Die Darstellung von Gewalt in Medien, vor allem in audiovisuellen und deren Wirkung auf den Rezipienten, speziell auf Kinder und Jugendliche wird in der Gesellschaft oft als pädagogisches Problem dargestellt.
In der folgenden Ausarbeitung möchte ich den Versuch unternehmen einen Überblick über die Gewaltwirkungsforschung in Medien aufzeigen. Dafür ist es sinnvoll Gewaltdarstellungen im historischen Kontext zu betrachten. Es werden Veränderungen und auch gesellschaftliche Handlungsweisen im Umgang mit Gewaltdarstellungen der Vergangenheit sichtbar. Mit einer Begriffsdefinition der Gewalt soll dann der subjektive Charakter des Gegenstandes aufgezeigt werden.
Ich gehe auf die Forschung, ihre Theorien und Ansätze zur Gewaltwirkung ein. Verschiedene Forscher und Wissenschaftler haben diesen Bereich der Medienforschung bereits beleuchtet. Ich werde versuchen einige aktuelle Ergebnisse, aber auch vermehrt existierende Theorien darzulegen und sie in ihrer Richtigkeit einzuordnen. Eine erste kritische Betrachtung beschreibt verschiedene Probleme im Forschungsfeld der Gewaltwirkung.
Im Weiteren werde ich auf die Medienpädagogik mit ihrer Aufgaben der Vermittlung von Medienkompetenz eingehen.
Dazu werde ich ausgewählte Maßnahmen und Projekte vorstellen.
Das Schlusswort wird meine Erkenntnisse und Ansichten bezüglich der Fragestellung beinhalten. Hierdurch kommt es dann zu einem kritischen Diskurs, welcher von subjektivem Charakter geprägt ist. Resümierend wird die aktuelle Situation in der Gewaltwirkungsforschung mit den Aufgaben der Medienpädagogik zusammengeführt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gewaltdarstellungen seit der Antike
3. Gewaltbegriff
4. Aktueller Forschungsstand
4.1 Einige Thesen der Gewaltwirkungsforschung
4.1.1 Die Katharsisthese und Inhibitionsthese
4.1.2 Die Stimulationsthese und Habitualisierungsthese
4.1.3 Suggestionsthese/Imitationthese
4.2 Der lerntheoretische Ansatz der Gewaltwirkungsforschung
4.3 Problematik des Forschungsbereiches
5. Medienpädagogik
5.1 „Medienkompetenz“
5.2 Grundlagen der Medienpädagogik
5.3 Medienpädagogische Maßnahmen
5.3.1 Die Aufgabe der Eltern
5.3.2 Ausgewählte medienpädagogische Projekte
6. Schlusswort
7. Selbstständigkeitserklärung
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Darstellung von Gewalt in Medien, vor allem in audiovisuellen und deren Wirkung auf den Rezipienten, speziell auf Kinder und Jugendliche wird in der Gesellschaft oft als pädagogisches Problem dargestellt.
In der folgenden Ausarbeitung möchte ich den Versuch unternehmen einen Überblick über die Gewaltwirkungsforschung in Medien aufzeigen. Dafür ist es sinnvoll Gewaltdarstellungen im historischen Kontext zu betrachten. Es werden Veränderungen und auch gesellschaftliche Handlungsweisen im Umgang mit Gewaltdarstellungen der Vergangenheit sichtbar. Mit einer Begriffsdefinition der Gewalt soll dann der subjektive Charakter des Gegenstandes aufgezeigt werden.
Ich gehe auf die Forschung, ihre Theorien und Ansätze zur Gewaltwirkung ein. Verschiedene Forscher und Wissenschaftler haben diesen Bereich der Medienforschung bereits beleuchtet. Ich werde versuchen einige aktuelle Ergebnisse, aber auch vermehrt existierende Theorien darzulegen und sie in ihrer Richtigkeit einzuordnen. Eine erste kritische Betrachtung beschreibt verschiedene Probleme im Forschungsfeld der Gewaltwirkung.
Im Weiteren werde ich auf die Medienpädagogik mit ihrer Aufgaben der Vermittlung von Medienkompetenz eingehen.
Dazu werde ich ausgewählte Maßnahmen und Projekte vorstellen.
Das Schlusswort wird meine Erkenntnisse und Ansichten bezüglich der Fragestellung beinhalten. Hierdurch kommt es dann zu einem kritischen Diskurs, welcher von subjektivem Charakter geprägt ist. Resümierend wird die aktuelle Situation in der Gewaltwirkungsforschung mit den Aufgaben der Medienpädagogik zusammengeführt.
2. Gewaltdarstellungen seit der Antike
Gewaltdarstellungen in Medien sind kein neuzeitliches Phänomen, es gibt sie seit den Anfängen der Menschheitsgeschichte. In der Vergangenheit wurde jedoch wesentlich ruhiger und gelassener mit dieser Thematik umgegangen. In den verschiedenen Kultur- und Gesellschaftsformen gab es immer eine spezifische Ästhetik der Gewalt, hierauf wird nicht explizit eingegangen.
Die ersten fassbaren Gewaltdarstellungen sind Höhlenmalereien und Schriftzeichen, welche oft den Ablauf der Jagd zeigten mit der Intention, Nachfahren Hilfestellungen zum Überleben zu geben. Darüber hinaus dienten sie auch der Sicherung von Herrschafts- und Machtverhältnissen. Abbildungen von Gottheiten sprechen für diese Intention der Darstellungen[1].
Im Folgenden soll nun ein zeitlicher Längsschnitt von der griechischen Antike bis in die Moderne das ewige Phänomen von Gewaltdarstellungen aufzeigen.
In der griechischen Antike war die direkte Gewaltdarstellung verpönt, dennoch war Gewalt präsent. Der gewaltsame Tod wurde durch Beschreibungen, durch Gesten und Laute greifbar gemacht. Gewaltdarstellungen wurden in ihrem Sinn zur Sicherung der Ordnung gesehen, ihr wurde eine die Seele „reinigende Kraft“ zugesprochen. Hierin ist das kathartische Prinzip zu erkennen. Um 431 v. Chr. wurde der Gewalt eine gewisse Konflikt lösende Rolle zugewiesen.
In der römischen Antike ist ein Wandel in der Bedeutung von Gewaltdarstellungen zu sehen. Nicht die Problematisierung von Gewalt, sondern die Billigung und idealtypische Normierung von Gewalt und der damit verbundene Effekt der Erregung treten in den Vordergrund. Ganz im Gegensatz zum kathartischen Prinzip. Die medialen Ausdrucksformen, Theater und Zirkus sind geprägt von Gewalt. Das Theater wurde zum Teil sogar als Hinrichtungsort genutzt. Tötung, Folter und auch Verstümmelungen wurden zu einem legitimen und eigenen Gegenstand der Darstellung. Unter Roms Führung bekam Gewalt die Bedeutung der kollektiven Integration, der Einbindung. Diese öffentliche Bedeutung gilt als Vorbote für das folgende mittelalterliche Christentum mit seinem Märtyrerkult[2].
Das mittelalterliche Christentum zeigt in seinen bildlichen und textuellen Darstellungen die enge Verbindung zwischen Gewaltdarstellungen und Religion, dieser Zusammenhang bestand bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Auch die reale Gewalt hatte einen starken Bezug zur Religion, ein Indiz dafür, dass Gewaltdarstellungen in Medien immer an die gesellschaftlich-kulturell-religiöse Situation gebunden sind. Gewalt wurde im 15. Jahrhundert nicht tabuisiert, sondern thematisiert. So wurde durch Regelungssysteme der Gewaltdarstellungen Einfluss auf die Unterhaltung und Disziplinierung genommen[3]. Die besondere Brutalität der Darstellungen wird greifbar, wenn man ein Flugblatt der damaligen Zeit betrachtet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Martyrium des Heiligen Erasmus[4]
(Einmaldruck/Flugblatt aus Oberschwaben um 1450)
Im 16./17. Jahrhundert lässt sich bei dem elisabethanischen Theater eine besondere Ästhetik der Gewalt entdecken. Die Autoren hatten scheinbar ein intensives Interesse an Leidenszuständen, was auf eine gewisse Destruktionslust schließen lässt. Die Dramen von Shakespeare und anderen Dramatikern dieser Zeit „schäumten gerade so über“ von Gewalt, Tod, Mord und Folter. Eine der brutalsten und exzessivsten Gewaltdarstellungen im Theater ist sicherlich das Werk „The Massacre at Paris“(1593) von Christopher Marlowe, bei dem fast hundert Leichen auf der Bühne zu sehen sind. Interessant ist, dass nicht nur physische Gewalt, sondern vermehrt auch psychische Gewalt dargestellt wurde[5].
Hinrichtungen und Bestrafungen von Kriminellen wurden in dieser Zeit, ähnlich wie im antiken Rom gerade zu „in Szene“ gesetzt. Kinder und Jugendliche standen diesen grausamen Szenarien nicht außen vor. Sie wurden systematisch in den Teilnehmerkreis einbezogen, um so den Effekt der Abschreckung und Disziplinierung zu erleben. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts diente die öffentliche Inszenierung von Hinrichtung mit exzessiver Gewalt und Schaulustorientierung dem Gemeinschaftserhalt. Man sprach der öffentlichen Vorführung derart gewalthaltiger Vorgänge eine aggressionsbesänftigende Wirkung zu.
Im 18. Jahrhundert entstand die bürgerliche Literatur. „Schauerromane“ hatten das Ziel den Leser in Angst und Schrecken zu versetzten. Sie beziehen sich oft auf die Vergangenheit, die Zeit des Mittelalters. Alte Schlösser galten als Kulissen, Folter und Hinrichtungen bildeten den Inhalt dieser Werke.
Im 19. Jahrhundert waren es dann die Abenteuerromane, die die Menschen fesselten. Die nächste Generation von gewalthaltigen Romanen war der Kriminalroman, entstanden im 20. Jahrhundert. Die westliche Welt des 20. Jahrhunderts sagt dem öffentlichen Gewalt- und Blutspektakel in Form von Hinrichtung und Folter ab und präsentiert damit die sogenannte saubere, technisch perfektionierte Gewalt. Der Blick fokussiert den Täter und lehnt jegliche Darstellung von Folgen der Gewalt für die Opfer ab (Beispiel Golfkrieg).
Hinsichtlich der Entwicklung elektronischer Medien sind der universelle Charakter der Gewaltdarstellungen und die Allgegenwärtigkeit der Gewalt (Fernsehen, Internet, Kino) besonders für Kinder von Bedeutung und als problematisch zu betrachten.
Die Brutalität der Gewalt ist nicht als ausschlaggebend anzusehen, da sie nicht als etwas „Neues“ angesehen werden kann. Permanente und unvorbereitete Konfrontation mit Gewaltdarstellungen in Medien gilt als aktuell größtes Problem für Kinder und Jugendliche[6].
3. Gewaltbegriff
Um einen Einblick in die Gewaltforschungsdebatte zu geben, ist es erforderlich sich um eine Definition des Begriffs „Gewalt“ zu bemühen. In diesem Punkt liegen auch die Schwierigkeiten der Forscher und ihrer Untersuchungen. H. Theunert deckte auf, dass in nur ¼ der Untersuchungsarbeiten zur Gewaltwirkungsforschung eine klare Definition des Begriffs stattfindet. Demnach wird viel zu häufig von einem „commen sense“ des Begriffs der Gewalt ausgegangen. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen, ohne explizite Definition sind dann in ihrer Aussage von Subjektivität geprägt und lassen zu viel „Spielraum“ für Interpretationen. M. Kunczik verweist auf etwa 5000 Studien über die Wirkungszusammenhänge von filmischer Gewalt auf die Rezipienten und bemerkt dazu, dass die Quantität der Veröffentlichungen wenig über die Qualität der Forschungsergebnisse aussagen. Eine klare Begriffsdefinition muss Bestandteil einer jeden Untersuchung sein[7]. Im Folgenden wird die Begriffsbestimmung durch den Kommunikationswissenschaftler M. Kunczik dargestellt.
M. Kunczik versteht unter personaler Gewalt, die im Kontext von Gewaltdarstellungen die häufigste Form von Gewalt ist, die beabsichtigte physische oder psychische Schädigung einer Person, eines Lebewesens oder einer Sache durch eine andere Person. Auch bei dieser kurzen Definition gibt es Defizite, welche M. Kunczik klar benennt, z.B. den Aspekt der unbeabsichtigten Gewalt.
Des Weiteren unterscheidet er personale von struktureller Gewalt, die die Ungerechtigkeit im System meint, ohne dass ein Akteur sichtbar wird. Sie kann dazu führen, dass man seine somatische und geistige Verwirklichung nur in geringem Maße erfüllen kann. Unter strukturelle Gewalt fallen Begriffe wie Lebenschancen, soziale Ungleichheit etc.
Die skizzierten Aspekte verdeutlichen, wie schwierig und uneindeutig die Begriffsbestimmung von Gewalt bleibt. Hier liegen die Schwächen der Gewaltwirkungsforschung, denn der Faktor der Beliebigkeit steht immer im Raum[8]. Ableitungen und Forderungen nach Maßnahmen an die Pädagogik bedürfen besonderer analytischer und konzeptioneller Anstrengungen.
[...]
[1] vgl. Kunczik, Michael: „Gewalt und Medien“, Böhlau Verlag, Köln, 1987, S. 1ff.
[2] vgl. Hoyak, Daniel: “Gewalt in Medien“ in: tv Diskurs 33, 2005, S. 56ff.
[3] vgl. ebd.
[4] Nagl, Manfred: „Öffentliche Erregung Historische und aktuelle Aspekte medialer Gewaltdarstellungen“, IfaK, S. 5.
[5] vgl. Hoyak, Daniel: “Gewalt in Medien“ in: tv Diskurs 33, 2005, S. 56ff.
[6] vgl. Kunzcik, Michael: „Gewalt und Medien“, Böhlau Verlag, Köln, 1987, S. 1ff.
[7] vgl. Theunert, Helga: „Gewalt in den Medien-Gewalt in der Realität“, KoPäd Verlag, München, 1996, S. 42f.
[8] vgl. Kunzcik, Michael: „Gewalt und Medien“, Böhlau Verlag, Köln, 1987, S. 14-20.
- Quote paper
- Fabian Plaschke (Author), 2006, Gewaltdarstellungen in Medien - ein pädagogisches Problem?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61248
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