In dieser Seminararbeit wird ein synoptischer Vergleich der Taufe Jesu zwischen dem Matthäusevangelium (Mt 3,13-17) und dem Markusevangelium (Mk 1,9-11) vorgenommen. Anschließend werden motivgeschichtliche, gattungsgeschichtliche und redaktionsgeschichtliche Erläuterungen durchgeführt. Die Arbeit bezieht sich auf die Einheitsübersetzung.
Inhalt
I. Einleitung
II. Hauptteil
1. Synoptischer Vergleich
1.1 Die besondere Aussage des Matthäusevangeliums (Mt 3,13-17)
1.2 Der Vergleich zum Markusevangelium (Mk 1,9-11)
2. Motivgeschichtliche Erläuterungen
2.1 Was will die Motivgeschichtliche Erläuterung?
2.2 Der Hoheitstitel "Geist Gottes"
2.3 Die "Stimme aus dem Himmel"
3. Gattungsgeschichtliche Erläuterungen
3.1 Was will die Gattungsgeschichtliche Erläuterung?
3.2 Die Gattung des Evangeliums
3.3 Was ist typisch für das Matthäusevangelium?
4. Redaktionsgeschichtliche Erläuterungen
4.1 Was will die redaktionsgeschichtliche Erläuterung?
4.2 Was bedeutete "Gerechtigkeit" für den Evangelisten Matthäus?
III. Schluss
IV. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Jesu Taufe ist eines der sichersten Daten in seinem Leben. Die Taufe zeigt, das Jesus der Verkündigung des Täufers, also dem Glauben an das nahe Gericht und der Notwendigkeit von Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden, zustimmte.[1] Die Johannestaufe ist zudem eine einmalige Handlung, weil sie vom Täufer vollzogen wurde angesichts des bevorstehenden Gerichts.[2]
In dieser Seminararbeit wird ein synoptischer Vergleich der Taufe Jesu zwischen dem Matthäusevangelium (Mt 3,13-17) und dem Markusevangelium (Mk 1,9-11) vorgenommen. Anschließend werden motivgeschichtliche, gattungsgeschichtliche und redaktionsgeschichtliche Erläuterungen durchgeführt. Die Arbeit bezieht sich auf die Einheitsübersetzung.
II. Hauptteil
1. Synoptischer Vergleich
1.1 Die besondere Aussage des Matthäusevangeliums (Mt 3,13-17)
Jesus, der Mann aus Galiläa, kommt zu Johannes an den Jordan, um sich wie alle anderen (vgl. Mt 3,5f) taufen zu lassen. Im Gegensatz zu Mk 1,9 betont Matthäus die Freiwilligkeit Jesu.[3] Während im Markusevangelium die Begegnung zwischen Johannes dem Täufer und Jesus wortlos verläuft (vgl. Mk 1,9), berichtet Matthäus bei dieser Gelegenheit Jesu erstes Wort.[4] In Mt 3,14-15 findet das Gespräch zwischen Johannes und Jesus statt, das das Problem benennt:[5]
13 Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. 14 Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müßte von dir getauft werden, und du kommst zu mir? 15 Jesus antwortete ihm: Laß es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen. Da gab Johannes nach. (Mt 3,13-15)
Matthäus hat in die Tauferzählung den Passus von der Weigerung des Täufers (vgl. Mt 3,14f) eingeschoben.[6] Mit einer bestürzten Frage versucht Johannes Jesus von seinem Vorhaben zurückzuhalten.[7] In der Antwort schließt Jesus sich mit Johannes zusammen und redet von "wir". Die so ungleich im Rang sind, stehen in dieser Hinsicht doch nebeneinander: Uns beiden ist etwas aufgetragen worden, dem dürfen wir uns nicht entziehen.[8] Es ist die Aufgabe beider, die Gerechtigkeit Gottes zu verkünden und zu praktizieren.[9] Mit der Aussage: "Denn nur so können wir die Gerechtigkeit (die Gott fordert) ganz erfüllen." (Mt 3,15) ist klargestellt: Jesus übernimmt die Taufe als Gerechter und nicht als Sünder.[10]
Weiterhin wird von einer wichtigen neuen Bewegung erzählt, der von oben nach unten. Es gibt den zweifachen Hinweis auf den Himmel in Mt 3,16 und Mt 3,17. Diese neue „Geographie" bestimmt die Erzählung, welche vom Wort her lebt.[11]
16 Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. 17 Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe. (Mt 3,16-17)
In Vers 17 verkündet die Stimme Gottes die himmlische Lösung. Gott selbst proklamiert und identifiziert den Jesus, der sich taufen ließ, als seinen geliebten Sohn.[12] Dies ist eine atemberaubende Offenbarung! Gott bekennt sich zu Jesus, der am Ufer des Jordans steht wie ein Mann aus dem Volke, unauffällig und unbemerkt.[13] In allem, was Jesus sagt und tut, in seinem Leben und Leiden, ist er Gott wohlgefällig. Das Wirken Jesu trägt ausdrücklich und von vornherein das Siegel göttlicher Anerkennung.[14]
1.2 Der Vergleich zum Markusevangelium (Mk 1,9-11)
9 In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. 10 Und als er aus dem Wasser stieg, sah er, daß der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. 11 Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden. (Mk 1,9-11)
Markus nennt lediglich an dieser Stelle den Ortsnamen Nazaret. Von der eigentlichen Taufe Jesu durch Johannes wird nur sehr knapp berichtet.[15]
Die Taufe ist der Anknüpfungspunkt an die Offenbarungsszene. Durch die Bemerkung, dass Jesus „aus dem Wasser stieg" (Mk 1,10), ist das jetzt erzählte Ereignis vom Taufbericht abgesetzt. Das nun folgende Geschehen ist keine Wirkung der Taufe! Johannes wird ausgeblendet ebenso wie eventuell anwesende andere Täuflinge.[16] Das Ereignis fand nur zwischen Jesus und dem Himmel, der Welt Gottes, statt.[17] Die Offenbarungsszene enthält drei Vorgänge: die Himmelsöffnung, die Herabkunft des Geistes und das Wort der Himmelsstimme. Markus erzählt dieses Ereignis als Deutevision. Jesus "sah [...], daß der Himmel sich öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam." (vgl. Mk 1,10). Jesus wird an dieser Stelle als Visionär gekennzeichnet, da sein Sehen die Wahrnehmung dessen ist, was sich ihm von oben her erschließt. Die Öffnung des Himmels zeigt, dass die Zeiten des Hoffens auf Gottes Offenbarung in die Zeit der Erfüllung übergehen. Die Herabkunft des Geistes entspricht hier der Herabkunft einer Taube.[18] Der Geist kam nicht als eine Taube, sondern wie eine Taube – so schwebend und leicht – auf ihn herab.[19] Die Himmelsstimme entfaltet die Bedeutung der Geisterfüllung und der ständigen Geistesgegenwart. Hierbei handelt es sich um Gottes eigene Stimme. Gott spricht nun zu Jesus und identifiziert und legitimiert ihn vor Antritt seines Weges als einmaligen Vollmachtsträger. Die Offenbarung erreicht ihren Höhepunkt.[20] Die Sohnesproklamation (vgl. Mk 1,11) meint deutlich die Abhebung Jesu von allen anderen Täuflingen und seine Vorausbestimmung als des einzigen göttlichen Heilsbringers.[21]
[...]
[1] Vgl. Theissen, G., Merz, A.: Der historische Jesus. Ein Lehrbuch. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1996. S.184.
[2] Vgl. Barth, Gerhard: Die Taufe in frühchristlicher Zeit. 2., verbesserte Auflage. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 2002. S.31.
[3] Vgl. Frankemölle, Hubert: Matthäus. Kommentar 1. Düsseldorf: Patmos Verlag 1994. S.183.
[4] Vgl. Limbeck, Meinrad: Matthäus-Evangelium. Stuttgarter Kleiner Kommentar. Neues Testament 1. Hrsg. v. Paul-Gerhard Müller. Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk 1986. S.61.
[5] Vgl. Frankemölle, Hubert: Matthäus. Kommentar 1. S.183.
[6] Vgl. Barth, Gerhard: Die Taufe in frühchristlicher Zeit. S.18.
[7] Vgl. Trilling, Wolfgang: Geistliche Schriftlesung. Das Evangelium nach Matthäus. Hrsg. v. Wolfgang Trilling. 6. Auflage. Düsseldorf: Patmos Verlag 1984. S.63.
[8] Ebd. S.64.
[9] Vgl. Frankemölle, Hubert: Johannes der Täufer und Jesus im Matthäusevangelium. Jesus als Nachfolger des Täufers. In: NTS 42 1996. S. 196-218. S.212.
[10] Vgl. Theissen, G., Merz, A.: Der historische Jesus. S.193.
[11] Vgl. Frankemölle, Hubert: Matthäus. Kommentar 1. S.183.
[12] Ebd. S.183.
[13] Vgl. Trilling, Wolfgang: Geistliche Schriftlesung. S.65.
[14] Ebd. S.66.
[15] Vgl. Eckey, Wilfried: Das Markusevangelium. Orientierung am Weg Jesu. Ein Kommentar. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 1998. S.60.
[16] Ebd. S.61.
[17] Vgl. Limbeck, Meinrad: Markus-Evangelium. Stuttgarter Kleiner Kommentar. Neues Testament 2. Hrsg. v. Paul-Gerhard Müller. 4. Auflage. Stuttgart: Verlag Katholisches Bibelwerk 1989. S.21.
[18] Vgl. Eckey, Wilfried: Das Markusevangelium. S.61.
[19] Vgl. Limbeck, Meinrad: Markus-Evangelium. S.22.
[20] Vgl. Eckey, Wilfried: Das Markusevangelium. S.62.
[21] Vgl. Barth, Gerhard: Die Taufe in frühchristlicher Zeit. S.16.
- Citation du texte
- Katharina Heinen (Auteur), 2006, Mt 3,13-17 - Die Taufe Jesu - Ein synoptischer Vergleich zum Markusevangelium und motiv-, gattungs- und redaktionsgeschichtliche Erläuterungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61172
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