Inwieweit lassen sich die “Launen” des Francisco de Goya im El sueño de la razón produce monstruos als Vorreiter der Idee einer progressiven Universalpoesie der Gebrüder Wilhelm und Friedrich Schlegel bezeichnen? Diese zentrale Fragestellung soll anhand einer näheren Betrachtung des Bildes Capricho No. 43 des Malers sowie den programmatischen Ideen einer Universalpoesie interdisziplinär beantwortet werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Erkenntnisinteresse
2. Francisco de Goyas Capricho No. 43
a) Goyas Reihe Los Caprichos
b) Goya – Wer war er?
3. Das Konzept einer progressiven Universalpoesie
4. Der universelle Gedanke in der Romantik: No. 43 und Universalpoesie
5. Literatur
1. Einleitung und Erkenntnisinteresse
Inwieweit lassen sich die “Launen” des Francisco des Goya im El sueño de la razón produce monstruos als Vorreiter der Idee einer progressiven Universalpoesie der Gebrüder Wilhelm und Friedrich Schlegel bezeichnen? Diese zentrale Fragestellung soll anhand einer näheren Betrachtung des Bildes Capricho No. 43 des Malers sowie den programmatischen Ideen einer Universalpoesie interdisziplinär beantwortet werden.
2. Francisco de Goyas Capricho No. 43
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auf Francisco des Goyas Radierung Capricho No. 43 eröffnen sich dem Betrachter zunächst zwei Ebenen, eine helle und eine dunkle – eine vordergründige und eine daruntergelegene. Ins Auge springt sofort der hell erleuchtete Schlafende, der sich mit beiden Armen auf dem Schreibtisch abstützt und seinen Kopf darauf gelegt hat. Er trägt Kleidung, die der damaligen Mode entsprach. Der Mann sitzt nicht direkt vor dem Schreibtisch, sondern eher daneben. Der Unterkörper und die Beine sind direkt dem Betrachter zugewandt. Der Träumer ist in einer unbequemen Position eingeschlafen. Er befindet sich in einem Zustand zwischen sitzen und liegen. Er wirkt regelrecht „weggesackt“. Sein Körper scheint ruhig und bewegungslos zu sein.
Hinter der hellen Front mit dem Schlafenden und dem Schreibtisch wird das Bild nuancenweise dunkler. Je tiefer der Betrachter in die Dunkelheit des Bildes eintaucht, desto unruhiger wird es. Hinter dem Mann fliegen mit großer Unruhe Eulen und Fledermäuse, die sich jeden Augenblick auf den Schlafenden zu stürzen scheinen. Chaotisch und doch geordnet peilen sie die Position des Mannes an. Auch der lauernde Luchs und die sprungbereite Katze strahlen eine enorme Bedrohung aus. Der Mann scheint sich in großer Gefahr zu befinden. Die Tiere der Nacht starten einen Angriff auf das Individuum des Tages.
Die Ebenen - hell und dunkel - lassen viel Raum für Interpretationen. Eine mögliche Sichtweise könnte z.B. die Diskrepanz von Vernunft und mangelndem Erkenntnisvermögen sein. Noch treffender, weil noch konkreter auf das Bild bezogen, ist die Interpretation von der Vernunft/ Rationalität im wachen Zustand auf der einen Seite und den Träumereien/ Spinnereien eines Schlafenden auf der anderen Seite.
Gut sichtbar an der Vorderfront des Tisches stehen die Worte El sueño de la razón produce monstruos geschrieben. Goya hat somit in gewisser Weise den Interpretationsspielraum des Caprichos No. 43 eingegrenzt, aber auch wieder Stoff für neue Deutungsansätze geliefert. Eine neue Problematik ergibt sich unter anderem aus dem spanischen Wort sueño, dass entweder mit Schlaf oder mit Traum übersetzt werden kann. Somit ist es möglich, den Satz in zwei Versionen zu übersetzen: Der Schlaf der Vernunft gebiert (produziert) Ungeheuer oder Der Traum der Vernunft gebiert (produziert) Ungeheuer.
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- Quote paper
- Vera Pohlmann (Author), 2006, Der universelle Gedanke in Kunst und Literatur in der Romantik am Beispiel von Goyas Capricho No. 43 und der progressiven Universalpoesie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63547
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