Wasser kommt aus dem Wasserhahn. Wasser ist eine ganz gewöhnliche Erscheinung und wird von den meisten Menschen jeden Tag benutzt, ohne dass sie seine Verwendung überhaupt bewusst wahrnehmen. Gleichzeitig hat Wasser aber auch für sehr viele Menschen eine Bedeutung, die weit über den Profangebrauch hinausgeht: Wasser hat einen ideellen Wert, zum Beispiel in der Freizeitgestaltung des Menschen. Damit ist nur ein Bereich angesprochen, in dem das Wasser Einfluss nimmt auf die Lebensgestaltung der Menschen; viele weitere lassen sich leicht finden. Wasser ist nicht wegzudenken aus der Kulturgeschichte des Menschen: Ganz abgesehen von der elementaren Abhängigkeit des Menschen vom Wasser findet sich das Wasser als Thema, Motiv oder Topos auch in seinen vielfältigen Formen in einer unüberschaubaren Anzahl von Werken der Literatur, Kunst und Musik. Und schließlich kommt dem Wasser eine umfassende Symbolfunktion zu: In vielen Religionen ist Wasser der Bestandteil wichtiger Überlieferungen. Auch in der Bibel tauchen vielfach Worte und Geschichten auf, die inhaltlich und sprachlich auf das Wasser zurückgreifen, um Glaubenserfahrungen auszusagen. Die vorliegende Arbeit will einen Gestaltungsvorschlag für eine Annäherung an das Thema "Wasser" vorstellen und reflektieren. Um dem Wert und der Bedeutung des Wassers gerecht zu werden, soll das Thema zuvor eine theoretische Fundierung erfahren.
Inhalt
0. Einleitung
1. Wo uns Wasser begegnet
1.1 Wasser ist alltäglich
1.2 Wasser hat eine besondere Bedeutung
1.3 Wasser in der Bibel
2. Symboltheorie und Symboldidaktik des Wassers
2.1 Wasser als Symbol
2.2 Kriterien der Symboldidaktik
3. Wasser – Eine Annäherung an die Fülle seiner Bedeutungen
3.1 Das Ziel
3.2 Die Methoden und ihre Erläuterung
3.3 Reflexion und Ausblick
4. Materialien
5. Literatur
0. Einleitung
Wasser kommt aus dem Wasserhahn. Wasser ist eine ganz gewöhnliche Erscheinung und wird von den meisten Menschen jeden Tag benutzt, ohne dass sie seine Verwendung überhaupt bewusst wahrnehmen.
Gleichzeitig hat Wasser aber auch für sehr viele Menschen eine Bedeutung, die weit über den Profangebrauch hinausgeht: Wasser hat einen ideellen Wert, zum Beispiel in der Freizeitgestaltung des Menschen. Damit ist nur ein Bereich angesprochen, in dem das Wasser Einfluss nimmt auf die Lebensgestaltung der Menschen; viele weitere lassen sich leicht finden.
Wasser ist nicht wegzudenken aus der Kulturgeschichte des Menschen: Ganz abgesehen von der elementaren Abhängigkeit des Menschen vom Wasser findet sich das Wasser als Thema, Motiv oder Topos auch in seinen vielfältigen Formen in einer unüberschaubaren Anzahl von Werken der Literatur, Kunst und Musik.
Und schließlich kommt dem Wasser eine umfassende Symbolfunktion zu: In vielen Religionen ist Wasser der Bestandteil wichtiger Überlieferungen. Auch in der Bibel tauchen vielfach Worte und Geschichten auf, die inhaltlich und sprachlich auf das Wasser zurückgreifen, um Glaubenserfahrungen auszusagen.
Die vorliegende Arbeit will einen Gestaltungsvorschlag für eine Annäherung an das Thema "Wasser" vorstellen und reflektieren. Um dem Wert und der Bedeutung des Wassers gerecht zu werden, soll das Thema zuvor eine theoretische Fundierung erfahren.
1. Wo uns Wasser begegnet
In diesem ersten Abschnitt der Arbeit sollen die theoretischen Grundlagen für eine Auseinandersetzung mit dem Thema "Wasser" gelegt werden. Dabei müssen die vielfältigen und sehr verschiedenen Lebensbereiche, in denen Wasser eine Rolle spielt, betrachtet werden. Es gilt, das Wasser in seiner alltäglichen Verwendung ebenso zu berücksichtigen wie in seiner übertragenen Anwendung. Wasser hat einen Profangebrauch und einen Freizeitwert, es ist gefährdet und kann ebenso gefährlich sein. Es hat eine "in kosmologischer, biblischer und kulturgeschichtlicher Sicht"[1] herausragende Bedeutung.
1.1 Wasser ist alltäglich
Wasser ist für die Menschen lebenswichtig. Der Mensch kann zwar wochenlang überleben, ohne zu essen, aber nur etwa drei Tage lang, ohne zu trinken. Etwa drei Liter Wasser nimmt der Mensch täglich zu sich – direkt durch das Trinken und indirekt durch das in den Lebensmitteln verborgene Wasser. Ohne Wasser müsste der Mensch nicht nur verdursten, sondern auch verhungern: Pflanzen und Tiere sind auf das Wasser ebenso angewiesen wie die Menschen. Zu etwa zwei Dritteln besteht der Mensch sogar aus Wasser – wie die meisten Lebewesen. Bei einigen Lebewesen ist dieser Wert sogar noch weitaus höher: Eine Qualle beispielsweise besteht zu über 90% aus Wasser.
Wasser ist auch die Voraussetzung dafür, dass sich überhaupt Leben auf der Erde entwickeln konnte: Nach dem heutigen Stand der Evolutionsforschung entstanden die ersten organischen Verbindungen im Wasser der Urozeane. Dabei handelte es sich um Aminosäuren und andere Zellbausteine. Aus diesen organischen Verbindungen bildeten sich – immer noch im Wasser – erste einzellige Lebensformen[2]. Auch die weitere Entwicklung des Lebens zu komplexeren Lebensformen fand im Wasser statt. Erst zu einer angesichts der erdgeschichtlichen Dimensionen sehr viel späteren Zeit fand das Leben seinen Weg auf das trockene Land. Dabei blieben aber alle Lebensformen auf das Wasser angewiesen.
Wasser ist also die Grundlage allen irdischen Lebens. Ohne Wasser wäre die Erde wüst und leer, ein lebloser, toter Planet. Der Blick auf den Mond oder auf die wasserlosen Nachbarplaneten der Erde zeigt, wie trostlos die Erde ohne Wasser aussähe.
Aufgrund der immensen, überlebenswichtigen Bedeutung des Wassers sollte man erwarten, dass der Mensch mit dem Wasser schonend, achtsam und verantwortungsvoll umgeht. Doch das ist nicht so. Weltweit steigt der Wasserverbrauch immer mehr an – von 510 Milliarden Kubikmetern im Jahr 1900 auf etwa 4000 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2000[3]. Wesentliche Faktoren, die die Höhe des Wasserverbrauchs beeinflussen, stellen Lebensstandard und Industrialisierung dar: In den hochindustrialisierten Staaten der Erde ist der Pro-Kopf-Verbrauch deutlich höher als in den sogenannten Entwicklungsländern. So liegt der tägliche Verbrauch in den USA pro Einwohner bei 350 Litern Wasser, in Deutschland bei 128 Litern. In Äthiopien dagegen werden pro Tag und Einwohner nur 10 Liter Wasser verbraucht[4].
Bereits diese wenigen Zahlen führen zu zwei wichtigen Schlüssen: Zum einen ist die Bedeutung des Wassers für die Menschen in den verschiedenen Teilen der Welt stark unterschiedlich. Wer an jedem Tag seines Lebens nur 10 Liter Wasser zur Verfügung hat, wird sich seiner Abhängigkeit vom Wasser viel stärker bewusst sein als der, aus dessen Wasserhahn Liter um Liter unbegrenzt fließt. Eng damit verbunden ist die andere Erkenntnis, dass Industrialisierung und steigender Lebensstandard aus der Wasserverwendung offensichtlich eine Wasserverschwendung machen.
Auf das Entstehen der Diskrepanz, die zwischen dem Angewiesensein des Menschen auf das Wasser, der – für unseren Kulturkreis – ständigen Verfügbarkeit und dem täglichen Gebrauch auf der einen Seite und dem sorglosen, unachtsamen und ökologisch fatalen Gebrauch auf der anderen Seite besteht, soll hier nicht eingegangen werden. Festzuhalten bleibt für die weiteren Überlegungen, dass Wasser die Lebensgrundlage schlechthin darstellt und bedroht ist wie kaum eine der natürlichen Ressourcen – auch das ist leider Teil seiner Alltäglichkeit.
1.2 Wasser hat eine besondere Bedeutung
Bereits das im Abschnitt 1.1 "Wasser ist alltäglich" Gesagte zeigt, dass Wasser auch in seinem alltäglichen Vorkommen gar nicht so alltäglich ist. Wasser ist die Grundlage allen Lebens und trotzdem einer immensen Gefährdung ausgesetzt – dies beides kann nur deswegen als alltäglich bezeichnet werden, weil es kaum wahrgenommen wird. "Alltäglich" im Sinne von gedankenlos verwendend, vielleicht sogar gering schätzend gebrauchend ist also in vielen Bereichen vor allem der Umgang mit dem Wasser. Aber es gibt daneben auch noch das andere Wasser, das besondere Wasser, das auch als etwas Außergewöhnliches wahrgenommen wird. Von dieser besonderen Bedeutung des Wassers handelt dieser Abschnitt.
Dem Profangebrauch noch recht ähnlich ist das Vorkommen des Wassers im Bereich der Freizeitgestaltung des Menschen. Erholung ist für viele Menschen auf vielfältige Weise mit Wasser verbunden: In den Parkanlagen der Städte finden sich Fontänen, Brunnen und kleine Teiche; ebenso ist Wasser ein unverzichtbarer Bestandteil vieler Urlaubsorte. Dies gilt nicht nur für Badeorte am Meer, sondern ebenso für die unzähligen Urlaubsorte, die mit der Lage an einem See oder einem Fluss werben. Auch der Wassersport gehört mit in den Bereich der mit dem Wasser verbundenen Freizeitbeschäftigung.
Die Ähnlichkeit zur Alltäglichkeit des Wassers liegt hierbei in der Häufigkeit, mit der Wasser in der Freizeitgestaltung auftaucht und darin, dass Wasser hier durchaus als Normalität angesehen wird. Es ist "ganz normal", im Sommer ins Freibad zu gehen. Die Besonderheit des Wassers klingt aber bereits an, und zwar zum einen darin, dass das Wasser thematisiert wird – so kann für einen Urlaub der Wunsch nach dem Vorhandensein von Wasser geäußert werden – und zum anderen darin, dass es in einem vom Alltag abgegrenzten, positiv besetzten Bereich erscheint.
Deutlicher wird der herausragende Stellenwert des Wassers beim Blick in die Geschichte der Literatur, der Kunst und der Musik. "Das Wasser als Landschaft und als Sinnbild ist eines der ältesten Bilder der Dichtung überhaupt", schreibt Peter Biehl in Anlehnung an Bernhard Blume[5]. Was P. Biehl hier über das Wasser in Bezug auf die Dichtung schreibt, gilt ebenso für die darstellende Kunst und die Musik. Es gibt eine Vielzahl von Werken in der darstellenden Kunst, der Literatur und der Musik, die das Wasser explizit zum Thema haben, und ebenso ist Wasser in seinen verschiedenen Formen ein immer wiederkehrendes Bild, das Dichterinnen und Sänger, Maler und Autorinnen verwendet haben, um ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen[6].
P. Biehl beschränkt sich hier aber nicht darauf, die Allgegenwart des Wassers als literarisches Motiv zu benennen. Weit hierüber hinausgehend verweist er auf den Einfluss des Wassers in der Kulturgeschichte und gleichzeitig auf den kaum zu erfassenden Einfluss des Wassers auf den Menschen überhaupt: "Es gibt keine Kunst-, Text- oder Stilform, die nicht mit Wasser zu tun hätte, keine Kultur, deren Symbolwelten nicht nachhaltig vom Element des Wassers bestimmt wären, keine Dimension des Menschen, die sich in ihrer Strukturform nicht auch durch die Erfahrung des Wassers gebildet hätte."[7] Wasser ist die Grundlage allen Lebens auf der Erde – dieser Satz gilt nicht nur in biologischer Hinsicht, wie dies im Abschnitt 1.1 "Wasser ist alltäglich" erläutert wird. Der Herangehensweise von P. Biehl folgend stellt Wasser die Grundlage und Vorbedingung schlechthin für die Entwicklung jeglicher menschlichen Kultur dar. Und dadurch, dass Wasser diese Grundlage ist, hat es das Wesen und das Denken der Menschen tiefgehend bestimmt. Nichts im Menschen kann losgelöst vom Wasser gedacht werden[8].
Da Wasser für das Wesen des menschlichen Seins so bestimmend ist, ist es nicht überraschend, dass es auch in der biblischen Theologie eine entscheidende Rolle spielt: "Das Wasser ist das bleibend Ursprüngliche, worin der Mensch elementarste Ganzheitserfahrungen machen kann. Diese Überzeugung teilt in kultsymbolischer Ausdrucksform die biblische Theologie; der göttliche Anfang wird aus der Bildsubstanz des Feuchten geschöpft."[9] Die biblischen Wassergeschichten sollen daher im folgenden Abschnitt ausführlicher behandelt werden.
[...]
[1] Biehl II, S. 116.
[2] Miram, Wolfgang/ Scharf, Karl-Heinz (Hrsg.): Biologie heute S II. Schroedel Schulbuchverlag Hannover 1988, S. 414 – 419. Möglicherweise formten sich sogar die ersten Zellmembranen – als Voraussetzung für die Bildung von Zellen – durch die Wellenbewegung des Wassers.
[3] Quelle: www.umweltbundesamt.de. Der Anstieg des Wasserverbrauchs ist nicht allein auf die steigende Anzahl der Menschen auf der Erde zurückzuführen. Während die Weltbevölkerung von 1900 bis 2000 etwa um das 3,8fache gewachsen ist, hat sich der Wasserverbrauch im gleichen Zeitraum nahezu verachtfacht.
[4] Quelle: www.umweltbundesamt.de und www.wasserstiftung.de. Der Spiegel hat 1999 in einem Artikel den Zusammenhang zwischen Industrialisierung und Wasserverbrauch aufgezeigt und dabei darauf hingewiesen, dass sich mit der gleichen Wassermenge im industriellen Rahmen erheblich mehr Geld erwirtschaften lässt als in der Landwirtschaft.
Spiegel 41/ 1999, nach: www.spiegel.de/spiegel/0,1518,45876,00.html
[5] Biehl II, S. 132, Hervorhebung im Original.
[6] Es ist unmöglich, hierzu auch nur annähernd einen Überblick zu geben. In einer Gruppe – eventuell auch in einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern – einmal für wenige Minuten Titel und Werke zu sammeln, die explizit vom Wasser handeln und den Mitgliedern der Gruppe einfallen, würde sicher zu sehr interessanten Ergebnissen führen. Als Methode im Verlauf einer entsprechenden Einheit könnte dies dazu dienen, die Fülle des Wassers in Literatur, Kunst und Musik deutlich zu machen. Hier soll aber keine Auswahl von Werken genannt werden: Abgesehen davon, dass Biehl mit seiner kulturgeschichtlichen Sicht des Wassers auf weit mehr als auf die bloße Erwähnung des Wassers zielt, wäre eine solche Auswahl nicht einmal bruchstückhaft.
[7] Biehl II, S. 133, Hervorhebung im Original. Nachfolgend stellt Biehl in Anlehnung an Hartmut Böhme vier Ebenen der Kulturgeschichte des Wassers dar: Die Ebene des menschlichen Leibes, die psychodynamische und psychohistorische Ebene, die Kulturphysiognomik und die Ebene einer Wasser-Theologie. Letztere gilt es nach Biehl erst noch zu entdecken und zu gestalten.
[8] Der Gedanke erscheint in der hier formulierten Ausschließlichkeit radikal und damit schwer nachvollziehbar; der Einfluss des Wassers auf die Gedankenwelt des Menschen wird zum Beispiel in der Sprache deutlich. Es gibt eine Vielzahl von sprachlichen Wendungen, die ursprünglich Eigenschaften des Wassers bezeichnen, wobei das Bild des Wasser nicht immer direkt erkennbar ist. Hier sollen nur stichwortartig einige genannt werden: Etwas beeinflussen; der Lauf der Dinge; Leute, die überall auftauchen; der Gedankenfluss; vor Ideen (über-)sprudeln; die Stunden fließen dahin; die Zeit rinnt dahin; bei einem Referat ins Schwimmen geraten; aus dem Vollen schöpfen, das Fließband in der Fabrik. Hinzu kommen die zahlreichen Bildworte, die an die Erfahrungswelt des Wassers anknüpfen: Mir steht das Wasser bis zum Hals; Ich schwimme gegen den Strom; Steter Tropfen höhlt den Stein; und viele mehr (Bildworte nach Berg, S. 211). Natürlich geht der Anspruch, den Biehl formuliert, weit über sprachliche Beobachtungen hinaus. Ich habe bewusst ein profanes Beispiel gewählt, um aufzuzeigen, dass das Wasser im Alltag auch da, wo man es gar nicht vermutet, gewissermaßen "durch die Hintertür" wieder erscheint.
[9] Biehl II, S. 136
- Citar trabajo
- Marcus Weber (Autor), 2002, Wasser als Symbol: Eine Annäherung an die Fülle seiner Bedeutungen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62276
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