1. Einleitung
Gottfrieds von Straßburg Tristan ist nur eine von vielen Fassungen und Sichtweisen des Tristanstoffs.1 Und doch hat Gottfried ein grandioses, nicht zu übertreffendes Werk geschaffen, das ihn, trotz Unvollendung des Werkes, nie in Vergessenheit geraten lässt. Sein „Tristan“ ist vom Anfang bis hin zum Ende von einer Liebe geprägt, die nicht gewillt ist aufzugeben und unterzugehen, auch wenn alle Vernunft gegen sie spricht. Selbst über den Tod der tragischen Figuren Tristan und Isolde hinaus lebt diese Leidenschaft, diese bedingungslose Liebe weiter. So schön und tragisch und doch so verständlich und rührend wie Shakespeares „Romeo und Julia“ einige Jahrhunderte später. Das gleiche Schicksal einer verbotenen Liebe und ihr Kampf uns Überleben, nur in einer anderen Zeit, in der man noch immer in Konventionen gedrängt wurde, ohne Chancen, seinen eigenen Weg zu gehen und ohne jegliche Selbstbestimmung. Doch wie konzipierte Gottfried von Straßburg diese „Love Story“? Zur Beantwortung dieser Frage werde ich mich in meiner Arbeit explizit dem Minnetrank zuwenden, und der damit verbundenen Frage nach seiner Bedeutung für dieses Werk. Ist der Trank die Legitimation der Liebe, indem diese erst durch ihn entstand, oder soll er diese Legitimation nur innehaben, um eine „Entschuldigung“ für den Betrug in der Ehe und eine Erklärung für die plötzlich erwachte Liebe zu liefern? Welche Symbolik lässt sich dem Trank zuschreiben? Diese Aspekte werde ich unter besonderer Betrachtung des Trankmotivs und seiner Entfaltung untersuchen. Doch bevor ich mich darauf konzentriere, möchte ich noch einige Worte zum Autor verlieren, um seine mögliche Sicht auf das Motiv der Liebe und ihre Bedeutung herauszuarbeiten.
Inhalt
1. Einleitung
2. Autor und Werk
3. Der Minnetrank
3.1. Brauen des Tranks und Übergabe an Brangäne
3.2. Ausgangssituation an Bord
3.3. Trinken des Elixiers
3.4. Wirkungsentfaltung des Tranks
4. Zusammenfassung der Minnetrank- Bedeutung
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Gottfrieds von Straßburg Tristan ist nur eine von vielen Fassungen und Sichtweisen des Tristanstoffs.[1] Und doch hat Gottfried ein grandioses, nicht zu übertreffendes Werk geschaffen, das ihn, trotz Unvollendung des Werkes, nie in Vergessenheit geraten lässt. Sein „Tristan“ ist vom Anfang bis hin zum Ende von einer Liebe geprägt, die nicht gewillt ist aufzugeben und unterzugehen, auch wenn alle Vernunft gegen sie spricht. Selbst über den Tod der tragischen Figuren Tristan und Isolde hinaus lebt diese Leidenschaft, diese bedingungslose Liebe weiter. So schön und tragisch und doch so verständlich und rührend wie Shakespeares „Romeo und Julia“ einige Jahrhunderte später. Das gleiche Schicksal einer verbotenen Liebe und ihr Kampf uns Überleben, nur in einer anderen Zeit, in der man noch immer in Konventionen gedrängt wurde, ohne Chancen, seinen eigenen Weg zu gehen und ohne jegliche Selbstbestimmung. Doch wie konzipierte Gottfried von Straßburg diese „Love Story“? Zur Beantwortung dieser Frage werde ich mich in meiner Arbeit explizit dem Minnetrank zuwenden, und der damit verbundenen Frage nach seiner Bedeutung für dieses Werk. Ist der Trank die Legitimation der Liebe, indem diese erst durch ihn entstand, oder soll er diese Legitimation nur innehaben, um eine „Entschuldigung“ für den Betrug in der Ehe und eine Erklärung für die plötzlich erwachte Liebe zu liefern? Welche Symbolik lässt sich dem Trank zuschreiben? Diese Aspekte werde ich unter besonderer Betrachtung des Trankmotivs und seiner Entfaltung untersuchen. Doch bevor ich mich darauf konzentriere, möchte ich noch einige Worte zum Autor verlieren, um seine mögliche Sicht auf das Motiv der Liebe und ihre Bedeutung herauszuarbeiten.
2. Autor und Werk
Gottfried von Straßburg war vermutlich nichtadeliger Herkunft und stammte aus Straßburg. Das sind die Mosaiksteine aus seinem Leben, derer man sich relativ sicher sein kann. Alles andere, was sein Leben betrifft, ist nur durch Rezeption, sein einziges sicheres Werk, den Tristan-Roman, sowie durch die literarischen Erwähnungen anderer Dichter seiner Zeit bekannt.[2] Vermutlich führte sein Tod, dieser muss um 1210 fallen, dazu, dass er sein Werk nicht vollenden konnte. Dies beklagen Heinrich von Freiberg und Ulrich von Türheim, die Tristan – Fortsetzer, in ihren Werken.[3] Alle anderen Lebensumstände beruhen auf Spekulationen und auf unterschiedlichsten Meinungen der Forscher und sollen hier keine weitere Rolle spielen. Ich möchte nur noch kurz anmerken, dass Gottfried das Ritterliche ablehnte, aber das Kultiviert- Höfische im Gegensatz dazu nicht[4] und dass nach Gottfrieds Verständnis „ die Minne nicht als magische Macht aufzufassen ist, sondern allein eine Wirkung des eigenen Herzens darstellt“.[5]
Der Stoff fordert „schon in seiner frühen höfischen Gestalt die geheiligten Ordnungen von Vasallität, Ehe und Religion […] heraus“.[6] Er reicht auf keltische, klassisch-antike und orientalische Quellen zurück, wobei der zentrale Konfliktpunkt aus irischen Sagen stammt.[7] Der Tristanstoff behandelt in allen seinen Fassungen das Motiv des Minnetranks. Jedoch mit dem Unterschied, dass die Zauberwirkung des Elixiers im frühen Stadium der Fassungen etwas Mechanisches an sich hat, „er dient dazu, den Skandal zu motivieren und zugleich zu entschuldigen“[8]. Doch nicht nur das ist auffällig im Vergleich zu Gottfrieds Symbolik des Tranks, denn er hob, wie auch nach ihm Thomas von England, die begrenzte Wirkung des Tranks auf[9], um den Trank weiter zu entmaterialisieren und die Liebe zwischen Tristan und Isolde zu einem „Zeit und Tod überdauernden absoluten Wert“[10] zu erheben.
[...]
[1] Christoph Huber: Gottfried von Straßburg, Tristan. Berlin 2000, S. 15ff
[2] Wolfgang Stammler, Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Berlin - New York 1981, S. 154.
[3] Ebd.: S. 1ff.
[4] Gottfried Weber, Gottfried von Straßburg. Stuttgart 1962, S. 3.
[5] Dagmar Mikasch-Köthner, Zur Konzeption der Tristanminne bei Eilhart von Oberg und Gottfried von
Straßburg. Stuttgart 1991, S. 53.
[6] Christoph Huber, Gottfried von Straßburg, Tristan. Berlin 2000, S.15.
[7] Ebd.: S. 16.
[8] Ebd.: S. 73.
[9] Ebd.: S. 73 f.
[10] Dagmar Mikasch-Köthner: Zur Konzeption der Tristanminne bei Eilhart von Oberg und Gottfried von Straßburg S.57.
- Citation du texte
- Aileen Enders (Auteur), 2005, Die Bedeutung des Minnetranks für die Entfaltung der Liebe in Gottfrieds von Straßburg "Tristan", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63672
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