Ziel dieser Arbeit ist es, Einflüsse anglizistischer Begriffe auf die deutsche Sprache anhand ausgewählter Beispiele zu zeigen. Einige Sprachbeispiele aus verschiedensten Bereichen sollen deutlich machen, wie vielfältig Anglizismen zur Veränderung der deutschen Sprache beitragen. Es soll ebenfalls der Versuch unternommen zu werden, anzudeuten, welche kulturellen Bewußtseinsveränderungen die vermehrte Verwendung von Anglizismen anzeigen. Bei diesen Beispielen konzentriere ich mich auf den Wortschatz, der weitaus stärkeren Veränderungen unterworfen ist als die Wortbildungsmuster, die Syntax. Fachsprache und Fachjargon sind durch Anglizismen stärkeren Veränderungen unterworfen als die Gemein- oder gar die Dichtersprache, die Sprache der Jugend ist stärker betroffen als die ihrer Eltern. Daß die deutsche Sprache seit Ende des zweiten Weltkrieges ihre Sprachbewegung sehr stark an eine sprachliche und kulturelle Interaktion mit der britischen und der amerikanischen Sprache anlehnt, braucht längst nicht mehr nachgewiesen zu werden. Fremd- und Selbstbeobachtung bieten tagtäglich genügend Gelegenheit, festzustellen, wie alltäglich die Eingliederung von Anglizismen in die deutsche Sprache geworden ist. Wenn Sprachbewegungen durch „geliehene“ Ausdrücke aus anderen Sprachen in Gang gesetzt werden, so handelt es sich bei diesen Erscheinungen um Entlehnungsvorgänge, die seit den 1950er Jahren auch als „Sprachen im Kontakt“ und als sprachliche Interferenz bezeichnet werden. Die Fülle der Übernahmen und Eindeutschungen darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie an Bekanntheit, Gebrauchshäufigkeit und Rang sehr verschieden sind und sich ihre Gebrauchsdauer nach der entsprechenden Sprachmode richtet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Anglizismen im Deutschen
2.1 Integrierte Anglizismen
2.2. Sprachbewegungen durch Anglizismen
2.3. Anglizismen in der Fachsprache
2.4. Pseudo-Englishnes als kulturelle Eigenheit
3. Schlußbemerkung
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Ziel dieser Arbeit ist es, Einflüsse anglizistischer Begriffe auf die deutsche Sprache anhand ausgewählter Beispiele zu zeigen. Einige Sprachbeispiele aus verschiedensten Bereichen sollen deutlich machen, wie vielfältig Anglizismen zur Veränderung der deutschen Sprache beitragen. Es soll ebenfalls der Versuch unternommen zu werden, anzudeuten, welche kulturellen Bewußtseinsveränderungen die vermehrte Verwendung von Anglizismen anzeigen. Bei diesen Beispielen konzentriere ich mich auf den Wortschatz, der weitaus stärkeren Veränderungen unterworfen ist als die Wortbildungsmuster, die Syntax.[1] Fachsprache und Fachjargon sind durch Anglizismen stärkeren Veränderungen unterworfen als die Gemein- oder gar die Dichtersprache, die Sprache der Jugend ist stärker betroffen als die ihrer Eltern.[2]
Daß die deutsche Sprache seit Ende des zweiten Weltkrieges ihre Sprachbewegung sehr stark an eine sprachliche und kulturelle Interaktion mit der britischen und der amerikanischen Sprache anlehnt, braucht längst nicht mehr nachgewiesen zu werden. Fremd- und Selbstbeobachtung bieten tagtäglich genügend Gelegenheit, festzustellen, wie alltäglich die Eingliederung von Anglizismen in die deutsche Sprache geworden ist. Wenn Sprachbewegungen durch „geliehene“ Ausdrücke aus anderen Sprachen in Gang gesetzt werden, so handelt es sich bei diesen Erscheinungen um Entlehnungsvorgänge, die seit den 1950er Jahren auch als „Sprachen im Kontakt“ und als sprachliche Interferenz bezeichnet werden.[3] Die Fülle der Übernahmen und Eindeutschungen darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie an Bekanntheit, Gebrauchshäufigkeit und Rang sehr verschieden sind und sich ihre Gebrauchsdauer nach der entsprechenden Sprachmode richtet.[4]
Eine exakte Übernahme englischer Begriffe läßt sich dabei nach Pfitzner unterscheiden in eine vollständige Übernahme fremdsprachiger Morpheme, in eine partielle Übernahme bei gleichzeitiger Substitution muttersprachlicher Morpheme und in eine Nullübernahme mit vollkommener Substitution:
Bei der Beschreibung des Entlehnungsvorganges muß natürlich vorausgesetzt werden, daß die Übernahme fremder Morpheme in jedem Einzelfall von der semantischen Entlehnung begleitet wird. Ein Anglizismus ist nach dieser Definition ein sprachliches Zeichen, dessen äußere Form aus englischen Morphemen bzw. einer Kombination englischer und deutscher Morpheme besteht, dessen Inhalt stets die Übernahme einer im englischen Sprachgebrauch üblichen Bedeutung voraussetzt.[5]
An dieser Definition läßt sich allerdings kritisieren, daß der Anglizismus-Begriff zu eng gefaßt ist, denn es gibt sehr wohl Anglizismen, die im Laufe der Zeit ihre Bedeutung verändert haben und Anglizismen, bei denen keine Substitution erfolgte.
Daß der Einfluß der Anglizismen auf die deutsche Sprache eine so zentrale Rolle einnimmt, dafür gibt es zahlreiche Gründe: Vermittlerfunktionen übernahmen unter anderem deutsch-britische oder deutsch-amerikanische Ehen in Deutschland, die Kommandosprache der Natotruppen, nicht selten amerikanische Staatsbürger, der britische oder amerikanische Austauschprofessor oder Gastprofessor - die Liste ließe sich beliebig verlängern.[6] In den letzten Jahrzehnten ist sicherlich zu einem großen Teil auch die englischsprachige Musik hinzugekommen, die zu einem anglizistischen Sprachverhalten in der Jugend führte. Die kulturelle Abhängigkeit Deutschlands von der amerikanischen Gesellschaft und schließlich die Interaktion der deutschen mit der englischen und amerikanischen Kultur mögen ein weiterer Grund für den vielfältigen Einfluß von Anglizismen auf die deutsche Sprache sein. Die Forschung beschäftigt sich mit diesen Einflüssen vermehrt nach 1945, aber auch schon in den vorausgehenden 50 Jahren, also seit der Wilhelminischen Zeit, wurden diese Erscheinungen untersucht.[7]
2. Anglizismen im Deutschen
2.1 Integrierte Anglizismen
Eine ideale Integration fremdsprachlichen Sprachmaterials wäre erreicht, wenn die ehemals fremdem Wörter so in die deutsche Sprache eingegliedert sind, daß sie nicht mehr als Fremdwörter empfunden werden. Diese Integration bezeichnet Pfitzner als funktional-stilistisch undifferenziert, es handelt sich um Sprachzeichen,
die von allen Sprachschichten und allen Sprachteilhabern gleich gebraucht und gleich verstanden werden und somit zum Grundwortschaft des Deutschen gehören.[8]
Für die meisten der im Deutschen gebrauchten Anglizismen trifft dies allerdings nicht zu. Es gibt nur einige wenige Anglizismen, die von allen Bevölkerungsschichten nicht mehr als fremd empfunden werden. Als Beispiele sollen hier die Anglizismen „Start“, „Star“, „Ambulanz“ genannt werden. Zwar ist „Ambulanz“ weniger gebräuchlich als „Krankenwagen“, es dürfte aber von allen Bevölkerungsschichten verstanden werden, wobei es Anzeichen gibt, das Wort auch auf das englische ambulance zurückgeht.[9] Das Wort „Start“ kann zwar, je nach Zusammenhang, mühelos durch „Beginn“ oder „Anfang“ ersetzt werden, aber Flugzeugwesen zeigt sich die Integration des Anglizismus daran, daß es sich um einen neuen technischen Begriff handelt, für den es kein deutsches Pendant gibt.[10] Auch im Sport handelt es sich bei dem „Start“ um einen notwendigen Begriff im Ablauf eines Sportwettbewerbs, der in der Regel den Ausgangspunkt bei Lauf- bzw. Rennwettbewerben bezeichnet.[11] Auch Wörter wie „Star“, „Hit“ oder „Fan“ gehören längst zum Gemeingut der deutschen Sprache.
Eine andere Form der Integration anglizistischen Sprachmaterials liegt dann vor, wenn es für das verwendete Wort englischen Ursprungs kein besseres Wort gibt: „Interview“ bezeichnet beispielsweise genau die in allen Bereichen übliche Bezeichnung für das persönliche Gespräch eines Journalisten oder Reporters von Film, Funk und Fernsehen. Die diesem Wort korrespondieren Begriffe „Befragung“, „Ausfragung“, „Unterredung“ lassen sich hingegen nicht verwenden, da sie ungenau sind und den Tatbestand der zwischen zwei Personen stattfindenden Frage- und Antwortsituation nicht treffen.[12]
Auch Worte wie „live“ (die Bezeichnung für seine Sendung, die direkt übertragen wird),[13] „Layout“ (Entwurf für Text- und Bildgestaltung)[14] oder „Comeback“ (erfolgreiches Wiederauftreten eines Sportlers oder Künstlers)[15] oder „Manager“ (im Sport der Betreuer eines Berufssportlers)[16] sind aus der deutschen Sprache nicht mehr wegzudenken, da es entweder gar keine deutschen Entsprechungen dafür gibt oder die Beschreibungen der Begriffe diese kaum ersetzen können, da sie zu umständlich und langatmig sind und sich daher in ihrer Gebräuchlichkeit gegenüber den viel kürzeren Anglizismen nicht durchsetzen würden.
2.2. Sprachbewegungen durch Anglizismen
Eine weitaus größere Anzahl von Anglizismen wurde zwar in die deutsche Sprache integriert, war aber einer Vielzahl von Sprachbewegungen unterworfen, die sowohl die Wortbedeutung, als auch die Wortbeugung betrafen. Offensichtlich ist letzteres bei dem Wort „gedopt“, das passivisch dem Deutschen angeglichen wurde - das Wort „dopen“ wird dagegen so gut wie nie gebraucht.[17] Eine eingedeutschte Wortbeugung erfuhr auch das englische Verb „to baby sit“, das zu „babysitten“ verändert wurde.[18] Diese Anglizismen erfuhren in ihrer deutschen Angleichung keine semantische Veränderung. Das Wort „Bestseller“ hingegen bezeichnete ursprünglich die einem breiten Publikum bekannten deutschen Übersetzungen erfolgreicher englischer und amerikanischer Romane. Die rasch erfolge Bedeutungserweiterung im Sinne von „Buch mit besonders hoher Auflage“ ist auch heute noch in mehreren Wörterbüchern als einzige Bedeutung von Bestseller angegeben.[19] Offensichtlich lag in diesem Fall diese Bedeutungsveränderung nahe und sie ergab sich aus der wörtlichen Übersetzung der beiden Wortteile „best“ und „to sell“. Andere Verben haben ihren Ursprung in der englischen Sprache, haben sich aber zu einem alltäglichen Wort in der deutschen Sprache mit einer neuen Bedeutung entwickelt: Dem deutschen Anglizismus „Steppen“ würde das englische Wort „to tap-dance“ entsprechen; „trampen“ gibt es im Englischen nur als „to hitch-hike“; trimmen ist im Englischen eigentlich ein alter nautischer Begriff und hat nichts mit Körperertüchtigung (Trimm-dich) zu tun.[20] Die Neuschöpfung eines Anglizismus aus einem zuvor bedeutungsgleich ist das Wort „Twen“, das sich aus „Teenager“ entwickelte und noch eine ähnliche Bedeutung besitzt, aber auf eine andere Altersgruppe verweist.[21] Buck weißt auch darauf hin, daß einige dieser Wörter nur beschränkt verwendet werden und nur ein Teil zum aktiven Vokabular der Deutschen gehört.[22] Diese rasche Bedeutungsveränderung, die nichts mehr mit der ursprünglichen englischen Bedeutung zu tun hat, macht, so Buck, die Möglichkeit, die Sprachentwicklung nachzuzeichnen, immer schwerer, da die Adaption englischer Wörter und die Schöpfung neuer Begriffe sehr rasch geschieht und Bedeutungsveränderungen an der Tagesordnung sind.[23]
[...]
[1] Vgl. Galinsky, Hans: Der angloamerikanische Einfluß auf die deutsche Sprachentwicklung der beiden letzten Jahrzehnte. Wortbildung, Syntax und Morphologie. FS Hans Marchand, hrsg. von H. Brekle und L. Lipka, The Hague-Paris 1968, S. 67-81, S. 80.
[2] Vgl. ebendaselbst.
[3] Vgl. ebd., S. 68.
[4] Vgl. ebd., a.a.O., S. 74.
[5] Pfitzner, Jürgen: Der Anglizismus im Deutschen. Ein Beitrag zur Bestimmung seiner stilistischen Funktion in der heutigen Presse, Stuttgart 1972, S. 13.
[6] Vgl. ebd., a.a.O., S. 72.
[7] Vgl. ebd., a.a.O., S. 68.
[8] Pfitzner, a.a.O., S. 31.
[9] Vgl. Angliszismen-Wörterbuch. Der Einfluß des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945, begründet von Broder Carstensen, fortgeführt von Ulrich Busse, Berlin u.a. 1993, S. 34.
[10] Vgl. Pfitzner, a.a.O., S. 51.
[11] Vgl. ebd., a.a.O., S. 93.
[12] Vgl. Pfitzner, a.a.O., S. 65.
[13] Vgl. ebd., a.a.O., S. 65.
[14] Vgl. ebd., a.a.O., S. 81.
[15] Vgl. ebd., a.a.O., S. 89.
[16] Vgl. ebd., a.a.O., S. 91.
[17] Vgl. Angliszismen-Wörterbuch, a.a.O., S. 187.
[18] Vgl. ebd., a.a.O., S. 76-77.
[19] Vgl. ebd., a.a.O., S. 110.
[20] Vgl. Buck, Timothy: Selfmade Englisch: semantic peculariarities. In: Forum for Modern Languade Studies 10 (1974), S. 130-146, S. 134.
[21] Vgl. ebd, a.a.O., S. 131.
[22] Vgl. ebd., a.a.O., S. 130.
[23] Vgl. Buck, a.a.O, S. 130.
- Arbeit zitieren
- Christoph Steven (Autor:in), 2000, Anglizismen im Deutschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60639
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