Endogene Ansätze gehen der Frage nach , ob die in der Region vorhandenen Faktoren und Ressourcen bestmöglicht genutzt werden. Hahne (1985, S.52) definiert das "endogene Entwicklungspotential" als die Gesamtheit der regionalen Entwicklungsmöglichkeiten einer Region im zeitlich und räumlichen abgegrenzten Wirkungsbereich.
Die räumliche Abgrenzung hat ein entscheidenden Einfluss auf die Größe des regionalen Entwicklungspotentials. Es gibt somit die Obergrenze der möglichen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Aktivitäten in einer Region an.
Inhaltsverzeichnis
1. Endogene Potentiale
1.1. Entstehungszusammenhänge
1.2. Begriffsinhalte
1.3. Grundaussagen
2. Prinzipien der eigenständigen Regionalentwicklung
3. Können endogene Potentiale in der Region bestimmt werden?
4. Welche endogenen Potentiale können genutzt werden?
5. Inhaltliche Aspekte und theoretische Grundlegung „endogener Potentiale“
5.1 endogene P. als regionale Produktionsmöglichkeiten durch die Nutzung
regionaler Ressourcen
5.2 endogene P. als regionale Steuerungsmöglichkeiten für die Aktivierung
regionaler Potentialfaktoren
5.3 endogene P. als regionale Selbstverwirklichungsmöglichkeiten hin zu einer eigenständigen Entwicklung
6. Theoretische Hintergründe und strategische Zielsetzungen „endogener“ Entwicklungsansätze
6.1 Zentralistischer Ansatz
6.2. Regionalistischer Ansatz
6.3. Dezentralistischer Ansatz
7. Aktivierung der endogenen Potentiale
7.1. Überwindung von bestehenden Engpässen der endogenen Entwicklung
7.2. Nutzung regionsspezifischer Fähigkeiten und Begabungen
7.3. Initiierung von intraregionalen Kreisläufen
8. Beispiele zur Aktivierung endogener Potentiale 10
9. Zusammenfassung
10. Probleme und Kritik
11. Schlussfolgerung
12. Literatur
1. Endogene Potentiale
1.1. Entstehungszusammenhänge
Die Veränderungen der wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den 70iger Jahren haben zu einem Überdenken der Strategien der Raumentwicklungspolitik geführt.
Als Ursache für die Entwicklung der Theorien kann die gewachsene Skepsis gegenüber einer stärker zentralen Steuerung der räumlichen Entwicklung gelten, die in den 70iger Jahren vorherrschend gewesen ist. Man wollte somit der Entwicklungsplanung von „oben entgegen wirken., außerdem vertrat man die Idee der „Regionalisierung“ der räumlichen Politik.
Der neoklassische und keynesische Ansatz und die Wachstumsstrategien stellen externe Faktoren wie Mobilität von Arbeit und Kapital und die Infrastrukturerschließung in den Vordergrund.
Regionalentwicklung wird in erster Linie durch externe Impulse bewirkt, wobei Betriebsansiedlungen durch größere Unternehmen, Zuflüsse von Kapital und Know-How und Infrastrukturbereitstellung durch übergeordnete Ebenen wie Nationalstaat oder EU eine große Rolle spielen.
Kritisiert wurde in den 70iger und 80iger Jahren die eingeschränkte Wirksamkeit und die geringe Nachhaltigkeit dieser Strategien. Kritisiert wurden aber v.a. die Ansiedlungsstrategien: Ansiedlung von extern kontrollierten Zweigwerken, Schaffung von Arbeitsplätzen mit niedrigen Qualifikationsanforderungen, geringe intraregionale Verflechtungen zwischen den Betrieben.
Die Theorien der endogenen Entwicklung wurden somit als Gegenkonzept zur Ansiedlungsstrategie formuliert und insbesondere auf periphere ländliche Räume angewendet.
1.2. Begriffsinhalte
Endogene Ansätze gehen der Frage nach , ob die in der Region vorhandenen Faktoren und Ressourcen bestmöglicht genutzt werden. Hahne (1985, S.52) definiert das „endogene Entwicklungspotential“ als die Gesamtheit der regionalen Entwicklungsmöglichkeiten einer Region im zeitlich und räumlichen abgegrenzten Wirkungsbereich.
Die räumliche Abgrenzung hat ein entscheidenden Einfluss auf die Größe des regionalen Entwicklungspotentials. Es gibt somit die Obergrenze der möglichen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Aktivitäten in einer Region an.
Das Wort „endogen“ bedeutet aber, dass eine Entwicklungschance örtlich vorhanden, verfügbar und verwertbar bzw. selbstverantworteter regionaler Entscheidung und Nutzung zugänglich ist. Wird mit der Bezeichnung des endogenen Potentials die Bedeutung intraregionaler Faktoren gegenüber extraregionalen Faktoren aus Gründen des mittelfristig vermindert zur Verfügung stehenden gesamträumlichen Potentials betont, so lässt sich der Begriff „endogenes Potential“ oder „endogenes Entwicklungspotential“ mit dem Begriff des „regionalen Entwicklungspotentials“ gleichsetzen.
Das regionale Potential hängt von den regional vorhandenen Ressourcen , zu denen in einer von den meisten Autoren geforderten weiten Fassung auch Fähigkeiten wie Wissen und Innovationstätigkeit hinzugerechnet werden müssen, ferner von den Möglichkeiten des
Ressourcen- und Gütertransfers sowie von exogenen Einflüssen ab.
In einer häufiger verwendeten Formulierung werden als „endogenes Potential“ in einem interregionalen Bewertungsmaßstab regionale „Eigenheiten“ hervorgehoben.
Damit ist gemeint, dass sich örtliche und regionale Gemeinschaften wieder mehr auf spezifische, natürliche Standortvorteile, gewerbliche Traditionen, spezifische Qualifikationen der heimischen Arbeitskräfte und regionale politische Ziele und Kulturen besinnen, um auf der Grundlage dieser Begabungen Vorteile im Wettbewerb mit anderen Regionen zu entwickeln.
Fazit zur Einleitung:
Mit diesen Theorien strebte man Möglichkeiten an, eine Region wirtschaftlich und politisch, qualitativ sowie quantitativ zu stärken.
1.3. Grundaussagen
Die sozioökonomische Entwicklung einer Region hängt von Ausmaß und Nutzung der intraregional vorhandenen Potenziale ab.
Die Überwindung der Unterentwicklung einer Region ist primär nicht über exogene Wachstumsimpulse, sondern durch Aktivierung des endogenen Entwicklungspotentials anzustreben.
2. Prinzipien der eigenständigen Regionalentwicklung
Nach Hahne (1985) zielt diese Strategie darauf ab, „regionale Probleme durch Nutzung der regional vorhandenen Potentiale und unter Beachtung regionaler Eigenheiten zu lösen.
Regionalentwicklung ist nicht nur Wachstum , sondern auch qualitative Verbesserung von Wirtschaftsstruktur und Lebensbedingungen (Nutzung und Entwicklung institutioneller, sozialer, kultureller und ökologischer Potentiale).
Regionale Akteure sollten in die Lage versetzt werden, den Entwicklungsprozess an den eigenen Zielen auszurichten und zu kontrollieren. Darüber hinaus werden eine breite Beteiligung von lokalen und regionalen Interessengruppen und die Verlagerung von Aufgaben und Entscheidungsbefugnissen auf die regionale Ebene als wesentlich erachtet.
Regionalpolitik sollte dabei an die in der Region vorhandenen Potentiale anknüpfen, diese sollten genutzt und weiterentwickelt werden.
Potentialfaktoren umfassen natürliche Ressourcen (Umwelt, Rohstoffe, Energie), Boden, Kapital, Infrastruktur, Arbeitskräfte, Qualifikationen und Kenntnisse, unternehmerische Fähigkeiten, Entscheidungsfunktionen, sozio-kulturelle Faktoren und das Marktpotential.
Die Faktoren und Ressourcen sollten dabei „nachhaltig“ genutzt werden. Nachhaltig bedeutet:
Die Nutzung einer Ressource darf nicht größer sein als deren Regenerationsrate.
Die Freisetzung von Stoffen darf nicht größer sein als die Tragfähigkeit des Naturhaushaltes
Gefahren und unvertretbare Risiken für den Menschen und die Umwelt durch anthropogene Einwirkungen sind zu vermeiden.
Das Zeitmaß anthropogener Eingriffe in die Umwelt muss in einem ausgewogenen Verhältnis zu der Zeitspannen stehen, welche die Umwelt zur Reaktion benötigt.
Des weiteren sollte die Nutzung und Entwicklung regionaler Potentiale sektorübergreifend erfolgen. Vernachlässigte Sektoren wie Landwirtschaft, Energie, Kleingewerbe und Dienstleistungen sollen stärken in die Regionalkonzepte einbezogen werden, Verflechtungen untereinander sollten gefördert werden.
Klein- und Mittelbetriebe, sollen in ihrer Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden wie z.B. durch Bildung von Kooperationen und Netzwerken in der Region.
Lokale und regionale Akteure werden als treibende Kräfte der Regionalentwicklung angesehen neben Unternehmungen sind dies Arbeitskräfte, Gewerkschaften und politische Entscheidungsträger.
Einzelne Elemente und Varianten endogener Strategien der Regionalentwicklung wurden in mehreren Ländern in den achtziger Jahren eingeführt.
3. Können endogene Potentiale in der Region bestimmt werden?
Noch nicht geklärt ist, wie sich das regionale Entwicklungspotential operational bestimmen lässt.
Die Bestimmung des regionalen Entwicklungspotentials als Outputgröße geht auf H. Giersch (1963, S. 393 ff.) zurück, sein Messkonzept geriet jedoch in die Kritik.
Will man das regionale Entwicklungspotential von der Inputseite berechnen, muss man die Potentialfaktoren identifizieren und qualitativ als auch quantitativ erfassen.
Das regionale Potential wird dabei in Teilpotentiale zerlegt und in Potentialfaktorenkatalogen aufgelistet.
Der nach U. Hahne (1985, S.60) vorgeschlagene Katalog enthält die Potentiale:
Kapital, -Arbeitskräfte, -Infrastruktur, -Flächen, -Umwelt, -Markt, -Entscheidungs und soziokulturelles Potentiale.
4. Welche endogenen Potentiale können genutzt werden?
Eine Potentialanalyse unterscheidet sich je Ausstattung und Entwicklung der Region.
Daraus schlussfolgert sich, dass solche Analysen regional bezogen unterschiedliche Untersu-chungskriterien haben müssen.
Man kann unter folgenden Punkten endogene Potentiale herausarbeiten:
- Bevölkerungs- und Arbeitspotential (z.B. Altersstruktur, Bildungsstand, Beschäftigungs-
politik)
- Wirtschaftspotential
- Infrastrukturpotential (z.B. Verkehrsanbindungen, Energie)
- Flächenpotential
- Regionale Identifizierung
- Entscheidungspotential (Politik)
- Touristisches Potential (In wie weit ist eine Region in dieser Hinsicht ausgebaut und welche Ressourcen sind noch unausgeschöpft.)
Die Untersuchung und die Schwerpunktsetzung der Potentiale ist wichtig für die Entwicklung einer Region. Diese muss man im Zusammenhang nach unterschiedlicher Schwerpunkt-setzung der Entwicklung betrachten.
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