Die Theorie der Institutionen ist in den Wirtschaftswissenschaften lange Zeit vernachlässigt worden. So wurde weder der Frage nachgegangen, warum Unternehmungen überhaupt bestehen, noch hat man den Bereich der Soziologie zur Beantwortung dieser Frage und der Frage, wie es möglich ist, dass sie über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und darüber hinaus unterschiedlich erfolgreich sind, miteinbezogen. So wurden Unternehmungen in der Neoklassik als eine so genannte „black box“ angesehen, als gegebene Entscheidungseinheiten, deren Bestehen nicht weiter einer Analyse bedarf (vgl. Williamson 1990, 17). Das transaktionslose Modell der neoklassischen Theorie der Unternehmung im späten 19. Jahrhundert erklärte das wirtschaftliche Geschehen durch eine statische Analyse des Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage (vgl. Brandt 1990, 7; zit.n. Robinson/ Eatwell 1974, 66). Marktformen, wie das Monopol und „vollkommene Konkurrenz“ bilden die Basis jeglichen wirtschaftlichen Handelns. So agiert der Unternehmer entweder als Preisfixierer, indem er seine Preise für Güter und Dienstleistungen in Abhängigkeit der Nachfrage festsetzt, oder er wird zu einem reinen Mengenanpasser im Falle der „vollkommenen Konkurrenz“ (Brandt 1990, 7; zit.n. Schumann 1987, 148 und Weise 1979, 188). Das Allokationsproblem steht im Mittelpunkt des neoklassischen Interesses; so passt sich die Struktur des Angebotes über den Mechanismus der relativen Preise der Nachfragestruktur an, und es wird eine, im gewissen Sinne optimale Allokation der Ressourcen erreicht (vgl. Felderer/ Homburg 2003, 26). Die Koordination der Wirtschaftspläne wird durch den Preismechanismus ermöglicht. Durch diese so genannte „unsichtbare Hand“ passt sich die Produktionsstruktur tendenziell der Nachfragestruktur an (vgl. Felderer/ Homburg 2003, 51). Somit herrschte in der Neoklassik die Auffassung vom Unternehmen als Produktionsfunktion, die den Zusammenhang zwischen Faktoreinsatz und möglicher Ausbringungsmenge beschreibt (vgl. Williamson 1990, 22). So versucht die vorliegende Arbeit das Bestehen von Unternehmungen und deren unterschiedlichem Erfolg mit Hilfe des Transaktionskostenansatzes, der zur Erklärung des Bestehens von Unternehmungen die Minimierung der so genannten Transaktionskosten zum Ziel hat, zu erklären. Darüber hinaus wird die „soziale Einbettung“ in Unternehmungen als weiteres Kriterium herangezogen und somit der Bereich der Soziologie zur Erklärung wirtschaftlichen Handelns mit eingebunden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Transaktionskosten als Erklärungskonzept von Organisationen
2.1 Das Wesen der Unternehmung. Ein Erklärungsansatz von Ronald. H. Coase
2.2 Das Transaktionskostenkonzept von Oliver E. Williamson
2.3 Die Grenzen der Transaktionskostentheorie
3. Die Relevanz der sozialen Einbettung und deren Einfluss auf das wirtschaftliche Handeln
4. Fazit und Schlussfolgerungen
5. Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
Die Theorie der Institutionen ist in den Wirtschaftswissenschaften lange Zeit vernachlässigt worden. So wurde weder der Frage nachgegangen, warum Unternehmungen überhaupt bestehen, noch hat man den Bereich der Soziologie zur Beantwortung dieser Frage und der Frage, wie es möglich ist, dass sie über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben und darüber hinaus unterschiedlich erfolgreich sind, miteinbezogen. So wurden Unternehmungen in der Neoklassik als eine so genannte „black box“ angesehen, als gegebene Entscheidungseinheiten, deren Bestehen nicht weiter einer Analyse bedarf (vgl. Williamson 1990, 17).[1] Das transaktionslose Modell der neoklassischen Theorie der Unternehmung im späten 19. Jahrhundert erklärte das wirtschaftliche Geschehen durch eine statische Analyse des Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage (vgl. Brandt 1990, 7; zit.n. Robinson/ Eatwell 1974, 66).[2] Marktformen, wie das Monopol und „vollkommene Konkurrenz“ bilden die Basis jeglichen wirtschaftlichen Handelns. So agiert der Unternehmer entweder als Preisfixierer, indem er seine Preise für Güter und Dienstleistungen in Abhängigkeit der Nachfrage festsetzt, oder er wird zu einem reinen Mengenanpasser im Falle der „vollkommenen Konkurrenz“ (Brandt 1990, 7; zit.n. Schumann 1987, 148 und Weise 1979, 188). Das Allokationsproblem steht im Mittelpunkt des neoklassischen Interesses; so passt sich die Struktur des Angebotes über den Mechanismus der relativen Preise der Nachfragestruktur an, und es wird eine, im gewissen Sinne optimale Allokation der Ressourcen erreicht (vgl. Felderer/ Homburg 2003, 26). Die Koordination der Wirtschaftspläne wird durch den Preismechanismus ermöglicht. Durch diese so genannte „unsichtbare Hand“ passt sich die Produktionsstruktur tendenziell der Nachfragestruktur an (vgl. Felderer/ Homburg 2003, 51). Somit herrschte in der Neoklassik die Auffassung vom Unternehmen als Produktionsfunktion, die den Zusammenhang zwischen Faktoreinsatz und möglicher Ausbringungsmenge beschreibt (vgl. Williamson 1990, 22). Störungen des Gleichgewichts führten die Klassisch – Neoklassischen Ökonomen auf Marktunvollkommenheiten, wie Monopole, Kartelle oder staatliche Eingriffe zurück (vg. Felderer/ Homburg 2003, 95). Geht man nun allerdings der Frage nach, warum Unternehmen bestehen, dann bedarf es weiterer Kriterien, die in der Neoklassik nicht berücksichtigt wurden. Informationsprobleme, Informationsasymmetrien und Kostengesichtspunkte, die sich durch faktorspezifische Bestimmungsfaktoren ergeben könnten, müssen berücksichtigt werden, und auch die Annahme vollkommener Konkurrenz und Markttransparenz ist nicht länger haltbar.[3] So entstehen der Unternehmung, im Gegensatz zur Situation der vollkommenen Konkurrenz, Suchkosten z.B. nach Märkten oder neuen Markpartnern, ebenso Kosten der Absicherung, der Verhandlung oder Durchsetzung. Kenneth Arrow bezeichnet diese Kosten als so genannte „Betriebskosten des Wirtschaftssystems“ (vgl. Williamson 1990, 21; zit.n. Kenneth Arrow 1969, 48). Allgemein können alle Kosten, die in Abhängigkeit der Organisationsform bei ökonomischen Tätigkeiten und Aktivitäten anfallen, als so genannte Transaktionskosten definiert werden (vgl. Bartels 1990, 43).
So versucht die vorliegende Arbeit das Bestehen von Unternehmungen und deren unterschiedlichem Erfolg mit Hilfe des Transaktionskostenansatzes, der zur Erklärung des Bestehens von Unternehmungen die Minimierung der so genannten Transaktionskosten zum Ziel hat, zu erklären. Darüber hinaus wird die „soziale Einbettung“ in Unternehmungen als weiteres Kriterium herangezogen und somit der Bereich der Soziologie zur Erklärung wirtschaftlichen Handelns mit eingebunden. So bildet der Erklärungsansatz von Ronald H. Coase in Kapitel 2.1 und das weiterentwickelte Transaktionskostenkonzept von Oliver E. Williamson in Kapitel 2.2 erste Erklärungskonzepte für das Bestehen von Organisationen. Der Begriff der Transaktionskosten wird in diesem Kapitel näher erläutert und klassifiziert, da erst Williamson den Begriff der Transaktionskosten explizit eingeführt hat. Ebenso werden in Kapitel 2.3 die Grenzen des Transaktionskostenansatzes aufgezeigt. Aufgrund der Tatsache, dass sowohl in der Neoklassik, als auch in der Transaktionskostentheorie davon ausgegangen wird, dass soziale Beziehungen und Bindungen keinen Einfluss auf das wirtschaftliche Handeln haben, wird in Kapitel 3 das Konzept der sozialen Einbettung vorgestellt und deren Einfluss auf unternehmerisches Handeln näher erläutert. Darüber hinaus werden ebenfalls die Grenzen sozialer Einbettung aufgezeigt. Abschließend erfolgt in Kapitel 4 eine kurze Zusammenfassung mit Schlussfolgerungen.
[...]
[1] Zu den bedeutendsten Vertretern der Neoklassik gehören u.a WILLIAM STANLEY JEVONS (1835-1882), CARL MENGER (1840-1921), LÈON WALRAS (1834-1910), ALFRED MARSHALL (1842-1924), IRVING FISHER (1867-1947), VILFREDO PARETO (1848-1923) und ARTHUR CECIL PIGOU (1877-1959).
[2] So bildet das Modell von WALRAS den Prototypen der so genannten Allgemeinen Gleichgewichtstheorie, die eine mikroökonomische Totalanalyse des Wirtschaftsprozesses bietet. Das GESETZ VON WALRAS besagt, dass auf einem vollkommenen Markt sich Angebot und Nachfrage auf allen Teilmärkten in der Summe ausgleichen. WALRAS gab als erster eine formale Darstellung des Wirkens der „invisible hand“, die automatisch immer zum Marktgleichgewicht führt. Genau Darstellung seiner Arbeit in: Elements of Pure Economics; London: Allen & Unwin (1954).
[3] So geht z.B die Principal-Agent-Theorie davon aus, dass Wirtschaftssubjekte aufgrund diverser Informationsasymmetrien in ihrer Entscheidungsfindung eingeschränkt sind. Sie ist ein Teilgebiet der neuen Institutionenökonomik und bildet somit im Feld der Wirtschafts –und Sozialwissenschaften einen Erklärungsansatz, um wirtschaftliches Handeln, speziell in Organisationen, zu erklären. Nähere Erläuterungen zu dieser Theorie sind dem Lehrbuch „Unternehmensführung“ von Klaus Macharzina und Joachim Wolf (2005) zu entnehmen.
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- Britta Hilbert (Author), 2004, Der Transaktionskostenansatz und die soziale Einbettung als Erklärungskonzepte von Organisationen und wirtschaftlichen Handelns, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61319
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