Diese Arbeit schließt an das Seminar „Eliten der BRD“ an und beschäftigt sich mit dem Soziologen Robert Michels und dem von ihm entwickelten „ehernen Gesetz der Oligarchie“. Diese Arbeit soll einen Überblick über den Entwicklungsprozess von Robert Michels Leben skizzieren, um daraus sein Demokratieverständnis ableiten zu können. Ziel ist es jedoch nicht, das äußerst facettenreiche Leben Michels darzustellen, da dies mit all seinen Stationen und Wendungen den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Diese Arbeit soll aber wenigstens die kausalen Zusammenhänge zwischen den wichtigsten Abschnitten in Michels Leben und den Denkweisen und Werken wiedergeben. Aus diesem Vorhaben resultiert, dass die Arbeit im ersten Abschnitt als theoretische Grundlage auf die begriffliche Klärung wichtiger Termini eingeht und sich darüber hinaus mit zeitgenössischen Reflexionen auseinandersetzt, die Michels beeinflusst haben. Der Hauptteil der Arbeit wendet sich der Analyse des „ehernen Gesetz der Oligarchie“ von Michels zu. Es soll nachvollzogen werden, wie es - nach Michels - zu diesem „Gesetz“ kommt. Hierfür ist die Betrachtung der von Michels aufgestellten „Ätiologie der Oligarchie“ sehr hilfreich. Darüber hinaus soll kritisch hinterfragt werden, inwiefern dieses „Gesetz“ von Michels der Realität standhält. Dazu soll im nächsten Abschnitt eine kurze Analyse am Beispiel der Partei Bündnis 90/ Die Grünen durchgeführt werden. Diese Partei ist ein gutes Beispiel, um zu prüfen, ob sich die Oligarchie tatsächlich immer durchsetzt. Denn besonders Bündnis 90/ Die Grünen haben in ihren Anfangsjahren umfangreiche Maßnahmen durchgeführt, die das Aufkommen von oligarchischen Tendenzen vermeiden sollten. Schlussendlich besteht das Ziel dieser Arbeit darin, zu prüfen, inwiefern, ob das „eherne Gesetz der Oligarchie“ bis heute aktuell ist und ob es der Realität standhält. [...]
Inhalt
1 Einleitung…
2 Elitentheorie
2.1 Begriffliche Klärung…
2.2 Elitentheoretische Konzepte
3 Zeitgenössische Reflexionen und der Einfluss auf Michels´ Demokratieverständnis
4 Das „eherne Gesetz der Oligarchie“
4.1 Die drei antidemokratischen Tendenzen
4.2 Die Ätiologie der Oligarchie
5 Bündnis 90/ Die Grünen: Eine Partei, die gegen oligarchische Tendenzen gefeit ist?
6 Schluss: Aktualität und Bewertung des „ehernen Gesetz der Oligarchie“
7 Literatur
1 Einleitung
Diese Arbeit schließt an das Seminar „Eliten der BRD“ an und beschäftigt sich mit dem Soziologen Robert Michels und dem von ihm entwickelten „ehernen Gesetz der Oligarchie“.
Diese Arbeit soll einen Überblick über den Entwicklungsprozess von Robert Michels Leben skizzieren, um daraus sein Demokratieverständnis ableiten zu können. Ziel ist es jedoch nicht, das äußerst facettenreiche Leben Michels darzustellen, da dies mit all seinen Stationen und Wendungen den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Diese Arbeit soll aber wenigstens die kausalen Zusammenhänge zwischen den wichtigsten Abschnitten in Michels Leben und den Denkweisen und Werken wiedergeben.
Aus diesem Vorhaben resultiert, dass die Arbeit im ersten Abschnitt als theoretische Grundlage auf die begriffliche Klärung wichtiger Termini eingeht und sich darüber hinaus mit zeitgenössischen Reflexionen auseinandersetzt, die Michels beeinflusst haben.
Der Hauptteil der Arbeit wendet sich der Analyse des „ehernen Gesetz der Oligarchie“ von Michels zu. Es soll nachvollzogen werden, wie es – nach Michels – zu diesem „Gesetz“ kommt. Hierfür ist die Betrachtung der von Michels aufgestellten „Ätiologie der Oligarchie“ sehr hilfreich. Darüber hinaus soll kritisch hinterfragt werden, inwiefern dieses „Gesetz“ von Michels der Realität standhält. Dazu soll im nächsten Abschnitt eine kurze Analyse am Beispiel der Partei Bündnis 90/ Die Grünen durchgeführt werden. Diese Partei ist ein gutes Beispiel, um zu prüfen, ob sich die Oligarchie tatsächlich immer durchsetzt. Denn besonders Bündnis 90/ Die Grünen haben in ihren Anfangsjahren umfangreiche Maßnahmen durchgeführt, die das Aufkommen von oligarchischen Tendenzen vermeiden sollten.
Schlussendlich besteht das Ziel dieser Arbeit darin, zu prüfen, inwiefern, ob das „eherne Gesetz der Oligarchie“ bis heute aktuell ist und ob es der Realität standhält.
2 Elitentheorie
Der gewählte Titel für diesen Abschnitt ist sicherlich sehr allgemein formuliert. Es soll jedoch gewährleistet sein, dass einerseits der Begriff der „Elite“ beleuchtet wird und andererseits auf theoretische Grundlagen des Elitenkonzepts eingegangen werden kann.
2.1 Begriffliche Klärung
Der Begriff „Elite“ kommt recht häufig in der alltagssprachlichen Verwendung vor. Nicht selten findet dabei die etwas negativ konnotierte Bedeutung Vorrang vor derjenigen, die positiv gebraucht wird. Wenn z. Z. in den Medien die Rede von Elite ist, dann meist in Verbindung mit Bildungseinrichtungen, wie z. B. Elite-Universitäten. Bei den Rezipienten löst dieses Bild jedoch meist negative Assoziationen aus. Denn Elite-Universitäten werden vor allem mit hohen Kosten in Verbindung gesetzt, wodurch es den Kindern von durchschnittlich verdienenden Eltern kaum möglich wäre, an solchen Universitäten zu studieren. Nach Wasner resultiere diese Einstellung aus der tiefen demokratischen Prägung, dass eine Gleichheit aller bestünde und eine Privilegierung weniger kaum akzeptabel sei[1]. Ein tief verankertes Problem sei darüber hinaus, dass es in einer demokratischen Gesellschaft nicht für alle die gleichen Zugangsmöglichkeiten gebe, in eine Elite aufzusteigen. Stattdessen gebe es verschiedene soziale, ökonomische und kulturelle Faktoren, die den Zugang zu einer bestimmten Elite regeln[2].
Wie durch die Erläuterungen erkennbar geworden ist, wird der Begriff der Elite oft normativ verwendet. Eliten werden somit häufig mit besonderen Qualifikationen in Verbindung gebracht. Im folgenden soll jedoch versucht werden, diesen Begriff wertneutral darzustellen.
Der Begriff Elite stammt ursprünglich von dem lateinischen Wort „eligere“ (auswählen) bzw. dem französischen Wort „élire“ (wählen) ab. Durch die Etymologie wird bereits deutlich, das mit Elite immer der Prozess einer Wahl treffen, in Verbindung steht. Durch den in der Bibel gebrauchten Satz „Multi vocati sunt, pauci electi sunt.“ ist lange Zeit angenommen worden, dass Elite etwas Gottgegebenes sei[3].
Heutzutage gestaltet sich die Herleitung einer Definition des Begriffs durchaus komplizierter und meist können sich die Elitentheoretiker nur auf einen schmalen Grundkonsens einigen. Der beinhaltet zum einen, dass „[…] Eliten aus Personal bestehen, die einen (wie auch immer gearteten) Ausleseprozess durchlaufen haben.“ und zum anderen „[…] gelten [sie] als eine (häufig positiv) bewertete Minderheit.“[4]. In komplexen Gesellschaften kann man auch nicht mehr davon ausgehen, dass es lediglich eine Elite gibt. Stattdessen bilden sich durch die verschiedenen gesellschaftlichen Subsysteme in Wirtschaft, Kultur, Politik usw. auch verschiedene Eliten heraus, die parallel in einer Gesellschaft existieren. Zwischen diesen verschiedenen Eliten bestehen häufig auch Verflechtungen[5].
Eliten werden somit allgemein definiert als „a small group of people within a larger group who have more power, social standing, wealth, or talent than the rest of the group“[6] oder „a group or class of persons or a member of such a group or class, enjoying superior intellectual, social, or economic status”[7]. Diese beiden Definitionen geben bereits erste Auskünfte darüber, was eine Elite ist. Eine konkretere Definition des Begriffs ist bei Hoffmann-Lange zu finden, die wie folgt lautet:
„Der sozialwissenschaftliche Elitebegriff bezeichnet Personen bzw. Personengruppen, die über wichtige
Machtressourcen verfügen, die es ihnen erlauben, Einfluß auf gesellschaftlich bedeutsame Entscheidungen zu
nehmen. Damit ist der Begriff nicht auf politische Ebenen im engeren Sine beschränkt, d. h. nicht auf führende
Politiker. In modernen Gesellschaften gehören beispielsweise auch die Inhaber von Führungspositionen in
Verwaltung, Wirtschaft, Medien, Wissenschaft sowie wichtigen Interessengruppen zur gesellschaftlichen Elite. Ihr
Einfluß kann sich auf die Kontrolle unterschiedlicher Machtressourcen gründen: u. a. auf die mit politischen Ämtern
verbundene formale Gesetzgebungsbefugnis, die Verfügungsgewalt über Kapital, die Fähigkeit zur Mobilisierung
der öffentlichen Meinung, aber auch auf persönliche Qualifikationen wie Expertentum und Verhandlungsgeschick.“[8]
Die Definition von Hoffmann-Lange verdeutlicht wie umfangreich der Begriff der Elite bestimmt werden muss, um eine befriedigende Definition zu erhalten, die auch als Arbeitsgrundlage verwendet werden kann.
Abschließend für das Kapitel der Begriffsklärung sollen kurz die Arten der Eliten skizziert werden.
In der Literatur sowie im alltäglichen Sprachgebrauch sind diverse Arten der Eliten anzutreffen. So findet man z. B. die Wertelite, Funktionselite, Leistungselite und Bildungselite, um an dieser Stelle nur einige zu nennen. Wichtig bei der Bestimmung der Elitebegriffe sind Merkmale, nach denen die Begriffe geordnet werden können. Nach Wasner werden folgende Merkmale unterschieden: Erreichbarkeit von Elitepositionen, Strukturübertragung, Identifikationsmerkmale, Voraussetzungen zum erreichen von Elitepositionen, Formen der Elitenrekrutierung, gesellschaftliche Funktionsbereiche und Einigkeit bzw. Differenzierung der Elite[9]. Exemplarisch soll an dieser Stelle nur auf zwei Merkmale näher eingegangen werden, die auch für den weiteren Verlauf der Arbeit von Interesse sind. Erstens unterscheidet man bei der Erreichbarkeit von Elitepositionen offene und geschlossene Eliten. Geschlossene Eliten, die auch oligarchische Eliten genannt werden, kontrollieren Zugehörigkeits- und Rekrutierungsmechanismen. Potentielle Kandidaten müssen somit den Auswahlkriterien der Elite entsprechen. Offene Eliten hingegen verfügen nicht über solche Mechanismen. Zugangs- und Zugehörigkeitsmechanismen sind gesamtgesellschaftlicher Konsens. Zweitens kann man die Elitenbegriffe nach den Methoden der Sicherung der Eliteposition ordnen. Hier gibt es die Machtelite, bei der jedoch der amorphe Begriff „Macht“ ein Problem darstellt. Bis heute wird meist die Definition von Max Weber verwendet, bei der Macht „als jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung, den eigenen Willen durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht“[10] definiert wird. Bereits an dieser Definition erkennt man, dass eine Vielzahl von Situationen ermöglichen, jemanden in die Lage zu versetzen, die eigenen Interessen gegen andere durchzusetzen[11]. Dadurch bleibt der Begriff Macht und erst recht, der der Machtelite unbefriedigend.
2.2 Elitentheoretische Konzepte
Robert Michels steht als Neomachiavellist –ebenso wie Gaetano Mosca und Vilfredo Pareto- in der Tradition von Niccolò Machiavelli. Darum soll an dieser Stelle kursorisch auf den Vorläufer der Elitensoziologie Machiavelli eingegangen werden.
Machiavellis Leistung hat darin bestanden, dass er die „[…] normativ-moralischen Vorstellungen über politische Herrschaft überwunden [hat] und sich einer eher empirisch orientierten Zugangsweise zu Fragen über die Ausübung und Sicherung der Macht zugewandt hat.“[12]. Geprägt durch seine Zeit und das gespaltene Italien jener Tage meinte Machiavelli, dass eine nationale Einheit nur durch einen starken Herrscher hergestellt werden könne. Grundsätzlich befürworte Machiavelli die Demokratie als die wünschenswerteste Volksherrschaft, jedoch gebe es im Italien dieser Zeit keine Möglichkeit eine stabile Demokratie zu etablieren. Er möchte die italienischen Verhältnisse restrukturieren und hierfür sei eine straffe politische Führung notwendig. Am ehesten sei dies Aufgabe einer politischen Elite und am besten könne sie der principe erfüllen. Dieser principe käme durch virtù -die persönlichen Eigenschaften- und fortuna –die Umweltkonstellationen- an die Macht. Ausschlaggebend sei dabei auch das verbindende Element occasione –die günstige Gelegenheit. Da sich diese Eigenschaften nicht vererben ließen, sei eine erbliche Herrschaft nicht sinnvoll. Meist müssen diejenigen, die an die Macht gelangen wollen, betrügen. Um der Gefahr eines Machtverlustes zu entgehen, sollte der Machthaber jedoch einige Regeln beachten, die seine Macht erhalten könnten. Da dies allein aber nicht immer reicht, muss der Führer es auch verstehen mit Gewalt umzugehen und „wie ein Tier“ zu kämpfen. Machiavelli zieht den Vergleich mit einem Löwen und einem Fuchs heran: „[…] denn der Löwe entgeht den Schlingen nicht, und der Fuchs kann dem Wolf nicht entgehen. Er muss also ein Fuchs sein, um die Schlingen zu kennen, und Löwe, um die Wölfe zu schrecken. Die, welche nur den Löwen zum Vorbild nehmen, verstehen es nicht.“[13]. Daraus wird deutlich, dass der Führer sich nicht nur der Gewalt, sondern auch der List bedienen müsse[14].
[...]
[1] Vgl. Wasner 2004: 15
[2] Vgl. ebd.
[3] Vgl. Wasner 2004: 16
[4] Wasner 2004: 16
[5] Vgl. ebd.
[6] http://encarta.msn.com/encnet/features/dictionary/DictionaryResults.aspx?refid=1861607959
[7] http://www.answers.com/elite
[8] Wasner 2004: 18
[9] Vgl. Wasner 2004: 18f.
[10] Weber 1984: 89 §16
[11] Vgl. Wasner 2004: 21
[12] Wasner 2004: 29
[13] Machiavelli 1990: 87
[14] Vgl. Wasner 2004: 30ff
- Citation du texte
- Franziska Hübsch (Auteur), 2006, Das "eherne Gesetz der Oligarchie" von Robert Michels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63393
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