Seit es den Film gibt, werden immer wieder literarische Stoffe verarbeitet. Dies warf zunächst Probleme in den theoretischen Diskussionen der Literaturwissenschaft auf, deren Forschungsbereich nun erweitert war. Die Germanisten neigten anfangs dazu, die literarische Verfilmung negativ zu bewerten, da eine Adaption der Vorlage nie gerecht werden könne. 1 Es bedurfte einiger Diskurse, bevor sich dieses Bild wandelte und man sich darauf einigte, dass die Literaturverfilmung dem Buch nicht konkurrierend entgegen stehe, sondern aufgrund seiner medialen Struktur als eigenständiges Kunstwerk betrachtet werden müsse. Im Zuge dieses Wertewandels und den wissenschaftlichen Überlegungen zur Erfassung des entstandenen Phänomens mussten Kategorien bzw. Formen der Literaturverfilmungen herausgefiltert und benannt werden, wobei Helmut Kreuzer ein Modell ausarbeitete, welches weitreichend Anerkennung fand und daher in der vorliegenden Arbeit eine Grundlage bieten soll. Vorläufer dieses Wandels war bereits in den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts André Bazin, welcher ein Plädoyer für die Literaturverfilmungen verfasste und erstmals positive Funktionen bzw. entsprechende Bewertungskriterien der Adaption ausarbeitete und ihnen eine eigene Autonomie zusprach. 2 Zudem wirft die medienwissenschaftliche Betrachtung der Literaturadaptationen weitere theoretische Probleme auf, die diskutiert werden müssen. Demnach soll dies ein zweites Thema dieser Arbeit bilden. Dabei steht besonders die Forschungsberichte von Evelyn Strautz und Wolfgang Gast im Fokus der medientheoretischen Überlegungen.
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
1. Theoretische Hintergründe
1.1 Arten der Literaturadaptationen nach Helmut Kreuzer
1.2 Probleme der Literaturverfilmungen
Literaturverzeichnis
Einleitung
Seit es den Film gibt, werden immer wieder literarische Stoffe verarbeitet. Dies warf zunächst Probleme in den theoretischen Diskussionen der Literaturwissenschaft auf, deren Forschungsbereich nun erweitert war. Die Germanisten neigten anfangs dazu, die literarische Verfilmung negativ zu bewerten, da eine Adaption der Vorlage nie gerecht werden könne.1 Es bedurfte einiger Diskurse, bevor sich dieses Bild wandelte und man sich darauf einigte, dass die Literaturverfilmung dem Buch nicht konkurrierend entgegen stehe, sondern aufgrund seiner medialen Struktur als eigenständiges Kunstwerk betrachtet werden müsse.
Im Zuge dieses Wertewandels und den wissenschaftlichen Überlegungen zur Erfassung des entstandenen Phänomens mussten Kategorien bzw. Formen der Literaturverfilmungen herausgefiltert und benannt werden, wobei Helmut Kreuzer ein Modell ausarbeitete, welches weitreichend Anerkennung fand und daher in der vorliegenden Arbeit eine Grundlage bieten soll. Vorläufer dieses Wandels war bereits in den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts André Bazin, welcher ein Plädoyer für die Literaturverfilmungen verfasste und erstmals positive Funktionen bzw. entsprechende Bewertungskriterien der Adaption ausarbeitete und ihnen eine eigene Autonomie zusprach.2 Zudem wirft die medienwissenschaftliche Betrachtung der Literaturadaptationen weitere theoretische Probleme auf, die diskutiert werden müssen. Demnach soll dies ein zweites Thema dieser Arbeit bilden. Dabei steht besonders die Forschungsberichte von Evelyn Strautz und Wolfgang Gast im Fokus der medientheoretischen Überlegungen.
1) Vgl. hierzu u.a.: Söller 2001, S.65.; Gast 1993, S.7ff. Dieser betont in seinem Aufsatz, dass Legitimationsprobleme von Adaptionen in der heutigen Zeit weitreichend überwunden sind, erwähnt aber kurz
die heutigen Einwände einiger, vornehmlich amerikanischer Wissenschaftler.; Strautz 1996, S.4ff.
2) Vgl. hierzu: Bazin 1993, S.32-39. und Söller 2001, S.66-69.
1. Theoretische Hintergründe
1.1 Arten der Literaturadaptationen nach Helmut Kreuzer
Helmut Kreuzer arbeitet vier Kategorien von Literaturverfilmungen heraus. Die früheste und nach seinen Ergebnissen die häufigste Art wäre die Adaption als Aneignung von literarischen Rohstoff. Diese Form der Adaption ist eher „uneigentlich“ (Kreuzer 1981, S.27), da nur einzelne Charaktere oder Handlungselemente im Film verarbeitet werden und dieser demnach in erster Linie als Film bewertet werden sollte, da die Filmemacher sich in diesem Fall lediglich von Motiven inspirieren lassen, es sei denn, der Film wird ausdrücklich als Literaturadaption vorgestellt.
Eine weitere Adaptionsart benennt Kreuzer mit Illustration, da hier ausschließlich die Vorlage möglichst genau bebildert wird. Ein solches Unterfangen bewertet nicht nur Kreuzer äußerst kritisch, welcher diese Form der Adaption als gescheitert ansieht und dies folgendermaßen begründet:1
„Eine solche Adaption kann auf einem künstlerischen Irrtum beruhen, auf einer Vorstellung von Wertreue, (...), darüber aber die Verschiedenheit von Medium und Zeichenmaterial und mit ihr verbundene Formgesetzlichkeiten außer acht lässt und nicht bedenkt, daß das für die Lektüre oder die Bühne geschriebene Wort anders wirkt, wenn es im oder zum Film gesprochen wird.“ (Kreuzer 1981, S.27)
Jedoch entschärft Kreuzer dieses kritische Urteil etwas, indem er auf die Möglichkeit verweist, dass ein Regisseur diesen Adaptionstyp wählt, um experimentell die Vermischung der verschiedenen Medien zu erproben.
Die dritte Form der Adaption wäre die interpretierende Transformation, mit dem Ziel ein möglichst analoges Werk zu schaffen, indem die „Form-Inhaltsbeziehung“ (Kreuzer 1981, S.28) der Vorlage erfasst und übernommen werden.2
Dabei ist keine genaue Übernahme der Dialoge erforderliche, weil der Film ein völlig anderes Medium ist und literarische Dialoge meist starr wirken bzw. dem Film nicht gerecht werden.
Kreuzer betont in diesem Zusammenhang, dass ein wörtliches Erzählerzitat im Off die Analogie verhindern kann, da in erster Linie die Kamerahandlung die Funktionen der
1) Dies ist inzwischen eine allgemein etablierte Auffassung in der Literatur- sowie Medienwissenschaft.
Vgl. dazu u.a.: Hurst 1996, S.4f.; Strautz 1996, S.9.
2) „Form-Inhaltsbeziehung“ meint, dass neben dem Inhalt das Zeichen- und Textsystem, der Sinn und die Wirkungsweise der literarischen Vorgabe erfasst und dabei versucht wird, diese dem Film gerecht werdend, analog zu übertragen. Vgl.: Kreuzer 1981, S.28.
literarischen Erzählperspektive übernimmt. Allerdings könnte man hier eine Entschärfung der Aussage fordern, da ein adaptiertes Erzählerzitat durchaus dem Bild entsprechen und diesem Ausdruck verleihen könnte.
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- Diana Riege (Autor), 2005, Formen der Literaturadaptionen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62828
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