Befasst man sich im Rahmen der Politikwissenschaft mit dem Thema Gentechnologiepolitik, so stellt man schnell fest, dass dies vor allem eine Thematik der unterschiedlichsten Positionen und Interessen ist. Und da hinter allen Positionen und Interessen immer Menschen stehen, gelangt man unweigerlich auch zu den Akteuren im Bereich der Gentechnologie . Betrachtet man diese Akteure, Positionen und Interessen näher, so ist man bereits mittendrin in der Analyse des Politikfelds Gentechnologie.
Seit Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts beschäftigt sich die Politikwissenschaft in Deutschland verstärkt mit der Analyse der einzelnen Politikfelder. Diese Hinwendung zur Politikfeldanalyse ist Ausdruck des wachsenden Interesses der Politikwissenschaft an der inhaltlichen Dimension von Politik (policy). Die Politikfeldanalyse kann daher als deutsches Pendant zu den angelsächsischen Policy Studies bzw. Policy Analysis verstanden werden. Die zentrale Fragestellung der Politikfeldanalyse lässt sich nach wie vor am treffendsten mit den Worten von Thomas R. Dye formulieren:
,,Policy analysis is finding out what governments do, why they do it, and what difference it makes".
Die deutsche Definition gestaltet sich entsprechend: Hier wird die Politikfeldanalyse als politikwissenschaftliches Teilgebiet beschrieben, das sich mit der Untersuchung konkreter, materieller Politikbereiche (Umwelt-, Haushalts-, Sozial-, Technologiepolitik etc.) beschäftigt und untersucht, was Regierungen und Verwaltungen tun (das Regierungshandeln), welche Gründe und Absichten sie verfolgen und was sie konkret bewirken und verändern können. Ziel dieser Studien ist es, aus der Politik praktische Erkenntnisse und theoretisches Wissen zu schöpfen und beides in Form von Politikberatung weiterzugeben. Wie oben bereits angedeutet, stehen im Mittelpunkt der Politikfeldanalyse die Akteure, also die an politischen Entscheidungen beteiligten Personen, Organisationen, Parteien, Interessengruppen, Firmen, Kirchen, Verbände etc., sowie deren Positionen und Interessen. Zudem richtet die Politikfeldanalyse ihr Augenmerk auf die Beziehungsgeflechte zwischen den politischen Akteuren, die als Koalitionen bzw. politische Netzwerke bezeichnet werden.
Alle genannten Aspekte der Politikfeldanalyse werden im folgenden zunächst bezüglich des Politikfeldes Gentechnologie im allgemeinen, im zweiten Schritt speziell hinsichtlich der Entscheidung zum Import embryonaler Stammzellen näher beleuchtet.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Politikfeldanalyse und Gentechnologiepolitik
- Das Politikfeld Gentechnologie — die Grundstrukturen
- Die Akteure
- Die Positionen
- Die Koalitionen
- Die Entscheidung zum Import embryonaler Stammzellen — eine Analyse
- Der Hintergrund: Embryonale Stammzellen
- Die Entscheidung vom 30. Januar 2002: Akteure, Positionen und Koalitionen
- Der Einfluss universitärer Akteure auf die Entscheidung am Beispiel der Koalition der Hirnforscher Brüstle und Wiesner mit der DFG
- Die Akteure Brüstle und Wiesner und ihre Positionen
- Die Koalition mit der DFG
- Fazit: Die Stammzellen-Entscheidung — ein Ausgleich der Interessen aller Akteure ?
- Literaturverzeichnis
- Glossar
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Analyse des Politikfelds Gentechnologie am Beispiel der Entscheidung zum Import embryonaler Stammzellen in Deutschland. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Akteure, Positionen und Koalitionen im Gentechnologiekonflikt zu beleuchten und zu analysieren, wie diese auf die Entscheidung zum Import embryonaler Stammzellen im Jahr 2002 Einfluss genommen haben.
- Akteure im Gentechnologiekonflikt
- Positionen von Befürwortern und Kritikern der Gentechnologie
- Koalitionen im Gentechnologiekonflikt
- Entscheidung zum Import embryonaler Stammzellen
- Einfluss von universitären Akteuren auf die Entscheidung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Politikfeldanalyse und der Gentechnologiepolitik ein und erläutert die zentralen Fragestellungen der Arbeit.
Im zweiten Kapitel werden die Grundstrukturen des Politikfelds Gentechnologie beleuchtet. Hierbei werden die wichtigsten Akteure im Gentechnologiekonflikt, ihre Positionen und die daraus resultierenden Koalitionen dargestellt.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Entscheidung zum Import embryonaler Stammzellen. Hier werden der Hintergrund der Debatte um die embryonale Stammzellenforschung sowie die wichtigsten Akteure, Positionen und Koalitionen im Entscheidungsprozess beleuchtet.
Im vierten Kapitel wird der Einfluss von universitären Akteuren auf die Entscheidung am Beispiel der Koalition der Hirnforscher Brüstle und Wiesner mit der DFG exemplarisch analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Politikfeld Gentechnologie, die Gentechnologiedebatte, die Entscheidung zum Import embryonaler Stammzellen, die Akteure im Gentechnologiekonflikt, die Positionen im Gentechnologiekonflikt, die Koalitionen im Gentechnologiekonflikt, die Stammzellenforschung, die embryonale Stammzellenforschung, die DFG, Oliver Brüstle, Otmar Wiestler und die Politikfeldanalyse.
- Arbeit zitieren
- Simone Schroth (Autor:in), 2002, Das Politikfeld Gentechnologie: Eine Analyse am Beispiel der Entscheidung zum Import embryonaler Stammzellen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6402
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