Durch die EU-Binnenrichtlinie von 1997 und das EnWG von 1998 wurde die Deregulierung des Elektrizitätsmarktes beschlossen, so dass die Energiebranche mit ihren bis dahin z.T. monopolistisch ausgerichteten Strukturen in die Wettbewerbsordnung eingegliedert wurde. Auch der Gasmarkt befindet sich mit der Umsetzung der EU-Gasrichtlinie in nationales Recht am Beginn der Liberalisierungsbestrebungen. Die EVU entwickeln Anpassungsstrategien, um die Herausforderung dieses dynamischen Unternehmensumfeldes annehmen zu können und ihre jeweilige Wettbewerbsposition zu stärken. Dabei scheinen eine konsequente Marktausrichtung bei gleichzeitig verstärktem Kostenmanagement und Prozessoptimierungen erfolgversprechend. Zur Erhöhung der dazu erforderlichen Flexibilität im unternehmerischen Handeln und zur Förderung einer Philosophie der Kundenorientierung scheint die Bildung von Unternehmen im Unternehmen als ein geeignetes Instrument.
Diese Struktur kann durch die Einrichtung von Profit Centern (PC) erzeugt werden. Allgemein können PC als funktional oder divisional organisierte Teilbereiche einer Unternehmung definiert werden, auf deren Leitung die Unternehmensführung die Verantwortung für eine zu erzielende Erfolgsgröße delegiert.1 Erfolgsorientierung und Delegation von Führungsverantwortung sind somit wesentliche Kennzeichen einer PC-Konzeption.2 Auch das hier beschriebene EVU verspricht sich von dem Projekt "Ergebnis-Center-Steuerung" die Schaffung einer betriebswirtschaftlichen Grundlage, mit der jeder Bereich erfolgsorientiert gesteuert werden kann. Somit soll eine Unternehmensstruktur geschaffen werden, die sich in allen Bereichen am Markt ausrichtet. Gleichfalls soll ein Führungs- und Steuerungssystem konzeptioniert werden, dass den Beitrag der Unternehmer im Unternehmen zu den Gesamtunternehmenszielen transparent macht. Zu den erklärten Unternehmenszielen zählen dabei u.a. die Behauptung als "eigenständiges dynamisches Dienstleistungsunternehmen", der "Erhalt einer soliden Eigenkapitalquote", die "Ausschüttung einer angemessenen Dividende" und die "marktorientierte Weiterentwicklung der Betätigungsfelder". Diese Ziele sollen unter "Zusatzbedingungen wie Ökonomie, Kundennutzen und Qualitätsbewusstsein" erreicht werden. Die Führungsgrundsätze sehen dazu vor, dass aus den Gesamtzielen Einzelziele abgeleitet und vereinbart werden.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausrichtung und Zielsetzung bereits implementierter Management-Reportings
- Berichtswesen auf Basis einer Flexiblen Plankostenrechnung mit Doppelkalkulation
- Budgetplanung und -steuerung
- Investitionsplanung und -steuerung
- Unternehmensplanung
- Center-Arten und Bedeutung der Aufbauorganisationsstruktur für die Center-Konzeptionierung
- Klassische Center-Arten
- Center-Konzepte in Abhängigkeit von Organisationsstrukturen
- Unternehmensintern Center-Bildung im Rahmen einer funktionalen Aufbauorganisation
- Definition von Produkten und Leistungen
- Bildung von Verrechnungspreisen für den unternehmensinternen Markt
- Bedeutung und Funktionen von Verrechnungspreisen
- Alternative Gestaltungsmöglichkeiten von Verrechnungspreisen
- Marktpreise
- Kostenorientierte Preise
- Verrechnungspreise als Verhandlungsergebnis
- Verrechnungspreisfindung im Rahmen des Konzeptes
- Darstellung des Gesamtkonzeptes mit speziellen Problemlösungen
- Fazit und Ausblick
- Anhang
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Anlagenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Projektarbeit befasst sich mit der Konzeptionierung einer Profit-Center-Rechnung als Führungs- und Steuerungssystem in einem Energieversorgungsunternehmen. Ziel ist es, eine Unternehmensstruktur zu schaffen, die sich in allen Bereichen am Markt ausrichtet und den Beitrag der einzelnen Bereiche zu den Gesamt-Unternehmenszielen transparent macht.
- Einführung von Profit-Centern zur Steigerung der Ergebnisorientierung und Delegation von Führungsverantwortung
- Entwicklung eines Führungs- und Steuerungssystems, das die Transparenz der Beiträge einzelner Organisationseinheiten zu den Gesamtunternehmenszielen erhöht
- Definition von Verrechnungspreisen für den internen Markt, um die Leistungen der einzelnen Center zu bewerten und die Motivation der Mitarbeiter zu fördern
- Analyse der Auswirkungen der Profit-Center-Rechnung auf die Kostenstrukturen und die Leistungsprozesse der einzelnen Center
- Bewertung des Potenzials der Profit-Center-Rechnung zur Förderung einer flexiblen und proaktiven Führungsphilosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ausgangssituation im Energieversorgungsunternehmen (EVU) dar, die durch die Deregulierung des Elektrizitätsmarktes geprägt ist. Die Bildung von Profit-Centern wird als geeignetes Instrument zur Erhöhung der Flexibilität und zur Förderung der Kundenorientierung vorgestellt. Das EVU strebt mit dem Projekt "Ergebnis-Center-Steuerung" die Schaffung einer betriebswirtschaftlichen Grundlage an, mit der jeder Bereich erfolgsorientiert gesteuert werden kann.
Kapitel 2 beschreibt die bereits implementierten Management-Reportings im EVU, die als Grundlage für die Profit-Center-Rechnung dienen. Die Kostenstellenrechnung erfasst Kosten und Erlöse am Ort ihrer Entstehung und dient der Wirtschaftlichkeitsbeurteilung und dem Kostenmanagement. Die Budgetplanung und -steuerung erfolgt auf Jahresbasis und dient der Steuerung von Aufwendungen für Material, Fremdlieferungen und -leistungen. Der Investitionsplan beinhaltet alle Aufwendungen für Maßnahmen, die aktivierungspflichtige Anschaffungs- und Herstellungskosten darstellen. Die Unternehmensplanung integriert alle beschriebenen Teilpläne und dient der Steuerung allgemeiner Unternehmensziele wie Rentabilität und Liquidität.
Kapitel 3 beleuchtet die verschiedenen Center-Arten und die Bedeutung der Aufbauorganisation für die Center-Konzeptionierung. Es werden Expense-Center (EC), Cost-Center (CC), Profit-Center (PC) und Investment-Center (IC) vorgestellt. Die Center-Konzeptionierung kann sowohl in funktionalen als auch in divisional organisierten Unternehmen erfolgen. Das EVU verfügt über eine klassische Funktionsorientierung in der Rahmenstruktur und bildet daher eine zweistufige Centerhierarchie auf Ebene der Geschäftsbereiche und den darunter angesiedelten Abteilungen.
Kapitel 4 behandelt die Definition von Produkten und Leistungen im Rahmen der Profit-Center-Rechnung. Es werden fünf Hauptleistungen je Service-Center definiert, die in enger Zusammenarbeit mit den dezentralen Bereichscontrollern und den Center-Verantwortlichen entwickelt wurden. Die Steuerung des Leistungsaustausches soll über sogenannte Wertkontrakte bzw. Dienstleistungsvereinbarungen erfolgen, die zwischen Leistungserbringer und -bezieher ausgehandelt werden.
Kapitel 5 befasst sich mit der Bildung von Verrechnungspreisen für den internen Markt. Verrechnungspreise (VP) stellen die monetäre Bewertung der Produkte bzw. Leistungen dar, die zwischen den Centern gehandelt werden. VP erfüllen eine Erfolgsermittlungs- und eine Lenkungsfunktion. Es werden verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten von Verrechnungspreisen vorgestellt, darunter Marktpreise, kostenorientierte Preise und Verrechnungspreise als Verhandlungsergebnis. Das EVU entscheidet sich konzeptionell für Verrechnungspreise als Ergebnis interner Verhandlungen.
Kapitel 6 zeigt das Gesamtkonzept der Profit-Center-Rechnung und die speziellen Problemlösungen, die im Rahmen der Implementierung des Konzeptes im EVU zu berücksichtigen sind. Es werden die wesentlichen Schritte zur Entwicklung der Center-Modell-Sichtweise erläutert, darunter die Erstellung einer centerbezogenen Kostenstellenhierarchie und die Strukturierung ergebnisbezogener Center-Berichte. Die Wirkungsweise der Profit-Center-Konzeption wird anhand von Beispielen dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Profit-Center-Rechnung, das Energieversorgungsunternehmen (EVU), die Deregulierung des Elektrizitätsmarktes, die Kundenorientierung, das Kostenmanagement, die Prozessoptimierung, die Ergebnisorientierung, die Delegation von Führungsverantwortung, die Verrechnungspreise, die interne Leistungsverrechnung, die Center-Bildung, die Produktdefinition, die Dienstleistungsvereinbarung, die Akzeptanzsteigerung, die Steuerungsphilosophie und die Wettbewerbsfähigkeit.
- Quote paper
- Klaus Robert Steller (Author), 2002, Konzeptionierung einer Profit-Center-Rechnung als Führungs- und Steuerungssystem in einem Energieversorgungsunternehmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6204
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