Welche Ereignisse führten zur „Wende“ in der Religionspolitik des Römischen Reiches? Was waren die konkreten Maßnahmen und was die Folgen der Konstantinischen Wende? Diese Fragen werden in der vorliegenden Arbeit disskutiert und beantwortet. Die Konstantinische Wende lässt sich nicht auf einen Zeitpunkt festlegen, sondern war ein langer Prozess, der mit dem so genannten Toleranzedikt des römischen Kaisers Galerius von April 311 begann und auch nach dem Tod Konstantins 337 noch nicht beendet war. Ein erster Wendepunkt in der Religionspolitik war das galerianische Edikt deshalb, weil es das Ende der Christenverfolgungen bedeutete und das Christentum zu einer religio licita - eine vom Staat offiziell geduldete und zugelassene Religion – wurde. Um diese Maßnahme und die in den folgenden Jahren von Konstantin getroffenen Entscheidungen zu verstehen, ist es zunächst notwendig auf die Umstände im Römischen Reich zu dieser Zeit einzugehen. Im weiteren beschäftige ich mich mit der Schlacht an der Milvischen Brücke und Konstantins Visionen, da diese Ereignisse in der Fachliteratur zum grössten Teil eine herausragende Rolle spielen und Anlässe zu Diskussionen bieten. Im dritten Abschnitt des Hauptteils geht es dann um Konstantins Verwicklungen in die christliche Kirche. Wo zeigte er Iniziative, wo überliess er die interne Kirchenpolitik den Bischöfen?
Um den heutigen Forschungsstand über die Konstantinischene Wende aufzuzeigen, sind die Werke von Bleiken, Bleckmann, Dassmann und Hausammann zu nennen. Das von Kraft herausgegebene Buch „Konstantin der Grosse“ zeigt die Entwicklung der Forschung vom 19. bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts und enthält mit dem Aufsatz „Die „Bekehrung“ Konstantins des Großen“ von Henri Grégoire einen oft zitierten Gegenpol zu der auf Konstantin fokussierten Sichtweise. Die Grundlage für die in der Literatur aufgestellten Thesen sind stets Eusebius von Caesarea, Laktanz und Eutropius. Wobei Eusebius und Laktanz zu den christlichen Autoren gezählt werden und Eusebius zu den heidnischen Autoren gerechnet wird.1
Der Tod Konstantins stellt in dieser Arbeit das Ende des Zeitrahmens dar, denn das Fundament (nämlich die „Wende“) für die enge Bindung der Kirche an den Staat ist zu diesem Zeitpunkt längst gelegt und die Nachfolger Konstantins – mit Ausnahme der Herrschaft des Kaisers Julian (361-363 n. u. Z.), der die heidnischen Religionen restaurieren wollte - bauten auf ihm die weltumstannende christliche Kirche auf.
Inhalt
Einleitung
Hauptteil
I. Konstantins Zeit - Historischer Kontext
II. Die Visionen Konstantins
III. Konstantins Christenpolitik
Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Welche Ereignisse führten zur „Wende“ in der Religionspolitik des Römischen Reiches? Was waren die konkreten Maßnahmen und was die Folgen der Konstantinischen Wende? Diese Fragen werden in der vorliegenden Arbeit disskutiert und beantwortet. Die Konstantinische Wende lässt sich nicht auf einen Zeitpunkt festlegen, sondern war ein langer Prozess, der mit dem so genannten Toleranzedikt des römischen Kaisers Galerius von April 311 begann und auch nach dem Tod Konstantins 337 noch nicht beendet war.
Ein erster Wendepunkt in der Religionspolitik war das galerianische Edikt deshalb, weil es das Ende der Christenverfolgungen bedeutete und das Christentum zu einer religio licita - eine vom Staat offiziell geduldete und zugelassene Religion – wurde. Um diese Maßnahme und die in den folgenden Jahren von Konstantin getroffenen Entscheidungen zu verstehen, ist es zunächst notwendig auf die Umstände im Römischen Reich zu dieser Zeit einzugehen.
Im weiteren beschäftige ich mich mit der Schlacht an der Milvischen Brücke und Konstantins Visionen, da diese Ereignisse in der Fachliteratur zum grössten Teil eine herausragende Rolle spielen und Anlässe zu Diskussionen bieten. Im dritten Abschnitt des Hauptteils geht es dann um Konstantins Verwicklungen in die christliche Kirche. Wo zeigte er Iniziative, wo überliess er die interne Kirchenpolitik den Bischöfen?
Um den heutigen Forschungsstand über die Konstantinischene Wende aufzuzeigen, sind die Werke von Bleiken, Bleckmann, Dassmann und Hausammann zu nennen. Das von Kraft herausgegebene Buch „Konstantin der Grosse“ zeigt die Entwicklung der Forschung vom 19. bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts und enthält mit dem Aufsatz „Die „Bekehrung“ Konstantins des Großen“ von Henri Grégoire einen oft zitierten Gegenpol
zu der auf Konstantin fokussierten Sichtweise. Die Grundlage für die in der Literatur aufgestellten Thesen sind stets Eusebius von Caesarea, Laktanz und Eutropius. Wobei Eusebius und Laktanz zu den christlichen Autoren gezählt werden und Eusebius zu den
heidnischen Autoren gerechnet wird.[1]
Der Tod Konstantins stellt in dieser Arbeit das Ende des Zeitrahmens dar, denn das Fundament (nämlich die „Wende“) für die enge Bindung der Kirche an den Staat ist zu
diesem Zeitpunkt längst gelegt und die Nachfolger Konstantins – mit Ausnahme der Herrschaft des Kaisers Julian (361-363 n. u. Z.), der die heidnischen Religionen restaurieren wollte - bauten auf ihm die weltumstannende christliche Kirche auf.
Hauptteil
I. Konstantins Zeit - Historischer Kontext
Das von Kaiser Diokletian (229-313 n. u. Z.) initiierte Mehrkaisermodell, in dem jeweils zwei augusti und caesares die Macht ausübten, brachte dem Römischen Reich nach einer
Phase der Unbeständigkeit und militärischer Niederlagen wieder eine Festigung. Nachdem Diokletian Maximian (um 250-310 n. u. Z.) zum Augustus des Westreiches erhoben hatte, wurden Constantius (um 250-306 n. u. Z.) und Galerius (um 240-311 n. u. Z.) zu den beiden caesares in der heute „Tetrarchie“ genannten Herrschaftsform.[2] Als im Jahr 305 Diokletian und gezwungenerweise auch Maximian von ihren Ämtern zurücktraten, stiegen Constantius und Galerius zu augusti auf. Die neuen caesares wurden Maximinus Daia und der Offizier Severus, wobei die Söhne Maximians und des Constantius - Maxentius und Konstantin - übergangen wurden.[3] Nach dem Tod des Constantius im Jahr 306 und dem gewaltsamen Tod
des Severus, war das gerade erst gefundene Geflecht, welches das Römische Reich zusammenhalten sollte, schon wieder zerfallen. Um 310 stellte sich die Situation wie folgt dar: Es gab vier legitime augusti, nämlich Galerius, Licinius, Konstantin und Maximinus Daia. Dazu kam noch Maxentius, der sich Italien und Afrika als nicht legitimierter Usurpator zu eigen gemacht hatte. Galeruis, der der erfahrenere - weil ältere - der beiden augusti war, stand in der Hierachie an erster Stelle. Er erliess im April 311 ein Toleranzedikt, dass nicht nur die Verfolgungen der Christen stoppte, sondern das Christentum zu einer geduldeten Glaubensrichtung machte. Da Galeruis im selben Jahr nach schwerer Krankheit verstarb, sprechen die christlichen Quellen von einer späten Reue des Galerius und seine Krankheit wird als himmlische Vergeltung dargestellt.
Für Bleckmann und Bleicken jedoch, sind nicht die persönlichen Motive des Galerius für das christenfreundliche Edikt verantwortlich. Sie sehen machtpolitische Erwägungen als treibene Kraft an: Nach Bleickens Auffassung zeigt das Edikt eher die Distanz und Abneigung des Kaisers gegen die Christen, wie er mit Zitat „Sie sollen denn eben wieder existieren, d.h. unbehelligt sein dürfen“ aufzeigt.[4] Deshalb kann nicht innere Einkehr als Grund für die duldende Haltung des Galerius gelten. In der Bedrohung des Mehrkaisertums durch Maxentius und Konstantin liegt für beide Historiker die Ursache. Doch warum waren
Maxentius und Konstantin eine Bedrohung?
Maxentius war nicht durch die anderen Herrscher geduldet und Galerius selbst hatte schon versucht ihn aus Italien zu vertreiben, jedoch ohne Erfolg. Auch Konstantin hatte nach Auffassung des Galerius zu viel Macht im Gegensatz zu den durch die Christenverfolgungen instabilen Herrschaftsgebieten des Licinius und des Maximinus Daia. Das Gleichgewicht war bedroht und so wollte er die östlichen Gebiete, in denen viele Christen lebten mit diesem Edikt entlasten, denn Konstantin und Maxentius hatten sich nur schleppend an den Christenverfolgungen beteiligt und ohnehin machten die Christen in ihren Gebieten nur eine Minderheit aus.[5] Bleicken spricht sogar von einer besseren Ausgangsposition, die Galerius seinen favourisierten Teilkaisern Licinius und Maximinus Daia geben möchte, weisst aber
die These Grégoires, dass Licinius hinter der gemässigten Christenpolitk steht als falsch zurück.[6]
[...]
[1] Hausammann, Susanne: Alte Kirche, Zur Geschichte und Theologie in den ersten vier Jahrhunderten, Band 2 – Verfolgungs und Wendezeit der Kirche, Gemeindeleben in der Zeit der Christenverfolgungen und Konstantinische Wende, S. 187
[2] Bleckmann, Bruno: Konstantin der Große, S. 27/28
[3] Bleckmann, Bruno: Konstantin der Große, S. 41
[4] Bleicken, Jochen: Constantin der Große und die Christen, S.8
[5] Vgl. Bleckmann, Bruno: Konstantin der Große, S.50
und Bleicken, Jochen: Constantin der Große und die Christen, S.12
[6] Bleicken, Jochen: Constantin der Große und die Christen, S.11/12
- Quote paper
- Jerome Zackell (Author), 2005, Die Konstantinische Wende, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61081
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