Die Bürger der ehemaligen DDR erfuhren und schrieben im Jahr 1989 Geschichte. Seit dem Ereignis der Vereinigung der bis dahin getrennten deutschen Staaten gab es auf beiden Seiten auf allen Ebenen die unterschiedlichsten Erfahrungen mit dieser historischen Einmaligkeit und der daraus entstandenen Realität.
Ungefähr fünfzehn Jahre nach diesem historischen Ereignis gibt es immer noch die Begriffe Westdeutschland und Ostdeutschland und jeder Bürger assoziiert sofort bestimmte Problemlagen oder Vorurteile mit einem der Begriffe.
Im Folgenden soll vornehmlich die Situation der Ostdeutschen genauer betrachtet werden. Das Regime der DDR legte großen Wert auf die Identifikation der Bürger mit dem Staat, sowie den staatstragenden Prinzipien. Diese Identitätsbildung wurde durch den Wettlauf der Systeme zwischen Ost und West zusätzlich durch das Regime der DDR stark forciert, bis schließlich dennoch die niedrige subjektive
Identifikation mit dem Staat zu Instabilität führte. Nach der Vereinigung vollzog sich formal eine politische und wirtschaftliche Integration zu Westdeutschland. Die DDR wurde als Unterdrückungsregime gebrandmarkt und somit jeder Aspekt, der an den Staat erinnert, offiziell ausgelöscht. Somit bestand die Notwendigkeit der Integration in ein westliches Gesellschaftsmodell und dem damit verbundenen Austausch der Institutionen. Nach dem Verlauf der friedlichen Revolution kann davon ausgegangen werden, dass dem Westen, sowie dessen gesellschaftlicher Ordnung, zunächst optimistisch begegnet wurde. Die Erfahrung bis heute zeigt, dass auf beiden Seiten, Ost wie West, einige Erwartungen gedämpft werden mussten. Der gesellschaftliche Umstrukturierungsprozess bot beiden Seiten einige Überraschungen. Der Westen musste mit dem Solidarbeitrag finanzielle Starthilfe leisten, die zunehmend von eigenen finanziellen Problemen flankiert wurde. Nach ausbleibender langfristiger Prosperität im Osten stellten sich erste Frustrationen auf beiden Seiten ein. Eine Wiedervereinigung zu einem Staat ist formell seit langem vollzogen, dennoch stellt sich die Frage, inwiefern insbesondere die Bürger in den fünf neuen Bundesländern eine gesamtdeutsche Identität entwickelt haben. Es soll am konkreten Fall West- und Ostdeutschlands schematisch dargestellt werden, wie eine kollektive Identitätsbildung erfolgen kann.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Identitätsbildung
2.1 - Evaluative Selbsteinschätzung
2.2 - Normative Selbstansprüche
2.3 - Kognitive Selbsteinschätzung
2.4 - Kollektive Identität
2.5 - Kollektive Identität bei Habermas
2.6 - Nationale Identität
3 Kollektive Identität in Ostdeutschland
3.1 - Ost-West Identitätsvergleich
3.2 - Bezugsgruppen
3.3 - Person/Gruppe Diskrepanz
4 Zusammenfassung
5 Abbildungen
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Die Bürger der ehemaligen DDR erfuhren und schrieben im Jahr 1989 Geschichte. Seit dem Ereignis der Vereinigung der bis dahin getrennten deutschen Staaten gab es auf beiden Seiten auf allen Ebenen die unterschiedlichsten Erfahrungen mit dieser historischen Einmaligkeit und der daraus entstandenen Realität.
Ungefähr fünfzehn Jahre nach diesem historischen Ereignis gibt es immer noch die Begriffe Westdeutschland und Ostdeutschland und jeder Bürger assoziiert sofort bestimmte Problemlagen oder Vorurteile mit einem der Begriffe.
Im Folgenden soll vornehmlich die Situation der Ostdeutschen genauer betrachtet werden. Das Regime der DDR legte großen Wert auf die Identifikation der Bürger mit dem Staat, sowie den staatstragenden Prinzipien. Diese Identitätsbildung wurde durch den Wettlauf der Systeme zwischen Ost und West zusätzlich durch das Regime der DDR stark forciert, bis schließlich dennoch die niedrige subjektive
Identifikation mit dem Staat zu Instabilität führte. Nach der Vereinigung vollzog sich formal eine politische und wirtschaftliche Integration zu Westdeutschland. Die DDR wurde als Unterdrückungsregime gebrandmarkt und somit jeder Aspekt, der an den Staat erinnert, offiziell ausgelöscht. Somit bestand die Notwendigkeit der Integration in ein westliches Gesellschaftsmodell und dem damit verbundenen Austausch der Institutionen. Nach dem Verlauf der friedlichen Revolution kann davon ausgegangen werden, dass dem Westen, sowie dessen gesellschaftlicher Ordnung, zunächst optimistisch begegnet wurde. Die Erfahrung bis heute zeigt, dass auf beiden Seiten, Ost wie West, einige Erwartungen gedämpft werden mussten. Der gesellschaftliche Umstrukturierungsprozess bot beiden Seiten einige Überraschungen. Der Westen musste mit dem Solidarbeitrag finanzielle Starthilfe leisten, die zunehmend von eigenen finanziellen Problemen flankiert wurde. Nach ausbleibender langfristiger Prosperität im Osten stellten sich erste Frustrationen auf beiden Seiten ein. Eine Wiedervereinigung zu einem Staat ist formell seit langem vollzogen, dennoch stellt sich die Frage, inwiefern insbesondere die Bürger in den fünf neuen Bundesländern eine gesamtdeutsche Identität entwickelt haben. Es soll am konkreten Fall West- und Ostdeutschlands schematisch dargestellt werden, wie eine kollektive Identitätsbildung erfolgen kann. Beginnen möchte ich mit der Vorstellung wichtiger identitätsbildender Prozesse, die sich dann auf kollektive Identitätsbildung übertragen lassen. Die Begriffe kollektive Identität und nationale Identität werden dann genauer umrissen und um die Auswertung empirischer Daten zur Identitätsbildung in Ost- und Westdeutschland ergänzt.
2 Identitätsbildung
2.1 Evaluative Selbsteinschätzung
Eine Person hat bestimmte Vorstellungen von sich selbst in Bezug auf die momentane und künftige Lebensführung. Die Verwirklichung der evaluativen Selbstansprüche kann mit eigenen Mitteln erreicht werden, oder auch durch das Mitwirken eines sozialen Umfeldes konstituiert werden. Jedenfalls beziehen sich evaluative Selbstansprüche verstärkt auf zukünftige Tatbestände, die erreicht werden sollen, um somit zu einem Teil der aktuellen Identität zu werden. Sobald dieses Ziel erreicht wurde, treten weitere Ziele an die Stelle der erreichten Ziele. Diese identitätsbildenden Lebensziele orientieren sich im Normalfall an dem, was aus der Sicht des Individuums im Bereich des Machbaren liegt. (Vgl. Schimank, Handeln…, 2002, S.124)
2.2 Normative Selbstansprüche
Die normativen Selbstansprüche bilden einen Bezugsrahmen für die evaluativen Selbstansprüche. Die Einhaltung normativer Selbstansprüche ist bedeutend für die konfliktfreie Persönlichkeitsbildung. Es besteht zwar die Möglichkeit der bewussten oder unbewussten Nichteinhaltung der Normen, jedoch führt dies zu internen Gewissenskonflikten, da die Selbstansprüche aufgrund des normativen Charakters bereits internalisiert wurden. (Vgl. Schimank, 2002, S.125)
2.3 Kognitive Selbsteinschätzung
Eine Balance zwischen normativen und evaluativen Selbstansprüchen wird vermittelt durch die Möglichkeit zur kognitiven Selbsteinschätzung. Diskrepanzen können als Enttäuschung oder als Erfolg gewertet werden. Im Idealfall erfolgt eine Annäherung der normativen und evaluativen Selbstansprüche. (Vgl.Schimank, 2002, S.125)
In Bezug auf Parsons ist die Identität ein Steuerungsmechanismus für ein individuelles Leben. Durch den evaluativen Selbstanspruch wird somit das individuelle Handeln zur selbsterfüllenden Prophezeiung. (Vgl. Schimank, 2002, S.126)
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- Citation du texte
- B.A. Mirko Suerhoff (Auteur), 2005, Mechanismen zur Entstehung einer kollektiven Identität in Ostdeutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64028
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