Der autobiografische Roman von Karl Philip Moritz thematisiert ein typisches Phänomen der Spätaufklärung, nämlich die Ende des 18. Jahrhunderts grassierende Theatromanie und versucht sie mit den Bedingungen einer Lebensgeschichte zu verknüpfen, sodass der Roman geradezu als Zeitroman erscheint. Die Theaterleidenschaft ist sowohl ein Teil des individuellen Schicksal des Helden, als auch zeittypisches Verhalten. „Anton Reiser“ kann als ein Beispiel für Theatromanie und Lebenswirklichkeit zeitgenössischer Wandertruppen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert gelesen werden.
Ziel der vorliegenden Hausarbeit soll es sein einerseits “Anton Reiser“ als theatergeschichtliche Quelle zu analysieren, mit der theatralischen Wanderung und alle anderen Merkmale des Theaters in der Zeit, aber auch von dem individuellen Fall aus Einblicke in die Struktur der deutschen Theaterleidenschaft des 18. Jahrhunderts und ihre Ursprünge zu gewinnen. Andererseits wird versucht aus der allgemeinen Theatersituation im 18. Jahrhundert ausgegangen, Bezüge zum Roman festzustellen, sie näher zu betrachten und anhand verschiedener Fragestellungen genauer zu analysieren.
Zunächst soll jedoch ein Überblick zum Thema „Theater im 18. Jahrhundert“ gegeben werden. Zum selben Zweck werden kurz auch literaturgeschichtliche Entwicklungen skizziert. Danach werden besonders die Theaterleidenschaft Reisers und die Funktionen des Theaters im Roman behandelt. Außerdem behandle ich auch etwas ausführlicher die Identität –und Individualitätsprobleme von Anton Reiser, weil der Roman nicht zuletzt ein „psychologischer Roman“ ist.
Inhaltsverzeichnis:
1.Einleitung
2.Theater im 18. Jh
3. Theater im Anton Reiser
3.1. Entstehung und Entwicklung von Reisers Theatromanie
4. Funktionen des Theaters im Anton Reiser
4.1. Bildungsfunktion
4.2. Lebensfunktion
4.3. Theater als Ausgleich von Identität -und Individualität Problemen
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
7. Anhang: Erklärung über Eigenständigkeit
1.Einleitung:
Der autobiografische Roman von Karl Philip Moritz thematisiert ein typisches Phänomen der Spätaufklärung, nämlich die Ende des 18. Jahrhunderts grassierende Theatromanie und versucht sie mit den Bedingungen einer Lebensgeschichte zu verknüpfen, sodass der Roman geradezu als Zeitroman erscheint. Die Theaterleidenschaft ist sowohl ein Teil des individuellen Schicksal des Helden, als auch zeittypisches Verhalten. „Anton Reiser“ kann als ein Beispiel für Theatromanie und Lebenswirklichkeit zeitgenössischer Wandertruppen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert gelesen werden.
Ziel der vorliegenden Hausarbeit soll es sein einerseits “Anton Reiser“ als theatergeschichtliche Quelle zu analysieren, mit der theatralischen Wanderung und alle anderen Merkmale des Theaters in der Zeit, aber auch von dem individuellen Fall aus Einblicke in die Struktur der deutschen Theaterleidenschaft des 18. Jahrhunderts und ihre Ursprünge zu gewinnen. Andererseits wird versucht aus der allgemeinen Theatersituation im 18. Jahrhundert ausgegangen, Bezüge zum Roman festzustellen, sie näher zu betrachten und anhand verschiedener Fragestellungen genauer zu analysieren.
Zunächst soll jedoch ein Überblick zum Thema „Theater im 18. Jahrhundert“ gegeben werden. Zum selben Zweck werden kurz auch literaturgeschichtliche Entwicklungen skizziert. Danach werden besonders die Theaterleidenschaft Reisers und die Funktionen des Theaters im Roman behandelt. Außerdem behandle ich auch etwas ausführlicher die Identität –und Individualitätsprobleme von Anton Reiser, weil der Roman nicht zuletzt ein „psychologischer Roman“ ist.
2.Theater im 18. Jh.
Das 18. Jahrhundert brachte für die deutsche Theaterszene wichtige Impulse. Das Zeitalter der Aufklärung sorgte für einen Umschwung auf den Bühnen Gottsched und Lessing setzten sich für niveauvolles Theater ein. Nach ihren Bemühungen das Theater auf eine höhere Ebene zu bringen, ist es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine einzigartige Theaterleidenschaft zu beobachten. Das ist die Zeit Ekhofs, Ifflands und Schröders. Sozialkritische Stücke wurden populär und zu Publikumsmagneten. Die Bühne verändert sich wesentlich, die deutsche Sprache setzt sich durch als „Theatersprache“. Das fahrende Volk der Schauspieler, das früher keinen sonderlich guten Ruf genoss, wurde langsam zu einer angesehenen Schicht
Die junge Generation der deutschen Dichter, Denker und Schriftsteller wie Goethe und Schiller, wurden zu den einflussreichsten Vertretern der temperamentvollen Sturm-und-Drang-Periode in der Theaterliteratur. Ihre Bühnenwerke zählten damals und zählen noch heute zu den meistgespielten Theaterstücken.
Mit der ersten Aufführung 1755 von Lessings „Miss Sara Sampson“ wurde einen wesentlichen Schritt gemacht in einer Neuform in Richtung zum „bürgerlichen Trauerspiel“.
Ein weiteres typisches Merkmal der Theatersituation in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, ist auch im Anton Reiser thematisierte Shakespeare Rezeption.
Shakespeare-Rezeption setzt im deutschsprachigen Raum im Wesentlichen erst im Laufe des 18. Jahrhunderts ein und gewinnt in Folge einen wichtigen Einfluss auf die zeitgenössische Literatur. Die Wielandsche Übersetzung, die Anton Reiser liest, wurde von Christoph Martin Wieland 1761 in Angriff genommen und nahm einige Jahre in Anspruch.. Er verfügte dabei allerdings über keine tiefergehenden Englischkenntnisse und verwendete lediglich einige wenige Lexika und Handbücher als Hilfsmittel, weswegen die Übersetzung sicher nicht ganz fehlerfrei gelang. Jedenfalls aber wurde sie ein vielgelesener Erfolg, trotz einer Reihe von scharfen Kritiken.
Allerdings verwandelt sich die Bühne in einem Ort des wahrhaftigen Lebens. Dort durfte man wirklich Mensch sein, mit seinen guten Eigenschaften und Mängel. Natürlich strebte der damalige Bürger, dem anderen Spielraum um neue Erfahrungen zu machen untersagt war, nach der Möglichkeit sich selbst auf der Bühne zu erleben auf diese neue, wahrhaftige Art und Weise. “ Ein faustischer Drang lebte in dieser jungen Generation, die aus körperlicher und seelischer Verkümmerung aufbrach in das Reich der Freiheit.“1. Das Leben der Wandertruppen vereinte den Drang nach Theater und die Reiselust. Die damalige theatralische Wanderung zeigt sich im „Anton Reiser“ als sozialgeschichtliche Realität. Die beiden bedeutendsten deutschen Romane aus dieser Zeit, “Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und „Anton Reiser“ sind ein Beweis für die wichtige Rolle des Theaters im Leben der jungen Menschen von damals.
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1 Catholy, Eckhard: Karl Philipp Moritz und die Ursprünge der deutschen Theaterleidenschaft. Tübingen 1962,5
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- Genka Yankova (Autor), 2006, Theater in Karl Phillip Moritz' Anton Reiser, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61606
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