Im 12. Jahrhundert hatte sich in Europa eine neue Autorität etabliert, die sogar über den Kaisern und Königen stand: Die Autorität der katholischen Kirche, dessen Hierarchie bald über Machtmittel verfügte, „von denen die Urkirche nicht zu träumen wagte“.1 Angesichts der Geistlichen, die zwar Armut predigten, jedoch selbst nicht im Einklang mit ihren Predigten lebten, wuchs eine neue Opposition gegen die Kirche heran. Es waren einerseits Geistliche oder gebildete Bürger, die zumindest ein wenig lesen konnten, die ein apostolisches Leben des Klerus, wie es in der Bibel geschrieben steht, forderten.
Eine herausragende Rolle nehmen dabei die Bewegungen der Waldenser und der Katharer ein. Aber auch die Gründung von Bettelorden, wie die des Dominikaner- und Franziskanerordens fielen in diese Zeit. Angesichts der großen Bedrohung, die diese apostolisch, predigenden Bewegungen für die katholische Kirche, besonders in Südfrankreich und Oberitalien, darstellten, da wachsende Massen der Bevölkerung sich in „Erinnerung“ der Apostel von der Kirche abwandten und sich ihnen anschlossen, war seitens der Kirche Handeln erforderlich. Die Verurteilung dieser Gruppen zu Häretikern2 und der damit folgenden Repression, Verfolgung und Bestrafung derselben bzw. deren Einbindung in die Kirche, wie das bei Dominikanern und Franziskanern erfolgte, sollte die wachsende Gefahr eindämmen.
Verstärkt wurde die Abkehr vom orthodoxen Glauben durch den im Hochmittelalter stattfindenden ökonomisch-soziokulturellen Wandel, der durch eine Zunahme des Handels, der wachsenden Anzahl von Städten und einer Individualisierung, vor allem der städtischen Bevölkerung, gekennzeichnet war. Dieser Wandel begünstigte ein individuelles Suchen nach Gott, da die Kirche das persönliche Seelenheil nicht mehr ausreichend sicherstellen konnte.3 Ein Instrument, um der häretischen Bewegungen Herr werden zu können, war die Inquisition, mit der die Dominikaner im Jahre 1231 offiziell durch Papst Gregor IX. beauftragt worden sind. In der vorliegenden Arbeit möchte ich untersuchen, warum es gerade die Dominikaner waren, die mit der Inquisition beauftragt worden sind. Dafür erachte ich es für notwendig, zunächst einmal zu untersuchen, welche „Qualifikationen“ ein Inquisitor aufweisen musste. Aus diesem Grund möchte ich zunächst den Begriff Inquisition und dessen Entwicklung skizzieren.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Inquisition
2.1. Die Entstehung der Inquisition
2.2. Die Beauftragung der Dominikaner
3. Der Dominikanerorden
3.1. Die Gründungsgeschichte
3.2. Die Aufgaben des Ordens
4. Auswertung
5. Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im 12. Jahrhundert hatte sich in Europa eine neue Autorität etabliert, die sogar über den Kaisern und Königen stand: Die Autorität der katholischen Kirche, dessen Hierarchie bald über Machtmittel verfügte, „von denen die Urkirche nicht zu träumen wagte“.[1]
Angesichts der Geistlichen, die zwar Armut predigten, jedoch selbst nicht im Einklang mit ihren Predigten lebten, wuchs eine neue Opposition gegen die Kirche heran.
Es waren einerseits Geistliche oder gebildete Bürger, die zumindest ein wenig lesen konnten, die ein apostolisches Leben des Klerus, wie es in der Bibel geschrieben steht, forderten.
Eine herausragende Rolle nehmen dabei die Bewegungen der Waldenser und der Katharer ein. Aber auch die Gründung von Bettelorden, wie die des Dominikaner- und Franziskanerordens fielen in diese Zeit.
Angesichts der großen Bedrohung, die diese apostolisch, predigenden Bewegun-gen für die katholische Kirche, besonders in Südfrankreich und Oberitalien, darstellten, da wachsende Massen der Bevölkerung sich in „Erinnerung“ der Apostel von der Kirche abwandten und sich ihnen anschlossen, war seitens der Kirche Handeln erforderlich.
Die Verurteilung dieser Gruppen zu Häretikern[2] und der damit folgenden Repression, Verfolgung und Bestrafung derselben bzw. deren Einbindung in die Kirche, wie das bei Dominikanern und Franziskanern erfolgte, sollte die wachsende Gefahr eindämmen.
Verstärkt wurde die Abkehr vom orthodoxen Glauben durch den im Hochmittelalter stattfindenden ökonomisch-soziokulturellen Wandel, der durch eine Zunahme des Handels, der wachsenden Anzahl von Städten und einer Individualisierung, vor allem der städtischen Bevölkerung, gekennzeichnet war.
Dieser Wandel begünstigte ein individuelles Suchen nach Gott, da die Kirche das persönliche Seelenheil nicht mehr ausreichend sicherstellen konnte.[3]
Ein Instrument, um der häretischen Bewegungen Herr werden zu können, war die
Inquisition, mit der die Dominikaner im Jahre 1231 offiziell durch Papst Gregor IX. beauftragt worden sind.
In der vorliegenden Arbeit möchte ich untersuchen, warum es gerade die Dominikaner waren, die mit der Inquisition beauftragt worden sind.
Dafür erachte ich es für notwendig, zunächst einmal zu untersuchen, welche „Qualifikationen“ ein Inquisitor aufweisen musste.
Aus diesem Grund möchte ich zunächst den Begriff Inquisition und dessen Entwicklung skizzieren.
Im Anschluss daran möchte ich aufzeigen, was die Dominikaner dafür prädestinierte, um von Papst Gregor IX. im Jahre 1231 vorrangig mit der Inquisition beauftragt zu werden. Dafür hinwieder erachte ich es für notwendig die Charakteristika, und damit auch zwangsläufig die Gründungsgeschichte des Dominikanerordens, näher zu betrachten.
Im letzten Teil werde ich auf der Grundlage des Dargelegten versuchen die Frage, warum die Inquisition den Dominikanern aufgetragen wurde, zu beantworten.
An Quellen- und Sekundärliteratur zur Inquisition mangelt es nicht. Allein die drei Bände umfassende Bibliographie von Emil van der Vekene vermittelt einen Eindruck von der Masse an vorhandenen Schriften.[4]
Zu den Quellen sei anzumerken, dass sie sehr einseitig sind, da sie von jenen verfasst worden sind, die Häresien bekämpft haben. Eine zeitgenössische „neutrale“ Quelle existiert nicht.
Als Quellengrundlage zur Inquisition verwende ich in dieser Arbeit hauptsächlich die Quellenzusammenstellung von Kurt-Victor Selge[5].
An Forschungsliteratur zur Inquisition sei hier exemplarisch Peter Segl genannt, der ein Sammelband zu den Anfängen der Inquisition im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums der Universität Bayreuth herausgegeben hat, welches ich in dieser Arbeit hinzugezogen habe.[6]
Quellengrundlage für die Gründung des Dominikanerordens, sowie dessen Aufgaben und Konstitutionen bietet mir „Das Büchlein von den Anfängen des Predigerordens“ Jordans von Sachsen, der als erster Ordensmeister nach Dominikus inhaltlich das Anliegen des Gründers weitertrug.[7]
Zu den „Ältesten Konstitutionen“ des Predigerordens[8], welche ich in vorliegender Arbeit verwendet habe, sei anzumerken, dass es sich hier nicht um den Entwurf Dominikus´ handelt, den er 1216 in Toulouse entwarf. Der Schreiber dieser Konstitutionen ist unbekannt. Sie tauchen in einer einzigen Handschrift auf, dem Kodex von Rodez, aus dem 14. Jahrhundert, und beinhalten die Konstitutionen, wie sie nach dem Generalkapitel von 1236 bestanden haben.[9] Da Jordan von Sachsen zu dieser Zeit jedoch Ordensmeister war, ist anzunehmen, dass sie uns dennoch eine recht gute Quellengrundlage zu Dominikus Intentionen und die der ersten Generation der Predigerbrüder, bietet.
2. Die Inquisition
Etymologisch leitet sich der Begriff Inquisition von dem lateinischen Verbum „inquirere“ ab, was soviel bedeutet wie „untersuchen, erforschen, nachprüfen“ oder auch „aufsuchen“.
Bei der mittelalterlichen Inquisition handelt es sich weder um den von den meisten rasch mit diesem Begriff assoziierten „Behördenapperat oder ein von Rom zentral gelenktes und straff organisiertes Amt zur Bekämpfung von Dissidenten“[10], noch um die häufig aus dem Laienverständnis dem Mittelalter zugeordnete Hexenverfolgung.
2.1. Die Entstehung der Inquisition
„Omnis in populo corruptela principaliter procedit a clero“[11]. Dies hatte Papst Innozenz III. rechtzeitig als eine der Ursachen für die damaligen Probleme der Kirche erkannt und begann konsequent dagegen vorzugehen. Eine dieser Maßnahmen, dem simonistischen Klerus, dessen Versagen und verderbten Lebenswandel Einhalt zu gebieten, war die Aufnahme des Verfahrens „per inquisitionem“ in das kanonische Strafprozessrecht auf dem IV. Laterankonzil 1215.[12] Bei dem Begriff der Inquisition handelt es sich demnach um ein neues Strafprozessverfahren, mit dem es ermöglicht werden sollte, gegen pflichtvergessene Geistliche, renitente Bischöfe und Äbte disziplinarisch vorgehen zu können, denen mit dem bisher geltenden, auf Anklage basierenden Akkusationsverfahren und Infamationsprozessen, nicht beizukommen war.
Die charakteristische Neuerung gegenüber diesen herkömmlichen Verfahren bestand darin, dass Offizial-, Instruktionsmaxime und Urteilsspruch in einer Person vereinigt wurden. Das heißt, dass die Klage nun auch von Amts wegen -ex officio- erfolgen, und die Ermittlung der Wahrheit von der gleichen Person eigenständig durchgeführt werden konnte.[13]
[...]
[1] S. Beck, 1993, S. 18.
Alle vollständigen Quellen- und Literaturangaben, befinden sich im Quellen- und Literaturver-
zeichnis.
[2] Zum Begriff Häresien vgl. Lambert, 2001, S. 3.
[3] Vgl. Hancke, 1987, S.59.
[4] Vekene, 1982-1992.
[5] Selge, 1967.
[6] Segl, 1993.
[7] Sachsen, S. 18-94.
[8] Die „ältesten Konstitutionen“ des Predigerordens, 2002.
[9] Vgl. Hoyer, 2002, S.204.
[10] S. Segl, 1993, S.2-3.
[11] Innozenz III: Sermo in concilio generali habitus, in MPL 217, 1855, 678.
[12] Wohlmuth, 2000, S. 227-271.
[13] Vgl. Segl, 1993, S.8.
- Quote paper
- Nele Pohl (Author), 2004, Die Beauftragung des Ordo fratrum praedicatorum mit der Inquisition, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63854
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