Einleitung
Welcher Wissenschaftler ist heutzutage noch so vielfältig interessiert, engagiert und vor allem so wissbegierig, wie es Alexander von Humboldt war? Nicht ohne Grund wird er noch heute so verehrt und hoch gelobt. Besonders seine Reisen nach Mittel- und Südamerika brachten Ergebnisse und Erkenntnisse, die nicht nur ihm selbst, sowie bei seinen Experimenten weiter halfen, sondern auch der gesamten Wissenschaft Grundlagen fortschrittlicher Forschung lieferten. Sorgfältig angelegte Herbarien, detaillierte Beschreibungen, Katalogisierungen und Kartographien Humboldts bilden noch bis heute Grundsteine vieler Lehrbücher. Was trieb nun Humboldt gerade in die „Neue Welt“ Mittel- und Südamerika, die schon seit circa 300 Jahren kolonialisiert war? Zählte für ihn, lediglich rein naturwissenschaftliche Daten zusammenzutragen? War er demnach ein, von der Regierung beauftragter Gutachter, der auferlegte Aufgaben gewissenhaft zu lösen hatte oder folgte er seinem eigenen wissenschaftlichen Trieb, seinen Träumen und eigenen Zielen? Die Thematik „Humboldt als Forscher und Sammler in der Neuen Welt“ ist ein sehr weitgreifender Bereich, den man somit leider extrem eingrenzen muss. Dadurch können natürlich Lücken oder Ungleichheiten entstehen, wie sie in der Literatur vereinzelt vorkommen können. Schwierig wird es bei der Recherche mit Humboldts Briefwechsel, den er rege mit zahlreichen wichtigen Persönlichkeiten seiner Zeit betrieb. Durch seine hervorragenden Sprachkenntnisse verfasste er diese auch in der jeweiligen Muttersprache des Briefempfängers. Diese Quellen werden jedoch auch in diesen Sprachen in gebundener Ausgabe wiedergegeben und verweisen leider nicht auf die übersetzten Exemplare1. Für eine tiefgründige biographische Analyse bot Biermann, Kurt-R.: Alexander von Humboldt. Chronologische Übersicht über wichtige Daten seines Lebens, Akademie-Verlag, Berlin 1983. eine sehr gute Basis und vervollständigte sich mit anderen biographischen Werken. Weiterhin existiert eine Großzahl an Büchern über Humboldts Reisen nach Amerika und gibt somit exakte Einblicke in seine Vorgehensweise und Erlebnisse. Interessant sind hierbei immer wieder eingebettete Zitate Humboldts, die den Leser noch näher mit dem großen Wissenschaftler und Forscher, in das Geschehen eindringen lassen. Alexander von Humboldt als Phänomen des 21. Jahrhunderts zeigt eine weiterhin anhaltende enthusiastische Forschung über den genialen Forscher, den Geheimnisse begleiteten und der selbst Geheimnisse um sich entstehen ließ. Auffällig ist bei Humboldts Biographie und im Kontext dazu seine Forschungsreisen, dass der soziologische Hintergrund stets präsent ist. Sein humanes Wesen ließ ihn immer wieder Ungerechtigkeiten erkennen und kritisieren. Nicht viele vermochten sich so sehr für die Menschenrechte einzusetzen, wie es Humboldt tat. Genau dieser Aspekt wirkt noch heute auf das Deutschland der Gegenwart, dessen Geist es immer wieder hervorrufen sollte. Alexander von Humboldt soll in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehen, wie er es schon zu Lebzeiten tat und noch heute eine begeisterte Anhängerschaft findet. Humboldt ist nicht nur zu einem wissenschaftlichen Phänomen geworden, sondern ist selbst zu einem Geist aufgestiegen, der Vorbild für viele ist und für andere sein sollte.
Inhalt
1 Einleitung
2 Naturwissenschaftler und Humanist – eine Biographie
3 Südamerika
3.1 Die wissenschaftliche Erschließung Südamerikas im Überblick
3.2 Das Bedeutungspotential der amerikanischen Forschungsreise Humboldts
3.3 Die Indios nach Humboldt
4 Exkurs: Humboldts Wirkung auf das heutige Deutschland
5 Fazit
Literatur- und Quellenverzeichnis
1 Einleitung
Welcher Wissenschaftler ist heutzutage noch so vielfältig interessiert, engagiert und vor allem so wissbegierig, wie es Alexander von Humboldt war? Nicht ohne Grund wird er noch heute so verehrt und hoch gelobt. Besonders seine Reisen nach Mittel- und Südamerika brachten Ergebnisse und Erkenntnisse, die nicht nur ihm selbst, sowie bei seinen Experimenten weiter halfen, sondern auch der gesamten Wissenschaft Grundlagen fortschrittlicher Forschung lieferten. Sorgfältig angelegte Herbarien, detaillierte Beschreibungen, Katalogisierungen und Kartographien Humboldts bilden noch bis heute Grundsteine vieler Lehrbücher. Was trieb nun Humboldt gerade in die „Neue Welt“ Mittelund Südamerika, die schon seit circa 300 Jahren kolonialisiert war? Zählte für ihn, lediglich rein naturwissenschaftliche Daten zusammenzutragen? War er demnach ein, von der Regierung beauftragter Gutachter, der auferlegte Aufgaben gewissenhaft zu lösen hatte oder folgte er seinem eigenen wissenschaftlichen Trieb, seinen Träumen und eigenen Zielen? Die Thematik „Humboldt als Forscher und Sammler in der Neuen Welt“ ist ein sehr weitgreifender Bereich, den man somit leider extrem eingrenzen muss. Dadurch können natürlich Lücken oder Ungleichheiten entstehen, wie sie in der Literatur vereinzelt vorkommen können. Schwierig wird es bei der Recherche mit Humboldts Briefwechsel, den er rege mit zahlreichen wichtigen Persönlichkeiten seiner Zeit betrieb. Durch seine hervorragenden Sprachkenntnisse verfasste er diese auch in der jeweiligen Muttersprache des Briefempfängers. Diese Quellen werden jedoch auch in diesen Sprachen in gebundener Ausgabe wiedergegeben und verweisen leider nicht auf die übersetzten Exemplare[1]. Für eine tiefgründige biographische Analyse bot Biermann, Kurt-R.: Alexander von Humboldt.
Chronologische Übersicht über wichtige Daten seines Lebens, Akademie-Verlag, Berlin 1983. eine sehr gute Basis und vervollständigte sich mit anderen biographischen Werken.
Weiterhin existiert eine Großzahl an Büchern über Humboldts Reisen nach Amerika und gibt somit exakte Einblicke in seine Vorgehensweise und Erlebnisse. Interessant sind hierbei immer wieder eingebettete Zitate Humboldts, die den Leser noch näher mit dem großen Wissenschaftler und Forscher, in das Geschehen eindringen lassen. Alexander von Humboldt als Phänomen des 21. Jahrhunderts zeigt eine weiterhin anhaltende enthusiastische Forschung über den genialen Forscher, den Geheimnisse begleiteten und der selbst Geheimnisse um sich entstehen ließ. Auffällig ist bei Humboldts Biographie und im Kontext dazu seine Forschungsreisen, dass der soziologische Hintergrund stets präsent ist. Sein humanes Wesen ließ ihn immer wieder Ungerechtigkeiten erkennen und kritisieren. Nicht viele vermochten sich so sehr für die Menschenrechte einzusetzen, wie es Humboldt tat. Genau dieser Aspekt wirkt noch heute auf das Deutschland der Gegenwart, dessen Geist es immer wieder hervorrufen sollte. Alexander von Humboldt soll in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehen, wie er es schon zu Lebzeiten tat und noch heute eine begeisterte Anhängerschaft findet. Humboldt ist nicht nur zu einem wissenschaftlichen Phänomen geworden, sondern ist selbst zu einem Geist aufgestiegen, der Vorbild für viele ist und für andere sein sollte.
2 Naturwissenschaftler und Humanist – eine Biographie
Alexander von Humboldts Vater Alexander Georg war preußischer Offizier und wurde
wegen seiner Verdienste im siebenjährige Krieg zum Kammerherrn der Kronprinzessin ernannt. Diese Stellung des Vaters brachte den beiden Söhnen Wilhelm und Alexander schon von Kindheit auf ein spezifisches Verhältnis zum preußischen Königshaus, abgesehen davon, dass der Kronprinz Friedrich Wilhelm II. zudem einer der Taufpaten Alexanders war. Alexander selber wurde am 14.09.1769 in Berlin geboren.[2] 1787 schickte die Mutter[3] ihre beiden Söhne nach Frankfurt/Oder, wo Alexander Kameralwissenschaften (Staatswissenschaftslehre) studieren sollte. Nebenbei hörte er jedoch Veranstaltungen zu Altertumswissenschaften, Medizin, Physik und Mathematik. Mit dem Theologiestudenten Wilhelm Gabriel Wegener schloss er 1788 einen „ewigen Freundschaftsbund“, mit dem er auch eine Liebesbeziehung gehabt haben soll.[4] Dies erklärt auch das auffällige Fehlen von Erwähnungen über etwaige Freundinnen oder Vermählungen, abgesehen von den Vermählungen des Bruders oder von Freunden, denen er gelegentlich beiwohnte. Da Alexander und Wilhelm bei ihrem Studium anscheinend unterfordert waren, verließen sie die Universität nach einem Semester wieder. Alexander von Humboldt begeisterte sich zeitlebens für die Ideale der Französischen Revolution und die allgemeinen Menschenrechte, um die aktuell in jener Zeit gekämpft wurde. 1791 begann Humboldt schließlich ein Studium an der Bergakademie Freiberg, bei dem er das für den Regelstudenten in drei Jahren zu absolvierende Pensum in acht Monaten aufnahm. Schon während seines Studiums entwickelte er mithilfe seiner chemischen Analysen einen Vorläufer der Gasmaske für die Bergleute und trug somit entscheidend für deren Sicherheit bei. Nach dem Tod seiner Mutter 1796 und dem daraus hervorgegangenen erheblichen Erbe, schied Humboldt aus dem Staatsdienst aus und wollte sich als Naturforscher und Wissenschaftler unabhängig machen. Damit bezog er sich auf eine,seit der Kindheit ausgelebte Leidenschaft zur Naturbeobachtung und Erforschung.
Als größtes Ziel hierbei sah er sozusagen eine „physique du monde“[5], das in gewisser Weise eine Darstellung des gesamten physisch-geographischen Wissens der beschreiben sollte, welches er durch Forschungsreisen selbst zusammentragen wollte. Grund zur Lateinamerika-Reise bot sich für Humboldt Johann Gottfried Herder, der auf die Naturräume der Anden und des Amazonasbeckens hingewiesen hatte, bei denen Erforschung betrieben werden mussten. Die Anden galten zu damaliger Zeit als höchstes Gebirge der Welt und sollten aufgrund dessen genau vermessen und erforscht werden.
Einen weiteren großen Schritt für seine Karriere als Wissenschaftler machte Humboldt, indem er im Mai 1798 in die damalige Wissenschaftsmetropole Paris begab, wo er in Vorträgen und Debatten sein bereits ausgeprägtes Können als Wissenschaftler festigte und seine Ausstattung mit Messinstrumenten vervollständigte. Nach Aufzeichnungen aus der Lehrzeit der Gebrüder geht hervor, dass der Arzt Ernst Ludwig Heim ihnen am 30.07.1781 die 24 Klassen des Linnéschen Pflanzensystems erklärt[6] und Humboldt somit das erste Mal bewusst mit der naturwissenschaftlichen Theorie in Berührung kommt. Seine erste Veröffentlichung erfolgte am 05.01.1789 mit der Übersetzung einer botanischen Abhandlung aus der lateinischen in die französische Sprache mit eigenen Anmerkungen in der „Gazette littéraire de Berlin“. Durch das Studium an der Bergakademie Freiberg wurde er am 29.02.1792 Assessor im preußischen Bergdepartement und verfasst am 17.06.1792 in Berlin sein erstes wissenschaftlich-technisches Gutachten mit einem Bericht über die Fayence- und Steinmanufaktur zu Rheinsberg[7]. Durch zahlreiche Exkursionen, Projekte und Mitgliedschaften[8] wächst sein Ansehen und sein wissenschaftlicher Horizont stetig an,wodurch er ebenfalls eine Vielzahl an Ehrentiteln[9] erhielt. Mit der Teilnahme an einem Protest bei dem preußischen Minister Anton Graf von Stolberg-Wernigerode gegen das beabsichtigte diskriminierende „Judengesetz“ im März 1842 zeigt Humboldt, wie bei anderen Engagements, seine Liebe zum Menschen und die gewünschte Toleranz, nicht nur den verschiedenen Rassen, sondern allen Menschen gegenüber. Nach Humboldts eigenen Aufzeichnungen hat er am 01.10.1846 bereits 5.888 Taler Schulden und investierte sein gesamtes Vermögen von rund 100.000 Talern in seine Reisen , wissenschaftlichen Arbeiten und Unterstützungen von Projekten[10]. Dies zeigt seine bedingungslose Hingabe zur Wissenschaft und zeugt von seiner Größe, die er immer zu beweisen hatte und wusste.
[...]
[1] Siehe: Moheit, Ulrike: Alexander von Humboldt: Briefe aus Amerika 1799-1804. in: Biermann, Kurt-R. (Hg.) Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung. Schriftenreihe der Alexander-von-Humboldt- Forschungsstelle, Band 16, Akademie Verlag, Berlin 1993. Signatur: NU 5089 B84.993
[2] Die Jägerstraße 22 ist heute Sitz der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Aus: Biermann, Kurt-R.: Alexander von Humboldt. Chronologische Übersicht über wichtige Daten seines Lebens. Bearbeitet von Kurt-R. Biermann, Ilse Jahn und Fritz G. Lange. 2., vermehrte und berichtigte Auflage, bearbeitet von Kurt-R. Biermann unter Mitwirkung von Margot Faak und Peter Honigmann, in: Beiträge zur Alexandervon- Humboldt-Forschung, Bd. 1, Akademie-Verlag, Berlin 1983, S. 2.
[3] Verwitwete Marie Elisabeth von Holwede, geb. Colomb, Tochter einer wohlhabenden Hugenottenfamilie
[4] Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_von_Humboldt, 05.07.2006 12.35 Uhr.
[5] 24.01.1796: „Je conçus l'idee d'une physique du monde“ (Brief Humboldts an Pictet). Erster Beleg für die wahrscheinlich schon zuvor vorhandene Absicht, eine „physische Weltbeschreibung“ zu verfassen. Aus: Biermann, Kurt-R.: Alexander von Humboldt. Chronologische Übersicht über wichtige Daten seines Lebens. Bearbeitet von Kurt-R. Biermann, Ilse Jahn und Fritz G. Lange. 2., vermehrte und berichtigte Auflage, bearbeitet von Kurt-R. Biermann unter Mitwirkung von Margot Faak und Peter Honigmann, in: Beiträge zur Alexandervon- Humboldt-Forschung, Bd. 1, Akademie-Verlag, Berlin 1983, S. 9.
[6] Ebd. S. 2
[7] Ebd. S. 6
[8] U.a. am 06.09.1792: Oberbergmeister in den fränkischen Fürstentümern; 25.05.1793: Mitglied der „Linnéischen Societät“; 27.08.1793: Mitglied der „Gesellschaft naturforschender Freunde“ in Berlin; 01.05.1795: Oberbergrat; 20.07.1804: Mitglied der „American Philosophical Society“; 07.02.1811: Mitglied der „Real Academia“ Madrid; 30.01.1822: Mitglied der „American Academy of Arts and Sciences“; 02.01.1828: Ehrenmitglied der Königlichen botanischen Gesellschaft; 22.04.1929: Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Künste; 06.05.1829: Mitglied der Petersburger Mineralogischen Gesellschaft; 09.05.1829: Mitglied der Ökonomischen Gesellschaft in Petersburg; 03.05.1845: Präsident der „société de Géographie“ zu Paris; 18.01.1847: erhält die höchste preußische Auszeichnung, den Schwarzen Adler Orden; 26.01.1848: auf der Gesamtsitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien zum Ausländischen Ehrenmitglied gewählt; 31.12.1852: Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; 24.01.1856: erhält das Ehrenbürgerrecht von Berlin.
- Citation du texte
- Mathias Seeling (Auteur), 2006, Humboldt - Forscher und Sammler in der Neuen Welt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62032
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