Die Unternehmensbewertung wird zum wichtigsten Instrument der Stärken- und
Schwächenanalyse und der operativen und strategischen Unternehmenssteuerung durch das Management. Jedoch ist die Zukunft nicht genau prognostizierbar. Prognosen können eintreffen oder auch nicht. Das Ertragswertverfahren und das Discounted Cash Flow Verfahren sind die am häufigsten eingesetzten Verfahren in der Unternehmensbewertungspraxis. Problematisch sind die beiden Verfahren jedoch bei New Economy Firmen, wenn die Erträge oder Cash Flows nur sehr schwer prognostizierbar sind und unerwartet stark schwanken.
Die Weiterentwicklung des IDW Standards wird zu einer sachgerechteren und realitätsnäheren Bewertung führen, die aber mit einer höheren Komplexität verbunden ist. Die neuen Regelungen des Unternehmensbewertungsstandards des IDW werden in der Bewertung tendenziell zu niedrigeren Unternehmenswerten führen. In der Literatur lassen sich einige kontroverse Meinungen bezüglich des Kapitalisierungszinssatzes finden. In der Unternehmensbewertungspraxis sollte jedoch beachtet werden, dass eine Abzinsung mit dem Kapitalisierungszinssatz wenig sinnvoll erscheint, solange die
zukünftigen Erträge bzw. Cash Flows nur dilettantisch bzw. oberflächlich ermittelt wurden.
Inhaltsverzeichnis
Darstellungsverzeichnis
Formelverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Unternehmensbewertung
2.1 Objektive Unternehmensbewertung
2.2 Subjektive Unternehmensbewertung
2.3 Funktionale Unternehmensbewertung
2.3.1 Die Kölner Funktionenlehre
2.3.2 Die Funktionenlehre des Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW)
3 Kapitalisierungszinsfuss
3.1 Aufgaben
3.2 Komponenten des Kapitalisierungszinsfußes bei Ertragswertverfahren
3.2.1 Basiszinssatz
3.2.2 Risikozuschlag
3.2.3 Wachstumszuschlag
3.2.4 Persönlicher Steuersatz
3.3 Komponenten des Kapitalisierungszinsfußes bei DCF-Verfahren
3.3.1 Beta-Faktor
3.3.2 WACC
3.3.3 CAPM
3.3.4 Tax CAPM
3.4 Empirische Erhebungen
4 Fazit
Literaturverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung
Darstellungsverzeichnis
Darstellung 1: Entwicklungsphasen der Unternehmensbewertungslehre
Darstellung 2: Gegenüberstellung der Funktionen der Unternehmensbewertung
gemäß klassischer Theorie und nach Ansicht des IDW
Darstellung 3: Funktionale Unternehmensbewertung
Darstellung 4: Funktionen der Unternehmensbewertung
Darstellung 5: Kapitalisierungssätze in der deutschen Rechtsprechung
Darstellung 6: Basiszins in der Rechtssprechung
Darstellung 7: Empirisch erhobene Marktrisikoprämien
Formelverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
In seinem Buch „The Science of Hitting“ hat Ted Williams beschrieben, wie er zu einem guten Baseballspieler geworden ist. Baseball ist ein Spiel, in dem ein Spieler wirft und viele andere versuchen den Ball zu fangen. Beim Baseball ist es für den Schläger wichtig, den Ball gut zu treffen.[1] Top-Batter Ted Williams teilte die Schlagzone in 77 Felder ein. Er studierte sorgfältig, in welchen Feldern er am besten traf und wo seine Chancen geringer waren. Dann trainierte er nur zu schlagen, wenn der Ball in einem seiner Erfolgsfelder angeflogen kam.[2]
So ist es auch bei der Unternehmensbewertung. Sie müssen nicht alle Bewertungsmethoden exakt anwenden können. Wichtig ist nur, dass Sie solche Verfahren zur Unternehmensbewertung anwenden, welche auf Ihren individuellen Bewertungsanlass möglichst passend sind und Ihre Chancen und Risiken entsprechend berücksichtigen. Hierbei ist zu beachten, dass zu dem Begriff Unternehmensbewertung eine Vielzahl von verschiedener Literatur und Methoden existieren. Das einzig allein richtige Verfahren gibt es jedoch nicht in der Praxis. „Es herrscht Methodenpluralismus. Der sachverständige Bewerter hat im Einzelfall darzulegen, warum er welche Bewertungsmethode gewählt hat und warum er sie für angemessen hält.“[3] Dem Kapitalisierungszinsfuss wird hier eine entscheidende Rolle zuteil.
2 Unternehmensbewertung
Allgemein lässt sich die Entwicklung der Theorie der Unternehmensbewertung
in folgende drei Phasen untergliedern:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: In Anlehnung an Mandl, Gerwald/Rabel, Klaus: Unternehmensbewertung: Eine praxisorientierte Einführung, 1. Aufl., Wien : Ueberreuter, 1997, S. 6.
Darst. 1: Entwicklungsphasen der Unternehmensbewertungslehre
2.1 Objektive Unternehmensbewertung
Bis in die 1960er Jahre dominierte in Deutschland die Lehrmeinung der objektiven Unternehmensbewertung. Ziel der objektiven Unternehmensbewertung war es, einen Unternehmenswert zu ermitteln, der für jedermann gültig sein sollte. Demzufolge sollte der objektive Wert eines Unternehmens möglichst abstrakt gehalten werden und losgelöst von subjektiven Interessen und Möglichkeiten erfolgen.[4]
2.2 Subjektive Unternehmensbewertung
Der subjektive Wert hat seinen Ursprung im Gebrauchswert eines Gutes ab, welcher mit der Grenznutzentheorie beschrieben wird. Die subjektive Unternehmenswertermittlung ermittelt einen Preis für ein Unternehmen, der entweder dem Maximalpreis des Käufers oder dem Minimalpreis des Verkäufers entspricht.[5] Die persönlichen Ziele, Möglichkeiten und Erwartungen des Käufers bzw. Verkäufers beeinflussen hierbei den Unternehmenswert entscheidend.[6]
2.3 Funktionale Unternehmensbewertung
Die funktionale Unternehmensbewertung entstand in den 1970er Jahre durch die Kölner Funktionenlehre. Die entscheidende Weiterentwicklung liegt in der Erkenntnis, dass die Unternehmensbewertung zweckspezifisch ist und somit in Ausgestaltung, Verfahrens-technik und Ergebnis voneinander abweichen kann. Grundsätzlich können zwei Funk-tionslehren unterschieden werden: Die Kölner Funktionenlehre und die des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW). Sie sind das Ergebnis einer unterschiedlichen Ausgestaltung des sogenannten Zweckadäquanzprinzips und der Abhängigkeit des Unternehmens-werts vom Bewertungszweck.[7] Beide Modelle gehen von gleichen Grundannahmen aus, kommen aber im Detail zu unterschiedlichen Ergebnissen. Dies hat einen erheblichen Einfluss auf die praktische Durchführung der Unternehmensbewertung.[8]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Matschke, Manfred/Brösel Gerrit: Unternehmensbewertung: Funktionen – Methoden – Grundsätze, 1. Aufl., Wiesbaden : Gabler, 2005, S. 53.
Darst. 2: Gegenüberstellung der Funktionen der Unternehmensbewertung gemäß klassischer Theorie und nach Ansicht des IDW
2.3.1 Die Kölner Funktionenlehre
Die Kölner Funktionenlehre hat sich aus der Kontroverse zwischen objektiver und subjektiver Unternehmensbewertung herausgebildet und stellt die Ermittlung von subjektiven Entscheidungswerten in den Vordergrund.[9] Als anerkannter konzeptioneller Bezugsrahmen für die Unternehmensbewertung verknüpft die Kölner Funktionenlehre Bewertungszwecke mit Funktionen, d.h. es werden aus Bewertungsanlässen in der Realität Zwecksetzungen abgeleitet, welchen wiederum jeweils eine Funktion der Unternehmensbewertung zugeordnet wird.[10] Dadurch ist die Ermittlung des Unternehmenswertes immer in Abhängigkeit der Funktion zu sehen, die der Bewertende zu erfüllen hat. Die folgende Tabelle zeigt den Zusammenhang zwischen den Bewertungszwecken und den Funktionen der Bewertung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: In Anlehnung an Mandl, Gerwald/Rabel, Klaus: Unternehmensbewertung: Eine praxisorientierte Einführung, 1. Aufl., Wien : Ueberreuter, 1997, S. 15.
Darst. 3: Funktionale Unternehmensbewertung
2.3.2 Die Funktionenlehre des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW)
Ausgangswert für die Feststellung eines Unternehmenswertes sind fast immer Gutachten von Wirtschaftsprüfern. Als Folge der vagen Gesetzgebung und der oft uneinheitlichen Rechtsprechung besitzen die Verlautbarungen des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) zur Unternehmensbewertung eine wichtige Rolle.[11] Von wesentlicher Bedeutung für die Vorgehensweise ist dabei, welcher Bewertungsanlass gegeben ist und in welcher Funktion der Bewertende auftritt.[12] Das IDW unterscheidet zwischen dem Kapitalisierungszinssatz bei der Ermittlung objektivierter Unternehmens-werte und dem Kapitalisierungszinssatz bei der Ermittlung subjektiver Entscheidungs-werte.[13] „Für das IDW sind die Funktionen entscheidend, die auf den Wirtschaftsprüfer als Bewerter zugeschnitten sind.“[14] Im Rahmen der Funktionslehre des IDW besteht nur hinsichtlich der Funktionen als Berater sowie als Schiedsgutachter mit denen der Kölner Funktionenlehre Deckungsgleichheit.[15] Die Argumentationsfunktion wird vom IDW nicht genannt. Ferner zählt das IDW die Funktion des neutralen Gutachters zu den Aufgaben des Wirtschaftsprüfers.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Nölle, Jens-Uwe: Grundlagen der Unternehmensbewertung, in: Schacht, Ulrich/Fackler, Matthias (Hrsg.), Praxishandbuch Unternehmensbewertung: Grundlagen, Methoden, Fallbeispiele, Wiesbaden : Gabler, 2005, S. 19.
Darst. 4: Funktionen der Unternehmensbewertung
[...]
[1] Im Baseball wird der Schläger auch als Batter bezeichnet.
[2] Vgl. Williams, Ted/Underwood, John: The Science of Hitting, New York : Simon & Schuster, 1986.
[3] Voigt, Christoph/Voigt, Jan/Voigt, Jörn/Voigt Rolf: Unternehmensbewertung: Erfolgsfaktoren von
Unternehmen professionell analysieren und bewerten, 1. Aufl., Wiesbaden : Gabler, 2005, S. 19.
[4] Vgl. Matschke, Manfred/Brösel Gerri t: Unternehmensbewertung: Funktionen – Methoden –
Grundsätze, 1. Aufl., Wiesbaden : Gabler, 2005, S. 14.
[5] Vgl. Hommel, Michael/Braun, Inga: Unternehmensbewertung: Case by case, Frankfurt am
Main : Recht und Wirtschaft, 2005, S. 38.
[6] Vgl. Matschke, Manfred/Brösel Gerri t: Unternehmensbewertung: Funktionen – Methoden –
Grundsätze, 1. Aufl., Wiesbaden : Gabler, 2005, S. 18.
[7] Vgl. Nölle, Jens-Uwe: Grundlagen der Unternehmensbewertung, in: Schacht, Ulrich/Fackler,
Matthias (Hrsg.), Praxishandbuch Unternehmensbewertung: Grundlagen, Methoden, Fallbeispiele,
Wiesbaden : Gabler, 2005, S. 19.
[8] Vgl. Hayn, Marc: Unternehmensbewertung: Die funktionalen Wertkonzeptionen, Gemeinsamkeiten,
Unterschiede und Konsequenzen für die Überarbeitung des Entwurfs der HFA-Stellungsnahme 2/1983,
in: DBW 27/28 (2000), S. 1348.
[9] Vgl. Hommel, Michael/Braun, Inga: Unternehmensbewertung: Case by case, Frankfurt am
Main : Recht und Wirtschaft, 2005, S. 40.
[10] Vgl. Mandl, Gerwald/Rabel, Klaus: Unternehmensbewertung: Eine praxisorientierte Einführung,
1. Aufl., Wien : Ueberreuter, 1997, S. 15.
[11] Vgl. Franken, Lars/Schulte, Jörn: Auswirkungen des IDW RS HFA 10 auf andere Bewertungsanlässe,
in: BB 50 (2003), S. 2675.
[12] Vgl. Peemöller, Volker: Grundlagen der Unternehmensbewertung: Teil B: Anlässe der
Unternehmensbewertung, in: Peemöller, Volker (Hrsg.), Praxishandbuch der Unternehmensbewertung,
3., aktual. und erw. Aufl., Herne/Berlin : NWB Verlag, 2005, S. 17.
[13] Vgl. Mandl, Gerwald/Rabel, Klaus: Grundlagen der Unternehmensbewertung: Teil D: Methoden der
Unternehmensbewertung, in: Peemöller, Volker (Hrsg.), Praxishandbuch der Unternehmensbewertung,
3., aktual. und erw. Aufl., Herne/Berlin : NWB Verlag, 2005, S. 60.
[14] Nölle, Jens-Uwe: Grundlagen der Unternehmensbewertung, in: Schacht, Ulrich/Fackler,
Matthias (Hrsg.), Praxishandbuch Unternehmensbewertung: Grundlagen, Methoden, Fallbeispiele,
Wiesbaden : Gabler, 2005, S. 18.
[15] Vgl. Hommel, Michael/Braun, Inga: Unternehmensbewertung: Case by case, Frankfurt am
Main : Recht und Wirtschaft, 2005, S. 41.
- Arbeit zitieren
- Andreas Wieser (Autor:in), 2006, Bestimmung des Kapitalisierungszinsfußes im Rahmen der Unternehmensbewertung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64181
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