Nicht jede Lebenserinnerung, die jemals geschrieben wurde, kann dazu beitragen, einen Einblick in eine gewisse Zeit oder in bestimmte Lebensumstände zu finden. Die "Denkwürdigkeiten aus dem Dienstleben des Hessen-Darmstädtischen Staatsminister Freiherrn Du Thil" sind Erinnerungen eines Mannes, der viel erlebt hat und deshalb ist es von Nöten, sie nach der Relevanz für heutige Geschichtsforschungen zu untersuchen.
Du Thil (1777-1859) lebte in einer ereignisreichen Zeit, die von epochalen Geschehnissen geradezu durchzogen war, exemplarisch nur zu nennen wäre hierbei der Reichsdeputationshauptschluss (RDH) 1803, der Rheinbund 1806 oder die Wiener Kongresse. Viele Erfahrungen konnte er selbst sammeln und auch einige Entscheidungen beeinflussen, wenn dies in seinen Möglichkeiten lag.
Als Hessen-Darmstädtischer Minister konnte er in gewisser Weise prägend auf seine Zeit einwirken. Besser als jeder Außenstehende sollte er bestimmte Situationen und Begebenheiten erklären und deuten können. Seine Darstellung hat er mit dem RDH begonnen und genau auf diesen Zeitraum möchte ich mich beziehen.
Ziel dieser Seminararbeit wird nun sein, das Werk Du Thils mit den tatsächlichen Ereignissen der Jahre um 1803 zu vergleichen und von diesen ausgehend eine Aussage zu der Relevanz eines Freiherrn Du Thil als Chronist dieser Zeit zu treffen, die sowohl persönliche als auch äußerliche Umstände in der Lebenswelt des Hessen-Darmstädtischen Ministers mit berücksichtigt.
Als Quelle dieser Arbeit liegen natürlich die "Denkwürdigkeiten aus dem Dienstleben des Hessen-Darmstädtischen Staatsminister Freiherrn Du Thil" zu Grunde. Als Literatur habe ich neben diversen Artikeln in der Allgemeinen und der Neuen Deutschen Biographie vor allem auf die Werke "Die Entschädigungsverhandlungen Hessen-Darmstadts in den Jahren 1798-1815" von Uta Germann und auf "Agrarreformen in Hessen-Darmstadt" von Peter Fleck zurückgegriffen. Alles in allem ist die Geschichte Hessen-Darmstadts um den Anfang des 19. Jahrhunderts geschichtswissenschaftlich nicht so gut erschlossen, wie es vielleicht wünschenswert gewesen wäre.
Gliederung
I. Einleitung
II. Leben und Taten Du Thils
III. Entstehung der Denkwürdigkeiten
IV. Du Thils Darstellungen
1. Personendarstellung Du Thils an Hand dreier Beispiele
a) Von Barkhaus
b) Von Pappenheim
c) Van Oyen
2. Beschreibung des RDH aus der Sicht Du Thils
3. Die Entwicklung der Wetterau in der Darstellung Du Thils
V. Hessen-Darmstadt in der Geschichtsforschung
1. Die Verhältnisse Hessen-Darmstadts vor 1803
2. Die Entstehung eines neuen Staatsgedankens in Hessen-Darmstadt
3. Wie kommt es zu den Gebietsgewinnen 1803?
4. Nach den Gebietsgewinnen 1803
VI. Du Thil als Chronist seiner Zeit
VII. Schlussbemerkung
VIII. Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellen
Literatur
I. Einleitung
Nicht jede Lebenserinnerung, die jemals geschrieben wurde, kann dazu beitragen, einen Einblick in eine gewisse Zeit oder in bestimmte Lebensumstände zu finden. Die „Denkwürdigkeiten aus dem Dienstleben des Hessen-Darmstädtischen Staatsminister Freiherrn Du Thil“ sind Erinnerungen eines Mannes, der viel erlebt hat und deshalb ist es von Nöten, sie nach der Relevanz für heutige Geschichtsforschungen zu untersuchen.
Du Thil (1777-1859) lebte in einer ereignisreichen Zeit, die von epochalen Geschehnissen geradezu durchzogen war, exemplarisch nur zu nennen wäre hierbei der Reichsdeputationshauptschluss (RDH) 1803, der Rheinbund 1806 oder die Wiener Kongresse. Viele Erfahrungen konnte er selbst sammeln und auch einige Entscheidungen beeinflussen, wenn dies in seinen Möglichkeiten lag.
Als Hessen-Darmstädtischer Minister konnte er in gewisser Weise prägend auf seine Zeit einwirken. Besser als jeder Außenstehende sollte er bestimmte Situationen und Begebenheiten erklären und deuten können. Seine Darstellung hat er mit dem RDH begonnen und genau auf diesen Zeitraum möchte ich mich beziehen.
Ziel dieser Seminararbeit wird nun sein, das Werk Du Thils mit den tatsächlichen Ereignissen der Jahre um 1803 zu vergleichen und von diesen ausgehend eine Aussage zu der Relevanz eines Freiherrn Du Thil als Chronist dieser Zeit zu treffen, die sowohl persönliche als auch äußerliche Umstände in der Lebenswelt des Hessen-Darmstädtischen Ministers mit berücksichtigt.
Als Quelle dieser Arbeit liegen natürlich die „Denkwürdigkeiten aus dem Dienstleben des Hessen-Darmstädtischen Staatsminister Freiherrn Du Thil“ zu Grunde. Als Literatur habe ich neben diversen Artikeln in der Allgemeinen und der Neuen Deutschen Biographie vor allem auf die Werke „Die Entschädigungsverhandlungen Hessen-Darmstadts in den Jahren 1798-1815“ von Uta Germann und auf „Agrarreformen in Hessen-Darmstadt“ von Peter Fleck zurückgegriffen. Alles in allem ist die Geschichte Hessen-Darmstadts um den Anfang des 19. Jahrhunderts geschichtswissenschaftlich nicht so gut erschlossen, wie es vielleicht wünschenswert gewesen wäre.
Zunächst möchte ich nun auf die Lebensdaten des Autors näher eingehen, dann dem Leser einen Einblick in das Werk selbst verschaffen und hierauf in die tatsächlichen Verhältnisse dieser Zeit einführen. Abschließend werde ich dann die Denkwürdigkeiten Du Thils im Hinblick auf die zuvor erarbeiteten reellen Begebenheiten während der Anfangsjahre des 19. Jahrhunderts kritisch durchleuchten.
II. Leben und Taten Du Thils
Am 22.4.1777 wurde Carl Wilhelm Heinrich Du Bos Freiherr Du Thil in Braunfels als Sohn eines braunschweiger Oberstleutnant geboren. Nach guter Schulausbildung studierte er zunächst in Tübingen, danach in Göttingen die Rechtswissenschaften und gelangte durch etwaige Auslandsreisen zur Ausweitung seines eigenen Wissenshorizonts. Von 1799 bis 1802 war er in der solmsischen Regierung in Braunfels tätig. Im Jahr 1802 trat er über in die Dienste der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, wozu ihn einerseits der hessische Gesandte General von Pappenheim andererseits die Bekanntschaft mit dem Minister von Barkhaus bewegte.
Im hessen-darmstädtischen Dienst wurde er schon nach kurzer Zeit wichtigster Mitarbeiter des zuletzt genannten Ministers, der ihn vortrefflich in das Staatswesen einführte. Von 1802 bis 1803 nahm er als Regierungsrat an den Verhandlungen zur Reichsdeputation teil und konnte auch an anderen Plätzen seine Stellung ausweiten. Als Barkhaus jedoch im Jahr 1805 als Minister entlassen wurde, bedeutete das zugleich für Du Thil, dass er in die Provinzialverwaltung wechseln musste, eine Stellung, die seinen hohen Ansprüchen nicht gerecht wurde. 1807 schließlich bat er um seine Beurlaubung, um auf Reisen zu gehen und andere europäische Völker, Höfe und Diplomaten kennen zu lernen. Nach zweijährigen Auslandsaufenthalten kehrte er Ende 1809 wieder nach Hessen-Darmstadt zurück und trat 1810 wieder in den Hofdienst als Oberschenk ein. Nur ein Jahr später wurde er zum Hofmarschall ernannt, was er bis 1820 blieb. Wie es scheint, hielt der Großherzog Hessen-Darmstadts große Stücke auf Du Thil, was vor allem durch drei seiner bedeutenden Taten zu erklären ist; erstens wirkte er an der Vorbereitung des Rheinbundes 1806 prägend mit, zweitens spricht man ihm einen erheblichen Anteil an der Erhaltung des Großherzogtums Hessen-Darmstadt 1813 zu und drittens erreichte er es 1820 durch geschicktes Auftreten auf den Wiener Konferenzen, dass das Ansehen Hessen-Darmstadts in Österreich und bei Metternich wieder anstieg.
Wegen der erfolgreichen Bewältigung der an ihn gestellten Aufgaben wurde Du Thil im Jahr 1820 zum Minister für auswärtige Angelegenheiten, das Großherzogliche Haus und für die Finanzen befördert. 1829 tauschte er das Finanzressort gegen das bedeutendere Innen- und Justizministerium ein und wurde so für die nächsten 20 Jahre zum dirigierenden Staatsminister mit einer geradezu allmächtigen Stellung unter Groherzog Ludwig II.. Erst mit der Revolution 1848 endete seine Schlüsselstellung und er wurde aus dem Dienst entlassen.
Der Anteil, den Du Thil bis 1848 an der hessen-darmstädtischen Politik hatte war beträchtlich. Ein sehr großer Beitrag wird ihm am Aufbau des Großherzogtums vor allem nach den Wiener Kongressen zugeschrieben. Doch auch der innere Aufbau des Großherzogtums nach den Ländereienzuwächsen zwischen 1802 und 1816, die Verwaltungsreformen 1821 und 1832 und die Vorbereitung des preußisch-hessischen Zollvertrages waren wichtige Taten dessen.
Zwischen 1852 und 1857 schrieb er seine Lebenserinnerungen auf, die erst später unter dem Titel „Denkwürdigkeiten aus dem Dienstleben des Hessen-darmstädtischen Staatsminister Freiherrn Du Thil“ zusammengefasst wurden.
Du Thil starb am 17.5.1859 in Darmstadt. Unter seinen Zeitgenossen galt er als redlicher, uneigennütziger Mann mit großen politischen Fähigkeiten und Taten[1].
III. Entstehung der Denkwürdigkeiten
Seine Denkwürdigkeiten sind von Du Thil nicht, wie man meinen könnte, aus Gründen der Veröffentlichung und der Selbstdarstellung geschrieben worden, sondern auf Wunsch des Hessen-Darmstädtischen Großherzogs Ludwig III., der sich die Erfahrungen des langjährigen Staatsmannes zu Nutze machen wollte.
Ludwig III. ließ zunächst bei dem ehemaligen Minister anfragen, ob noch alte staatliche Schriftstücke in seinem Besitz seien, die ihm in seiner Politik nützen könnten. Als Du Thil das verneinte, zugleich aber mitteilte, dass er am Besten von allen über die Ereignisse der letzten 50 Jahre Bescheid wisse, bat ihn der Großherzog sein Wissen aufzuschreiben und ihm zu übersenden.
Gleichsam einer Korrespondenz schickte Du Thil Ludwig III. sofort nach Fertigstellung einzelner Kapitel den Text. Er bat ihn, den Text nicht zu veröffentlichen und nur zum Eigengebrauch zu benutzen, um einige noch lebende Personen durch brisante Details nicht zu pikieren. Er schrieb:
„Was ich schreibe, weiß ich auch zu vertreten, allein in Verdrießlichkeiten möchte ich mich nicht verwickelt sehen. Bin ich tot, sind die Personen, von denen ich rede, und ihre nächsten Angehörigen nicht mehr vorhanden, dann ist es mir gleichgültig, was mit diesen Papieren begonnen wird.“[2]
Strikt chronologisch geht Du Thil in seinen Erinnerungen nicht immer vor, wobei er sich diesem Mangel durchaus bewusst war. Da er jedes fertiggestellte Kapitel gleich an den Großherzog sandte, konnte er dazugehörende Ereignisse, die ihm nach der Übermittlung einfielen, erst unter anderem Zusammenhang einfließen lassen. Sein hohes Alter und nicht vorhandene Aufzeichnungen der letzten Jahrzehnte sind weitere Gründe für teilweise schematische Fehlerhaftigkeiten.
Der Zeitraum, den die Denkwürdigkeiten umfassen erstreckt sich vom Reichsdeputationshauptschluss 1803 über den Rheinbund und die Wiener Kongresse bis zur Revolution 1848/49, also knapp 50 Jahre[3].
IV. Du Thils Darstellungen
1. Personendarstellung Du Thils an Hand dreier Beispiele
a) Von Barkhaus
Barkhaus war, wie oben bereits angeklungen, bis 1805/06 der höchste hessen-darmstädtische Staatsminister. Er war der große Mentor Du Thils und auch sein Lehrmeister in staatlichen und politischen Angelegenheiten. Du Thil hatte ihm viel zu verdanken, was sich natürlich in der Darstellung dessen Person in seinen Denkwürdigkeiten widerspiegelt.
Laut Du Thil war Barkhaus für seine hohen Staatsämter nicht wissenschaftlich ausgebildet, jedoch machte er dies durch seine genialen Fähigkeiten wett. In großem Ansehen stand der Staatsminister auch bei seinem Herrn, der nur durch diverse Intrigenspiele der Gegner Barkhaus’ sich zu einer Entlassung dessen entschloss. Obwohl er von Haus auf schon gut begütert war, strömten dem Minister auf Grund seiner begnadeten Eigenschaften von überall Reichtümer zu[4].
[...]
[1] Vgl. Clemm, Ludwig: Du Thil – In: Neue Deutsche Biographie (4. Band). Berlin, 1959 – S. 148- 150; vgl. Diehl, Wilhelm: Du Thil – In: Allgemeine Deutsche Biographie (48. Band). Leipzig, 1904 – S. 215- 217
[2] Carl Wilhelm Heinrich Du Bos Freiherr Du Thil: Denkwürdigkeiten aus dem Dienstleben des Hessen-Darmstädtischen Staatsminister Freiherrn Du Thil. Berlin, 1921,
[3] vgl. Ebd., S. 1-16
[4] vgl. Ebd., S. 37-39 und S. 42-46
- Citar trabajo
- Hans-Peter Schneider (Autor), 2004, Reichsdeputationshauptschluss 1803 - Du Thil als Chronist seiner Zeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60057
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