In Anschluss an die Vorlesung Kunstgeschichte des Mittelalters stellte sich für mich die Frage, warum erschienen manche Stile, Methoden, Dekorationen, ... den Menschen im Mittelalter als schön, als göttlich, als die beste Möglichkeit, und warum war die Gotik und später das Barock so andersartig gelagert.
Aus diesem persönlichen Interesse heraus habe ich mich entschieden, nicht eine Werkbeschreibung eines mittelalterlichen Kunstwerkes oder Bauwerkes zu schreiben, sondern mich mit dem theoretischen Thema der Theorie des Schönen, der Ästhetik auseinander zu setzten.
Ich habe mich in der folgenden Arbeit sehr stark and Rosario Assuntos Werk "Die Theorie des Schönen im Mittelalter" angelehnt Da mir auf diesem, mir bis dato unbekannten Gebiet der Kunsttheorie die Sprachbewandtnis fehlt, habe ich mich nicht zu weit von Assuntos Grundlagen und Textfluss weggewagt. Im Laufe der Arbeit ist mir immer mehr bewusst geworden, auf welch schwieriges Thema ich mich eingelassen hatte. Eine Verquickung von Kunst, Religion und Philosophie, eine neue mir beinahe unbekannte Art zu denken, in einer großen Einheit. In gewissen Abschnitten hat mir Umberto Eco mit seinem Werk "Kunst und Schönheit im Mittelalter" beim Verstehen geholfen, manche Sachverhalte und Gedankengänge bedürfen meinerseits noch stärkerer philosophischer und religionsgeschichtlicher Fundierung.
Diese Arbeit ist somit als ein erster Versuch einer Annäherung an die Kunsttheorie zu verstehen, keinesfalls ein eigenständiges, auf fundiertem Wissen basierenden Werk, was im Umfang dieser Arbeit leider nicht möglich gewesen ist.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. DER MODERNE BEGRIFF DER ÄSTHETIK UND DIE MITTELALTERLICHEN THEORIEN VON DER KUNST UND DEM SCHÖNEN
- 1.1. DER KUNSTBEGRIFF DES MITTELALTERS
- 2. IM VERGLEICH: DER MITTELALTERLICHE UND DER NEUZEITLICHE KUNSTBEGRIFF
- 2.1. ARTES LIBERALES UND ARTES MECHANICAE
- 2.2. DIE MITTELALTERLICHE KUNSTPHILOSOPHIE ALS WISSENSCHAFTSTHEORIE ODER TECHNOLOGIE
- 2.3. DAS KUNSTWERK ALS MITTEL ZUM ZWECK - ZWECKBESTIMMUNG - LEHRHAFTIGKEIT
- 2.3.1. Die Wirkung eines mittelalterlichen Kunstwerkes - Der Aufstieg zum Unsichtbaren
- 2.4. RESUME:
- 3. DIE SCHÖNHEIT DER KUNST IM MITTELALTER
- 3.1. SCHÖNHEIT: KEIN PRIMÄRER ZWECK EINES KUNSTWERKES
- 3.2. RESUME:
- 4. ANSCHAUBARKEIT UND UNIVERSALE SCHÖNHEIT
- 4.1. DIE OBJEKTIVITÄT DES SCHÖNEN
- 4.1.1. Kunst als Natur und Natur als Kunst
- 5. DIE KATEGORIE DER SCHÖNHEIT
- 5.1. KUNST UND PHILOSOPHIE
- 5.1.1. Die Anschauung als vollkommene Erkenntnis
- 5.1.2. Die Objektivität der Bedeutung - allgemein verständliche Symbole
- 5.2. RESUME:
- 6. ANSCHAUUNG DES UNIVERSALEN, THEORETISCHER CHARAKTER DER KUNST
- 6.1. DIE BEARBEITUNG VON MATERIE
- 6.2. DIE SCHÖNHEIT DER MATERIE
- 6.3. DIE SCHÖNHEIT DES ABBILDES
- 6.4. DAS MENSCHENBILD UND DIE ABSTRAKTEN DARSTELLUNGEN
- 6.5. DIE ARCHITEKTUR
- 6.6. DIE SCHÖNHEIT DES LICHTES
- 7. DEFINITION DES SCHÖNEN: FORMALE (MODERNE) UND MATERIELLE (MITTELALTERLICHE) DEFINITION. EINE HISTORISCHE VERORTUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Theorie des Schönen im Mittelalter und befasst sich mit der Frage, wie der Begriff der Schönheit im Kontext mittelalterlicher Kunst, Philosophie und Religion verstanden wurde. Im Gegensatz zum modernen ästhetischen Verständnis wird die objektive Natur der Schönheit im Mittelalter erörtert.
- Der mittelalterliche Kunstbegriff im Vergleich zum modernen Verständnis.
- Die Rolle der Schönheit in mittelalterlichen Kunstwerken.
- Die Unterscheidung zwischen Artes liberales und Artes mechanicae.
- Die Beziehung zwischen Kunst, Natur und Philosophie im Mittelalter.
- Die Entwicklung des Schönheitsbegriffs über verschiedene Epochen des Mittelalters.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Der moderne Begriff der Ästhetik und die mittelalterlichen Theorien von der Kunst und dem Schönen: Dieses Kapitel untersucht die grundlegenden Unterschiede zwischen dem modernen Verständnis von Ästhetik und dem mittelalterlichen Kunstbegriff. Es betont die Abwesenheit des Begriffs "Ästhetik" im Mittelalter und die strikte Trennung von Kunsttheorie, Theorie des Schönen und der sinnlichen Wahrnehmung. Im Gegensatz zum modernen, subjektiven Verständnis der Schönheit als Ausdruck menschlicher Kreativität, wird die mittelalterliche Sichtweise auf die Schönheit als objektive Eigenschaft des Seins an sich erläutert. Die im Mittelalter geschaffenen Werke werden als zu nützlichen Zwecken erschaffen betrachtet, und Schönheit wird nicht als primärer Zweck gesehen, sondern als eine Eigenschaft, die diese Werke eventuell besitzen können. Die Natur wird hier als Maßstab herangezogen, während die moderne Kunst die Natur zu imitieren sucht.
2. Im Vergleich: der mittelalterliche und der neuzeitliche Kunstbegriff: Dieses Kapitel vergleicht den mittelalterlichen und den neuzeitlichen Kunstbegriff. Es erläutert die Unterscheidung zwischen den "Artes liberales" (freien Künste) und den "Artes mechanicae" (mechanischen Künsten) im Mittelalter. Während die "Artes liberales" den geistigen Tätigkeiten zugeordnet wurden, galten die "Artes mechanicae", wie Malerei, Bildhauerei und Weberei, als reine Techniken zur Befriedigung materieller Bedürfnisse. Die Architektur nimmt eine Sonderstellung ein, da sie als angewandte Wissenschaft betrachtet wurde, die aber wie die "Artes mechanicae" auf materielle Bedürfnisse eingeht. Malerei und Bildhauerei dienten der Architektur zur Verbesserung der Anmut des Gebäudes, was bereits einen Übergang von der Technologie zur Ästhetik in der mittelalterlichen Kunstauffassung zeigt.
3. Die Schönheit der Kunst im Mittelalter: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage der Schönheit in der mittelalterlichen Kunst. Es argumentiert, dass Schönheit kein primärer Zweck eines Kunstwerks war, sondern eine mögliche Eigenschaft. Die Kapitel synthetisiert die vorherigen Argumente, betonen die objektive Sichtweise auf Schönheit und den praktischen, funktionalen Aspekt der Kunst im Mittelalter.
4. Anschaulichkeit und universale Schönheit: In diesem Kapitel wird die Objektivität des Schönen im Mittelalter untersucht. Der Schwerpunkt liegt auf der Wahrnehmung und dem universellen Charakter der Schönheit, die nicht subjektiv vom Betrachter bestimmt wird. Die enge Verknüpfung von Kunst und Natur wird hervorgehoben, was die mittelalterliche Sichtweise von Schönheit als inhärente Eigenschaft der Welt wiederspiegelt.
5. Die Kategorie der Schönheit: Dieses Kapitel analysiert die Interaktion von Kunst und Philosophie im Mittelalter. Es behandelt die Anschauung als vollkommene Erkenntnis und die Objektivität der Bedeutung von Symbolen, die ein gemeinsames Verständnis ermöglichen. Die Kapitel fasst die wesentlichen Argumente und zeigt den Zusammenhang zwischen der philosophischen und künstlerischen Betrachtungsweise im Mittelalter auf.
6. Anschauung des Universellen, theoretischer Charakter der Kunst: Dieses Kapitel befasst sich mit der Verarbeitung von Materie, der Schönheit der Materie selbst, der Schönheit des Abbildes und der Darstellung des Menschenbildes. Die Architektur wird als ein eigenes Feld innerhalb des Kontexts der Schönheit behandelt. Das Kapitel beleuchtet die vielseitigen Aspekte der künstlerischen Ausdrucksformen im Mittelalter und wie sie alle zum Ausdruck des Universellen beitragen.
Schlüsselwörter
Mittelalterliche Ästhetik, Kunstbegriff, Artes liberales, Artes mechanicae, Schönheit, Objektivität, Subjektivität, Kunst und Natur, Philosophie, Religion, Symbol, Anschauung, Architektur.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Mittelalterliche Ästhetik und Kunsttheorie"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Theorie des Schönen im Mittelalter und vergleicht sie mit dem modernen ästhetischen Verständnis. Sie befasst sich mit der Frage, wie der Begriff der Schönheit im Kontext mittelalterlicher Kunst, Philosophie und Religion verstanden wurde und hebt die objektive Natur der Schönheit im Mittelalter hervor.
Welche zentralen Unterschiede zwischen dem mittelalterlichen und dem modernen Kunstbegriff werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die grundlegenden Unterschiede zwischen dem modernen Verständnis von Ästhetik und dem mittelalterlichen Kunstbegriff. Im Mittelalter existierte der Begriff „Ästhetik“ nicht. Kunst wurde primär als zweckgebunden betrachtet (Artes mechanicae im Gegensatz zu Artes liberales), wobei Schönheit als mögliche, aber nicht primäre Eigenschaft galt. Die moderne Ästhetik hingegen betont oft die subjektive Erfahrung und den künstlerischen Ausdruck.
Wie wird die Rolle der Schönheit in mittelalterlichen Kunstwerken beschrieben?
Schönheit wird im Mittelalter nicht als der primäre Zweck eines Kunstwerks angesehen, sondern als eine potentielle Eigenschaft. Die Schönheit wird als objektiv und inhärent in der Welt verankert verstanden, im Gegensatz zur subjektiven Wahrnehmung der modernen Ästhetik. Natur dient als Maßstab für Schönheit.
Welche Bedeutung haben die "Artes liberales" und "Artes mechanicae" im Kontext der mittelalterlichen Kunsttheorie?
Die Arbeit erklärt die Unterscheidung zwischen den „Artes liberales“ (freien Künste) und den „Artes mechanicae“ (mechanischen Künsten). Während die „Artes liberales“ geistige Tätigkeiten umfassten, galten die „Artes mechanicae“ (wie Malerei, Bildhauerei, Weberei) als reine Techniken zur Befriedigung materieller Bedürfnisse. Architektur nimmt eine Zwischenstellung ein, da sie als angewandte Wissenschaft betrachtet wurde.
Wie wird die Beziehung zwischen Kunst, Natur und Philosophie im Mittelalter dargestellt?
Die Arbeit betont die enge Verknüpfung von Kunst und Natur im Mittelalter. Natur dient als Vorbild und Maßstab für Schönheit. Die philosophische Betrachtungsweise beeinflusst die künstlerische Darstellung, wobei die Anschauung als vollkommene Erkenntnis gilt und Symbole ein gemeinsames Verständnis ermöglichen.
Welche Aspekte der mittelalterlichen Kunst werden im Detail untersucht?
Die Arbeit behandelt verschiedene Aspekte der mittelalterlichen Kunst, darunter die Verarbeitung von Materie, die Schönheit der Materie selbst, die Schönheit des Abbildes, die Darstellung des Menschenbildes und die Architektur. Die unterschiedlichen Ausdrucksformen im Mittelalter werden im Zusammenhang mit dem Ausdruck des Universellen untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel. Kapitel 1 vergleicht den modernen und mittelalterlichen Kunstbegriff. Kapitel 2 vertieft den Vergleich mit Fokus auf Artes liberales und Artes mechanicae. Kapitel 3 behandelt die Rolle der Schönheit in der mittelalterlichen Kunst. Kapitel 4 untersucht die Objektivität des Schönen. Kapitel 5 analysiert die Interaktion von Kunst und Philosophie. Kapitel 6 befasst sich mit verschiedenen Aspekten der künstlerischen Ausdrucksformen. Kapitel 7 fasst die verschiedenen Definitionen von Schönheit zusammen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt dieser Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Mittelalterliche Ästhetik, Kunstbegriff, Artes liberales, Artes mechanicae, Schönheit, Objektivität, Subjektivität, Kunst und Natur, Philosophie, Religion, Symbol, Anschauung, Architektur.
- Arbeit zitieren
- Martina Traxler (Autor:in), 2000, Theorie des Schönen im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6040