Der Titel meiner Arbeit lautet „Die Dienstbarkeit eines Christenmenschen“. Nun ist es
aber nicht möglich, dieses Thema darzustellen, ohne vorher geklärt zu haben, was
Luther eigentlich unter Freiheit selbst versteht. Denn die Dienstbarkeit ergibt sich erst
aus der Freiheit, wie sich am Ende der Darstellung zeigen wird.
Daher möchte ich der Argumentationsweise Luthers in seinem Traktat folgen und
zuerst auf die Freiheit eingehen, die sich aus dem Glauben eines Christenmenschen
ergibt und erst im zweiten Teil auf die Dienstbarkeit. An dieser Stelle wird dann das
Thema Liebe eine Rolle spielen. Aber dazu später im Text.
Mein Anliegen liegt darin, zu zeigen, dass ein Christenmensch kein geistliches,
theoretisches Wesen ist, sondern sich sein Glauben im Handeln an seinem Nächsten
erkennbar macht, ganz allein durch den Glauben an Gottes Sohn Jesus Christus.
[...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Freiheit eines Christenmenschen
2.1. Der innere Mensch
2.2. Der Glaube als Erfüllung der Gebote
2.3. Der „fröhliche Wechsel“
2.4. Der Christ als König und Priester
3. Die Dienstbarkeit eines Christenmenschen
3.1. Der äußere Mensch
3.2. Der Dienst am Nächsten durch die Liebe
4. Zusammenfassung
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Schrift von Martin Luther „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ aus dem Jahre 1520, die der vorliegenden Arbeit zugrunde liegt, gehört zu den bedeutenden Reformationsschriften Martin Luthers. Sie beinhaltet die ganze Summe christlicher Freiheit.
Anlass für diese Schrift war die Veröffentlichung der gegen Luther gerichteten Bannbulle durch Johann Eck. Um im Streit zwischen dem Papsttum und Luther zu vermitteln, veranlasste der päpstliche Kammerherr Karl von Miltitz Luther dazu, seinen „Sendbrief an Leo X.“ zu schreiben. Diesem Brief fügte Luther seine Freiheitsschrift auf Latein bei, um seinen Glauben darzulegen.
Luther schrieb noch eine kürzere deutsche Fassung seiner Freiheitsschrift, die er dem Stadtvogt von Zwickau widmete.
Ich werde mich in meiner Arbeit auf diese deutsche Fassung beziehen.[1]
Die Freiheitsschrift begründet die Freiheit eines Christen, die er aus dem Evangelium erhält. Als Einstieg in sein Thema stellt Luther zu Beginn eine Doppelthese auf, die zunächst widersprüchlich klingen mag:
„Eyn Christen mensch ist eyn freyer herr über alle ding und niemandt unterthan.
Eyn Christen mensch ist eyn dienstpar knecht aller ding und ydermann unterthan.“[2]
Aufgabe meiner Arbeit soll es sein, diese These in ihrer Einheit aufzulösen und deutlich zu machen, was Luther unter der Freiheit und Dienstbarkeit eines Christenmenschen versteht.
Der Titel meiner Arbeit lautet „Die Dienstbarkeit eines Christenmenschen“. Nun ist es aber nicht möglich, dieses Thema darzustellen, ohne vorher geklärt zu haben, was Luther eigentlich unter Freiheit selbst versteht. Denn die Dienstbarkeit ergibt sich erst aus der Freiheit, wie sich am Ende der Darstellung zeigen wird.
Daher möchte ich der Argumentationsweise Luthers in seinem Traktat folgen und zuerst auf die Freiheit eingehen, die sich aus dem Glauben eines Christenmenschen ergibt und erst im zweiten Teil auf die Dienstbarkeit. An dieser Stelle wird dann das Thema Liebe eine Rolle spielen. Aber dazu später im Text.
Mein Anliegen liegt darin, zu zeigen, dass ein Christenmensch kein geistliches, theoretisches Wesen ist, sondern sich sein Glauben im Handeln an seinem Nächsten erkennbar macht, ganz allein durch den Glauben an Gottes Sohn Jesus Christus.
2. Die Freiheit eines Christenmenschen
2.1. Der innere Mensch
Luther geht in seiner Darlegung von Paulus aus und nimmt fortwährend Bezug auf die Heilige Schrift, um seine Ausführungen damit zu stützen. Er macht deutlich, dass sich seine widersprüchliche These von der Freiheit und Dienstbarkeit eines Christenmenschen schon bei Paulus findet. Hier heißt es:
„Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht.“ (1.Kor 9,19) Ebenso in Röm 13,8: „Seid niemand etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt.“
Luther erklärt diesen Widerspruch damit, dass der eine Mensch zwei Naturen besitzt: „eyn yglich Christen mensch ist zweyerley natur, geystlicher und leyblicher.“[3] Die geistliche Seite entspricht der Seele eines Menschen und repräsentiert ihn als neuen, innerlichen Menschen. Die leibliche Seite steht für den alten, äußerlichen Menschen nach seinem Fleisch. Diese beiden Naturen stehen, wie auch in der heiligen Schrift gezeigt, als Widerspruch gegenüber, nämlich in der Form der Freiheit und der Dienstbarkeit.
Ich möchte zunächst gemäß Luther auf den inneren Menschen eingehen und erläutern, was Luther darunter verstanden hat.
Den Menschen kann „keyn eußerlich ding [...] frey oder frum machen“[4], denn die Frommheit und Freiheit des Menschen, aber auch seine Bosheit und sein „Gefängnis“, so meint Luther, sind weder leiblich noch äußerlich. Mit äußerlichen Dingen meint Luther alle weltlichen Dinge, die das menschliche Dasein ausmachen.[5] Diese Dinge erreichen aber nicht die Seele, die den innerlichen Menschen ausmacht. Denn die Seele ist „das menschliche Leben in seiner Beziehung zu Gott“.[6] Es besteht somit nicht nur ein Unterschied zwischen innerem und äußerem Menschen, sondern auch zwischen Gott und der Welt.
Joachim Ringleben sagt dazu, dass der innere Mensch von außen her konstituiert wird. Das heißt, das Innerliche orientiert sich am religiösen Externbezug. Wahre Identität des Selbst kommt damit nur von außen frei zustande. Indem der Mensch sich auf Christus bezieht, konstituiert sich das „Inwendige“.[7]
Luther weist darauf hin, dass es der Seele nicht hilft, wenn der Leib äußerlich heilige Kleider trägt, wie es beispielsweise bei einem Priester der Fall ist oder der Mensch betet und fastet, ohne dass er wahrhaftig an Gott glaubt.[8] Denn diese Dinge, so Luther, kann auch ein böser Mensch ausführen, ohne dass es der Seele Frommheit und Freiheit bringt. Ebenso nimmt die Seele keinen Schaden, wenn sie die oben genannten Dinge nicht tut.
Was ist es nun, das dem inneren Menschen zur Freiheit verhilft? Es ist „das heylig Evangely, das wort gottis von Christo gepredigt“[9]. Luther fundiert seine Aussage erneut mit Bibelzitaten, wie z.B. aus Joh 14,6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“.
Die Seele kann alle Dinge entbehren, aber auf das Wort Gottes kann sie auf keinen Fall verzichten. Es ist das allerwichtigste, denn in ihm hat sie „gnugde, speiß, freud, frid, licht, kunst, gerechtickeyt, wahrheyt, freyheyt und allis gutt überschwänglich“.[10] Luther verweist hier auf den Psalter, um aufzuzeigen, welche Bedeutung dem Wort Gottes beigemessen wird, denn dort wird es für die größte Plage und als Zorn Gottes angesehen, wenn er sein Wort von den Menschen nimmt. So gilt auch umgekehrt: es ist die allergrößte Gnade, wenn Gott den Menschen sein Wort zukommen lässt.[11]
[...]
[1] Ich zitiere nach der Weimarer Ausgabe: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, 7. Band, 1987; Von der Freiheit eines Christenmenschen. 1520 (S.20-38)
[2] WA 21,1-4
[3] WA 21,12-13
[4] WA 21,20-21
[5] vgl. Eberhard Jüngel, Zur Freiheit eines Christenmenschen, S. 127
[6] Ebd. S. 127
[7] Joachim Ringleben, Freiheit im Widerspruch, S. 161
[8] WA 21,28-32
[9] WA 22,4-5
[10] WA 22,12-14
[11] WA 22,14-18
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