Der Text "Kinderseele" von Hermann Hesse stammt aus dem Jahr 1919 und erschien zum ersten Mal 1920 im Fischer-Verlag als eine der drei Novellen in dem Band "Klingsors letzter Sommer". Die anderen beiden Novellen daraus heißen "Klein und Wagner" und "Klingsors letzter Sommer". Hesse selber bezeichnet diesen Band neben dem "Demian" als seinen wichtigsten, wie er in einem Brief an seinen Verleger Samuel Fischer vom 27.08.1919 schreibt:
"Ich habe zuweilen das Gefühl, es könnte mir etwas zustoßen. Für diesen Fall bitte ich Sie zu notieren, daß unbedingt folgende Bücher von mir noch erscheinen müssen: Ein Buch mit drei Novellen, den neuesten revolutionären Arbeiten. Inhalt: eine Novelle "Kinderseele"[...]. Zweitens: eine Novelle "Klein und Wagner" und eine etwas phantastische Dichtung "Klingsors letzter Sommer". [...] Das Buch mit diesen drei Novellen wird mein wichtigstes sein, dies und der Demian. [...]" (nach Pfeifer: 1980, 145).
Auch an seine Schwester Adele schreibt er am 07.02.1920:
"Ich bin in der Dichtung den Weg der "Kinderseele", d.h. den Weg einer möglichst graden (!) Psychologie und Wahrheitsliebe weitergegangen und damit zu Resultaten gekommen, welche die Leser meiner frühern (!) Bücher zumeist abschrecken werden. Aber das ist einerlei." (ebd.)
Die Novelle "Kinderseele" verarbeitet ein Erlebnis, das sich am 11. November 1899 in Calw - Hesses Geburtsort in Württemberg - zugetragen hat. Zu diesem Zeitpunkt ist der junge Hermann 11 Jahre alt; als er die Novelle schrieb, war er bereits 42. In seiner Erzählung schreibt er: " Als ich elf Jahre alt war, kam ich eines Tages von der Schule her nach Hause..." (10) Der Leser erfährt dadurch, daß Hesse bereits älter ist und sich an sein damaliges Erlebnis erinnert. Genaue Angaben, wie alt Hesse zu dem Zeitpunkt, als er die Novelle schreibt, ist, finden sich jedoch nicht.
In meiner Interpretation werde ich nicht dem Textaufbau, sondern einer eigenen analytischen Struktur folgen. Aus einzelnen Textstellen - die an den verschiedensten Stellen in der Erzählung auftauchen - ergibt sich ein Bild des Erzählers, das dem Leser erlaubt, die Beweggründe des Jungen zu verstehen. Diese möchte ich einzeln erläutern. Man kann sich nun in den Jungen hineinversetzen und nachfühlen, wie er empfindet; warum er sich gegen seinen Vater auflehnt und ihn bestielt.
Dieses halte ich für wichtiger, als streng dem Aufbau des Textes zu folgen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Inhaltsangabe
- Interpretation
- Fazit
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Novelle „Kinderseele" von Hermann Hesse ist eine autobiographische Erzählung, die ein prägendes Erlebnis aus der Kindheit des Autors verarbeitet. Hesse beschreibt die komplexe Beziehung zwischen einem jungen Jungen und seinem Vater, die von Bewunderung, Ablehnung und dem Wunsch nach Anerkennung geprägt ist. Die Novelle erforscht die psychologischen Prozesse, die in der kindlichen Psyche während eines Konflikts mit der Autorität des Vaters stattfinden.
- Die komplizierte Vater-Sohn-Beziehung
- Die psychologische Entwicklung des Kindes
- Die Rolle der Schuld und der Reue
- Die Suche nach Selbstfindung und Emanzipation
- Die Ambivalenz zwischen Bewunderung und Ablehnung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung
- Inhaltsangabe
- Interpretation
Die Einleitung stellt den Kontext der Novelle „Kinderseele" vor. Sie erläutert, dass der Text aus dem Jahr 1919 stammt und als Teil des Bandes „Klingsors letzter Sommer" veröffentlicht wurde. Hesse selbst bezeichnete diesen Band als eines seiner wichtigsten Werke. Die Einleitung beleuchtet auch die autobiographischen Wurzeln der Novelle und führt den Leser in die Thematik des Vater-Sohn-Konflikts ein.
Die Inhaltsangabe fasst die Handlung der Novelle „Kinderseele" zusammen. Sie erzählt die Geschichte eines jungen Jungen, der nach einem Streit mit seinem Freund Oskar Weber Trost bei seinem Vater sucht. Als er jedoch feststellt, dass sein Vater nicht zu Hause ist, stiehlt er aus Wut und Enttäuschung Feigen aus dem Schlafzimmer seines Vaters. Die folgenden Tage sind geprägt von Schuldgefühlen, Gewissensbissen und der Angst vor der Bestrafung durch den Vater. Die Inhaltsangabe schildert den emotionalen Konflikt des Jungen und die Folgen seines Diebstahls.
Die Interpretation der Novelle „Kinderseele" beleuchtet die psychologischen Aspekte der Handlung. Sie verweist auf Hesses Anhänger der Freudschen Tiefenpsychologie, die die Bedeutung der Kindheitserlebnisse für die psychische Entwicklung des Menschen betont. Die Interpretation analysiert die Beziehung zwischen dem Jungen und seinem Vater und zeigt auf, wie der Junge durch den Feigendiebstahl versucht, sich gegen die Autorität des Vaters aufzulehnen. Sie betont die Ambivalenz der Gefühle des Jungen gegenüber seinem Vater, die von Bewunderung, Ablehnung und dem Wunsch nach Anerkennung geprägt ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Vater-Sohn-Beziehung, die kindliche Psyche, die Schuld und die Reue, die Selbstfindung, die Emanzipation, die Ambivalenz, die autobiographische Erzählung und die Freudschen Tiefenpsychologie. Die Novelle „Kinderseele" von Hermann Hesse beleuchtet die psychologischen Prozesse, die in der kindlichen Psyche während eines Konflikts mit der Autorität des Vaters stattfinden.
- Citar trabajo
- Hanna Beyer (Autor), 1998, Hermann Hesse - Kinderseele, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6192
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