„Wir sind Papst“ titelte die BILD am 20. April 2005. Die größte deutsche Boulevardzeitung reagierte mit dieser, mittlerweile zum geflügelten Wort gewordenen Überschrift auf die Entscheidung des römischen Konklaves, den deutschen Kardinal Joseph Ratzinger zum Oberhaupt der Katholischen Kirche und Nachfolger des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. zu wählen. Mit Benedikt XVI., wie sich der frühere Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre und Dekan des Kardinalskollegiums für die Zeit seines Pontifikats nennt, sitzt 60 Jahre nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft ein Deutscher auf dem Stuhl Petri. Diverse italienische, ungarische und britische Zeitungen nahmen diesen Umstand zum Anlass, Joseph Ratzinger bereits vor dem Konklave mit dessen Vergangenheit als Hitlerjunge und Flakhelfer zu konfrontieren. Die Aussage, er stehe mit seiner Vergangenheit in starkem Kontrast zu seinem Vorgänger Johannes Paul II., der im Krieg in Polen Theaterstücke gegen die Nationalsozialisten aufgeführt hatte, spiegelte die Zweifel wieder, die an dem Deutschen laut wurden. Die englische Zeitung THE SUN titelte am Tag nach der Papstwahl: „From Hitler Youth to... Papa Ratzi“ und druckte dazu ein Bild Ratzingers, das in seiner Zeit als Hitlerjunge aufgenommen wurde. Die türkische Zeitung „Sabah“ nannte den zum Papst Gewählten sogar einen „ehemaligen Nazi“. Die kritischen Reaktionen der internationalen Boulevardpresse auf die Tatsache, dass ein im nationalsozialistischen Deutschland aufgewachsener Geistlicher zum Oberhaupt der Katholischen Kirche gewählt wurde, mögen nicht die öffentliche Meinung widerspiegeln, dennoch zeigen sie, wie sehr die deutsche Vergangenheit bis in die Gegenwart nachwirkt. Dies betrifft alle gesellschaftlichen Bereiche, auch den der deutschen Kirchenvertreter.
Vorliegende Arbeit will sich auch aufgrund der bis zum heutigen Tag andauernden Nachwirkungen der deutschen Vergangenheit, eben auch im kirchlichen Bereich, der Frage widmen, wie das Verhältnis der Katholischen Kirche zum Nationalsozialismus charakterisiert werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Das Verhältnis des Heiligen Stuhls zum Nationalsozialismus
- Die Haltung des Heiligen Stuhls gegenüber der Nationalsozialistischen Bewegung
- Die Anfangsjahre der NSDAP bis zur Reichstagswahl vom 14. September 1930
- Die NSDAP als ernstzunehmende politische Kraft
- Die Entwicklungen nach dem Regierungsantritt Hitlers
- Das Reichskonkordat vom 20. Juli 1933
- Die Bemühungen um ein Reichskonkordat vor der Machtübernahme Hitlers
- Die Verhandlungen über ein Reichskonkordat im Jahre 1933
- Die Ergebnisse des Reichskonkordats
- Die Entwicklungen nach dem Reichskonkordat
- Die Enzyklika „Mit brennender Sorge“ vom 14. März 1937
- Die Entstehung der Enzyklika
- Der Inhalt der Enzyklika
- Die Wirkung der Enzyklika
- Die Haltung des Heiligen Stuhls gegenüber der Nationalsozialistischen Bewegung
- Das Verhältnis des deutschen Episkopats zum Nationalsozialismus
- Die Haltung des deutschen Episkopats gegenüber der Nationalsozialistischen Bewegung
- Die Jahre bis zur Reichstagswahl am 05. März 1933
- Der deutsche Episkopat bis zum Vorabend des Zweiten Weltkrieges
- Der deutsche Episkopat und der Beginn des Zweiten Weltkrieges
- Kardinal Clemens August Graf von Galen
- Biografie: Clemens August Graf von Galen
- Das Wirken des Bischofs Clemens August Graf von Galen im Dritten Reich bis 1939
- Die Haltung des deutschen Episkopats gegenüber der Nationalsozialistischen Bewegung
- Die nationalsozialistischen Maßnahmen zur Entkirchlichung und Entchristlichung der deutschen Gesellschaft
- Die Zerschlagung des Politischen Katholizismus
- Die Bedeutung des Politischen Katholizismus
- Die Gründe für die Zerschlagung des Politischen Katholizismus
- Der zeitliche Ablauf der Zerschlagung
- Die Zurückdrängung und das Verbot der katholischen Verbände und Presse
- Das Ende der katholischen Verbände
- Die Ausschaltung der katholischen Presse
- Die Entchristlichung der Jugend durch die nationalsozialistische Erziehung
- Das Ringen um die schulische Erziehung
- Die Hitlerjugend und die katholische Verbandsjugend
- Exkurs: Die Nationalsozialistische Ersatzreligion, verdeutlicht am Beispiel des Films „Triumph des Willens“ von Leni Riefenstahl
- Biografie: Leni Riefenstahl
- Die Reichsparteitage der NSDAP
- Die Analyse des Films „Triumph des Willens“
- Die Zerschlagung des Politischen Katholizismus
- Exkurs: Die Katholische Kirche und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Verhältnis der Katholischen Kirche zum Nationalsozialismus bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Sie untersucht die Haltung des Heiligen Stuhls, des deutschen Episkopats und einzelner Kirchenvertreter gegenüber der nationalsozialistischen Bewegung, insbesondere die Entwicklung des Verhältnisses vom Aufstieg der NSDAP bis zur Machtübernahme und den Beginn des Krieges. Im Fokus stehen dabei die Auswirkungen der nationalsozialistischen Politik auf die Kirche und die Reaktion der Kirche auf diese Politik, insbesondere im Bereich der Entkirchlichung und Entchristlichung der deutschen Gesellschaft.
- Die Haltung des Heiligen Stuhls und des deutschen Episkopats gegenüber der NSDAP
- Die Auswirkungen des Reichskonkordats auf das Verhältnis zwischen Kirche und Staat
- Die nationalsozialistische Politik zur Entkirchlichung und Entchristlichung der deutschen Gesellschaft
- Der Widerstand der Katholischen Kirche gegen den Nationalsozialismus
- Die Rolle prominenter Kirchenvertreter wie Kardinal Clemens August Graf von Galen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der Thematik im Hinblick auf die deutsche Vergangenheit und die Kontroversen um die Rolle der Kirche im Nationalsozialismus einführt. Anschließend werden in Kapitel 2 das Verhältnis des Heiligen Stuhls zum Nationalsozialismus sowie die Haltung des Papstes zur NSDAP, die Verhandlungen und Ergebnisse des Reichskonkordats und die Bedeutung der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ näher beleuchtet. Kapitel 3 widmet sich dem Verhältnis des deutschen Episkopats zum Nationalsozialismus, der Haltung der deutschen Bischöfe zur NSDAP und den Reaktionen der Kirche auf die nationalsozialistische Politik. Besonderes Augenmerk liegt auf der Persönlichkeit und dem Wirken von Kardinal Clemens August Graf von Galen.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit den nationalsozialistischen Maßnahmen zur Entkirchlichung und Entchristlichung der deutschen Gesellschaft. Es untersucht die Zerschlagung des Politischen Katholizismus, die Zurückdrängung und das Verbot der katholischen Verbände und Presse sowie die Entchristlichung der Jugend durch die nationalsozialistische Erziehung. Ein Exkurs beleuchtet die nationalsozialistische Ersatzreligion anhand des Films „Triumph des Willens“ von Leni Riefenstahl.
In einem weiteren Exkurs wird die Katholische Kirche und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus beleuchtet, bevor die Arbeit mit einer Schlussbetrachtung und einem Ausblick abschließt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Themenbereiche Katholische Kirche, Nationalsozialismus, Entkirchlichung, Entchristlichung, Reichskonkordat, Widerstand, Politischer Katholizismus, Kardinal Clemens August Graf von Galen, Leni Riefenstahl, „Triumph des Willens“ und die deutsche Vergangenheit im Hinblick auf die Rolle der Kirche.
- Citar trabajo
- Torsten Kopf (Autor), 2006, Die Katholische Kirche im Nationalsozialismus bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Zwischen Widerstand, Selbstbehauptung und Anpassung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63930