. Wer z.B. sehr viel für seine geistige Fitness tut und seinen Beruf mit sehr viel Freude ausübt, gleichzeitig jedoch kaum sozialen Kontakt zur Außenwelt pflegt und körperlich ebenfalls stark abbaut, befindet sich in ungünstiger Schieflage und wird folglich keinen Stand von High Wellness erreichen.
Bereits in der Antike war bekannt, dass zum Wohlbefinden, ein ausgewogenes Verhältnis von Körper und Geist erforderlich ist.
„ Mens sana in corpore sano “ In Europa lassen sich eine Reihe Synonyme, angepasst an die jeweilige Landessprache, für den aus dem angelsächsischen Raum stammenden Begriff Wellness finden. So wird in Deutschland „Medical Wellness“, in Großbritannien und Skandinavien auch „wellbeing“ sowie „spa“ gebraucht. In Spanien „balnearios“, in Belgien, Schweiz und in Frankreich „bien être“ sowie „régeneration“ verwendet13.
Erste europäische Definitionsansätze für den Begriff Wellness werden z. B. als „ein ganzheitlicher Denkansatz einer Lebensstiltherapie (…) mit alltagstauglichen Steuerungsmechanismen für die sich gegenseitig beeinflussenden Daseinsebenen“14 beschrieben. In seinem Buch beschreibt Reppel, genaue Hinweise, wie beispielsweise die Entfaltung der Persönlichkeit, die er als tragendes Element von Wellness versteht. Weiterhin definiert er Wellness allgemein als „Kunst des glücklichen Lebens“15.
Der erste deutsche Wellness-Ansatz wurde 1991 von Haug, in starker Anlehnung zum praxisnahen Ansatz des Wellness-Modells von Ardell, aufgeworfen. Er beschreibt Wellness als eine „…neue praxisorientierte und pragmatische Auffassung von Gesundheit“16. Auch Müller/Lanz bauen in ihrem Entwurf zum Begriff einen sehr nahen Bezug zu Ardell auf. Sie beschreiben Wellness mit „…ein Gesundheitszustand der Harmonie von Körper, Geist und Seele“17. Hier anzumerken ist, die Abänderung der 5 Dimensionen des Wellness-Modells von Ardell durch die Verwendung anderer Begrifflichkeiten und die Erweiterung des Modells um eine zusätzliche Komponente, „geistige Aktivität“, welche bereits als mentale Wellness erwähnt wurde. Anstelle einer bewussten Ernährung, tritt die „ausgewogene Ernährung“, da die Autoren der Meinung sind, dass eine ernährungsbewusste Haltung nicht zwingend auch eine gesunde ist. Darüber hinaus verwenden sie den Begriff „Entspannung“, anstatt des von Ardells ursprünglich verwendeten Begriffes des Stressmanagement und die „Umweltsensibilität“ wird ersetzt durch das Umweltbewusstsein. Die Eigenverantwortung steht wie bei Ardells erstem Wellness-Modell im Zentrum des Konzeptentwurfs, wobei herausgestellt wird, dass Wellness immer eine subjektive Mischung aus verschiedenen Dimensionen ist18 und sich daher nur schwer objektiv darstellen lässt.
Ebenfalls auf der Basis der Selbstverantwortung entwickelt Nahrstedt ein „…erweitertes Modell der Wellness-Elemente“19. Dabei ergänzt er das westliche Wellness-Modell durch Gesundheitsverständnisse und Methoden der östlichen Kulturen und fügt die traditionelle chinesische Medizin (TCM), oder auch Yoga20 hinzu. Die bereits bestehenden Dimensionen werden um die Faktoren „Meditation“, „Soul“ sowie „Körperpflege“ und „Beauty“ ergänzt, die damit auch dem aktuellen Zeitgeist entsprechen. Diese Elemente stehen in seinem Modell in einem übergreifenden Netz von Gesellschaft, Umwelt, Körper und Seele-Geist. In diesem Zusammenhang wird neben der persönlichen Verantwortung zur Erreichen eines High Level Wellness, dies auch als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachtet. Im Kern des Modells steht die Selbstverantwortung, wobei der äußere Rahmen durch die sozialen Beziehungen im Gegensatz zu der erwähnten Umweltsensibilität (Müller/Lanz) gesetzt wird. Somit umfasst das „erweiterte Modell der Wellness-Elemente“ von Nahrstedt:
Abb. 4: Erweitertes Modell der Wellness-Elemente
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Nahrstedt Narstedt, W. (Hrsg.) (2001): Freizeit und Wellness. Gesundheitstourismus in Europa, S. 60
Der Deutsche Wellness-Verband, der seit 1990 in Deutschland tätig ist, definiert in seiner Satzung, „…dass Wellness als „genussvoll gesund leben“21. Ziel des als „Non-Profit-Organisation“ bezeichneten Verbandes ist, die bereits vorgestellten amerikanischen Autoren und deren Theorien auch in Deutschland „…zum Durchbruch zu verhelfen“22. Zweck des Verbandes wird folgenderweise dargestellt:
Der Deutsche Wellness Verband ist bestrebt, ganzheitliche Gesundheit und Wohlbefinden der Bevölkerung zu erhalten und zu verbessern. Wellness bezeichnet ein Konzept der Gesundheitsförderung, das die Bekämpfung von körperlichen, geistigen und seelischen Gesundheitsrisiken sowie die Förderung von Verhältnissen und Verhaltensweisen, mit positivem Einfluss auf die Gesundheit zum Ziel hat.23
(Deutscher Wellness Verband) Zu den Aufgaben und Zielen des Verbandes zählen fachlich fundierte Beratung und Empfehlung, sowie Maßnahmen zur Sicherung und Verbesserung der körperlichen, geistigen und seelischen Gesundheit der Bevölkerung. Dadurch soll mehr als es bisher möglich war, Grundlagen für ganzheitliches Wohlbefinden und Lebensqualität erhalten und erweitert werden.
Hier anzumerken ist die Ähnlichkeit des Wellnesskonzeptes mit dem Salutogenese-Modell von dem amerikanisch-israelischen Medizinsoziologen Aaron Antonovsky. Vom ihm stammt der Begriff der Salutogenese in Abgrenzung zur Pathogenese. Wobei unter Salutogenese, die Ursachen von guter Gesundheit und unter Pathogonese, die Ursachen von Krankheit verstanden werden24. Nach den Vorstellungen von Antonovsky ist die Gesundheit kein normaler, passiver Gleichgewichtszustand, sondern ein labiles, aktives und sich dynamisch regulierendes Geschehen, ähnlich zum Wellness/Illness- Kontunuum von Ardell. Der Gesundheits- und Krankheitszustand eines Menschen wird nach Antonovsky individuell von seiner inneren Einstellung zu sich selbst und zu seiner Umwelt geprägt. Wer also sein Leben als sinnvoll und in Beziehungen eingebettet erfährt, ist unter verschiedenen Lebensbedingungen weniger als andere von Krankheiten bedroht und ist gegenüber Stress- und Risikofaktoren besonders widerstandsfähig25. Diese individuelle Lebensfähigkeit nennt er Kohärenzgefühl, was Zusammenhang, Stimmigkeit und Selbstvertrauen bedeutet26.
Zusammenfassend ist hier festzuhalten, dass sich die weitere Arbeit an der Definition des Wellness/Illness- Continuum von Travis orientiert, um eine ganzheitliches Wohlbefinden im Menschen hervorzurufen. Der Autor teilt an dieser Stelle das Continuum in zwei Hälfen auf, wobei am neutralen Punkt, der Schnitt angesetzt wird. Somit scheidet sich Wellness in zwei Hälften. Daraus resultieren die neuen Ansätze der Mitarbeitermotivation, der gesundheitserhaltende Ansatz und der gesundheitsfördernde Ansatz. Des ist zu beachten, das sich das sich das Wellnesskonzept von Travis, nur bedingt auf die Arbeitswelt übertragen lässt, da eine Reihe an Aspekten über den betrieblichen Einfluss hinaus gehen. Daher orientiert sich der Autor, vor allem an den Punken 4-9 (angemessene Bewegung, Zulassen und Ausdrücken von Gefühlen, gesundes Essen, geistige Aktivität, Freude am Arbeiten und miteinander reden und im Austausch sein) des Wellness- Indexes von Travis.
2.1.3. Aspekte von Wellness
Wellness basiert im Wesentlichen auf drei Aspekten, dem physiologischen-, dem mentalen- und dem Verhaltensaspek,t aus welchen sich letztendlich auch die Instrumente von Wellness ableiten lassen. In der Gesundheitspsychologie wird Wellness als dauerhafter Zustand verstanden, der auf das Zusammentreffen verschiedener Prozesse zurückgeführt ist.
Im physiologischen Bereich ist Wellness als das Gleichgewicht zwischen körperlichen Prozessen und aus der Übertretung bereits vorhandener Grenzen des Anpassungssystems zu verstehen27. Dieses Ergebnis wird z.B. durch ein absolviertes körperliches Training erreicht, welches inzwischen zu einer Stärkung des Immunsystems geführt hat. Dies bedeutet, dass Wellness als Regenerationsfähigkeit und als Homöostase28 angesehen werden kann. Als Instrumente des physiologischen Aspekts, können in der Praxis z.B. allerlei körperliche Betätigung und eine ausgewogen Ernährung bezeichnet werden.
Als psychologischer oder mentaler Ansatz von Wellness wird hauptsächlich die Selbstverwirklichung verstanden. Die für diesen Bereich wichtigen Modelle wurden in der humanistischen Motivationspsychologie unter anderem von Maslow angelegt, auf welche der Autor im fünften Kapitel genauer eingehen wird. Demnach ist Wellness, verstanden als Entfaltung von Wachstumspotenziale bis hin zu einer Lebenszufriedenheit, für alle Menschen möglich, wenn sie vor diesem Hintergrund beleuchtet wird29. Um diese Entwicklungspotenziale freizusetzen, arbeitet man in der Praxis häufig mit Wellness-Instrumenten, wie z.B. Yoga und Massagen30, Meditation, Stressmanagement, aber auch mit dem Einsatz eines erweiterten Aufgabenfeld oder Selbstverantwortung.
Auf der Ebene der Verhaltensaspekte ist Wellness definiert „…als das Maß an physischen und psychischen Wohlbefinden, das in einem bestimmten Alter und in einer definierten sozialen Rolle optimales Handeln ermöglicht“.31 Somit ist darunter die Kompetenz des Einzelnen zu betrachten, bei der eine effektive Interaktion mit der unmittelbaren Umgebung stattfindet.
Ein harmonisches Zusammenspiel dieser drei Bereiche kann, unter der Vorraussetzung günstiger Umstände, zum Erreichen eines Zustandes von Wohlbefinden führen, der wiederum mit Wellness gleichgesetzt werden und zu guter Gesundheit eines Menschen führen kann.
2.2. Abgrenzungsversuch des Wellnesskonzepts zur Gesundheitsförderung
Grundlegende Übereinstimmung des Konzeptes der Gesundheitsförderung mit dem Wellnesskonzeptes lassen sich in der Ottawa Charta for Health Promotion formulierten Definition finden. In dieser wird Gesundheitsförderung wie folgt definiert:
„ Gesundheitsförderung zielt auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Ma ß an Selbstbestimmungüber ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen, ab. Um ein umfassendes körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden zu erlangen, ist es notwendig, dass sowohl einzelne, als auch Gruppen ihre Bedürfnisse befriedigen, ihre Wünsche und Hoffnungen wahrnehmen und verwirklichen sowie ihre Umwelt meistern, beziehungsweise verändern können. “
(WHO, Ottawa Charta for Health Promotion 1986) Dies bedeutet eine Abkehr von dem Verständnis, Gesundheit lediglich als Abwesenheit von Krankheit zu betrachten32. Somit ähnelt das heutige Konzept der Gesundheitsförderung dem Wellnesskonzept in vielerlei Hinsicht, was sich auch über den eindeutigen Bezug der Formulierung zum Definitionsansatz von Ardell erkennen lässt. Folglich kann der Betrachtung der Modelle und Konzepte von Ardell und Travis grundsätzlich eine Erweiterung des ganzheitlichen Gesundheitsbegriffs im Bezug zur Definition der WHO zugesprochen werden. Was bei der Gesundheitsdefinition der WHO unter Einbeziehung verschiedener Gesundheitskonzepte als multidimensionales Gesundheitsverständnis vor allem für die Politik angelegt ist, findet sich in den Wellnesskonzepten, wie dem von Ardell, in einer mehr anwendungsorientierten Art wieder. Damit kann mit den Wellness-Modellen ein der Gesundheit förderliches, praktisches Konzept beschrieben werden.
Die wesentlichen Unterschiede des Wellnesskonzepts zum klassischen Behandlungsmodell lassen in der Aufhebung der Nicht-Verantwortlichkeit des Erkrankten finden. Dies ermutigt dazu sich nicht mehr als „Opfer“ höherer Mächte zu sehen, sondern motiviert zum streben nach einem Zustand von Wohlbefinden. Dieser Punkt steht im Gegensatz zu einer im klassischen Konzept gelagerten Angst vor Krankheit und Schmerzen als Motivation.
Das Wellnesskonzept ist als grundsätzlich komplementärer Entwurf zum traditionell orientierten Gesundheitssystem zu betrachten. Wellnesskonzepte basieren auf Eigenverantwortung und Aktivität, selbst bei Krankheit und Gebrechen, indem sie explizit erkrankte Menschen einschließen. Unter Eigenverantwortung wird die individuelle Fähigkeit des Einzelnen verstanden, auf seine psychischen und mentalen Ressourcen zurückzugreifen und diese zu fördern um den angestrebten Zustand einer guten Gesundheit“ zu erreichen. Die Frage nach inhaltlicher Unterscheidung zwischen Wellness, Gesundheit,
Gesundheitsförderung, Gesundheitsmanagement, Prävention und Präventivmedizin, kann aufgrund des „…Zusammenwachsens der Begriffsbedeutungen kaum beantwortet werden…“33 und „…dass wenngleich Wellness in den USA zum gebräuchlichen Synonym für Prävention und Gesundheitsförderung geworden ist,…Theoretiker immer wieder die Eigenständigkeit und damit den Unterschied dieser Konzepte herausstellen“34.
3. Einsatz von Wellness in amerikanischen Unternehmen
Mag uns die Intervention durch Wellness auf die Gesundheit der Unternehmensmitarbeiter noch fremd erscheinen und hierzulande bei den meisten Führungskräften auf Kopfschütteln stoßen, so ist Wellness und Gesundheitsförderung in nordamerikanischen Unternehmen längst zu Routine geworden. Bereits in den siebziger Jahren glaubte man in Nordamerika, mit Wellness, „…ein effektives und zugleich effizientes Handlungskonzept gefunden zu haben“35. Die starke Popularität des Wellnesskonzeptes in den USA gilt als entscheidender Beitrag in der Entwicklung der amerikanischen Gesundheitsförderung, was bis heute zu einer sukzessiven Verschmelzung der Begrifflichkeiten von Wellness, Gesundheit, Gesundheitsförderung und Prävention geführt hat36. Gestützt wurde die Verbreitung des Wellnessgedankens in den USA durch Publikationen mit Wirkung auf die Gesundheitspolitik, die Kostenexplosion im Gesundheitswesen, von denen in erster Linie Unternehmen und Betriebe betroffen waren, aber auch durch Forschungsarbeiten sowie Evaluationsstudien und die Tätigkeit verschiedener nationaler Organisationen, wie beispielsweise „The Society for Prospective Medicine“ oder „The Presidents Council on Physical Fitness and Sports“ die erheblich zur Verbreitung beitrugen37.
3.1. Wellness in amerikanischen Unternehmen
Durch die Einführung von betrieblichen Gesundheitsförderungsprogrammen, häufig auch als „Wellnessprogramme“, „Corporate Wellness“ oder auch „Health Promotion“ verwendet und propagiert, versprachen sich Unternehmen mehrfachen Nutzen. Neben dem Vorteil, den Wellnessbegriff unter Marketingaspekten in interner und externer Kommunikation integrieren zu können, lag das eigentliche Interesse an Wellness und Gesundheitsförderung der Unternehmen in erster Linie an der Senkung der enormen Gesundheitskosten ihrer Mitarbeiter. Von 1977 bis 1988 wuchsen die finanziellen Aufwendungen für ihre Beschäftigten um 150%, die Lebenshaltungskosten jedoch lediglich um 62%. Die US-Unternehmen zahlten dbei im Durchschnitt 85% der Krankenversicherungsbeiträge ihrer Beschäftigten und 75% der Familienversicherung38. Kooperative Wellnessprogramme wurden in den USA im Hinblick auf ihre Effizienz und Effektivität umfassend evaluiert und in verschiedenen Publikationen dargestellt. Die Evaluationsstudie von 1982-1990 (siehe Anhang I) gibt einen vergleichenden Überblick zu einigen der wichtigsten Untersuchungen der Wellness- und Gesundheitsförderungsprogramme in Betrieben. Wenngleich diese Studie zwar aufgrund ihrer einseitigen Ausrichtung an individualzentrierten, risikoreduzierenden Ansätzen von Hertel kritisiert wurde, stellt Pelletier zu den Evaluationsergebnissen heraus, dass ein wissenschaftlicher Nachweis trotz methodischer Schwächen bei den eingesetzten Programmen nicht abgestritten werden kann39. Im weiteren Verlauf wurden von wissenschaftlicher Seite weitere bedeutsame Veröffentlichungen für eine erweiterte Sicht von gesundheitsfördernden Maßnahmen in Unternehmen erstellt. Diese befassten sich unter anderem mit einer Neuorientierung der Programme an ökologischen und kontextbezogenen Strategien40, deren Einbeziehung von Familienangehörigen in die Wellnessprogramme, „Employee Assistance Programs“ (EAP´s)41 und die Implementierung des Empowerment-Modells42. Es wurden systemorientierte Konzepte der betrieblichen Gesundheitsförderung entwickelt, die nach Hermes folgende fünf Faktoren herausstellten:43
- Der Mensch wird als Teil eines offenen, dynamischen Systems aufgefasst
-Gesundheitsgefährdende Faktoren sollten stärker identifiziert werden
-Die Epidemiologie von Gesundheit ist als wichtig und erforderlich herauszustellen
-Die Struktur und Natur von Arbeit muss stärker als bisher berücksichtigt werden
-Für die Entwicklung und Beibehaltung eines gesunden Lebensstils ist die Einbeziehung von Arbeitskollegen, Familie und Kommune bedeutsam
Wobei erwähnt werden sollte, dass es laut Calkins keine favorisierten Schemata zur Erstellung von Wellnessprogrammen mit gleichzeitiger Akzeptanz bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern gegeben hat. Für effektive Implementierung und für ein allerseits akzeptiertes Wellnessprogramm ist die Unterstützung von Betriebsärzten mit langjähriger Erfahrung, sowie von Kritikern korporativer Wellnesssprogramme notwendig. Als Schlüsselfaktoren zum Erfolg gelten, ein Langzeitmanagement mit Unterstützung durch die Firmenleitung, die Beteiligung der Arbeitnehmer bei der Programmerstellung, klar definierte Ziele, eine professionelle Leitung sowie die Einbeziehung der Familie und Werbung.44.
Zu der Einsicht, dass die größten ökonomischen Gewinne nicht aus finanziellen Einsparungen, sondern aus Produktivitätssteigerung resultieren, kommen verschiedene Autoren. Sie betonen dazu den Wechsel von einer rein monetären Motivation der Unternehmen für die Durchführung von Wellness- und Gesundheitsförderungsprogrammen zu der wachsenden Erkenntnis der Betriebe, dass eine gesteigerte Arbeitsmoral und ein Marketing für die Programme des eigenen Unternehmens für die Gewinnung neuer und Beibehaltung alter Mitarbeiter als bedeutsam herausstellt45. Zu dieser Einsicht kam auch ein Großteil der US-amerikanischen Unternehmen, mit der Folge, dass die Quote der gesundheitsfördernden Unternehmen in den vergangenen zwei Jahrzehnten rasant zugenommen hat. Waren es 1984 gerade einmal 10%, boten bereits zu Beginn der 90er Jahre immerhin 66% aller Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten Wellnessprogramme an46. Zu den heutigen 90% gehören unter anderem bekannte Unternehmen wie Chevron, Citibank, Coors, Procter & Gamble, Union Pacific Rairoad47.
3.2. Problematik der Übertragbarkeit auf deutsche Unternehmen
Die Problematik der transkulturellen und -nationalen Übertragbarkeit von Wellnessprogrammen aus Nordamerika nach Deutschland ergibt sich aus einer Reihe von grundlegenden länderspezifischen Unterschieden. Eine „blinde“
Übertragbarkeit der betrieblichen Wellnessprogramme auf europäische Firmen ist nicht nur aufgrund unternehmensinterner Hierachien- und Konzernstrukturen, sondern insbesondere auch durch äußere Rahmenbedingungen, wie z.B. direkter Eingriff staatlicher Stellen und politischen Drucks verschiedener Interessensgruppen, wie z.B. der Gewerkschaften in Deutschland und zudem auch die unterschiedlich Krankenversicherungssysteme beider Nationen, die stark von einander abweichen, nicht möglich48. Wellnessprogramme, die sich in den USA als erfolgreich im Sinne eines „Return on Investment“ erwiesen haben, an beispielsweise die Tochtergesellschaften multinationaler Unternehmen im europäischen Ausland zu exportieren, sollten vor einer Einführung und Adaption sorgfältig geprüft werden, bevor sie geplant und implementiert werden49.
Während in den USA große Unternehmen die Möglichkeit haben, den Beitragssatz für die Krankenversicherung ihrer Mitarbeiter mit den Versicherungsträgern auszuhandeln, oder oft ihre eigenen Betriebskrankenkassen haben, sieht das deutsche System der großen Volkskrankenkassen oder gesetzlichen Krankenversicherung (GVK) vor, dass alle Mitglieder einer Krankenversicherung, gemäß dem Solidaritätsprinzip, den gleichen Beitragssatz zahlen. Wobei nach dem deutschen Modell, „der Gesunde gleichzeitig der Dumme“ ist, sinken in den USA die Krankenkassenbeiträge schlagartig, mit der Abnahme der Krankheit der Mitarbeiter. Demnach ist es Betrieben in den USA möglich, für die gesamte Arbeitnehmerschaft einen Gruppentarif mit niedrigeren Beiträgen bei den Krankenversicherungen auszuhandeln, was in einem unmittelbaren Anreiz für das Unternehmen an gesunden Mitarbeitern resultiert50. In Deutschland trifft dies in der Regel nicht zu. Lediglich Betriebe mit eigener Betriebskrankenkasse oder privat Krankenversicherte Arbeitnehmer, sowie Teilnehmer am Projekt „Prospektiven Beitragsbonus“, wie bei der AOK Niedersachsen, können in gewissen Masse durch eigene Anstrengung im Gesundheitswesen Beiträge senken51.
[...]
1 Ausgeschlossen öffentliche Einrichtungen
2 Zum Begriff selbst ist anzumerken, das Hertel nicht davon ausgeht das das Wort, so wie von einigen Autoren angenommen aus einer Zusammensetzung der Wörter „well-being“ und „fitness“ entstanden ist.
3 Oxford English Dictionary Second Edition
4 Der Begriffe “High Level Wellness” entspricht hier der höchsten erreichten Gesundheit
5 Hertel, L. (2003): Der große Wellness-Guide. Vehling Verlag, S.6
6 Vgl. Schmid-Neuhaus, M. (1988): Pragmatiwechsel in der Medizin. Anregungen vom amerikanischen Wellness Movement. In: Gruppenpsychotherapeutische Gruppendynamik, 24, S. 139-148
7 Vgl. Travis, J. W.(Hrsg.)/Ryan, R. S. (2001): Simply well: Choices for a healthy life. Ten speed press, S. 8, Berkeley; Toronto
8 Vgl. Binnewitt, Nicole (2002): Gesundheitswissenschaft und Gesundheitsbildung, S. 24 ff In: IFKA - Schriftreihe - Band 19, Bielefeld
9 Vgl. Haug, C. V. (1991): Gesundheitsbildung im Wandel. Die Tradition der europäischen Gesundheitsbildung und der „Health Promotion“ Bad Heilbrunn S. 199
10 Vgl. Travis, J. W.(Hrsg.)/Ryan, R. S. (2001) a.a.O., S. 25 ff
11.Vgl. Ardell, D. B. (1977): Gesundheit fängt im Alltag an. Eine Alternative zu Ärzten, Medikamenten und Krankheiten. Dt. Übersetzung von „High Level Wellness“, S. 61. Pala Verlag GmbH, Schaafheim
12 Vgl. Hertel, L. (2003) a.a.O., S.9
13 ITB, (2002): Reiseanalyse aktuell RA 2002: Erste Ergebnisse ITB Berlin 2002. Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V., Institut für Tourismus und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH, Kiel
14 Reppel, K/ Berf, H. O. (2001): Gesundheitsurlaub und Wellness. Versuch einer Einschätzung der Marktsituation. In: Heilbad und Kurort, 53, Jahrgang 4-5, S.76
15 Reppel, K/ Berf, H. O. (2001) a.a.O. S.78
16 Haug, C.V. (1991) a.a.O. S. 20
17 Müller, H./Lanz Kaufmann, E. (1992): Wellness - Tourismus in der Schweiz. Qualitätstsentwicklung zwischen Tourismusökonomie und Gesundheitspolitik S. 479. In: Nahrstedt, W. (Herg.) (2001): Freizeit und Wellness. Gesundheitstourismus in Europa, Die neue Herausforderung für Kurorte, Tourismus und Gesundheitssysteme. Bielefeld
18 Müller, H/Lanz Kaufmann, E. (1998). Wellness - Tourismus in der Schweiz: Definition, Abgrenzung und empirische Angebotsanalyse S. 13. In: Tourismus Journal, 4/1998
19 Narstedt, W. (Hrsg.) (2001): Freizeit und Wellness. Gesundheitstourismus in Europa, S. 60ff, Bielefeld
20 Eine ausführliche Beschreibung von Methoden folgt im Wellness-Glossar Anhang V
21 Deutscher Wellness Verband (Hrsg.) (2001): Auszüge aus der Satzung. § 2- Zweck des Verbandes, Düsseldorf, S. 2
22 Hertel, L. (2003) a.a.O., S. 17
23 Deutscher Wellness Verband (Hrsg.) (2001) a.a.O. S. 1
24 Vgl. Hertel, L. (2003) a.a.O., S. 79
25 Vgl. Bengel, J./Strittmatter, R./Willmann, H. (1998): Was erhält den Menschen gesund? -Antonovskys Modell der Salutogenese, Köln, S. 33
26 Vgl. Kuhn, D/Sommer, D. (2004): Betriebliche Gesundheitsförderung. Ausgangspunkte-Widerstände- Wirkungen, Gabler Verlag, Wiesbaden. S. 15
27 Vgl. Hertel, L. (1992): Wellness und Gesundheitsförderung in den USA. Begriffsklährung, Entwicklung und Realisierung im betrieblichen Bereich, S. 37.
28 Physiologisches Gleichgewicht
29 Vgl. Zimbardo, P. G. (1992): Psychologie.5. neu übersetzte u. bearbeitete Aufl, Springer Verlag, Berlin., S. 65ff und 415ff
30 Wobei angemerkt werden muss das Yoga sowie Massagen sowohl den physiologischen als auch dem psychologischen Aspekt zugeschrieben werden kann.
31 Hertel, L. (2003) a a.O., S.37
32 Bis ins 20. Jahrhundert, wurden biomedizinische Modelle propagiert, in denen Gesundheit lediglich als die Abwesenheit von Krankheit zu verstehen war. Vgl. Wipplinger, R/Amann, G. (Hrsg.) (1998): Gesundheitsförderung. Ein multidimensionales Tätigkeitsfeld. Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie, Tübingen, S.20
33 Vgl. Hertel, L. (1992) a a.O. S.38
34 Vgl. Hertel, L (2001) a.a.O. S. 2
35 Vgl. Hertel, L. (1992) a.a.O. S.39
36 Vgl. Hermes, K (2005): Medical Wellness, Wellnesskonzepte aus den USA in Deutschland, Ökotrophologische Forschungsberichte, Band 7, Dr. Rüdiger Martienß Verlag, Schwarzenbeck, S. 25
37 Vgl. Hermes, K (2005) a.a.O., S. 26
38 Vgl. Hertel, L (1992) a.a.O., S. 42
39 Vgl. Hertel, L .(1992) nach Pelletier (1991) a.a.O., S. 42
40 Vgl. Sandorff, D. J. (1990): Meeting the health promotion challenge through a model of shared responsibility. In. Occupational Medicine, State of art, Reviewas 5 Nr.4, S.677-690
41 EAP´s decken Bereiche ab, die nicht in Wellnessprogrammen eingeschlossen waren, wie z.B. der Umgang mit Drogenmissbrauch, insbesondere Alkoholismus, psychische und auch soziale Problematiken (Vgl. Brody, B. E. (1988): Employeee asistance Programms: A historical and literature review. In: American Journal of Health Promotion)
42 Vgl. Hertel, L. (1992) a.a.O. nach Carrier (1991), S. 43
43 Vgl. Hermes, K. (2005) a.a.O., S. 28-29
44 Vgl. Calkins, R. D. (1992): Gesundheitsförderung und „Wellness“-Programme in privaten korporativen
Unternehmen. Probleme transnationaler und -kultureller Übertragbar-keit. In: Gesundheitswesen 54, S.451ff
45 Vgl. Hertel, L. (1992) a.a.O. nach Pelletier (1991), S. 42
46 Vgl. Stead, B.A. (1994): Workside Health Programs: A Significant Cost-Cutting Approach. Business Horizons (37). S. 73-79
47 Vgl. Pelletier, K.R. (2001): A Review and Analysis of the Clinical and Cost-effectiveness Studies of Comprehensive Heath Promotion and Disease Prevention Programs at the WorksideS. 333-345
48 Vgl. Calkins, R. D. (1992) a.a.O., S. 451ff
49 Vgl. Calkins, R. D. (1992) a.a.O., S. 457
50 Vgl. Adams, W. P./Lösche, P. (1998): Länderbericht USA. Bundeszentrale für politische Bildung, Berlin, S. 681 ff
51 Vgl. Drupp, M./Osterholz, U. (1998): „Prospektiver Beitragsbonus“.-Ein Projekt der AOK Niedersachsen zur Förderung von interaktiven Gesundheitsmaßnahmen in der Arbeitswelt. In.: Müller, R./Rosenstock, R.: Betriebliche Gesundheitsmanagement, Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung. Bilanzen und Perspektiven. Asgard, Sankt Augustin
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- Theresa Kratschmer (Author), 2006, Neue Ansätze der Mitarbeitermotivation zur Leistungssteigerung im Unternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64387
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