Der Film gelangte in der Zeit des Ersten Weltkrieges zu immer stärkerer gesellschaftlicher Akzeptanz und das Kapital nahm sich des neuen Mediums interessiert an. Der Staat entdeckte den Film als Propagandamittel und nutzte ihn erstmals gezielt für seine Zwecke.
Die Filme stellten einen bedeutenden Beitrag zur Mobilmachung der Bevölkerung zu Beginn des Krieges dar und wurden im Laufe des Krieges als Band zwischen Heimat und Front gesehen. Der Kinobesuch wurde zum festen Bestandteil der Alltagskultur. Zudem wurden die Grundlagen für die Entwicklung von mittelständischen Firmen zu modernen Filmkonzernen gelegt und neue Filmgattungen entstanden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Quantitative Entwicklung der Kinos und der Besucherzahlen
3. Das Kinoprogramm während des Krieges
4. Der Dokumentarfilm
5. Die Kriegswochenschauen
6. Zensur
7. Konzentration im Filmgewerbe
7.1 Das Bild- und Filmamt (Bufa)
7.2 Die Deutsche Lichtspiel Gesellschaft (DLG)
7.3 Die Balkan-Orient-Film GmbH
7.4 Die Universum Film AG (Ufa)
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Film gelangte in der Zeit des Ersten Weltkrieges zu immer stärkerer gesellschaftlicher Akzeptanz und das Kapital nahm sich des neuen Mediums interessiert an. Der Staat entdeckte den Film als Propagandamittel und nutzte ihn erstmals gezielt für seine Zwecke.
Die Filme stellten einen bedeutenden Beitrag zur Mobilmachung der Bevölkerung zu Beginn des Krieges dar und wurden im Laufe des Krieges als Band zwischen Heimat und Front gesehen. Der Kinobesuch wurde zum festen Bestandteil der Alltagskultur.
Zudem wurden die Grundlagen für die Entwicklung von mittelständischen Firmen zu modernen Filmkonzernen gelegt und neue Filmgattungen entstanden.
2. Quantitative Entwicklung der Kinos und der Besucherzahlen
Unmittelbar nach dem Beginn des Krieges hatte es den Anschein, als würde das Kino stark unter der Kriegssituation leiden. Manche Kinos wurden geschlossen, da einige Kinobesitzer annahmen, dass kein Bedarf an Unterhaltung bestünde. Die Nachfrage nach Kinovorführungen war beim Publikum, das im Kino Bilder und Nachrichten von den Kriegsschauplätzen sehen wollte, jedoch nach wie vor vorhanden.[1]
Statistiken über Besucherzahlen und Kinos im Ersten Weltkrieg sind sehr ungenau und rar. So scheiden sich die Meinungen der Geschichts- und Filmwissenschaftler in der Frage, ob das Kino im Ersten Weltkrieg einen Boom erlebt habe. Elizabeth Prommer schreibt, dass es während des Krieges Einbußen bei den Besucherzahlen und der Anzahl an Kinos gegeben habe.[2] Karl-Heinz Grotjahn spricht jedoch von einem anhaltenden Aufstieg des Kinos in den Kriegsjahren, von einigen Monaten Zwangspause im Winter, wenn Kohle fehlte, abgesehen.[3] Und er erklärt des Weiteren, dass viele Kinosäle, aufgrund der hohen Nachfrage und von scharfer Konkurrenz unter den Kinobetreibern, so überfüllt waren, dass bei einem Brand sämtliche Brandschutzvorkehrungen bei einer Massenpanik nichtig geworden wären.[4]
Wegen des Krieges bildeten vermutlich vor allem Frauen, Jugendliche und ältere Männer die Hauptgruppe der Kinobesucher. Diese waren auf das Kino in ihrer Freizeit angewiesen, da viele Unterhaltungs- und Vergnügungseinrichtungen während des Krieges geschlossen wurden oder zu teuer waren, wie z.B. die Oper und das Theater. Durch die kriegsbedingte Abwesenheit der Männer waren die Frauen nicht mehr so stark an den Haushalt gebunden und die Aufsicht über die Jugendlichen war gelockert, was sich positiv auf die Anzahl der Kinobesuche auswirkte. Viele gaben ihr letztes Geld für das Unterhaltungsmedium Kino aus.[5]
Im Kino konnten die Besucher ihre Sorgen für kurze Zeit vergessen, der Alltagswelt entfliehen und laut lachen, ohne das dies aufgrund der Kriegszeit in der Öffentlichkeit, als für den Ernst der Zeit unwürdiges Verhalten, verurteilt wurde.[6]
„Das Kino sei „für die breite Menge des Volkes (…) die einzige Stätte der Erholung im Kriege“ geworden, befand im letzten Kriegsjahr der Verein der Lichtspieltheater-Besitzer von Hannover und Linden.“[7]
Viele Städte, wie z.B. Hannover, wussten die vermutete positive Entwicklung des Lichtspielbereichs zunutzen und erhöhten die Eintrittskartensteuer. Dies stieß auf Kritik bei den Kinobesitzern, die sich ungerecht behandelt fühlten, da die Steuern für die Eintrittskarten der Theater nicht betroffen waren.[8] Dies könnte jedoch auch ein Indiz für den möglichen Boom des Kinos während des Krieges sein, da sich eine Steuererhöhung im Lichtspielbereich sonst vermutlich nicht gelohnt hätte, bzw. kein Anlass gegeben wäre die Theater auszusparen.
Eine boomende Entwicklung ist in jedem Falle in einigen Städten anhand von Statistiken erkennbar. Diese drückt sich vor allem an der Zunahme der Sitzplätze, aber auch teilweise an der wachsenden Anzahl der Kinos aus. Das hing mit der Umstellung von kleinen Kinos auf Kinopaläste zusammen, die bereits vor dem Krieg eingesetzt hatte. Viele Kinos wurden zu Gunsten neuer Sitzplätze umgebaut.[9]
1910 gab es in 29 Städten Deutschlands bereits 456 ortsfeste Kinotheater, deren Zahl bis 1917 sogar auf 3130 anstieg. In Berlin gab es im April 1914 195 Lichtspielhäuser und im November 1918 bereits 312 mit 83000 Plätzen.[10]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[11]
Anhand dieser Tabelle wird der überregionale Zuwachs der Kinos deutlich. Die Abnahme der Kinozahl in einzelnen Städten, wie z.B. in Bremen, ist möglicherweise dadurch erklärbar, dass in diesen viele Arbeiter wohnhaft waren und diese nun an der Front kämpfen mussten und somit nicht mehr das Kino besuchen konnten. Kriegsbedingte Schließungen von Kinos aufgrund von Personalmangel sind ebenfalls zu berücksichtigen.
Als Resümee ist festzuhalten, dass der Aufstieg des Mediums Kino durch den Krieg zwar gebremst aber nicht aufgehalten wurde. Berücksichtigt man jedoch bei der Beurteilung der Kinobranche im Ersten Weltkrieg, dass ein großer Teil der Bevölkerung in den Krieg ziehen musste, wird deutlich, dass die in der Heimat Verbliebenen deutlich häufiger ins Kino gegangen sein müssen als vor dem Beginn des Krieges, da sonst die quantitative Entwicklung stagniert oder sogar zurückgegangen wäre.
3. Das Kinoprogramm während des Krieges
Bis zum Ersten Weltkrieg orientierten sich die Produzenten und das Publikum vermehrt an internationalen als an nationalen Produktionen.[12] Filme französischer Produzenten nahmen den größten Anteil des Programms ein. Einheimische Produktionen waren in ausreichender Zahl nicht vorhanden und daher wurden weiterhin Filme aus dem Ausland gezeigt, solange sie den Zensurbestimmungen gerecht wurden. Das Publikum war bereits aus den Jahren vor dem Krieg an internationale Produktionen gewöhnt, und nahm diese daher ohne Probleme weiterhin an.[13]
Auf dem deutschen Markt betrug der Anteil deutscher Produktionen 1914 nur 15 %.[14] Im selben Jahr stammten noch 90 % aller weltweit vorgeführten Filme aus Frankreich. Nach dem Kriegsausbruch wurden in Deutschland alle Filme der Ententemächte, die nach dem Beginn des Krieges entstanden waren, verboten.[15]
In der zweiten Kriegswoche erschien ein Aufruf in der Zeitung der Hannoveraner, in dem es unter anderem hieß:
„ […] Und jetzt, wo wir von dem alten Erbfeind unter Bruch des Völkerrechts verräterisch angefallen werden, sollen wir französische Films bringen? […] Vom heutigen Tage an muß es für jeden von uns Ehrensache sein: `Kein französischer Film mehr im Programm!!´“[16]
Dem Aufruf, der nicht nur in Hannover getätigt wurde, kamen jedoch nicht alle Kinobesitzer nach, da vielen von ihnen das Geldverdienen wichtiger war, als patriotisches Handeln und die Erzielung eines größtmöglichsten Gewinns allein mit deutschen Produktionen zu der Zeit nicht möglich war.[17]
[...]
[1] Vgl.: Grotjahn, Karl-Heinz: Stahl und Steckrüben. Beiträge und Quellen zur Geschichte Niedersachsens im Ersten Weltkrieg (1914-1918) Bd. 2. Hameln 1993. S. 258.
[2] Vgl.: Prommer, Elizabeth: Kinobesuch im Lebenslauf. Leipzig 1998. S. 76.
[3] Vgl.: Grotjahn, Karl-Heinz: Stahl und Steckrüben. Beiträge und Quellen zur Geschichte Niedersachsens im Ersten Weltkrieg (1914-1918) Bd. 2. Hameln 1993. S. 259.
[4] Vgl.: ebd. S. 271f.
[5] Vgl.: ebd. S. 273ff.
[6] Vgl.: Grotjahn, Karl-Heinz: Stahl und Steckrüben. Beiträge und Quellen zur Geschichte Niedersachsens im Ersten Weltkrieg (1914-1918) Bd. 2. Hameln 1993. S. 275.
[7] Ebd.: S. 259.
[8] Vgl.: ebd.: S. 259.
[9] Vgl.: Jacobsen, Wolfgang u.a. (Hrsg.): Die Geschichte des deutschen Films. Stuttgart ²2004. S.20.
[10] Vgl.: Oppelt, Ulrike: Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Berlin 2001. S. 14.
[11] Grotjahn, Karl-Heinz: Stahl und Steckrüben. Beiträge und Quellen zur Geschichte Niedersachsens im Ersten Weltkrieg (1914-1918) Bd. 2. Hameln 1993. S. 259.
[12] Vgl.: Oppelt, Ulrike: Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Berlin 2001. S. 23.
[13] Vgl.: Grotjahn, Karl-Heinz: Stahl und Steckrüben. Beiträge und Quellen zur Geschichte Niedersachsens im Ersten Weltkrieg (1914-1918) Bd. 2. Hameln 1993. S. 260.
[14] Vgl.: Oppelt, Ulrike: Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Berlin 2001. S. 23.
[15] Vgl.: Laser, Kurt: Zentrum der Filmpropaganda. Das bewegte Bild während des Ersten Weltkrieges. In: Berlinische Monatsschrift: Heft 4. April 2000. S.49.
[16] Grotjahn, Karl-Heinz: Stahl und Steckrüben. Beiträge und Quellen zur Geschichte Niedersachsens im Ersten Weltkrieg (1914-1918) Bd. 2. Hameln 1993. S. 257.
[17] Vgl.: Grotjahn, Karl-Heinz: Stahl und Steckrüben. Beiträge und Quellen zur Geschichte Niedersachsens im Ersten Weltkrieg (1914-1918) Bd. 2. Hameln 1993. S. 258.
- Quote paper
- Miriam Grab (Author), 2005, Kinogeschichte im ersten Weltkrieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62510
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