Spätestens mit der PISA-Studie im Jahr 2000 wurde deutlich, dass deutsche Schüler im internationalen Vergleich schulischer Leistungen sehr weit zurück liegen. Auch die Wiederholung der Studie drei Jahre später zeigte keine gravierenden Verbesserungen. Es wurden u. a. bedenkliche Defizite der Lese-, Sozial- und Selbstlernkompetenzen festgestellt. Gerade diese Kompetenzen sind in der heutigen Berufs- und Arbeitswelt unentbehrlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Durch den permanenten Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft wird lebenslanges Lernen zur Notwendigkeit. Die Bedeutung der so genannten Schlüsselqualifikationen wird immer wieder betont.
Jürgen Grzesik hebt die Bedeutung der Verbesserung von Lesekompetenz besonders hervor, wenn er sagt, dass eine möglichst hohe Lesekompetenz zur Mündigkeit jedes Menschen gehöre. Zwar nehme die Informationsvermittlung durch Bild und Ton einen hohen Stellenwert ein, der Umfang des Geschriebenen steige aber auch weiterhin stetig an. Die Zahl der neu erschienenen Buchtitel, das Angebot an Zeitungen und Zeitschriften, der Umfang des Schriftverkehrs in Wirtschaft und Verwaltung sowie die Formen von Gesetzestexten könnten dies belegen. „Wer an unserer Kultur teilnehmen will, vollgültig und ohne Nachteile, der muss die Kompetenz besitzen, alle für sein Leben in dieser Gesellschaft wichtigen Schriftstücke verstehen zu können.“ Grzesik warnt deshalb vor einer Zweiklassengesellschaft, in der die Klasse ohne literale Fähigkeiten bei schwierigen Schriftstücken von der anderen Klasse abhängig sei. In der Schule müssten Lernende deshalb zu kompetenten Lesern ausgebildet werden. Eine Möglichkeit zur Förderung der Lesekompetenz, die gleichzeitig auch die Sozial-und Lernkompetenzen verbessert, die Methode des reziproken Lernens und Lehrens, soll in dieser Hausarbeit vorgestellt werden. Zunächst soll kurz auf die konstruktivistische Lerntheorie eingegangen werden. Auf der Basis dieser Theorie wurde die Methode des reziproken Lernens und Lehrens entwickelt, die im darauf folgenden Kapitel dargelegt werden soll. Im letzten Teil der Arbeit sollen die Umsetzungsmöglichkeiten dieser Methode im Wirtschaftslehreunterricht diskutiert werden.
Inhaltsverzeichnis
1.. Zur Notwendigkeit des reziproken Lernens und Lehrens im Unterricht
2.. Die konstruktivistische Lerntheorie
2.1 Die Vorläufer
2.2 Lernen als Konstruktion von Wissen
2.3 Konsequenzen für den Unterricht
3.. Reziprokes Lernen und Lehren
3.1 Der Grundgedanke
3.2 Das Vorgehen
3.3 Die Rolle des Lehrers
3.4 Resultate des reziproken Lernens und Lehrens
3.5 Begründung des Erfolgs
3.6 Ähnliche Methoden
3.6.1 Die Methode der Basalen Botschaft
3.6.2 Reziprokes Fragen
3.6.3 Strukturiertes Erklären
3.7 Lernen durch wechselseitiges Lehren nach Huber, Konrad und Wahl
3.7.1 Abgrenzung vom reziproken Lernen und Lehren
3.7.2 Die Gruppenpuzzlemethode
4.. Umsetzungsmöglichkeiten des reziproken Lernens und Lehrens im Wirtschaftslehreunterricht und kritische Reflexion
Literaturverzeichnis
1 Zur Notwendigkeit des reziproken Lernens und Lehrens im Unterricht
Spätestens mit der PISA-Studie im Jahr 2000 wurde deutlich, dass deutsche Schüler im internationalen Vergleich schulischer Leistungen sehr weit zurück liegen. Auch die Wiederholung der Studie drei Jahre später zeigte keine gravierenden Verbesserungen. Es wurden u. a. bedenkliche Defizite der Lese-, Sozial- und Selbstlernkompetenzen festgestellt. Gerade diese Kompetenzen sind in der heutigen Berufs- und Arbeitswelt unentbehrlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Durch den permanenten Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft wird lebenslanges Lernen zur Notwendigkeit. Die Bedeutung der so genannten Schlüsselqualifikationen wird immer wieder betont.
Jürgen Grzesik hebt die Bedeutung der Verbesserung von Lesekompetenz besonders hervor, wenn er sagt, dass eine möglichst hohe Lesekompetenz zur Mündigkeit jedes Menschen gehöre. Zwar nehme die Informationsvermittlung durch Bild und Ton einen hohen Stellenwert ein, der Umfang des Geschriebenen steige aber auch weiterhin stetig an. Die Zahl der neu erschienenen Buchtitel, das Angebot an Zeitungen und Zeitschriften, der Umfang des Schriftverkehrs in Wirtschaft und Verwaltung sowie die Formen von Gesetzestexten könnten dies belegen. „Wer an unserer Kultur teilnehmen will, vollgültig und ohne Nachteile, der muss die Kompetenz besitzen, alle für sein Leben in dieser Gesellschaft wichtigen Schriftstücke verstehen zu können.“[1]
Grzesik warnt deshalb vor einer Zweiklassengesellschaft, in der die Klasse ohne literale Fähigkeiten bei schwierigen Schriftstücken von der anderen Klasse abhängig sei. In der Schule müssten Lernende deshalb zu kompetenten Lesern ausgebildet werden.[2]
Eine Möglichkeit zur Förderung der Lesekompetenz, die gleichzeitig auch die Sozial- und Lernkompetenzen verbessert, die Methode des reziproken Lernens und Lehrens, soll in dieser Hausarbeit vorgestellt werden. Zunächst soll kurz auf die konstruktivistische Lerntheorie eingegangen werden. Auf der Basis dieser Theorie wurde die Methode des reziproken Lernens und Lehrens entwickelt, die im darauf folgenden Kapitel dargelegt werden soll. Im letzten Teil der Arbeit sollen die Umsetzungsmöglichkeiten dieser Methode im Wirtschaftslehreunterricht diskutiert werden.
2 Die konstruktivistische Lerntheorie
2.1 Die Vorläufer
Zu den Vorläufern der konstruktivistischen Lerntheorie gehören u. a. John Deweys, Lev S. Wygotski und Jean Piaget.
Deweys richtet seine Aufmerksamkeit dabei besonders auf die Aktivität des Lernenden. Eigene Erfahrungen seien für das Lernen von unmittelbarer Bedeutung, da „im Handeln Wissen aufgebaut und interaktiv durch ein untersuchendes, neugieriges, experimentierendes Verhalten konstruiert“[3] werde.
Wygotski hebt dagegen den Zusammenhang von Kognition und Sozialisation hervor. Interaktionen lösten lernsteigernde Effekte aus. Dies führt er besonders darauf zurück, dass der Lernende durch den Wissensstand der anderen Gruppenmitglieder motiviert werde, seine eigenen Kenntnisse und Fertigkeiten zu erweitern.[4]
Piaget betont bei seinen Untersuchungen vor allem die subjektive Konstruktion von Schemata, in die neues Wissen eingeordnet werde. Vorhandene Kenntnisse würden um die neuen Erfahrungen erweitert bzw. mit ihnen verknüpft werden.[5]
2.2 Lernen als Konstruktion von Wissen
Die Sichtweise des Lernens als Konstruktion von Wissen wird seit Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts immer stärker betont.
Man ist nicht mehr der Ansicht, dass Wissen von einem Lehrer oder aus einem Schulbuch übernommen, sondern vom Lernenden aufgrund seiner Erfahrungen selbst konstruiert wird. Nach Auffassung der Konstruktivisten erfolgt der Lernprozess aktiv, weil Informationen so verarbeitet werden müssen, dass der Lernende sie gut behalten kann. Neue Kenntnisse werden zu bereits erworbenem Wissen in Beziehung gesetzt, um sie besser verstehen und lernen zu können. Sie bauen auf Vorhandenes auf. Darüber hinaus erfolgt der Prozess des Lernens zielgerichtet, weil der Lernerfolg am größten ist, wenn ein bestimmtes Ziel bzw. bestimmte Erwartungen erfüllt werden sollen.[6]
Zu beachten ist bei dieser Theorie, dass Konstruktionsprozesse individuell verschieden sind. Dies kann dazu führen, dass die Ergebnisse von Lernprozessen nicht identisch sind. Auch die Tatsache, dass Wissen durch wahrnehmungsbedingte Erfahrungen entsteht, kann unterschiedliche Resultate hervorbringen.[7]
Aufgrund dessen ist das Auftreten von Fehlern aus konstruktivistischer Sicht wünschenswert. Lernende werden dadurch auf Missverständnisse aufmerksam, die beseitigt werden müssen. Fehler werden als mögliche Grundlage für neues Lernen verstanden, weil Kenntnisse erweitert, differenziert oder revidiert werden müssen.[8]
2.3 Konsequenzen für den Unterricht
Wenn die Lehre und das Lernen im konstruktivistischen Sinn verstanden werden, resultieren daraus Anforderungen an den Unterricht, die sich von der traditionellen Form erheblich unterscheiden.
Das Lehren wird nicht als Wissenstransport, sondern als Anregung und Beratung betrachtet. Der Lehrende präsentiert also keine Wissensinhalte mehr, sondern stellt Mittel zur Verfügung, mit deren Hilfe Problemsituationen gelöst werden sollen.[9]
Dazu gehört u. a., dass der Lehrer Lernumgebungen anregend gestaltet oder Lernmaterialien für unterschiedliche Lernkanäle bereitstellt. Außerdem sollen soziale Situationen geschaffen werden, in denen die Schüler von- und miteinander lernen können. Der Lehrende hat die Aufgabe zu motivieren und zu begeistern.[10]
[...]
[1] Grzesik, J.: Textverstehen lernen und lehren. Geistige Operationen im Prozeß des Textverstehens und Typische Methoden für die Schulung zum kompetenten Leser. 1. Aufl., Stuttgart 1990, S. 10.
[2] Vgl. Grzesik, J.: Textverstehen lernen und lehren. Geistige Operationen im Prozeß des Textverstehens und Typische Methoden für die Schulung zum kompetenten Leser. 1. Aufl., Stuttgart 1990, S. 10.
[3] Reich, K.: Konstruktivistische Didaktik. Lehren und Lernen aus interaktionistischer Sicht. 1. Aufl., Neuwied 2002, S. 158.
[4] Vgl. Reich, K.: Konstruktivistische Didaktik. Lehren und Lernen aus interaktionistischer Sicht. 1. Aufl., Neuwied 2002, S. 158f.
[5] Vgl. Siebert, H.: Pädagogischer Konstruktivismus. Eine Bilanz der Konstruktivismusdiskussion für die Bildungspraxis. Neuwied 1999, S. 16.
[6] Vgl. Konrad, K.; Traub, S.: Kooperatives Lernen. Theorie und Praxis in Schule, Hochschule und Erwachsenenbildung. 1. Aufl., Hohengehren 2001, S. 17.
[7] Vgl. Konrad, K.; Traub, S.: Selbstgesteuertes Lernen in Theorie und Praxis. 1. Aufl., München 1999, S. 65.
[8] Vgl. Konrad, K.; Traub, S.: Kooperatives Lernen. Theorie und Praxis in Schule, Hochschule und Erwachsenenbildung. 1. Aufl., Hohengehren 2001, S. 18.
[9] Vgl. Konrad, K.; Traub, S.: Selbstgesteuertes Lernen in Theorie und Praxis. 1. Aufl., München 1999, S. 66.
[10] Vgl. Siebert, H.: Pädagogischer Konstruktivismus. Eine Bilanz der Konstruktivismusdiskussion für die Bildungspraxis. Neuwied 1999, S. 41f.
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