Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage inwieweit die chinesische Öffnungspolitik als Erfolg zu bewerten ist. Die Erfolgsbewertung geschieht anhand der volkswirtschaftlichen Kriterien Wirtschaftswachstum, Anteil am Welteinkommen sowie bedeutenden Außenhandelsindikatoren. Dabei werden die Werte vor dem Öffnungsprozess mit aktuellen Kennzahlen verglichen. Um den Erfolg differenzierter bewerten zu können, ist eine Betrachtung des Wohlstandes auf Provinzebene von Nöten. Die daraus folgenden Kennziffern werden sowohl im Zeitverlauf, als auch mit dem heterogenen Wirtschaftsraum der EU verglichen. Der Erfolg der chinesischen Öffnungspolitik wird in dieser Arbeit ausschließlich nach wirtschaftlichen Kriterien und überblicksartig aus den daraus folgenden sozialen Auswirkungen bewertet.
Zuerst werden die für den Öffnungsprozess relevanten geschichtlichen Ereignisse der Volksrepublik China behandelt. Danach wird die chinesische Öffnungspolitik anhand der oben genannten Kriterien bewertet. Abschließend folgt ein Fazit.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Geschichte
2.1 Die kommunistische Umgestaltung (1949 – 1978)
2.1.1 Die ersten Jahre unter kommunistischer Herrschaft
2.1.2 Die Politik nach dem Großen Sprung
2.2 Der Öffnungsprozess (1978 – heute)
2.2.1 1. Phase: Landwirtschaftliche Reformen
2.2.2 2. Phase: Reformen im Industriesektor
3 Erfolgsbewertung
3.1 Gesamt-Volkswirtschaftliche Betrachtung
3.2 Regional-wirtschaftliche Betrachtung
3.2.1 Regionale Disparitäten im Zeitverlauf
3.2.2 Auswirkungen der regionalen Disparitäten
3.2.3 Vergleich mit der Europäischen Union
4 Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Vergleich der regionalen Disparitäten (Indien – China – USA)
Abb. 2: Entwicklung der regionalen Disparitäten
Abb. 3: Regionale Disparitäten in der EU
1 Einleitung
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage inwieweit die chinesische Öffnungspolitik als Erfolg zu bewerten ist. Die Erfolgsbewertung geschieht anhand der volkswirtschaftlichen Kriterien Wirtschaftswachstum, Anteil am Welteinkommen sowie bedeutenden Außenhandelsindikatoren. Dabei werden die Werte vor dem Öffnungsprozess mit aktuellen Kennzahlen verglichen. Um den Erfolg differenzierter bewerten zu können, ist eine Betrachtung des Wohlstandes auf Provinzebene von Nöten. Die daraus folgenden Kennziffern werden sowohl im Zeitverlauf, als auch mit dem heterogenen Wirtschaftsraum der EU verglichen. Der Erfolg der chinesischen Öffnungspolitik wird in dieser Arbeit ausschließlich nach wirtschaftlichen Kriterien und überblicksartig aus den daraus folgenden sozialen Auswirkungen[1] bewertet.
Zuerst werden die für den Öffnungsprozess relevanten geschichtlichen Ereignisse der Volksrepublik China behandelt. Danach wird die chinesische Öffnungspolitik anhand der oben genannten Kriterien bewertet. Abschließend folgt ein Fazit.
2 Geschichte
In diesem Kapitel wird die Geschichte der Volksrepublik China mit besonderem Fokus auf die, für die Öffnungspolitik wichtigen, geschichtlichen Ereignisse behandelt.
2.1 Die kommunistische Umgestaltung (1949 – 1978)
Die Geschichte zwischen Ausrufung der Volksrepublik China und dem Beginn des Öffnungsprozesses wird in diesem Abschnitt behandelt.
2.1.1 Die ersten Jahre unter kommunistischer Herrschaft
Am 1. Oktober[2] 1949 rief Mao am Tor zum Himmlischen Frieden die Volksrepublik China aus. Die kommunistische Regierung begann mit der sozialistischen Umgestaltung des Landes. Vor allem in der Zeit zwischen 1953 und 1957 wurde das sowjetische Vorbild nachgeahmt, das einen besonderen Fokus auf die Entwicklung der Schwerindustrie hatte. Die Großgrundbesitzer wurden enteignet und das Land ging in den Besitz der über 120 Millionen Kleinbauern über. Im Jahr 1958 wendete sich China vom sowjetischen Wirtschaftsmodell ab. Der Große Sprung nach vorn hatte unter anderem die Intention, die Produktivität der Landwirtschaft zu steigern. Daher wurden die Volkskommunen errichtet, in denen 99% der ländlichen Bevölkerung zusammengefasst waren. Diese, nach militärischen Prinzipien geführten Großkollektive, regelten das gesamte Leben ihrer Mitglieder und sollten weitestgehend autark sein. So wurde zum Beispiel in jeder Kommune ein eigener Hochofen zur Eisenverhütterung erbaut. Die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme steht im Widerspruch zur Theorie des Wettbewerbsvorteils, der besagt, dass Wirtschaftseinheiten Ressourcen und Fähigkeiten haben müssen, die denen der Wettbewerber überlegen sein müssen, um wirtschaftlich sinnvoll zu sein.[3] Eine Unterversorgung des Landes war das Resultat des Großen Sprung nach vorn, in dem in den drei bitteren Jahren zwischen 1960 und 1962 ca. 30 Millionen Menschen verhungerten.
2.1.2 Die Politik nach dem Großen Sprung
Auf Grund [4] der Resultate des Großen Sprungs wurden bedingt freie Märkte wieder zugelassen, was zu einer wirtschaftlichen Erholung des Landes führte. Für Mao waren diese Reformen Beweis dafür, dass seine einstigen Mitkämpfer den Interessen des Kommunismus entgegenarbeiteten. Daraus resultierte eine Gegenbewegung, die zur Großen Proletarischen Kulturrevolution (ab 1966) führte und China vollkommen isolierte. Ab 1969 erfolgte eine erste Lockerung der Isolationspolitik. So wurde unter anderem 1971 ein amerikanisches Tischtennisteam nach China eingeladen (Ping-Pong-Politik), was in weitere Folge zu einem Besuch Kissingers und Nixons in China führte und schlussendlich zu einer Aufhebung des US-Handelsembargos gegenüber China. Mit anderen westlichen Staaten wurden ebenfalls diplomatische Beziehungen wieder aufgenommen. Nach dem Tod Maos im Jahr 1976 wurde die Kulturrevolution beendet, die etwa 3 Millionen Opfer forderte. Die Folgen daraus waren eine unbekannte Anzahl an Toten, eine traumatisierte Bevölkerung, sowie eine zerstörte Bildungsschicht.
2.2 Der Öffnungsprozess (1978 – heute)
Der Tod Maos führte zu innerparteilichen Machtkämpfen und hatte zur Folge, dass der „eigentliche Nachfolger Maos“[5] Deng wurde. Sein Reformprozess, insbesondere das Programm der vier Modernisierungen (Modernisierung der Landwirtschaft, der Industrie, der Landesverteidigung und der Wissenschaft), wurde im Dezember 1978 auf dem 3. Plenum des XI. Zentralkomitees bestätigt.[6] Bei der Öffnung Chinas nach außen hatten wirtschaftliche Interessen Priorität.[7] Im Gegensatz zu der Öffnung Russlands war die chinesische Öffnung durch eine Schritt-für-Schritt-Politik gekennzeichnet.[8] Charakterisiert ist die chinesische Öffnungspolitik durch eine zweigleisige Reformpraxis, die eine Koexistenz von Plan- und Marktelementen bei schrittweise sinkendem Plananteil erlaubte.[9] Es ist eine „zweigleisige und schrittweise Transformation der Wirtschaftsordnung von einem durch zentrale Planung und Staatseigentum dominierten Wirtschaftssystem zu einer (sozialistischen) Marktwirtschaft“[10]. In einer ersten Phase der Reformpolitik wurde die Landwirtschaft reformiert, in einer zweiten Phase wurden die Reformmaßnahmen auf den industriellen Sektor ausgeweitet.[11]
2.2.1 1. Phase: Landwirtschaftliche Reformen
Im Jahr 1977[12] waren 70% der im Agrarsektor beschäftigten Chinesen nicht in der Lage, die Bevölkerung angemessen mit Nahrungsmitteln zu versorgen, sowie die Industriebetriebe mit Vorprodukten ausreichend zu beliefern. Im Zuge der Reformmaßnahmen wurden die landwirtschaftlichen Kommunen durch Deregulierungsmaßnahmen de facto aufgelöst. Die staatlichen Ankaufspreise wurden erhöht, landwirtschaftliche Eigentumsrechte dezentralisiert und der private Verkauf von Überschussmengen wurde erlaubt. Diese Reformen hatten zu einer Zunahme der landwirtschaftlichen Produktion geführt. Auf Grund dieses Erfolges wurden die Reformmaßnahmen auf den Industriesektor ausgeweitet.
2.2.2 2. Phase: Reformen im Industriesektor
Im Industriesektor[13] wurde gradualistisch Auslandskapital zugelassen. Das erhöhte den Wettbewerb und die Staatsbetriebe verloren ihre Monopolstellung. Dadurch entstand ein Anpassungszwang für Staatsbetriebe, die infolge dessen Gewinne einbüßten. Die Anzahl der Staatsbetriebe an der Gesamtzahl der Unternehmen fiel von 1985 bis 1995 von 98,6% auf 77,5%, gemessen am Bruttoproduktionswert von 97% auf 70,6%. Nach einer Phase der Abbremsung des Reformtempos von 1988 bis 1991 wurden die Reformen danach beschleunigt. Subventionen an Staatsbetriebe wurden zum Beispiel zwischen 1991 und 1994 auf ein Drittel gekürzt.
Ein spezielles Instrument der Wirtschaftsöffnung in China sind die Sonderwirtschaftszonen bzw. Economic and Technical Developement Zones. Anfang der Achtziger wurden vier[14] Sonderwirtschaftszonen gegründet. Sonderwirtschaftszonen definieren sich als „specially-delineated, duty-free enclave … that will be deemed as foreign territory for the purpose of trade operations and duties and tariffs.”[15] Sie waren Versuchsfelder für marktwirtschaftliche Experimente und alle auf Grund der Vorteilhaftigkeit für Exporte an der Küste angesiedelt. Ein weiteres Argument für diese Gegenden war die Erwartung, von der wirtschaftlichen Leistungskraft Hongkongs und Taiwans profitieren zu können, zu denen zudem noch kulturelle und sprachliche Bindungen bestanden. Die Volksrepublik erhoffte sich dadurch zusätzlich eine Wiedervereinigung auf dem (Um)weg einer wirtschaftlichen Integration zu erreichen. Auf Grund des Erfolges der Sonderwirtschaftszonen bekamen seit Mitte der Achtziger eine Reihe von Küstenstädten Vorzugsrechte, die vor allem Anreize für die Ansiedlung von Auslandsunternehmen boten.
Am 11. Dezember 2001 trat China der WTO bei, was eine weitere wirtschaftliche Öffnung des Landes bedeutete.[16]
[...]
[1] Im Zuge dieser Arbeit wird nur auf die Problematik der Wanderarbeiter, auf regionale Konflikte sowie Armutsstatistiken kurz eingegangen.
[2] Vgl. für den gesamten Abschnitt Schmidt-Glintzer, H., (2001), S. 72ff.
Andere Quellen sind gesondert angegeben.
[3] Vgl. QuickMBA (2004)
[4] Vgl. für den gesamten Abschnitt Schmidt-Glintzer, H., (2001), S. 82ff.
[5] Schmidt-Glintzer, H., (2001), S. 93
[6] Vgl. Schmidt-Glintzer, H., (2001), S. 96
[7] Vgl. Schmidt-Glintzer, H., (2001), S. 97
[8] Vgl. Heilmann, S., (2000), S. 53
[9] Vgl. Heilmann, S., (2000), S. 75
[10] Bronger, D.; Wamser, J., (2005), S. 22
[11] Vgl. Chan, A.; Tria Kerkvliet, B.; Unger, J. (1999), S. 64
[12] Vgl. für den gesamten Abschnitt Bronger, D.; Wamser, J., (2005), S. 85ff.
[13] Vgl. für den gesamten Abschnitt Bronger, D.; Wamser, J., (2005), S. 86ff.
Andere Quellen sind gesondert angegeben
[14] Mitte der Achtziger kam Hainan als fünfte Sonderwirtschaftszone hinzu.
[15] Bronger, D.; Wamser, J., (2005), S. 93
[16] Vgl. Schüller, M. (2002), S. 132
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