Der folgende Aufsatz ist der Versuch einer Reflexion zum Wechselverhältnis von Staat und Militär im Allgemeinen und im Speziellen am Beispiel Süd- und Mittelamerika in historischer Perspektive. Es soll untersucht werden, welche Rolle das Militär bei der Gestaltung politischer Herrschaft spielt? Zu Beginn wird ein Ausflug in die politische Ideengeschichte unternommen um klassische Verhältnisse von Staat und Militär zu betrachten. Im Anschluss folgt eine Darlegung der Situation in Süd- und Mittelamerika seit der Formierung moderner Staatlichkeit bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts im Hinblick auf den Einfluss des Militärs. Am Ende soll die Eingangsfrage in den Gesamtkontext gestellt und diskutiert werden.
Einleitung
Der folgende Aufsatz ist der Versuch einer Reflexion zum Wechselverhältnis von Staat und Militär im Allgemeinen und im Speziellen am Beispiel Süd- und Mittelamerika in historischer Perspektive. Es soll untersucht werden, welche Rolle das Militär bei der Gestaltung politischer Herrschaft spielt?
Zu Beginn wird ein Ausflug in die politische Ideengeschichte unternommen um klassische Verhältnisse von Staat und Militär zu betrachten. Im Anschluss folgt eine Darlegung der Situation in Süd- und Mittelamerika seit der Formierung moderner Staatlichkeit bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts im Hinblick auf den Einfluss des Militärs. Am Ende soll die Eingangsfrage in den Gesamtkontext gestellt und diskutiert werden
Das staatliche Gewaltmonopol - und Militär als Instrument ?
Um das Wechselverhältnis von Staat und Militär zu untersuchen ist es sinnvoll auf Klassiker der politischen Philosophie zurückzugreifen und ihr Verständnis der Begriffe darzulegen. Politische Gemeinwesen und ihre Herrschaftsstrukturen sind Kernelemente des politischen Denkens der Moderne. Sie standen im Mittelpunkt bei der Entwicklung des künstlichen Gebildes Staat. Nicola Machiavelli war der erste Denker, der die militärische Gewalt und Politik als Einheit begriff und diese gleichzeitig von der Theologie löste. Der Staat ist für ihn politisches Ordnungsmodell mit nur einem Ziel: die Sicherung und Stabilisierung der Fürstenherrschaft. Nach seiner Theorie bildet das Militär die Grundlage für eine erfolgreiche Politik. Es ist Instrument dieser und muss sich ihr strikt unterordnen. (vgl. Kernic 2001: 138) Die Argumentation Machiavellis zur Erhaltung des Staates um jeden Preis mit allen Mitteln schafft ein neues Moment für die Legitimation militärischer Gewalt und begründet die Idee der Staatsräson.
Auch der Staatstheoretiker Thomas Hobbes stellte ein politisches Ordnungssystem in den Mittelpunkt seines Denkens. Die Überwindung des Naturzustandes, der Krieg aller gegen alle, und somit das Schaffen von Ruhe und Frieden ist laut Hobbes nur durch die Staatsgründung möglich. Seine Idee vom Staat als Gesellschaftsvertrag, in dem jeder Bürger seine individuelle Macht an eine Staatsperson, den Leviathan, abgibt und dieser im Gegenzug Sicherheit und Schutz gewährleistet. Durch diesen Vertrag liegt jegliche Gewalt beim Staat, auch die militärische. (vgl. Kernic 2001: 185)
Ein weiteres bedeutendes Konzept zu dieser Problematik entwirft der deutsche Philosoph Georg Friedrich Wilhelm Hegel zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Hegel sieht die sittliche Existenz des Menschen nur im Staat als verwirklicht. Der Staat müsse als identisch mit der „absoluten Autorität und Majestät“ begriffen werden. Hegel wollte die individuelle Freiheit nicht erneut in einem Absolutismus aufheben. Der Staat ist für ihn keine Naturgegebenheit, sondern ein „Tempel der Vernunft“. Er suchte eine Vereinigung zwischen geordneter Polis, die das Einzelleben umfasst und bestimmt, sowie persönlicher Entfaltung, die durch den unendlichen Wert des Einzelnen begründet ist. Die Hingabe an das Ganze wird so zum Grundprinzip, dem der Einzelne in seinem Handeln zu folgen hat. Laut Hegel ist der Staat erst durch eine gemeinsame Wehr- und Staatsgewalt begründet. Er entwirft damit ein Staatskonzept, in dem Recht, Gewalt und Moral eine untrennbare Größe bilden. (vgl. Kernic 2001: 225f)
Der Begriff Gewaltmonopol wurde von Max Weber geprägt. Laut Weber besteht das Gewaltmonopol des Staates in der ausschließlich staatlichen Organen zustehenden Legitimation, physische Gewalt auszuüben oder zu legitimieren. Es ist das Prinzip aller modernen Staaten. Alle Akteure haben die Möglichkeit der politischen Beteiligung und verzichten dafür auf die Durchsetzung ihrer Interessen mit physischer Gewalt. (vgl. Weber 1986: 1043)
Auf der einen Seite lässt die Darlegung der vorgezeigten politischen Ideen erkennen, dass das Gewaltmonopol immer beim Staat liegt. Auf der anderen Seite scheint die Rolle des Militärs bzw. der militärischen Gewalt generell eine bedeutende Rolle in der Staatstheorie zu spielen. Militär und militärische Gewalt sollten nur kontrollierte Instrumente bei der Durchsetzung von Interessen des Staates sein. Durch die Sicherung des Friedens und der Ordnung nach Außen wie teilweise nach Innen kommt dem Militär eine beträchtliche Relevanz zu.
Wenn das Militärische nur Instrument der Politik ist, und das Gewaltmonopol sich auf die Institutionen des Staates verteilt, wie kann es dann sein, dass es zu Situationen kommt in denen das Militär die Politik beherrscht?
Nach Krämer und Kuhn gibt es drei Faktoren die einen militärischen Eingriff in die Politik bedingen können. Ein Faktor ist eine schwere Krise, wie Krieg oder innere Unruhen. In solchen Zeiten kommen sich Politik und Militär vielleicht näher, was einen direkten oder indirekten Eingriff wahrscheinlicher werden lässt. Die Politik kann dadurch in ein starkes Abhängigkeitsverhältnis zum Militär geraten. Ein zweiter Faktor sind institutionelle Kontrollmechanismen im System eines Staates. Sind diese stark ausgeprägt ist eine militärische Intervention eher unwahrscheinlich. Der dritte Faktor ist die politische Legitimität selbst. In Staaten, die dem Militär eine moderierende Macht in ihrer Verfassung einräumen, sind es oft die Zivilisten selbst, welche das Militär um Hilfe bitten. (vgl. Krämer/Kuhn 2005: 12) In der Folge können militärische Interventionen zur Etablierung eines Militärregimes führen, wie dies in Süd- und Mittelamerika des letzten Jahrhunderts oft der Fall war.
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- Citation du texte
- Madeleine Pfeiffer (Auteur), 2006, Das Wechselverhältnis von Staat und Militär in Süd- und Mittelamerika in historischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61643
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