Wenn man sich mit dem Konservatismus im 19. Jahrhundert beschäftigt, kommt man an den Brüdern von Gerlach nicht vorbei. Ernst Ludwig von Gerlach ist dabei wohl der am meisten umstrittene und gleichzeitigdermaßgebliche Vertreter des preußischen Altkonservatismus1. Er entstammte dem preußischen Beamtenadel, studierte Recht und Literatur. Gerlach kämpfte in den Befreiungskriegen und war Anhänger der politischen Romantik und der neupietistischen Erweckungsbewegung. Nach dem er in verschiedenen Städten als Jurist tätig war, bekleidete er ab 1844 das Amt des Präsidenten des Oberlandesgerichts Magdeburg. In den 1830er Jahren bemühte sich Gerlach um die Gründung einer konservativen Partei, jedoch erst unter dem Druck der Revolution gelang es ihm, eine solche zu etablieren, zuvor war er an der Gründung des „Vereins für König und Vaterland“ und seines Organs der „Neuen Preußischen Zeitung“ („Kreuzzeitung“), beteiligt. Zahlreiche weitere konservative Vereine warteten auf eine Parteigründung, gemeinsam war ihnen dabei die Angst vor dem Untergang des preußischen Vaterlandes.
In der folgenden Arbeit soll nun Gerlachs politisches Wirken in der Zeit von 1827 bis 1866 betrachtet werden. Neben Gerlachs Bedeutung für den Konservativismus spielt auch sein Verhältnis zu Otto von Bismarck eine wichtige Rolle in den Betrachtungen. Das Jahr 1827 markiert deshalb den Beginn unserer Betrachtungen, da es das Jahr ist, in dem Gerlach durch die Mitbegründung der „Evangelischen Kirchenzeitung“ von einer Privatperson zu einer öffentlichen Person wird. Es wird in der Forschung daher als das Jahr betrachtet, in dem er begann, politisch öffentlich aktiv zu werden. Die Betrachtungen enden mit dem Jahr 1866, in welchem es durch den berühmten und bis heute noch mehrfach veröffentlichten Kreuzzeitungsartikel „Krieg und Bundesreform“ zum Bruch mit Otto von Bismarck und seiner Politik kam. Auf Grund dieses Ereignisses folgte sehr schnell der Bruch innerhalb der konservativen Partei und es brach ein Kampf unter den Konservativen der Gerlachschen und der Bismarckschen Richtung aus.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gerlach als konservativer Politiker - die Anfänge seines politischen Handelns
- 2.1. Voraussetzungen und geistige Prägungen
- 2.2. Plattformen konservativen Gedankenguts - Entwicklungsschritte des Konservativismus
- 2.3. Gerlachs Einsichten in die Realpolitik - Resignation und Reaktion
- 2.4. Die Gründung der konservativen Partei
- 3. Die Koalition Gerlach - Bismarck
- 3.1. Gerlach und der Aufstieg Bismarcks
- 3.2. Die Entfremdung in der Revolution und der nachrevolutionären Zeit
- 3.3. Der Bruch – Punkte der Reibung zwischen beiden Protagonisten
- 4. Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht das politische Wirken von Ernst Ludwig von Gerlach, einem maßgeblichen Vertreter des preußischen Altkonservatismus, im Zeitraum von 1827 bis 1866. Der Fokus liegt auf Gerlachs Bestrebungen zur Gründung einer konservativen Partei, seinem Verhältnis zu Otto von Bismarck und den Ursachen für den Bruch zwischen beiden Politikern.
- Gerlachs Rolle in der Entstehung und Entwicklung des preußischen Konservatismus
- Die Gründung der konservativen Partei und ihre Ziele
- Das Verhältnis von Gerlach zu Bismarck und die Ursachen des Bruchs
- Der Einfluss religiöser Überzeugungen auf Gerlachs politische Vorstellungen
- Die Bedeutung des Revolutionsjahres 1848 und des Deutschen Krieges 1866 für den deutschen Konservatismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Das Kapitel führt in das Thema ein und stellt Gerlachs Bedeutung für den preußischen Konservatismus sowie sein Verhältnis zu Bismarck in den Vordergrund. Es wird die Zeitspanne der Untersuchung sowie die wichtigsten Forschungsfragen definiert.
- Kapitel 2: Gerlach als konservativer Politiker - die Anfänge seines politischen Handelns
Dieses Kapitel beleuchtet Gerlachs politische Anfänge, seine geistigen Prägungen und seine Bemühungen um die Gründung einer konservativen Partei. Es thematisiert die Herausforderungen des Konservatismus in der damaligen Zeit.
- Kapitel 3: Die Koalition Gerlach - Bismarck
Das Kapitel untersucht die Zusammenarbeit zwischen Gerlach und Bismarck, die Gründe für ihre Koalition und die Punkte, die schließlich zum Bruch führten. Die Ambivalenz des Revolutionsjahres und des Deutschen Krieges wird beleuchtet.
Schlüsselwörter
Preußischer Konservatismus, Ernst Ludwig von Gerlach, Otto von Bismarck, konservative Parteienbildung, Revolutionsjahr 1848, Deutscher Krieg 1866, politische Romantik, Neupietismus, Kreuzzeitung, Systemtheokratie, Forschungsgeschichte des Konservatismus.
- Citar trabajo
- Matthias Kolodziej (Autor), 2005, Ernst Ludwig von Gerlach und der Konservativismus, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64098