Mit Beginn des frühen Mittelalters kam es zu einer regelrechten Welle von Städtegründungen, zumeist infolge einer, mit Rechten eines Marktherrn privilegierten, Marktsiedlung, der damalig größtenteils ländlichen Bevölkerung bzw. reisender Kaufleute.
So auch in Erfurt, der heutigen Landeshauptstadt Thüringens. Jedoch kaum jemand weiß, wenn er heute durch die gemütlichen Gassen, Fachwerkbesetzter Häuser, über die Krämerbrücke oder den Anger schlendert, über deren eigentlichen Ursprung.
In der vorliegenden Arbeit soll nun der Frage nachgegangen werden, warum genau dieses Gebiet für eine Ansiedlung gewählt wurde und welche Faktoren explizit dazu führten, dass sich dort eine Stadt herausbildete.
Vorweggenommen werden muss allerdings, dass aufgrund der schlechten Quellenlage aus dieser Zeit, welche erst mit dem Investiturstreit lichter zu werden beginnt, einige Hintergründe schwer aufzudecken sind und sich teilweise Lücken im chronologischen Ablauf ergeben bzw. sich Schwierigkeiten dabei ergaben, die teilweise unterschiedlichen Ereignisse, welche die verschiedenen Sekundärliteraturen beschreiben, in einen logischen Zusammenhang zu bringen.
Inhaltsverzeichnis
I Einleitung
II Vorgeschichte auf dem Gebiet der Stadt bis
III Welche Bedingungen begünstigten eine Ansiedlung?
IV Wie entwickelte sich Erfurt zur mittelalterlichen Stadt?
4.1. Die Erhebung zum Bischofssitz
4.2. Der königliche Einfluß
4.3. Die „zwei Erfurter Märkte“ und deren Dualismus
a. Die Dommarktsiedlung
b. Die Angersiedlung
4.4. Der Übergang Erfurts in erzbischöflichen Besitz und das Zusammenwachsen der beiden Märkte
4.5. Die Ratsentstehung
VI Schluß
Anlagen
Literaturverzeichnis
I Einleitung
Mit Beginn des frühen Mittelalters kam es zu einer regelrechten Welle von Städtegründungen, zumeist infolge einer, mit Rechten eines Marktherrn privilegierten, Marktsiedlung, der damalig größtenteils ländlichen Bevölkerung bzw. reisender Kaufleute.
So auch in Erfurt, der heutigen Landeshauptstadt Thüringens.
Jedoch kaum jemand weiß, wenn er heute durch die gemütlichen Gassen, Fachwerkbesetzter Häuser, über die Krämerbrücke oder den Anger schlendert, über deren eigentlichen Ursprung.
In der vorliegenden Arbeit soll nun der Frage nachgegangen werden, warum genau dieses Gebiet für eine Ansiedlung gewählt wurde und welche Faktoren explizit dazu führten, dass sich dort eine Stadt herausbildete.
Vorweggenommen werden muss allerdings, dass aufgrund der schlechten Quellenlage aus dieser Zeit, welche erst mit dem Investiturstreit lichter zu werden beginnt, einige Hintergründe schwer aufzudecken sind und sich teilweise Lücken im chronologischen Ablauf ergeben bzw. sich Schwierigkeiten dabei ergaben, die teilweise unterschiedlichen Ereignisse, welche die verschiedenen Sekundärliteraturen beschreiben, in einen logischen Zusammenhang zu bringen.
II Die Vorgeschichte auf dem Gebiet Erfurts bis 742
Als der Ort Erfurt mit der ersten schriftlichen Erwähnung durch Bonifatius im Jahre 742 in das Licht schriftlicher Überlieferungen trat, hatte es bereits eine längere Geschichte hinter sich.
Begünstigt dadurch, dass das Territorium, auf dem sich der Ort später entwickelte, das natürliche Zentrum des weiten und fruchtbaren Thüringer Beckens ist, wurde es schon seit Jahrtausenden besiedelt.
Für die mittlere und jüngere Steinzeit ist im Erfurter Gebiet eine Besiedlung nachgewiesen, die auf zunehmende Sesshaftigkeit und Anfänge von Ackerbau und Viehzucht hindeutet und durch welche schon Hütten und Häuser aus Holz und Lehm errichtet wurden. Als die Besiedlung dichter wurde, zeigen sich nun neben den bereits bevorzugten Siedlungsplätzen auf den Randhöhen auch Reste von Wohnbauten im heutigen Stadtgebiet. Auch von der in der frühen Bronzezeit ansässigen Bevölkerung, die der Aunjetitzer Kultur zuzuordnen ist, sind zahlreiche Funde dokumentiert. Die Besiedlung in der jüngeren Bronzezeit wird durch die Entdeckung eines bedeutenden Gräberfeldes mit über 300 Gräbern in Körper- und Brandbestattung am Wiesenhügel bestätigt. Beim Zerfall der Urgesellschaft in der älteren Eisenzeit, wurde das Thüringer Becken ein Produktionsgebiet keltischer Bevölkerung. Von der sich unter dem Einfluß der Hallstattkultur entwickelten Thüringer Kultur konnten allerdings nur wenige Fundstellen erschlossen werden.[1] Demgegenüber war das Gebiet in der jüngeren Eisenzeit, auch Latenezeit, seit dem 5. Jahrhundert v.Chr. wieder sehr dicht besiedelt, was Untersuchungen von Siedlungsschichten und Grubenhäusern in der Regierungsstraße, am Anger, in der Schlösserstraße, am Huttenplatz, in der Johannesstraße und im Andreasviertel bestätigen.[2] Von den germanischen Stämmen, die sich in der Völkerwanderungszeit im Erfurter Gebiet niederließen, haben Hermunduren um die Zeitwende den Charakter der Besiedlung geprägt, welche wahrscheinlich den überwiegenden Teil der Siedlungsstellen außerhalb des Gerabogens in der Nähe der Flußübergänge angelegt haben. Bei diesen setzte sich immer stärker die Gesellschaftsverfassung der militärischen Demokratie durch und es entwickelten sich rege Handelsbeziehungen mit den römischen Provinzen im Westen und Süden. Aus diesen Hermunduren und anderen germanischen Stämmen, wie Angeln und Wornen bildete sich im 3. Jahrhundert zwischen Werra und mittlerer Elbe der Stammesverband der Thüringer und ein damit verbundenes Thüringer Königreich heraus. Es wird vermutet, das sich dessen Zentrum am Kleinen Roten Berg befand. Nach der Zerstörung des Thüringer Reiches im Jahr 531 gelangte das Erfurter Gebiet unter fränkische Herrschaft.[3] Die Anwesenheit fränkischer Bevölkerungsteile beweisen Gräberfelder um Erfurt[4] und eine fränkische Befestigungsanlage wird, als vorbonifatische Kirche, auf dem Petersberg vermutet.[5]
Im 7. Und 8. Jahrhundert wanderten Slawen ein und wurden hier, in Zusammenleben mit Thüringern und Franken, seßhaft.
III Welche Bedingungen begünstigten eine Ansiedlung?
Wie bereits erwähnt, ist das Gebiet der späteren Stadt Erfurt das natürliche Zentrum des Thüringer Beckens. Die außerordentliche Fruchtbarkeit des Bodens bewirkte, schon seit jeher, die Möglichkeit zu einer Bevölkerungsanhäufung, da die Einwohner der Städte bei den beschränkten mittelalterlichen Verkehrsverhältnissen größtenteils auf die Produktion der näheren Umgebung angewiesen waren.
Ganz besonders aber war die gute Verkehrslage für das Erblühen einer städtischen Ansiedlung förderlich. Denn Erfurt lag an einem sehr günstigen Platz im Schnittpunkt zweier wichtiger alter Fern- bzw. Handelsstraßen. Dies war zum einen die als Hohe- bzw. Königsstraße bzw. Via Regia Lusatiae bekannte Ost- Westverbindung, auf welcher sich der Handelsverkehr zwischen den slawischen und mittelrheinischen Gebieten bewegte. Sie führte von Naumburg kommend zwischen Domberg und Petersberg nach Gotha und Eisenach. Der zweite bedeutende Hauptverkehrsweg ist die „Rechte Kreuzstraße“. Sie verband den Norden mit dem Süden. Und noch weitere Handelswege, wie die Leubenstraße, die Böhmische Straße, die Weimarsche Straße, der Ilmer Steig, die Arnstädter Straße, die Sächsische Straße, die Mühlhäuser Straße und viele mehr, an denen Erfurt lag, kann man aufzählen, welche hier jedoch von keiner so großen Bedeutung sind.
Weiterhin wird zwar noch darüber spekuliert, ob sich das frühmittelalterliche Erfurt innerhalb des Gerabogens oder eher auf dem Gebiet rechts der Gera konzentrierte. Was sich jedoch als klar erweist, ist die überragende Bedeutung der Flußübergänge. Denn den Verkehrswegen, welche das leicht zugängliche Tal suchten, bot sich zur bequemen Durchquerung der Gera im Gebiet Erfurts, an einer durch flache Ufer ausgezeichneten Stelle, eine Furt. Mit ziemlicher Gewißheit
Lag diese zwischen der heutigen Lehmannsbrücke, der Augustinerbrücke und der langen Brücke, denn nur auf dieser Strecke ermöglichten flache Ufer und ein weites Bett ein sicheres Durchfurten.
Diese Stelle, die fast alle Wege erstrebten und durchschnitten, wurde namengebend für die Ansiedlung und durch die Häufung dieser günstigen Bedingungen ein bevorzugter Platz für Niederlassungen von Siedlern, ganz gleich ob links oder rechts der Gera.
Es gibt verschiedene Deutungen der Silbe „erph“. Zum einen heißt es, dass ein benachbarter Müller, anders auch ein Graf „Erpho“ der Furt ihren Namen gab. Was jedoch nach Schnellenkamp sicherer scheint, ist, dass die Gera damals den Namen „Erph“ trug, was soviel bedeutet wie „braunes Wasser“ und daraus, verbunden mit „Furt“, der Name Erphesfurt zustande kam.[6]
Auch Luther erkannte und schätzte später noch die allgemeine Gunst der Lage Erfurts, wenn er sagte: „Erfurt liegt am besten Ort, ist eine Schmalzgrube; da müßte eine Stadt stehen, wenn sie gleich wegbrennte.“[7]
IV Wie entwickelte sich Erfurt zur mittelalterlichen Stadt?
[...]
[1] Willibald Gutsche, Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Erfurt, Marburg 1991.
[2] W. Timpel, R. Altwein, Das alte Erfurt aus archäologischer Sicht, in: Ullmann/ Weiß (Hgg.), Erfurt. Geschichte und Gegenwart, Weimar 1995.
[3] Gutsche, Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Erfurt.
[4] Timpel, Altwein, Das alte Erfurt aus artchäologischer Sicht.
[5] Karl Heinemeyer, Erfurt im frühen Mittelalter, in: Ullmann/ Weiß (Hgg.), Erfurt. Geschichte und Gegenwart, Weimar 1995.
[6] W. Schnellenkamp, Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Thüringer Waidstädte und ihrer Nachbarstädte. Grundlagen, Ursachen und Anlaß der Stadtentstehung, die Stadtwerdung und ihre Entwicklung städtisch- marktlicher Siedlungen in Mittelthüringen, Erster Teil: Erfurt, Jena 1929.
[7] W. Schlesinger, Städtische Frühformen zwischen Rhein und Elbe, in: Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens. Reichenau- Vorträge 1955- 56 (Vorträge und Forschungen 4), Sigmaringen 1958, 4. Auflage.
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- Claudia Zimmermann (Author), 2004, Die Entstehung der Stadt Erfurt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63942
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