Mit dieser Arbeit soll die Wirkung, welche Massenmedien auf den Sozialisationsprozeß von Kindern und Jugendlichen haben, veranschaulicht werden.
Die Tatsache, daß Massenmedien sozialisationswirksame Leistungen erbringen können, ist nicht neu. Die Massenmedien gerieten schon früh in den Blickpunkt des Interesses von Pädagogen. Diese wurden dann entweder als geheime Verführer oder unheimliche Miterzieher verurteilt oder aber als wertvolle Hilfe begrüßt.
Die am häufigsten anzutreffende Annahme einer Einwirkung von Massenmedien ist die eines Manipulationsprozesses, dem der Rezipient beinahe hilflos ausgesetzt wird. So wurde gerade unter diesem Aspekt das elektronische Massenmedium Fernsehen auf seine Wirkung hin untersucht. "Belege" für diese Annahme sind zahlreich. Man denke dabei nur an solch plakative Beispiele wie die Massenhysterie, die Orson Welles mit seiner Rundfunksendung "Invasion vom Mars" auslöste oder an die jüngste Panik, die der Computervirus "Michelangelo" unter den Computerbesitzern auslöste.
Die Bedeutung der Massenmedien als Sozialisationsfaktor ist überwiegend akzeptiert und wird hoch eingeschätzt. über das Maß und die tatsächliche Bedeutung, welches diesem hinsichtlich der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen beigemessen werden soll, wird jedoch eine heftige Sozialisations-Debatte geführt. Die verschiedenen Ansätze, die sich innerhalb dieser Debatte herausgebildet haben, werden im weiteren Verlauf dieser Darstellung noch kurz dargestellt.
Aufgrund der vielfältigen und kontrovers dargestellten Einwirkungsmöglichkeit kann an dieser Stelle nur ein Überblick über die am bedeutendsten erscheinenden Untersuchungsaspekte zu relevanten Fragen der Sozialisationswirkung gegeben werden. Die Auswahl hierzu geschah nicht willkürlich, sondern auf der Grundlage der zu diesem Thema vorliegenden schwerpunktmäßigen Literatur. Dies sind im wesentlichen empirische Studien mit den sich daraus ergebenden Interpretationen.
Es ist an dieser Stelle anzumerken, daß es nicht die Absicht dieser Darstellung ist, bestimmte Richtungen und Ergebnisse gegeneinander abzugrenzen oder auszugrenzen. Es soll vielmehr versucht werden, aus der Fülle der Untersuchungen zu dieser Themenstellung einen gewissen Minimalkonsens zu referieren.
Innerhalb der Massenmedien hat das Fernsehen eine große Anziehungskraft. Die überwiegenden Forschungen zur Sozialisationswirkung wurden mit diesem elektronischen Massenmedium durchgeführt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Sozialisation und Massenmedien
- 3. Verschiedene Erklärungsansätze
- 3.1. Die ethisch-moralische Richtung
- 3.2. Deskriptiv-empirische Ansätze
- 3.3. Die reflexiv-kritische Richtung
- 4. Die Bedeutung des Fernsehens als Sozialisationsinstrument
- 5. Das Verhältnis zur Hauptsozialisationsinstanz Familie
- 6. Wesentliche Gesichtspunkte zur Sozialisation durch das Fernsehen
- 6.1. Die Einwirkung auf Gewalteinstellungen
- 6.2. Kognitive Beeinflussung
- 6.3. Mediale Sozialisation als NachhilfeLehrer: Prosoziales Verhalten und Bildungsfaktor
- 6.4. Die Einwirkung auf soziales Verhalten und Einstellungen
- 7. Abschließende Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Wirkung von Massenmedien auf den Sozialisationsprozess von Kindern und Jugendlichen. Ziel ist es, die vielfältigen Einwirkungsmöglichkeiten der Medien, insbesondere des Fernsehens, aufzuzeigen und zu analysieren. Im Zentrum stehen dabei die verschiedenen Erklärungsansätze zur medialen Sozialisation sowie die spezifischen Einflüsse auf Einstellungen, Verhalten und kognitive Fähigkeiten.
- Die Rolle von Massenmedien als Sozialisationsfaktor
- Verschiedene Erklärungsansätze zur medialen Sozialisation
- Die Bedeutung des Fernsehens als Sozialisationsinstrument
- Die Einwirkung von Medien auf Einstellungen und Verhalten
- Die Beziehung zwischen medialer Sozialisation und primären Sozialisationsinstanzen (z. B. Familie)
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung Diese Einleitung führt in das Thema der medialen Sozialisation ein und stellt die Relevanz der Massenmedien als Sozialisationsfaktor heraus. Sie beleuchtet die kontroverse Debatte um die Bedeutung und das Ausmaß der medialen Einflüsse auf Kinder und Jugendliche.
- Kapitel 2: Sozialisation und Massenmedien In diesem Kapitel werden grundlegende Begriffe der Sozialisation erläutert und das Verständnis von Sozialisation als Prozess der Entwicklung zu einer handlungsfähigen sozialen Person mit einer sozialen Rolle vorgestellt. Es wird zwischen primärer und sekundärer Sozialisation unterschieden und die Bedeutung von Massenmedien als primäre und sekundäre Sozialisationsinstanzen hervorgehoben.
- Kapitel 3: Verschiedene Erklärungsansätze Dieses Kapitel stellt verschiedene Erklärungsansätze zur medialen Sozialisation vor. Es werden die ethisch-moralische Richtung, deskriptiv-empirische Ansätze und die reflexiv-kritische Richtung diskutiert.
- Kapitel 4: Die Bedeutung des Fernsehens als Sozialisationsinstrument Dieser Abschnitt analysiert die Bedeutung des Fernsehens als Sozialisationsinstrument. Die überwiegende Mehrheit der Forschungsarbeiten zur Sozialisationswirkung von Massenmedien konzentriert sich auf das Fernsehen, daher wird das Sozialisationspotenzial der Medien hauptsächlich aus der Perspektive des Fernsehens betrachtet.
- Kapitel 5: Das Verhältnis zur Hauptsozialisationsinstanz Familie In diesem Kapitel wird das Verhältnis zwischen medialer Sozialisation und der primären Sozialisationsinstanz Familie beleuchtet.
- Kapitel 6: Wesentliche Gesichtspunkte zur Sozialisation durch das Fernsehen Dieses Kapitel untersucht wichtige Aspekte der Sozialisation durch das Fernsehen. Es werden die Einflüsse des Fernsehens auf Gewalteinstellungen, kognitive Fähigkeiten, prosoziales Verhalten und soziale Einstellungen diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich den Schlüsselbegriffen Sozialisation, Massenmedien, Fernsehen, mediale Sozialisation, Einstellungen, Verhalten, Gewalteinstellungen, kognitive Beeinflussung, prosoziales Verhalten und Bildungsfaktor. Sie analysiert die Einflüsse von Massenmedien auf den Sozialisationsprozess von Kindern und Jugendlichen und untersucht die verschiedenen Erklärungsansätze zur medialen Sozialisation.
- Citation du texte
- Thorsten Lemmer (Auteur), 2002, Sozialisation und Massenmedien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6140