Entwürfe literarischer Anderswelten haben eine lange Tradition in Europa. Die Topo-graphien des Untergrunds und der Gegenwelt haben nicht zuletzt durch die großen, neuzeitlichen Erschütterungen der Revolutionen und Weltkriege innerhalb der Litera-tur neue Dimensionen gewonnen, die sich einer traditionell motivgeschichtlichen Beschreibung zum Großteil entziehen.
Ein beredtes Beispiel hierfür ist Franz Fühmanns sogenanntes "Bergwerks"-Frag-ment. Ein Zeugnis für die Hoffnungen und Illusionen sowie die fatalen Widersprüche eines Menschen, der "über Auschwitz zum Sozialismus gekommen war."
Mit dem Bergwerk verband sich für Fühmann vieles. Für ihn war es ein Ort der My-thologie, in der der Bergmann - Atlas gleich - den Berg zu tragen schien, ein "jungfräulicher Ort", in dem "jedes Streb Pionierland war" , das Einblicke in längst vergangene Zeiten bot, aber ebenso Ort, der Modellcharakter besitzend, einem die Möglichkeit bot, den Prozess des Eindringens in unbekannte Bezirke zu studieren. In aller erster Linie war für Fühmann die Grube jedoch "der Ort der Wahrheit, in der jeder Handgriff gnadenlos gewogen" wurde.
Zugleich verband sich für ihn mit dem Bergwerk eine heimliche Kindheitssehnsucht, die Welt des Arbeiters, seine schwere physische Arbeit, welche sich in diesem spe-ziellen Fall immer im Angesicht des Todes vollzog. Die Vielschichtigkeit seiner Be-trachtungen, die sich aus dem Studium seiner Landschaft ergab, machte es Füh-mann unmöglich "nur" einen Bergwerksroman zu schreiben. "Die große Metapher Bergwerk. Die philosophische Dimension. Fühmann holte weit aus."
Als Pendant zu "Zweiundzwanzig Tage oder die Hälfte des Lebens" konzipiert, um-fasst das Werk eine Vielzahl von Gedanken, die den Dichter in seinem letzten Le-bensjahrzehnt bewegt haben. Selbst nach langwieriger, intensiver Beschäftigung mit Fühmanns Spätwerk ist es mir nicht gelungen die darin angelegte Dimensionsvielfalt gänzlich zu erfassen. Ein Scheitern?
Ziel des Beleges ist es, bestimmende Elemente des Fragments herauszuarbeiten und zu analysieren, schon hier mit der Feststellung, dass man dem Ausspruch der Lyrikerin und Freundin Fühmanns - Margarete Hansmann: "Jeder hat seinen Fühmann" nur beipflichten kann.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Franz Fühmann
- Im Berg
- Fazit
- Bild- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Fragment „Im Berg" von Franz Fühmann, das 1983 entstand und als Zeugnis für die Hoffnungen und Illusionen sowie die fatalen Widersprüche eines Menschen gilt, der „über Auschwitz zum Sozialismus gekommen war". Der Beleg zielt darauf ab, bestimmende Elemente des Fragments herauszuarbeiten und zu analysieren, wobei der Fokus auf der komplexen Beziehung zwischen Fühmanns persönlicher Entwicklung und seiner Auseinandersetzung mit der DDR-Gesellschaft liegt.
- Die Vielschichtigkeit des Bergwerks als Metapher für Fühmanns Lebenserfahrung
- Fühmanns Selbstfindungsprozess und sein Bruch mit der Vergangenheit
- Die Konflikte zwischen Kunst und Politik in der DDR
- Die Suche nach Wahrheit und Identität im Kontext von Doktrin und Dichtung
- Das Scheitern des Projekts „Im Berg" als Spiegelbild der gescheiterten Utopie des Sozialismus
Zusammenfassung der Kapitel
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Die Einleitung präsentiert die Thematik des Fragments „Im Berg" im Kontext der literarischen Anderswelten des 20. Jahrhunderts. Fühmanns Werk wird als „Bergwerks"-Fragment beschrieben, das die Hoffnungen und Illusionen sowie die fatalen Widersprüche eines Menschen widerspiegelt, der „über Auschwitz zum Sozialismus gekommen war".
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Dieses Kapitel beleuchtet Fühmanns Lebensweg und seine Entwicklung als Schriftsteller. Es wird gezeigt, wie sein Bruch mit der Vergangenheit, insbesondere mit den Erfahrungen des Augusts '68, zu einem konsequenten Neuanfang führte. Fühmanns Selbstkritik und Wahrheitsbesessenheit werden als Folgen seiner ideologischen Desillusionierung dargestellt. Seine Auseinandersetzung mit dem „Gesellschaftsgestocktsein" in der DDR und seine Konflikte mit der Kulturpolitik werden ebenfalls thematisiert.
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Dieses Kapitel widmet sich dem Fragment „Im Berg" selbst und analysiert die besonderen Aspekte, die es so faszinierend machen. Es wird argumentiert, dass das Werk Fühmanns Suche nach Selbstfindung und Wahrheit an einem anderen Ort widerspiegelt. Gleichzeitig wird das Fragment als eine prophetische Vorwegnahme des Zusammenbruchs des „real" existierenden Sozialismus interpretiert.
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Fühmanns Fragment „Im Berg" wird als eine Reise in die eigene Vergangenheit und das eigene Ich interpretiert. Die Rolle des Urerlebnisses im Bergwerk als Initiation eines selbstbewussten künstlerischen Standortes wird hervorgehoben. Die Kapitel beleuchten die komplexe Beziehung zwischen Urerlebnis und Wiederholung sowie die Schwierigkeit, den Moment des Urerlebnisses in der Kunst festzuhalten.
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Die Kapitel befassen sich mit dem Motiv des Nebels als Metapher für Fühmanns Suche nach Klarheit und Orientierung. Es wird gezeigt, wie Fühmann die Realität zu romantisieren und gleichzeitig die Romantik zu materialisieren versucht. Der Tanzpalast als Symbol für das kulturelle Leben der DDR wird als Ort des Widerspruchs zwischen Wahrheit und Parteilichkeit dargestellt.
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Das Kapitel beleuchtet die Begegnung des Ich-Erzählers mit August Kuhn, dem Arbeitsschutzinspektor, und analysiert dessen Bedeutung für Fühmanns Suche nach einem authentischen Verhältnis zwischen Kunst und Arbeit. Die Konflikte zwischen Volk, Partei und Künstler werden anhand der Figur des Arbeitsschutzinspektors diskutiert.
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Die Kapitel befassen sich mit Fühmanns Auseinandersetzung mit dem Tod und der Leugnung des Todes im Kontext des Bergwerks. Das Motiv des Liebes- und Todestriebes wird im Zusammenhang mit der Figur des Grubenarztes Dr. Schmid eingeführt. Fühmanns Reflexionen über die historische Dimension des Bergwerks und die Rolle der Literatur als historisch Gewordenes werden ebenfalls thematisiert.
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Die Kapitel präsentieren Fühmanns Bemühen, verschiedene Handlungsstränge in einem Mix aus Bericht, Erzählung und offener Rede zu verbinden. Die Figur der Kupferkönigin wird als Symbol für den Todestrieb und die Verführungskraft des Untergrundes eingeführt. Die Kapitel thematisieren die Bedeutung des Auditiven als Quelle des Erkenntnisgewinns und die Begegnung des Ich-Erzählers mit der Willkür der Macht.
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Das Kapitel „Das Ohr des Dionysios" stellt eine eigenständige Erzählung dar, die motivisch und sachlich an die vorherigen Kapitel angebunden ist. Es wird gezeigt, wie Fühmann einen Bogen von der Antike bis in die Gegenwart schlägt, um die Kontinuität der Macht und die Gefahr des Missbrauchs von Wissen zu beleuchten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Förderschwerpunkt Lernen, den inklusiven und exklusiven Unterricht sowie die schulische Inklusion, insbesondere in Nordrhein-Westfalen. Empirische Forschungsergebnisse werden präsentiert, um die Rahmenbedingungen und Herausforderungen der inklusiven Beschulung von Kindern mit dem Förderschwerpunkt Lernen zu beleuchten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Bielefelder Längsschnittstudie (BiLieF-Projekt), die die Leistungsentwicklung und das Wohlbefinden von Schülern in inklusiven und exklusiven Förderarrangements vergleicht. Weitere Themen sind Förderempfehlungen, die Herausforderungen der Inklusion sowie Implikationen für die Schulentwicklung und Inklusionspraxis.
- Arbeit zitieren
- Roman Derneff (Autor:in), 2002, Franz Fühmann: Im Berg - Bericht eines Scheiterns, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6331
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