Richard Layard arbeitet in seinem Buch Die glückliche Gesellschaft damit, die Menschen nach ihrem Glücksempfinden zu befragen. Zur Absicherung seiner Ergebnisse stützt sich Layard auf Umfragen, bei denen die Aussagen der Befragten mit der Beurteilung von Freunden und Bekannten der Probanden zum gleichen Sachverhalt verglichen wurden. 1 Wenn Layard die Selbsteinschätzung der Menschen über ihre eigenen Glücksgefühle sowie die Einschätzung von Menschen über den aktuellen Glückszustand der anderen heranzieht, muss er davon ausgehen, dass diese Befragten einen wie auch immer gearteten und einigermaßen zuverlässigen Zugang zur Gefühlswelt, sowohl der eigenen als auch zu der ihrer Mitmenschen, haben. Um zu erklären, ob und wie zuverlässig die Kenntnis der Menschen über ihr mentales Leben ist, wurden von Philosophen verschiedene Theorien des Geistes erdacht. Aus Sicht dieser Theoretiker erklären diese Theorien was wir über uns und andere wissen und wie zuverlässig dieses Wissen ist. Er sollte aus Sicht der Geisttheoretiker also eine der geläufigen Theorien akzeptieren, um die Grundlage dafür angeben zu können, warum er die Aussagen für zuverlässig und damit wahr hält. In den folgenden Abschnitten möchte ich versuchen zu klären, welche Anforderungen Layard implizit an eine Theorie des Geistes stellt, und später zwei in Frage kommende Modelle vorstellen und überprüfen, ob und in wie weit diese für seine Zwecke funktional sind.
Layard macht in seiner Argumentation implizit deutlich, welche Anforderungen er an eine Theorie des Geistes stellt. Zunächst möchte ich klären, wie diese Anforderungen beschaffen sind. Im nächsten Schritt werde ich versuchen zu zeigen, inwiefern die von mir gewählten Theorien des Geistes seinen Forderungen gerecht werden. Im Bezug auf die Verlässlichkeit des Wissens über die eigenen Gefühle nimmt Layard Irrtumsfreiheit an: [...]
Inhaltsverzeichnis
Programm der Hausarbeit
1.1 Layards Argumentation in Die glückliche Gesellschaft
1.2 Definition der Eigenschaften der von Layard benötigten Theorie des Geistes
2. Humes Skeptizismus und die Messergebnisse der Hirnforscher
3. Descartes
4. Eine Theorie des Geistes nach Gilbert Ryle
4.1 Wissen über eigene und fremde mentale Vorgänge
4.2 Zuverlässigkeit des Selbstwissens und Konsequenzen für Layards These
5. Der Repräsentationalismus nach Dretske
5.1 Verwendbarkeit von Wissen und Irrtumsresistenz
5.2 Funktionsweise des Repräsentationalismus – Ein Beispiel
5.3 Verlässlichkeit von Wissen beim Repräsentationalismus
5.4 Überlegungen zur Übertragung des Kalibrierungsprozesses auf den Menschen
Fazit
Literaturverzeichnis
Programm der Hausarbeit
Richard Layard arbeitet in seinem Buch Die glückliche Gesellschaft damit, die Menschen nach ihrem Glücksempfinden zu befragen. Zur Absicherung seiner Ergebnisse stützt sich Layard auf Umfragen, bei denen die Aussagen der Befragten mit der Beurteilung von Freunden und Bekannten der Probanden zum gleichen Sachverhalt verglichen wurden.[1] Wenn Layard die Selbsteinschätzung der Menschen über ihre eigenen Glücksgefühle sowie die Einschätzung von Menschen über den aktuellen Glückszustand der anderen heranzieht, muss er davon ausgehen, dass diese Befragten einen wie auch immer gearteten und einigermaßen zuverlässigen Zugang zur Gefühlswelt, sowohl der eigenen als auch zu der ihrer Mitmenschen, haben. Um zu erklären, ob und wie zuverlässig die Kenntnis der Menschen über ihr mentales Leben ist, wurden von Philosophen verschiedene Theorien des Geistes erdacht. Aus Sicht dieser Theoretiker erklären diese Theorien was wir über uns und andere wissen und wie zuverlässig dieses Wissen ist. Er sollte aus Sicht der Geisttheoretiker also eine der geläufigen Theorien akzeptieren, um die Grundlage dafür angeben zu können, warum er die Aussagen für zuverlässig und damit wahr hält. In den folgenden Abschnitten möchte ich versuchen zu klären, welche Anforderungen Layard implizit an eine Theorie des Geistes stellt, und später zwei in Frage kommende Modelle vorstellen und überprüfen, ob und in wie weit diese für seine Zwecke funktional sind.
Layard macht in seiner Argumentation implizit deutlich, welche Anforderungen er an eine Theorie des Geistes stellt. Zunächst möchte ich klären, wie diese Anforderungen beschaffen sind. Im nächsten Schritt werde ich versuchen zu zeigen, inwiefern die von mir gewählten Theorien des Geistes seinen Forderungen gerecht werden. Im Bezug auf die Verlässlichkeit des Wissens über die eigenen Gefühle nimmt Layard Irrtumsfreiheit an:
Es gibt keinen Unterschied zwischen dem, was die Menschen zu fühlen glauben, und dem, was sie »wirklich« fühlen, wie manche Philosophen gerne behaupten.[2]
Den aus dem Descartes’schen Modell resultierenden Solipsismus, also die Tatsache, dass wir über die Gefühlswelt unserer Mitmenschen kein verlässliches Wissen haben können, muss er ablehnen, wenn er die Befragungsergebnisse von Verwandten und Freunden heranzieht, um die Angaben der Probanden zu verifizieren. Es scheidet also aus der Reihe möglicher Modelle aus. Ich möchte versuchen zu hinterfragen, welche Art von Zugang zum eigenen Gefühlsleben und zu dem unserer Mitmenschen nötig ist, um eine über weite Strecken empirische Untersuchung wie die Layards zu tragen.
Recht deutlich wendet er sich auch gegen die Behavioristen. Namentlich insbesondere gegen Watson, Pawlow und Skinner, deren Theorien er als Ursache für den Missbrauch des Bruttosozialprodukts als Gradmesser für die menschliche Zufriedenheit identifiziert.[3] Die Idee des menschlichen Geistes als unerforschlicher Blackbox lehnt er rundheraus ab. Die Ursache scheint darin zu liegen, dass das Ideal eines unerforschlichen Innen- und Gefühlslebens der Menschen für seine Untersuchung fatal wäre. Wie beim Descartes’schen Modell bliebe kein Raum für verlässliches Wissen der Menschen über ihre Mitbürger. Die Frage, der ich nachgehen möchte, ist, ob eine modernere Theorie der behavioristischen Schule oder ein repräsentationalistisches Modell vom Zugang zum Geist die Anforderungen, die Layard an eine Theorie des Geistes stellen müsste, erfüllt. Layard selbst räumt nämlich ein, dass Menschen ihr Gefühlsleben kennen und auf Grundlage dieses Wissens andere anhand ihres Verhaltens einschätzen:
Menschen wussten zu allen Zeiten wie sie sich fühlten, und sie nutzten dieses Wissen, um Schlüsse über das Verhalten anderer zu ziehen.[4]
1.1 Layards Argumentation in Die glückliche Gesellschaft
Grundlage für Layards Überlegungen ist die Feststellung, dass das persönliche Glück eines Menschen inzwischen messbar sei.[5] Hintergrund ist der Versuch, das Glück der Menschen im Leben und im politischen Alltag zu mehren. Dazu greift er auf den Philosophen Jeremy Bentham zurück, der das Glücksprinzip für am geeignetsten hält, zu ermitteln, welche Politik am besten geeignet für die Menschen ist. Für Layard ist Glück ein „Gefühl“, das immer in einer gewissen Stärke, negativ oder positiv, vorhanden ist. Diese Zustände, die in der Philosophie als mentale Zustände betrachtet werden, sind nach Layard also jederzeit vorhanden und objektiv bestimmbar.
In jedem Moment unseres Lebens fühlen wir uns himmlisch, halbtot oder irgendwo dazwischen. Diese Zustände kann man heute definieren, sei es durch Befragungen oder durch die Messung von Hirnströmen.[6]
In dieser Aussage steckt zum einen, dass ein Gefühl im Bezug auf den momentanen Glückszustand bei den Menschen allgegenwärtig und den Menschen bewusst ist, beziehungsweise so beschaffen ist, dass es sich jederzeit bewusst gemacht werden kann. Da sie „sich fühlen“, das heißt ein mentales Erlebnis vorhanden ist, müssen sich die Menschen in einer für sie erschließbaren Relation zum Faktor Glück befinden. Des weiteren wird ausgesagt, dass diese Empfindungen objektiv messbar seien (Vgl. Zitat 6). Dies ist einerseits durch Gespräche möglich. Also dadurch, die Menschen nach ihren subjektiven Empfindungen und denen der Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung zu fragen. Andererseits sollen Messergebnisse von den diese Gefühlsempfindungen begleitenden Hirnaktivitäten sicher stellen, dass die von den Menschen beschriebenen mentalen Zustände jedes Mal mit dem gleichen chemischen Prozess im Gehirn korrespondieren.
Layard greift also auf zwei Datenquellen zurück, um ein möglichst sicheres Ergebnis zu erreichen: Selbsteinschätzung und Beurteilung der Gefühlslage im Bezug auf Glück bei anderen Menschen einerseits und Messung der elektrischen Aktivität im Gehirn, die die ablaufenden chemischen Prozesse repräsentieren. Wenn es also der Fall ist, dass Menschen immer einen Zustand im Bezug auf ihr Glücksempfinden innehaben und ihnen dieser sowohl gewahr als auch bei anderen erschließbar ist sowie diese mentalen Zustände objektiv messbaren elektrischen Aktivitäten von Gehirn und Nervensystem entsprechen, dann ist das Glück des Einzelnen eine bestimmbare Größe. In den folgenden Abschnitten werde ich mich darum bemühen zu überlegen, wie zuverlässig dieses Wissen sein kann. Denn weder die Verlässlichkeit subjektiver Gefühlsempfindungen noch die Verknüpfbarkeit von einem Ereignis (der Ursache) mit einem anderen (der Wirkung) sind in der Philosophie unwidersprochen geblieben.
1.2 Definition der Eigenschaften der von Layard benötigten Theorie des Geistes
Layard benötigt, wenn er sich auf eine derartige Diskussion einlassen würde, eine Theorie des Geistes, die den Menschen sowohl einigermaßen zuverlässiges Wissen über sich selbst als auch über andere erlangen lässt. Wie bereits festgestellt geht er davon aus, dass die Philosophen irren, wenn sie glauben die Menschen wären sich über ihre Gefühle nicht im Klaren. Wissen über andere müssen die Menschen haben, damit Layard seine Befragungen absichern kann. Diese beiden Bedingungen muss eine Theorie des Geistes mindestens erfüllen, damit Layards empirische Erhebungen ausreichend verlässlich sind.
Ein anderes Problem liegt in der Absicherung der Daten durch Messung der Hirnaktivität der Probanden und anschließendem Abgleich mit deren Aussagen, um Verknüpfungen zwischen Aussage und Messergebnis herzustellen.[7] Mit einem kurzen Exkurs zu David Hume möchte ich zeigen, dass derartige Rückschlüsse zwar wahrscheinlich, aber philosophisch nie zweifelsfrei sein können.
[...]
[1] Vgl. Layard, Richard. Die glückliche Gesellschaft. Frankfurt/New York. 2005. S. 26
[2] Layard. S. 33
[3] Vgl. Layard. S. 145, 151
[4] Layard. S. 24
[5] Vgl. Layard. S. 13
[6] Layard. S. 17
[7] Vgl. Layard. S. 30-33
- Citar trabajo
- Markus Voigt (Autor), 2006, Eine glückliche Gesellschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62087
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.