Insgesamt kann man einmal feststellen, dass Wunder aus der Mode gekommen sind. Wer glaubt heute noch an Wunder? Wenn ich mit Menschen über Wunder zu sprechen komme, dann werde ich darauf verwiesen, dass vieles inzwischen natürlich erklärt werden kann, was man früher als Wunder bezeichnet hat. Und alles was nicht erklärt werden kann, wird später einmal erklärt werden. Dies ist die gängige Meinung. Der Mensch will also nicht zulassen, dass es Unerklärliches und damit noch Unbekanntes gibt. Denn „...wo Unerklärliches unddeshalb»Wunderbares«sich ereignet, muß man nach den - möglicherweisenoch- unbekannten Ursachen forschen.“IDennoch allen diesen Widersprüchen zum Trotz gibt es auch die Wunder-Fanatiker. Sie suchen überall nach einem Wunder. Die Magie, Esoterik und neuen Religionen boomen. Überall gibt es einen Geist, den ich mir dienstbar machen kann. Wenn ich nur das richtige Zauberwort kenne. Ich muss ein Eingeweihter sein, um mir die Mächte und Gewalten dienstbar zu machen.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Einleitung
1 Wunderzählungen des Neuen Testaments
1.1 Wunder in der Umwelt des Neuen Testaments
1.2 Der literarische Aufbau der Wundergeschichten
1.2.1 Aufbau und Motivgerüst
1.2.2 Heilungswunder
1.2.3 Totenerweckungen
1.2.4 Exorzismen
1.2.5 Rettungswunder
1.2.6 Normenwunder
1.2.7 Geschenkwunder
1.3 Schwierigkeiten mit Wundern
1.3.1 Sind Wunder historisch beweisbar?
1.3.2 Sind Wunder naturwissenschaftlich möglich?
1.3.3 Muss man an Wunder glauben?
1.4 Zur Theologie der Wundergeschichten
2 Was ist Therapie
2.1 Therapieformen
2.1.1 Psychotherapie
2.1.1.1 Suggestion und Hypnose
2.1.1.2 Die Gesprächstherapie
2.1.1.3 Die Verhaltenstherapie
2.1.1.4 Tiefenpsychologische Therapien
2.1.1.5 Musiktherapie
2.1.1.6 Maltherapie
2.1.1.7 Gruppentherapie und Gruppendynamik
2.1.2 Familientherapie
2.1.3 Gestalttherapie
2.1.4 Psychopharmakotherapie
2.1.4.1 Stimulanzien
2.1.4.2 Neuroleptika
2.1.4.3 Antidepressiva
2.1.4.4 Lithium
2.1.4.5 Tranquilizer
2.1.5 Funktionelle Therapien
2.1.5.1 Psychomotorische Übungsbehandlung
2.1.5.2 Sensorisch-integrative Therapie
2.1.5.3 Wahrnehmungstraining
2.1.5.4 Psycholinguistisches Training
3 Entwurf einer therapeutischen Theologie
3.1 Wie hat Jesus selbst geheilt?
3.1.1 Innere Konflikte lösen sich auf (Mk 1,23-31; 5,1-20)
3.1.2 Annahme des Unannehmbaren (Mk 1,40-45)
3.1.3 Lahme stehen auf (Mk 2,1-12; Lk 13,10-17)
3.1.4 Reden und hören lernen (Mk 7,31-37)
3.1.5 Blinden die Augen öffnen (Mk 8,22-26; Joh 9,1-12)
3.2 Jesus- der Therapeut
3.2.1 An das Gute im Menschen glauben (Lk 19,1-10)
3.2.2 Loslassen (Mk 10,17-22)
3.2.3 Das Leben umdeuten (Lk 24,13-35)
3.3 Theologische Psychologie aus dem Neuen Testament
3.3.1 Einander barmherzig sein (Lk 10,30-35)
3.3.2 Wachsen lassen (Mt 13)
3.3.3 Seine Ganzheit wieder finden (Lk 15,8-10)
3.3.4 Gespräch in der Nacht (Joh 3,1-13)
3.3.5 Über unsere Sehnsucht sprechen (Joh 4,1-26)
3.3.6 Der verwundete Arzt (Joh 19,31-37)
4 Die Ganzheit des Menschen
4.1 Was ist mit „Geist“ gemeint
4.1.1 Der menschliche Geist
4.1.1.1 Sprachwissenschaftliche Erklärung des Geistes
4.1.1.2 Biblische Erklärung des Geistes
4.1.1.3 Philosophische Erklärung des Geistes
4.1.2 Die Beziehung zwischen menschlichem und göttlichen Geist
4.2 Das Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist
5 Die Heilung des Geistes
5.1 Geistliche Gesundheit und geistliche Krankheit
5.2 Hagiotherapie
5.2.1 Der Ursprung geistlicher Krankheit und Verwundungen
5.2.1.1 Die Ursünde
5.2.1.2 Die eigenen und die fremden Sünden
5.2.1.2.1 Wunden infolge eigener Sünden
5.2.1.2.1.1 Durch die Sünde ist die Beziehung zu Gott gestört
5.2.1.2.1.2 Durch die Sünde ist die Beziehung zu den Mitmenschen gestört
5.2.1.2.1.3 Durch die Sünde trennt sich der Mensch auch von sich selbst
5.2.1.2.2 Die Verwundung durch die Sünden der anderen
5.2.1.3 Unterscheidung zwischen Sünde und Schuld
5.2.1.4 Leiden und Schmerzen ohne direkten Verursacher
5.2.2 Wo entstehen Krankheiten?
5.2.3 Allgemeine geistliche Erkrankungen
5.2.3.1 Unwissenheit
5.2.3.2 Schuld
5.2.3.3 Angst
5.2.3.4 Ohnmacht dem Leben gegenüber
5.2.4 Die spezielle Diagnose des/der konkreten Patienten/in
5.2.4.1 Die ätiologische Diagnose
5.2.4.2 Die Diagnose in Bezug auf die eigenen Sünden
5.2.4.3 Die symptomatische Diagnose
5.2.4.4 Diagnose in Bezug auf Süchte und Bindungen
5.2.5 Grundsätzliches zur Therapie
5.2.5.1 Was soll geheilt werden?
5.2.5.2 Deutliche Abgrenzung zu anderen Behandlungsmethoden
5.2.5.3 Jesus - die eigentliche Medizin
5.2.5.4 Der Mensch als Vermittler
5.2.5.5 Unterschiedliche Aufgaben im geistlichen Heilungsdienst
5.2.5.6 Der/die Therapeut/in
5.2.5.7 Der/die Patient/in
5.2.5.8 Unterschiede bezüglich des Glaubens des/der Patienten/in
5.2.6 Die Therapie
5.2.6.1 Ausrichtung auf das Gute, Schöne und Positive
5.2.6.2 Umkehr und Entscheidung gegen das Negative
5.2.6.3 Vergebung
5.2.6.4 Spezieller Aspekt für den/die Christen/in
5.2.6.5 Verschiedene Gebete zur Förderung der Heilung
5.2.6.5.1 Das Gebet für den/die Therapeuten/in vor der Arbeit
5.2.6.5.2 Das Gebet des „Verzichtens“
5.2.6.5.3 Das Erlösungsgebet
5.2.6.5.4 Das Heilungsgebet >>siehe Punkt 5.2.6.6.1.1
5.2.6.5.5 Das Befreiungsgebet
5.2.6.5.6 Jesus und seinen Geist annehmen
5.2.6.6 Heilung in konkreten Situationen – für den Christen
5.2.6.6.1 Mangel an Liebe
5.2.6.6.1.1 Heilungsgebete
5.2.6.6.1.1.1 Auf dem Schoß des Vaters
5.2.6.6.1.1.2 Das „Fallschirmgebet“
5.2.6.6.1.1.3 Agapetherapie:„Die Tiefe jedes Menschen liebt mich!“
5.2.6.6.1.1.4 Das klassische Heilungsgebet
5.2.6.6.1.1.5 Die zweite Möglichkeit des Klassischen Heilungsgebetes
5.2.6.6.1.1.6 Heilungsgebet von P. Dr. Jörg Müller
5.2.6.6.2 Gewissensbisse
5.2.6.6.3 Depression und Selbstmitleid
5.2.6.6.4 Therapie gegen Abhängigkeiten und Süchte
5.2.6.6.5 Zwänge
5.2.6.6.6 Ängste
5.2.6.6.7 Eifersucht
5.2.6.6.8 Gleichgeschlechtliche Sexuelle Beziehung
5.2.6.6.9 Die Heilung gestörter zwischenmenschlicher Beziehungen
5.2.6.6.10 Therapie für psychisch Kranke
5.2.6.6.10.2 Schizophrenie und Psychosen
5.2.6.6.10.3 Post Abortion Syndrom
5.2.6.6.10.4 Autismus
5.2.6.6.11 Eine Hypothese: Könnte sich Rheuma aufgrund geistlicher Dimensionen im Körper festsetzen?
5.2.6.6.12 Schutz vor der Bosheit anderer
5.3 Zentren, die sich mit der Heilung des Geistes beschäftigen
5.4 Gedanken von P. Dr. Jörg Müller
6 Die Schulpraxis
6.1 Der/die Schüler/in
6.1.1 Hospitalismus
6.1.2 Fehlen und Versagen des Vaters
6.1.3 Mutterlosigkeit
6.1.4 Geschwisterprobleme
6.1.5 Einzelkindsituation
6.1.6 Zeitmangel der Eltern
6.1.7 Sorgen, Knappheit, Enge
6.1.8 Verwöhnung
6.1.9 Autokratische Erziehung
6.1.10 Tyrannische Liebe
6.1.11 Streit in der Familie
6.1.12 Düstere Prophezeiungen
6.1.13 Schlechtes Vorbild
6.1.14 Sexueller Missbrauch
6.2 Der/die Religionslehrer/in
6.2.1 Geduld
6.2.2 Abstand
6.2.3 Aufgeschlossenheit
6.2.4 Zur Spiritualität des/der Religionslehrers/in
6.3 Die Archetypen der Bibel
6.4 Lieben lernen im Religionsunterricht
6.5 Der beziehungsreiche Religionsunterricht
6.6 Therapie der Hoffnung
Schlusswort
Vorwort
Durch meinen persönlichen Lebensweg wurde der Glaube immer wichtiger für mich, sodass ich mich entschloss meinen Beruf als Fotograf aufzugeben, damit ich den Menschen als Verkünder und Seelsorger, in welcher Form auch immer, dienen kann. Letztendlich kristallisierte sich der Beruf des Religionslehrers heraus, da ich in diesem Beruf die Möglichkeit habe, den Kindern und jungen Menschen ein Fundament zu säen, welches ihnen bei der Bewältigung des Lebens hilfreich sein kann.
Um den Menschen aber in diesem Bereich nützlich sein zu können ist es notwendig, dass man die psychologischen Zusammenhänge kennt, weshalb ich danach trachte, mich in dieser Wissenschaft zu bilden.
Ich habe daher das Thema meiner Diplomarbeit auf meine Interessen zugeschnitten und möchte mich durch diese Arbeit auf dem Gebiet der Lebensbewältigung vertiefen, sodass ich den Menschen meiner Umgebung ein besserer Ratgeber sein kann.
Auch in meinem Verhalten als Lehrer in einer Klasse, kann mir dieses Wissen nützlich sein, zumal mir in den Kindern (wie in jedem Menschen), der verletzte Mensch begegnet, dem ich durch mein Leben - meine Art „da zu sein“ - ein Begleiter sein will, der hilft, dass seine Seele heiler werden kann.
Das vorliegende Buch ist aus dieser Diplomarbeit entstanden. Es geht aber darüber hinaus und will dem/der Leser/in ein besseres Verständnis im Umgang mit geistlichen Krankheiten und Leiden geben.
Zum besseren Verständnis und im Hinblick darauf, dass alle Gesellschaftsschichten dieses Buch lesen können, habe ich alle Fremdwörter bei erster Nennung in den Fußnoten übersetzt.
Am Fest der Auferstehung des Herrn, Ostern 2000
Der Autor
Einleitung
Die Heilige Schrift beschreibt uns in vielen Bildern das Geheimnis unserer Erlösung. Es sind Bilder von unserem Leben, Bilder unserer Wunden und Nöte, Bilder des Heils und Bilder von Gottes Liebe zu den Menschen.
Diese Bilder könnten wir aber auch als Bilder von Seelsorge verstehen. Seelsorge meint dabei das Gesamt des pastoralen Dienstes, eigentlich den Umgang mit den Menschen, die Gott suchen. Seelsorge ist nicht zuerst irgendein Tun, sondern eine Art zu leben und zu glauben, die anderen Menschen auf ihrem Lebensweg hilfreich ist.
Aus dieser Sicht möchte ich auch die Lebensweise unseres Herrn Jesus Christus betrachten, der zu aller erst „Seelsorge“ durch sein Leben und Handeln betrieben hat.
Wenn wir diese Bilder der Bibel in unserem Hinterkopf haben, dann können sich ganz neue Möglichkeiten eröffnen, die uns bei der Begegnung mit anderen Menschen, beim Unterrichten, oder aber in unserem alltäglichen Leben hilfreich sein können. Denn unser Leben ist vielfach reduziert auf die paar Fähigkeiten, die wir zur Bewältigung unseres Alltags benötigen. Aber der ganze Reichtum menschlichen Miteinanders liegt oft brach. Die Bilder der Bibel wollen uns diesen Reichtum ins Bewusstsein rufen.
In diesem Buch soll, ausgehend von den Heilungsereignissen der Bibel, die Ganzheit des Menschen betrachtet werden, der eine Einheit von Körper, Seele und Geist ist.
Der Begriff „Therapie“ soll beleuchtet werden, und ich will versuchen Theologie und Therapie miteinander zu verbinden.
Im letzten Kapitel werde ich dieses Wissen in die Praxis des Lebens und Lehrens, im Alltag eines/er Religionslehrers/in einfließen lassen. Denn der/die Religionslehrer/in wird ja vielfach damit konfrontiert, dass Schüler/innen, Kollegen/innen, aber auch alle anderen Menschen mit denen er/sie in Kontakt tritt, an ihn/sie mit seelsorglichen Problemen herantreten. Wenn es um Themen wie Tod, Leid und Krisen geht, dann ist der/die Religionslehrer/in meist der erste Ansprechpartner.
Um solchen „Traumata der Menschen“ heilungspädagogisch zu begegnen, werden in diesem Teil praktische Verhaltensweisen, die in der Schule und im Alltag möglich sind, angesprochen werden.
1 Wunderzählungen des Neuen Testaments
Insgesamt kann man einmal feststellen, dass Wunder aus der Mode gekommen sind. Wer glaubt heute noch an Wunder?
Wenn ich mit Menschen über Wunder zu sprechen komme, dann werde ich darauf verwiesen, dass vieles inzwischen natürlich erklärt werden kann, was man früher als Wunder bezeichnet hat. Und alles was nicht erklärt werden kann, wird später einmal erklärt werden. Dies ist die gängige Meinung. Der Mensch will also nicht zulassen, dass es Unerklärliches und damit noch Unbekanntes gibt. Denn „...wo Unerklärliches und deshalb »Wunderbares« sich ereignet, muß man nach den – möglicherweise noch – unbekannten Ursachen forschen.“
Dennoch allen diesen Widersprüchen zum Trotz gibt es auch die Wunder- Fanatiker. Sie suchen überall nach einem Wunder. Die Magie, Esoterik und neuen Religionen boomen. Überall gibt es einen Geist, den ich mir dienstbar machen kann. Wenn ich nur das richtige Zauberwort kenne. Ich muss ein Eingeweihter sein, um mir die Mächte und Gewalten dienstbar zu machen.
War Jesus so ein Eingeweihter?
Viele esoterische Strömungen behaupten dies. Jesus ist überall in diesen Strömungen als großer Meister bekannt.
Doch was sagt uns die Theologie?
„Wie Gedichte, Geschichten oder Theaterstücke müssen auch Wunder-heilungen oder sogar Erscheinungen »gelesen« oder gedeutet werden, bevor sie richtig verstanden werden können. Je mehr man sich lediglich auf Macht, Beweise, Manipulation und Magie konzentriert, je genauer man sich mit medizinischen und wissenschaftlichen Daten befaßt, desto weniger ist man in der Lage, die geistlichen Inhalte zu erfassen. Und wenn man nun einmal akzeptierte, daß es so etwas wie eine Wunderheilung gibt – im Sinne der Entdeckung von Glauben und Vertrauen in eine Macht, die das eigene Verständnis übersteigt – wäre es dann so schwer zu akzeptieren, daß eine solche Erneuerung in psychologischen oder gar körperlichen Gaben gipfelt?“
Damit wir also die biblischen Wundererzählungen verstehen, müssen wir uns einen Zugang schaffen. Es gibt eine Reihe von Zugängen, die ich zuerst aufzählen möchte. Danach werde ich den einen oder anderen, der meiner Meinung nach für das Verständnis der Wundergeschichten von besonderer Bedeutung ist, genauer bearbeiten.
Zugänge zu den Wunder-Erzählungen:
- Literarisch: fragt nach den literarischen Gattungen, dem Aufbau der Geschichte und nach dem Verfasser.
- Historisch: fragt danach, ob und wann dieses Ereignis wirklich geschehen ist.
- Psychologisch: fragt nach den medialen Fähigkeiten des Heilers und der Aufnahmebereitschaft des Geheilten.
- Naturwissenschaftlich: fragt nach den Befunden der so genannten Wunder, forscht nach wie, und warum so etwas passieren konnte, und welche naturwissenschaftlichen Gesetze dahinter stehen könnten.
- Theologisch: fragt nach dem tieferen Sinn des Wunders.
1.1 Wunder in der Umwelt des Neuen Testaments
Wenn wir uns mit den Wundern Jesu beschäftigen wollen, kommen wir nicht umhin mitzuteilen, dass es in jener Zeit auch von anderen großen Persönlichkeiten Wundergeschichten gab.
Obwohl uns nur ein Bruchteil der antiken Literatur erhalten ist, wissen wir heute immer noch erstaunlich viel über wunderhafte Ereignisse aus dieser Zeit. Da wird uns durch Votivtafeln bekannt, dass es wundertätige Götter, Asklepios und Epidauros gab. Die römischen Geschichtsschreiber berichten sogar von wundertätigen Kaisern. Und im jüdischen Talmud liest man über wunderwirkende Rabbiner. Ein hellenistischer Schriftsteller mit Namen Philostrat schreibt über einen wundertätigen Philosophen, der Apollonius geheißen haben soll.
Es soll jetzt nicht auf die einzelnen Wundertäter und die Wundergeschichten eingegangen werden, sondern zusammenfassend wird festgestellt, wer in damaliger Zeit Wunder gewirkt hatte:
- Wunder wirkten bestimmte Gottheiten (z.B. Asklepios)
- Wunder wirkten Menschen, die geheime Künste der Magie beherrschten und sich damit ihren Kunden nützlich machten.
- Wunder wirkten charismatische Persönlichkeiten.
Zweifellos hat Jesus – so gut wie andere Wundertäter der damaligen Zeit – Wunder gewirkt. Er ist nach oben genannter Einteilung zu den wundertätigen charismatischen Persönlichkeiten zu zählen. Das Einzigartige an seinen Wundern ist aber nicht ihre Tatsächlichkeit, sondern die Deutung der einzelnen Wunder. Diese Deutung wurde durch Jesus selbst vorgenommen. Er sagt dass dies Zeichen der anbrechenden Gottesherrschaft sind. Er gibt also durch seine Wunder eine Kostprobe von der Neuen Welt Gottes.
1.2 Der literarische Aufbau der Wundergeschichten
Der Zugang zu den Wundergeschichten über die literarische Gattung, kann uns vieles ganz neu erschließen. Wir können entdecken, was uns die urchristlichen Erzähler und Evangelisten sagen möchten. Aus welchem Hintergrund sie schreiben und was sie beim Leser in Bewegung bringen wollten. Dabei spielen der Aufbau und die Motive, sowie die einzelnen Personen und Themen eine entscheidende Rolle.
Ich möchte bei meinen literaturwissenschaftlichen Beobachtungen nur Aufbau und Motiv, Personen und Themen beachten. Schreiber und Zielgruppen sind für diese Arbeit nicht unbedingt nötig.
1.2.1 Aufbau und Motivgerüst
Jede Wundergeschichte lässt folgenden Aufbau erkennen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dieses Motivgerüst soll anhand einer Bibelstelle verdeutlicht werden:
Die Heilung eines Blinden bei Betsaida: Mk 8,22-26
8, 22 Sie kamen nach Betsaida. Da brachte man einen Blinden zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren.
8, 23 Er nahm den Blinden bei der Hand, führte ihn vor das Dorf hinaus, bestrich seine Augen mit Speichel, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: Siehst du etwas?
8, 24 Der Mann blickte auf und sagte: Ich sehe Menschen; denn ich sehe etwas, das wie Bäume aussieht und umhergeht.
8, 25 Da legte er ihm nochmals die Hände auf die Augen; nun sah der Mann deutlich. Er war geheilt und konnte alles ganz genau sehen.
8, 26 Jesus schickte ihn nach Hause und sagte: Geh aber nicht in das Dorf hinein!
Wenn ich nun das oben genannte Schema über diese Heilungsgeschichte lege, dann kann Folgendes festgestellt werden:
Vers 22 ab: Auftreten des Wundertäters, des Notleidenden und seiner
Begleiter. (= Einleitung)
Vers 22 c: Bitte um Heilung. (= Exposition)
Vers 23-25: Wunderhandlung (= zentraler Teil)
Vers 26: Entlassung des Geheilten (= Schluss)
Dieses Motivgerüst kann man bei allen Wundergeschichten, ob sie nun in der Bibel stehen oder nicht, entdecken.
Wenn man nun eine Wundergeschichte genauer betrachtet, wird man feststellen, dass es immer bestimmte Personen gibt, die darin vorkommen. Immer gibt es einen Wundertäter und Hilfsbedürftige. Ohne diese Protagonisten kann eine Wundergeschichte nicht auskommen. Daneben kann es, je nach Verlauf der Geschichte noch andere Personen geben:
- Begleiter des Hilfsbedürftigen.
- Begleiter des Wundertäters.
- Gegner, die dem Wundertäter skeptisch oder ablehnend gegenüber-stehen.
- Die dabeistehende Menge.
- In gewissen Geschichten Dämonen.
Das mögliche Verhalten der einzelnen Personen in der Wundergeschichte wurde im Motivgerüst bereits dargestellt.
Als Ergänzung möchte ich eine nichtbiblische Wundergeschichte zitieren.
In diesen Fall war Kaiser Vespasian (69-79 n. Chr.), der Wundertäter:
„Noch fehlte Vespasian das nötige Ansehen und gleichsam die von Gott bestätige Majestät, da er wider Erwarten und erst vor kurzem zum Kaiser erhoben worden war. Aber auch dies wurde ihm zuteil. Zwei Männer aus dem Volke, der eine blind, der andere mit einem lahmen Bein, kamen miteinander zu ihm, als er auf seinem Tribunal sass, und baten ihn, zu ihrer Heilung zu tun, was ihnen Serapis im Traum gezeigt habe: Vespasian werde dem Blinden das Augenlicht wiedergeben, wenn er dessen Augen mit seinem Speichel benetze, das Bein des Lahmen heilen, wenn er geruhe, es mit seiner Ferse zu berühren. Da kaum eine Hoffnung bestand, dass die Sache irgendwie von Erfolg begeleitet sein könnte, wollte der Kaiser nicht einmal den Versuch wagen. Auf Zureden seiner Freunde unterzog er sich endlich vor versammeltem Volk dem Experiment, und der Erfolg blieb beide Mal nicht aus.“
Wie man sieht, kann man auch in den außerbiblischen Wundergeschichten die gleichen Rollen, und einen ähnlichen Aufbau erkennen, wie in den neutestament-lichen.
Es gibt aber nicht nur Heilungswunder. Deshalb wird die Einteilung übernommen, die Dr. Schrettle, in den NT Seminaren, vorgenommen hat:
1.2.2 Heilungswunder
Dies sind die häufigsten Wundererzählungen. Der/die Bedürftige/en wird/werden in einem Zustand der Schwäche beschrieben. Sie sind gelähmt, blind, fieberkrank, von Aussatz befallen, etc.. Bei den Heilungen vollzieht sich eine Kraftübertragung, die vom Wundertäter ausgeht. Oft durch Handauflegung oder sonst einer Berührung, oder im Zusammenhang mit einem Heilmittel (z.B. Speichel). Diese Kraft richtet den/die Gebeugten/e auf und/oder heilt den/die Kranken/e. Das löst natürlich bei den Zuschauern staunen, Freude oder Begeisterung aus. Die Gegner hingegen werden beschämt oder böse, über eine solche Handlung.
- Heilungswunder im Neuen Testament
Das Neue Testament schildert Jesus nicht als einen Arzt oder Zauberer, denn es bezog immer gegen Magie und Zauberei seine Stellung. Sondern die Heilungswunder, die Jesus vollbrachte gehören zum Vollzug seiner Botschaft. Sie machten Propaganda für seine Person und seine Sache. Das Neue Testament warnt uns aber davor, uns ein falsches Bild von Jesus, dem Gekreuzigten, dem Sohne Gottes, zu machen. Damit kann man sich auch das Schweigegebot erklären, welches Jesus oft den geheilten Personen mitgab. Es soll damit ausgesagt werden, dass nicht die Heilung im Mittelpunkt stehen darf. Seine Taten dürfen nicht losgelöst werden von seiner Sendung, seiner Predigt und vor allem von seinem Tod und seiner Auferstehung.
- Liste aller Heilungswunder des Neuen Testaments
- Schwiegermutter des Petrus: Mk 1,29-31; Mt 8,14-15; Lk 4,38-39
- Der Aussätzige: Mk 1,40-45; Mt 8,2-4; Lk 5,12-16
- Die zehn Aussätzigen: Lk 17,11-19
- Die blutflüssige Frau: Mk 5,25-34; Mt 9,20-22; Lk 8,43-48
- Ein Taubstummer: Mk 7,31-37
- Der Blinde von Betsaida: Mk 8,22-26
- Zwei Blinde: Mt 9,27-31
- Der blinde Bartimäus: Mk 10,46-52; Mt 20,29-34; Lk 18,35-43
- Der Hauptmann von Kafarnaum: Mt 8,5-13; Lk 7,1-10; Joh 4,46-53
- Der Kranke am Teich Betesda: Joh 5,2-18
- Der Gelähmte im Tempel: Apg 3,1-10
- Der lahme Äneas in Lod Apg 9,32-35
1.2.3 Totenerweckungen
Die Totenerweckungen sind mit den Heilungen eng verwandt. Ebenso wie bei der Heilung ist es die Kraft, die dem/der Toten neues Leben gibt. So sind Totenerweckungen also Grenzfälle der Heilungswunder. Denn wie bei dem/der Kranken die Lebenskräfte geschwächt sind, so sind sie bei dem/der Toten bereits erloschen.
- Totenerweckungen des Neuen Testaments
Die Totenerweckungen berichten davon, dass Jesus dem unabänderlichen Gesetz des Todes entgegentritt.
Textbeispiel:
Die Auferweckung eines jungen Mannes in Naïn: Lk 7,11-17
7, 11 Einige Zeit später ging er in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm.
7, 12 Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie.
7, 13 Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht!
7, 14 Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf!
7, 15 Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.
7, 16 Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten: Gott hat sich seines Volkes angenommen.
7, 17 Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.
Jesus hält den Leichenzug an. Er stellt sich auf die Seite der Armen und Leidenden. Er teilt ihre Not und distanziert sich nicht davon. Das Schicksal der Witwen war zur Zeit Jesu hart. Nach dem Tode des Mannes gehörte sie ganz seiner Familie. Hatte sie keinen Sohn, so wurde sie als Magd angesehen und behandelt. Es war ihr untersagt in die eigene Familie zurückzukehren. Sie musste der Familie des verstorbenen Mannes dienen.
Mit dem Tod des Sohnes wurde ihr daher auch alle Hoffnung und Zukunft genommen. Nicht die Not des Todes schreit in diesem Fall zu Gott, sondern Jesus hat Erbarmen mit der Not der Witwe.
Er gibt der Mutter ihren Sohn, und damit das volle Leben zurück.
- Liste aller Totenerweckungen des Neuen Testaments
- Die Tochter des Jairus: Mk 5,21-43; Mt 9,18-26; Lk 8,40-56
- Der Jüngling von Nain: Lk 7,11-17
- Lazarus: Joh 11,1-44
- Tabita in Jafo: Apg 9,36-42
- Eutychus in Troas: Apg 20,7-12
1.2.4 Exorzismen
Was Exorzismen von den Heilungen unterscheidet ist nicht so sehr das Krankheitsbild des Hilfsbedürftigen als die Konfrontation, die zwischen dem Wundertäter und dem Dämon ausgetragen wird. Der Besessene wird als ein Mensch dargestellt, der sein „Ich“ verloren hat. Der Dämon selbst setzt sich zur Wehr. Doch durch das gebietende Wort des Wundertäters wird er schließlich ausgetrieben. Es spielt sich also ein Kampf zwischen dem Wundertäter und dem Dämon ab.
- Exorzismen des Neuen Testaments
Zuerst wird immer die Krankheit des Besessenen geschildert. Hier ist es nicht Schwäche oder Mangel, sondern sie äußert sich darin, dass eine lebensbedrohende fremde Macht von diesem Menschen Besitz ergriffen hat. Die Lebens-möglichkeiten des Menschen sind hier nicht nur beeinträchtigt, sondern elementar bedroht. Darum vollzieht sich die Heilung in diesem Fall nicht als Kraftübertragung, sondern als Kampf zwischen der zerstörerischen Macht des/der Dämons/en und der befreienden Macht des Exorzisten. Der/die Dämon/en wehrt/en sich gegen die gebietende Macht, die er/sie bereits im Vorhinein wittert/ern. Doch schließlich wird das Opfer durch einen Ausfahrbefehl freigesetzt. Die Dämonen bäumen sich zwar ein letztes Mal auf, doch dann müssen sie gehen.
Textbeispiel:
Die Heilung eines besessenen Jungen: Mk 9,14-29
9, 14 Als sie zu den anderen Jüngern zurückkamen, sahen sie eine große Menschenmenge um sie versammelt und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten.
9, 15 Sobald die Leute Jesus sahen, liefen sie in großer Erregung auf ihn zu und begrüßten ihn.
9, 16 Er fragte sie: Warum streitet ihr mit ihnen?
9, 17 Einer aus der Menge antwortete ihm: Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem stummen Geist besessen;
9, 18 immer wenn der Geist ihn überfällt, wirft er ihn zu Boden, und meinem Sohn tritt Schaum vor den Mund, er knirscht mit den Zähnen und wird starr. Ich habe schon deine Jünger gebeten, den Geist auszutreiben, aber sie hatten nicht die Kraft dazu.
9, 19 Da sagte er zu ihnen: O du ungläubige Generation! Wie lange muss ich noch bei euch sein? Wie lange muss ich euch noch ertragen? Bringt ihn zu mir!
9, 20 Und man führte ihn herbei. Sobald der Geist Jesus sah, zerrte er den Jungen hin und her, so dass er hinfiel und sich mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden wälzte.
9, 21 Jesus fragte den Vater: Wie lange hat er das schon? Der Vater antwortete: Von Kind auf;
9, 22 oft hat er ihn sogar ins Feuer oder ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Doch wenn du kannst, hilf uns; hab Mitleid mit uns!
9, 23 Jesus sagte zu ihm: Wenn du kannst? Alles kann, wer glaubt.
9, 24 Da rief der Vater des Jungen: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!
9, 25 Als Jesus sah, dass die Leute zusammenliefen, drohte er dem unreinen Geist und sagte: Ich befehle dir, du stummer und tauber Geist: Verlass ihn, und kehr nicht mehr in ihn zurück!
9, 26 Da zerrte der Geist den Jungen hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Der Junge lag da wie tot, so dass alle Leute sagten: Er ist gestorben.
9, 27 Jesus aber fasste ihn an der Hand und richtete ihn auf, und der Junge erhob sich.
9, 28 Als Jesus nach Hause kam und sie allein waren, fragten ihn seine Jünger: Warum konnten denn wir den Dämon nicht austreiben?
9, 29 Er antwortete ihnen: Diese Art kann nur durch Gebet ausgetrieben werden.
Alle Lebensregungen des Knaben sind von dieser fremden Macht bestimmt. Verstummt und zum Schweigen gebracht, kann er mit anderen Menschen nicht mehr in Beziehung treten. Er ist sich selbst entfremdet und zugleich für andere ein unheimlich Fremder geworden.
Die Macht des Bösen tritt uns hier als eine Macht entgegen, die dem Menschen die lebendige Sprache beraubt, ihn verstummen lässt, und die alles Innerliche schließlich zum Schweigen bringt. Es ist eine lebenszerstörende, vernichtende Macht. Dem allen ist der Knabe wehrlos ausgeliefert.
Jesus kommt in die Situation, die durch die Gegenüberstellung zwischen dämonischer Macht und der Ohnmacht der Jünger gespannt ist. Zudem gibt es noch Streit, wobei man nicht weiß, wer mit wem gestritten hatte, vielleicht haben die Schriftgelehrten den Jüngern ihr Unvermögen vorgeworfen. Doch mit dem Erscheinen Jesu verändert sich die Situation. Er zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Die Klage Jesu bezieht sich wahrscheinlich auf die Jünger. Denn die einen begleiteten Jesus auf dem Tabor und wollten drei Hütten bauen, sie wollten also nicht mehr in die reale Welt zurück, sondern weiterhin mit Jesus in der Verklärung bleiben. Und die anderen hätten sich gerne als Sieger über das Böse feiern lassen, doch auf diese Weise vermochten sie nicht gegen die Besessenheit des Knaben anzukommen, deshalb kreisten sie wie gebannt um ihr eigenes Unvermögen. Doch Jesus lässt sich auf die Konfrontation mit dem Bösen ein. Er antwortet dem Vater, als dieser skeptisch gegenüber der Macht Jesu ist, dass bei Gott alles möglich ist. Dann wird der Vater, der bereits hoffnungslos war, zur Hoffnung befreit. Er schöpft neue Hoffnung, durch die Autorität Jesu Christi, in der sich das Reich Gottes wiederspiegelt.
Jesus spricht den stummen Geist an und befiehlt ihm auszufahren. Durch das laute Geschrei wurde das Schweigen gebrochen. Der Knabe liegt wie tot. Erst als Jesus ihn ergreift, gewinnt er neues Leben. Darin erweist sich die befreiende Lebensmacht Jesu, die durch den Tod hindurch ins Leben führt. Der Junge steht auf, wird nicht mehr niedergedrückt, zu Boden geworfen, sich selbst entfremdet.
Er gewinnt durch Jesus neues Leben, er kommt wieder zu sich selbst und wird zu einem befreiten Menschen.
Die Botschaft ist, dass Jesus dem Menschen, die eigene Persönlichkeit, wieder gibt. Er knechtet nicht, sondern er befreit.
- Liste aller Exorzismen des Neuen Testaments
- Der Besessene in der Synagoge: Mk 1,21-28; Lk 4,31-37
- Der Besessene von Gerasa: Mk 5,1-20; Mt 8,28-34; Lk 8,26-39
- Die Tochter der syrophönizischen Frau: Mk 7,24-30; Mt 15,21-28
- Der besessene Knabe: Mk 9,14-29; Mt 17,14-21; Lk 9,37-43
- Ein stummer Besessener: Mt 9,32-34; 12,22-24; Lk 11,14
- Die wahrsagende Sklavin: Apg 16,16-18
- Die Söhne des Skeuas: Apg 19,13-17
1.2.5 Rettungswunder
Diese Wundergeschichten zeigen uns Menschen in Seenot oder in Gefangenschaft. Sie sind feindlichen Mächten ausgeliefert. Oft sind diese Mächte Naturgewalten, von denen die Hilfsbedürftigen bedroht werden. Schließlich werden sie durch die Macht des Wundertäters aus diesen Gefahren befreit. Dieser erweist sich damit als Herr der Welt.
- Rettungswunder des Neuen Testaments
Die Jünger haben in ihren Glaubensüberlieferungen gelernt, dass Gott der Gott des Himmels und der Erde ist.
Jesus bestätigt in seinen Machtbeispielen damit, dass er nicht nur ein Prophet oder Zauberer ist, die es in dieser Zeit zu genüge gegeben hat, sondern, dass er die Autorität Gottes besitzt. Er selbst ist Gott. Somit sind diese Wunder auch ein Beweis der Gottheit Christi.
Ein Beispiel:
Der Sturm auf dem See: Mk 4,35-41
4, 35 Am Abend dieses Tages sagte er zu ihnen: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren.
4, 36 Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn.
4, 37 Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass es sich mit Wasser zu füllen begann.
4, 38 Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?
4, 39 Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein.
4, 40 Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?
4, 41 Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?
Solche Rettungsgeschichten geben den Menschen Hoffnung und Mut. Es soll gesagt werden, dass Gott sich der Machtlosen erbarmt. Denn in so einer Situation hilft ihnen auf einmal ihr ganzer Glaube nichts mehr. Sie können Jesus nur noch aus Angst und Verzweiflung aufwecken, denn ihr eigener Glaube und ihr Vertrauen sind geschwunden. Doch da erleben sie, dass Jesus der Retter ist. Auf einmal tritt ihnen der Gott, den sie nur aus der Überlieferung kannten, in Jesus entgegen. Da staunen sie.
- Liste aller Rettungswunder des Neuen Testaments
- Der Sturm auf dem See: Mk 4,35-41; Mt 8,18.23-27; Lk 15,21-28
- Die Befreiung des Petrus: Apg 12,3-11
- Die Befreiung von Paulus und Silas: Apg 16,23-34
- Der Schiffbruch des Paulus: Apg 27,14-44
1.2.6 Normenwunder
Bei dieser Kategorie von Wundergeschichten geht es darum, dass eine allgemeine Norm eingehalten oder nicht eingehalten wurde. Durch das Wunder wird dann dieses Tun von Gott legitimiert .
Es wird
1. das Nichteinhalten einer Norm für gut geheißen (z.B. Heilungen am Sabbat).
2. das Einhalten einer Norm durch ein Wunder belohnt (z.B. Paulus setzt sich für das Evangelium ein, der Biss einer Schlange schadet ihm nicht. ).
3. das Nichteinhalten einer Norm bestraft (z.B. Der Betrug des Hananias und der Saphira, die durch eine Lüge starben. ).
Diese Wundergeschichten setzen einen Normenkonflikt voraus. Das Wunder schafft nun in dieser Auseinandersetzung eine Klärung durch Gott, der im Wundertäter handelt.
- Normenwunder des Neuen Testaments
Eine ganze Reihe der Heilungswunder, die Jesus durchgeführt hat, werden als Normenwundererzählungen überliefert. Die entscheidende Frage dabei war meistens: Darf man am Sabbat heilen oder nicht? Die Frage wird durch das Wunder entschieden. Es werden neue Prioritäten gesetzt. Jesus, der Gesetzes-brecher bekommt von Gott her, Recht.
Angesichts der anbrechenden Gottesherrschaft, von der uns Jesus eine Kostprobe schenken möchte, taugen die alten Normen nicht mehr.
Ein Normenwunder:
Die Heilung einer Frau am Sabbat: Lk 13,10-17
13, 10 Am Sabbat lehrte Jesus in einer Synagoge.
13, 11 Dort saß eine Frau, die seit achtzehn Jahren krank war, weil sie von einem Dämon geplagt wurde; ihr Rücken war verkrümmt, und sie konnte nicht mehr aufrecht gehen.
13, 12 Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von deinem Leiden erlöst.
13, 13 Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott.
13, 14 Der Synagogenvorsteher aber war empört darüber, dass Jesus am Sabbat heilte, und sagte zu den Leuten: Sechs Tage sind zum Arbeiten da. Kommt also an diesen Tagen und lasst euch heilen, nicht am Sabbat!
13, 15 Der Herr erwiderte ihm: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke?
13, 16 Diese Tochter Abrahams aber, die der Satan schon seit achtzehn Jahren gefesselt hielt, sollte am Sabbat nicht davon befreit werden dürfen?
13, 17 Durch diese Worte wurden alle seine Gegner beschämt; das ganze Volk aber freute sich über all die großen Taten, die er vollbrachte.
Um das Sabbatgebot zu verstehen, folgt eine kurze Erläuterung:
Dieser Tag galt den Juden seit jeher als heilig. Da Gott nach dem priesterlichen Schöpfungsbericht am siebenten Tag ruhte, sollte auch der Mensch an diesem Rhythmus teilhaben. Das Gebot verbietet für diesen Tag jede Arbeit, um fürs Ruhen und Feiern Zeit zu haben. Zur Zeit Jesu war bereits genau festgelegt, welche Arbeiten das Sabbatgebot verletzten. Man zählte damals 39 verbotene Arbeiten. Einige davon: säen, pflügen, ernten, kneten, backen, schlachten, zerschneiden, bauen, Feuer anzünden, Knoten auflösen etc.
Doch wird am Sabbat auch an den Auszug aus Ägypten gedacht, der allein durch Gott möglich geworden war. Der Sabbat soll dieses Geschenk Gottes in Erinnerung rufen. Und dadurch, dass an diesem Tag jeder ruhen sollte; auch der Fremde, die Sklaven, ja sogar das Vieh, konnte jedes Geschöpf Anteil erhalten an der Befreiungsfreude, die Gott dem Menschen zuteil werden ließ.
Nun zur Krankheit, die den Körper der Frau missgestaltet hat. Allein der Zustand, dass die Frau nicht mehr gerade stehen konnte, drängte sie an den Rand der Gesellschaft. In der Synagoge zählten Frauen nicht. Dazu noch eine Gekrümmte. Solche Krankheiten, die man sich nicht erklären konnte wurden damals auf das Wirken von Dämonen zurückgeführt. Sie waren eine Strafe Gottes. Doch diese Frau hatte sich schon daran gewöhnt.
Nun ruft sie Jesus zu sich; sie hatte ihn nicht um Heilung gebeten. Er sieht nicht nur ihren krummen Rücken, sondern erkennt all die Not, die der Frau damit aufgebürdet war. Jesus wendet sich dieser verachteten Person zu und stellt sie in die Mitte des Geschehens. Er provoziert die Menge und die Schriftgelehrten.
Er will damit sagen, dass das Geschöpf Gottes gerade an einem solchen Tag, wo Schöpfung und Befreiung gefeiert werden, seine Freiheit zurückerhalten soll. Auch dem Vieh wird am Sabbat Wasser gegeben, damit es am Leben bleibt. Und gerade darum bricht er das Sabbatgebot, um das geknechtete Volk von der Fessel seiner Krankheit zu lösen und ins volle Leben zu stellen. Gerade am Sabbat soll spürbar werden, dass Gott die Wiederherstellung der Schöpfung und die Befreiung des Menschen in all seinen Lebensbereichen tatsächlich will.
- Liste aller Normenwunder des Neuen Testaments
- Die Heilung der verdorrten Hand: Mk 3,1-6; Mt 12,9-14; Lk 6,6-11
- Die Heilung des Gelähmten: Mk 2,1-12; Mt 9,1-18; Lk 5,17-26
- Die Heilung der gekrümmten Frau: Lk 13,10-17
- Die Heilung des Wassersüchtigen: Lk 14,1-6
- Die Tempelsteuer: Mt 17,24-27
- Die Heilung des Blindgeborenen: Joh 9,1-41
- Plötzlicher Tod von Hananias und Saphira: Apg 5,1-11
- Immunität gegen Schlangenbiss: Apg 28,1-6
1.2.7 Geschenkwunder
Diese Wundergeschichten zeichnen sich dadurch aus, dass der Wundertäter materielle Güter in Überfülle, und für alle auf unerklärliche Weise, überraschend bereitstellt. Deshalb sind die besonderen Merkmale dieser Kategorie, dass der Wundertäter immer aus eigenem Antrieb handelt, und dass sich das Wunder ganz unauffällig vollzieht.
- Geschenkwunder des Neuen Testaments
Wenn wir Geschenkwunder hören, denken wir zweifelsohne an die wunderbare Brotvermehrung, oder an das Weinwunder, bei der Hochzeit zu Kana. Deshalb wird exemplarisch das Weinwunder für unsere Betrachtungen herangezogen.
Die Hochzeit in Kana: Joh 2,1-12
2, 1 Am dritten Tag fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei.
2, 2 Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen.
2, 3 Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
2, 4 Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
2, 5 Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!
2, 6 Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter.
2, 7 Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand.
2, 8 Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm.
2, 9 Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen
2, 10 und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zu viel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.
2, 11 So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.
2, 12 Danach zog er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kafarnaum hinab. Dort blieben sie einige Zeit.
Einige Bemerkungen zum besseren Verständnis einer jüdischen Hochzeit:
Eine Hochzeit dauerte, wenn die Braut Jungfrau war sieben Tage, wenn eine Witwe noch einmal heiratete, vier Tage. Alle Eingeladenen waren allen anderen Verpflichtungen entbunden, auch der religiösen. Fastenzeiten wurden aufgehoben und Beerdigungen mussten warten. Die Juden hatten drei Wörter für Hochzeit: das erste bedeutet »Trinken«, das zweite »Hochzeitsgesang«, das dritte »Freudenfest«.
Für Leute, die Armut und Entbehrung kennen, spielt eine Hochzeitsfeier eine um so größere Rolle, denn für sieben Tage verwirklicht sich der Traum vom satten, fröhlichen, vollen Leben.
Die Mutter Jesu schenkt ihrem Sohn Vertrauen, denn sie hat die Erkenntnis, dass Gott Jesus beauftragt hat, dem Menschen Hochzeitsfreude zu bringen.
Durch das Wirken Jesu kann man etwas von der künftigen Hochzeitsfreude erahnen, von der Jesus spricht, wenn er vom himmlischen Hochzeitsfest im Reich seines Vaters spricht.
Dieses Geschenkwunder weist zeichenhaft auf die Fülle der Freude hin, die durch das Kommen Jesu eröffnet wird. „Diese »hohe Zeit« der Freude beginnt wohl in Kana, erreicht aber ihren Höhepunkt am Kreuz. ...Das ist das Erstaunlichste an der Christusbotschaft. Wo Gott in Jesus am Werk ist, da kommt Hoffnung in der Trostlosigkeit zum Vorschein, ...da entpuppt sich Niederlage als Sieg, da wird das Wasser (Zeichen des Mitsterbens in der Taufe: Röm 6,3-4) zu Wein, zum eucharistischen Zeichen der Teilnahme am himmlischen Fest der Freude.“
- Liste aller Geschenkwunder des Neuen Testaments
- Der Fischzug des Petrus: Lk 5,1-11
- Die Speisung der 5000: Mk 6,32-44; Mt 14,13-21; Lk 9,10-17; Joh 6,1-13
- Die Speisung der 4000: Mk 8,1-10; Mt 15,32-39
- Die Hochzeit zu Kana: Joh 2,1-11
1.3 Schwierigkeiten mit Wundern
Viele werden mit mir einer Meinung sein, wenn ich sage, dass es Schwierigkeiten mit dem Wunderverständnis gibt. Die Wunder bereiten uns Mühe, bringen uns in Verlegenheit oder machen uns ratlos. Man könnte die Hauptschwierigkeiten, die wir mit Wundern haben, in etwa so einteilen:
1. Sind Wunder historisch beweisbar?
2. Sind Wunder naturwissenschaftlich möglich?
3. Muss man an Wunder glauben?
Um gleich alle Spekulationen über mögliche Antworten vom Tisch zu wischen, möchte ich nach Volker Weymann die Antwort geben. Er beantwortet alle drei Fragen mit Nein. Ich meinerseits kann dem bedenkenlos zustimmen.
Doch da eine solch vorschnelle und knappe Antwort, vielleicht den einen oder andern nicht ganz zufrieden stimmt, wird jede der drei Fragen etwas konkreter behandelt.
1.3.1 Sind Wunder historisch beweisbar?
Um uns damit zu beschäftigen, müssen wir uns einmal an die historischen Quellen halten. Da es sich um die Wunder Jesu handelt, sind dies vor allem die Evangelien. Nun sind sie aber keine Reportagen des einzelnen Wunder-geschehens. Die Evangelien sind auch kein Protokoll über das Leben Jesu, nicht einmal eine Biographie. Vielmehr sind die Evangelien Erzählungen über die Worte und Taten Jesu, und über deren Auswirkungen. Sie wollen also nicht Tatsachen möglichst objektiv wiedergeben. Nein sie wollen Erfahrungen, die Menschen mit Jesus gemacht haben aus dem Blickwinkel des Glaubens festhalten.
„Die Wundergeschichten lassen also erkennen: Die von Jesus berichteten Wunder können nicht einfach als Tatsachenbeweise verwertet werden, weil das Weitererzählen derer, die davon betroffen, herausgefordert, ermutigt waren, sie geprägt und ausgeschmückt hat. Umso mehr geben sie uns aber Anlass, nicht beim Wundervorgang stehen und dabei leicht stecken zu bleiben, sondern darauf zu achten, wie Menschen dadurch herausgefordert und ermutigt werden konnten – und können.“
1.3.2 Sind Wunder naturwissenschaftlich möglich?
Zuerst fragen sie sich selbst, ob ihr Glaube es zulässt, dass Gott naturwissenschaftliche Gesetze aufheben kann?
Egal wie diese Frage beantwortet wird.
Wenn sie mit Ja antworten, dann könnte es sein, dass sie Gott nur als Lückenbüßer dafür verwenden, dass sie keine Antwort wissen. Deshalb sagen wir einfach Gott hebt die Gesetze auf, weil wir uns das eine oder andere einfach nicht anders erklären können.
Wenn sie mit Nein geantwortet haben, möchte ich entgegenstellen, dass unser derzeitiger Stand der Wissenschaft enorm ist, im Vergleich was beispielweise zu Zeit Jesu bekannt war. Dennoch sind viele Dinge für uns geradezu unvorstellbar. Und besonders große Wissenschafter geben zu, dass wir im Grunde eigentlich nichts wissen. Ich denke z.B. an die Worte des ehemaligen Rektors, des Kulturzentrums Minoriten, Josef Fink , der bei einer Gastvorlesung der RPA in Graz 1999 gesagt hatte: Man kann es zwar noch nicht beweisen, doch es könnte möglich sein, dass es sogar 12 Dimensionen gibt. Für unser kleines Denken einfach unvorstellbar.
Ich hoffe ich konnte zum Ausdruck bringen was ich damit meine.
Für die Naturwissenschaft steht fest, dass es keine Wunder geben kann. Denn jede ungeklärte Erscheinung gibt Anlass, der Sache näher auf den Grund zu gehen. „Denn was noch nicht erkannt ist, führt allenfalls zu einer erweiterten, zu einer veränderten Beschreibung von Naturgesetzen, hebt diese aber nicht schlechthin aufSomit ist es weder sinnvoll, der Naturwissenschaft von außen Grenzen setzen zu wollen, noch alle Grenzen, auf die Menschen in ihrem Leben stoßen nur unter naturwissenschaftlichem Aspekt betrachten zu wollen. In den Wundern Jesu werden Grenzen überschritten...Grenzen, auf die Menschen mit ihrem sozialen und physischen Leben, in ihrem Verhalten und Hoffen stoßen (deswegen kann es nicht stören, dass diese Grenzüberschreitungen nicht alle naturwissenschaftlich zu verrechnen sind). Die Grenzen und Widerstände, auf die Menschen hier stoßen, sind bestimmt durch Mangel, Krankheit, Entfremdung, starre Normen, Macht des Bösen, Vergeblichkeitserfahrung und Tod. Deswegen sind aber von den Wundern Jesu her Wunder recht verstanden nicht übernatürliche Eingriffe Gottes in den gewöhnlichen Weltlauf, vielmehr erweisen sich Wunder als Zeichen der grenzüberschreitenden Macht Gottes, in der er sich einlässt auf konkrete Bedrohungen menschlichen Lebens und diese überwindet. In dieser Weise können sich Wunder als herausfordernde und ermutigende Zeichen der Hoffnung erweisen.“
Kurzes eigenes Resümee: Ist Gott der, von dem Größeres nicht gedacht werden kann , wieso sollte er dann nicht außerhalb der Naturgesetze handeln können. Andererseits könnte es sein, dass er Gesetze nützt, von denen wir noch keine Ahnung haben, dass sie überhaupt existieren.
1.3.3 Muss man an Wunder glauben?
Wunder haben mit Glauben zu tun. Aber der Glaube an die Wunder Jesu darf nicht bei einem Für-wahr halten oder Für-unmöglich halten stehen bleiben. Denn dann währen ja die historischen oder naturwissenschaftlichen Einwände die schärfsten Gegner eines solchen Glaubens.
In Wirklichkeit haben solche Wunder aber mit noch schärferen Einwänden auszukommen. Sie haben nämlich mit Widerständen wie: Aussichtslosigkeit, Lebensbedrohung und Vergeblichkeitserfahrung zu tun. Denn mit solchen Wider-ständen, auf die wir im Leben stoßen können, haben die Wunder Jesu zu tun. Jesus ist vor diesen Widerständen und Widersprüchen nicht ausgewichen. Er hat sich vielmehr darauf eingelassen. Er nimmt sich der Kranken, Besessenen, Verzweifelten und Gescheiterten an; das wollen uns die Wunder-geschichten sagen. Hier erübrigt sich die Frage, ob man an das Wunder glauben muss oder nicht. Es ist nicht wesentlich, ob sie an das eigentliche Wunder glauben oder nicht. Wichtig ist, was uns diese Wunder sagen wollen. Sie sind „...Grund und Ermutigung zum Glauben wider dem Augenschein, zum Gegenan-Glauben und Gegenan-Leben gegen Bedrohung und Aussichtslosigkeit.“
1.4 Zur Theologie der Wundergeschichten
Die Wundergeschichten berichten etwas Aufregendes. Aber wenn Jesus Kranke und Besessene von ihren Leiden befreit hat, impliziert das nicht not-wendigerweise, dass er dabei irgendwelche Naturgesetze zeitweilig außer Kraft gesetzt hätte. Wie wir im vorausgegangenen Abschnitt bereits feststellen konnten, muss diese Frage schon aus rein naturwissenschaftlichen Gründen offen bleiben.
Zur Zeit Jesu hat sich das Problem in dieser Form auch gar nicht gestellt. Unsere moderne Unterscheidung, die in Gott die Erstursache (den Schöpfer) aller Dinge sieht, der durch Zweitursache (die Naturgesetze) wirkt, war ihnen unbekannt. Sie sahen Gott überall und unmittelbar am Werk – also auch in den ganz und gar alltäglichen Dingen.
Nach biblischem Verständnis ereignet sich ein Wunder also nicht nur da, wo Außerordentliches geschieht, sondern jedes Mal, wenn ein Mensch in den ganz gewöhnlichen Dingen des Alltags Gottes Wirken erkennt.
Es geht also bei den Wundern Jesu nicht darum, die naturwissenschaftliche Unmöglichkeit des Heilshandelns Jesu aufzuzeigen, sondern es soll deutlich gemacht werden, dass in der Begegnung mit Jesus, die Menschen zu einem neuen Leben im Geist erwachen, um so neue, und ungeahnte Kräfte zu entdecken.
Auch der heutige Mensch ist zu solchen Erfahrungen religiöser Sinndichte fähig. Dies soll ein einfaches Beispiel verdeutlichen:
Menschen, die einander lieben und durch diese Liebe restlos glücklich sind, verdanken ihr Schicksal meist dem Zufall. Etwa so: Das Mädchen musste an einem bestimmten Tag an einen bestimmten Ort reisen, hat aber verschlafen und musste mit dem nächsten Zug fahren. Dabei ist sie zufällig in das Abteil geraten, in dem dieser nette junge Mann saß. Dieser Mann musste zufällig die gleiche Strecke fahren und ist – welch ein Zufall schon wieder! – aufgrund bestimmter Umstände einen Tag früher gereist als vorgesehen. Während dieser Bahnfahrt haben die beiden einander kennen gelernt und sind jetzt glücklich.
Haben sie sich wirklich zufällig kennen gelernt?
Genau genommen nicht, denn jeder so genannte Zufall hat eine Ursache. Wenn jemand am Morgen verschlafen hat, gibt es dafür bestimmte Gründe, Übermüdung vielleicht, oder man hat – wiederum aufgrund gewisser Umstände – vergessen, den Wecker zu stellen. Und wenn ein Mann eine Reise einen Tag früher unternimmt als ursprünglich vorgesehen, so hat auch das präzise Ursachen.
Dass sich die beiden Menschen in jenem Zugabteil kennen gelernt haben, ist, nüchtern betrachtet, das Ergebnis einer komplizierten Kette von Ursachen und Wirkungen. Das wird in der Umgangssprache als Zufall betrachtet. Aber wem sollen die beiden nun danken für ihr Glück?
„Der englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton soll einmal gesagt haben, daß er sich im Leben eines Atheisten keinen schlimmeren Augenblick vorstellen könne als den, wenn er das Gefühl habe, jemanden danken zu müssen – und er weiß nicht wem.
Der Gläubige weiß, wem er danken darf. Er ist davon überzeugt, daß Gott alles in seinen Händen hat und demzufolge auch da wirkt, wo eine innerlich unbeteiligte Person lediglich natürliche Gesetzmäßigkeiten wahrnimmt. Ebendeshalb dürfen die beiden Menschen sagen: Gott, wie froh und wie dankbar sind wir, daß du damals alles so gefügt hast!
Warum sollte für einen Gläubigen dieses natürlich erklärbare Zusammentreffen zweier Menschen weniger wunderbar sein als eine unerklärliche Krankenheilung?
Gottes Handschrift ist oft nicht leicht zu lesen, aber sie läßt sich überall entziffern, auch im ganz gewöhnlichen Alltag. Und immer steht da der gleiche Satz geschrieben: Gott liebt uns.
Gott liebt uns. Das ist doch das eigentliche und einzige Wunder. Und alles, was wir erleben, sei das nun leicht erklärbar oder überhaupt nicht durchschaubar, ist doch nur die Folge dieses einen Wunders von Gottes Liebe. Die Rose im Garten und der Wein auf dem Tisch, die Freundschaft, die wir erfahren und das Vertrauen, das man uns schenkt, die Farben, der Schmetterling und das Lachen der Kinder...ist das nicht alles wunderbar?“
2 Was ist Therapie
Wenn ich im Lexikon unter Therapie nachschlage, dann lese ich dort: „Therapie die; -, ...ien: Kranken-, Heilbehandlung“ .
Das bedeutet, dass das Wort Therapie für alle Arten von Kranken und Heilbehandlung, die auf medizinischem sowie auf psychologischen Sektor durchgeführt werden, gebraucht wird.
Da ich zwei Jahre in Altgriechisch unterrichtet wurde und das Wort Therapie aus dieser Sprache stammt, kann ich dieses Wort von seiner ursprünglichen Bedeutung betrachten. Man könnte es mit „begleiten“, übersetzen. Therapieren bedeutet also, dass jemand einen Kranken, in welcher Form auch immer, begleitet. Im ursprünglichen Sinn geht es also nicht direkt um eine Behandlung, sondern um eine Begleitung. Einem beistehen und mitfühlen. Einem „da sein“!
Doch kann einfach „da sein“ schon eine Heilbehandlung sein?
Oder soll dadurch nur offenbar werden, dass Medizin alleine zu wenig ist. Das der Mensch jemanden braucht, der ihn durch diese schwere Zeit begleitet?
„Ich bin ganz für dich da.“ So wird der Name Gottes oft übersetzt.
Ist Gott dann ein Therapeut?
Ich will diese Fragen offen lassen, denn ich glaube, dass im Laufe der Arbeit noch Antworten aufgezeigt werden.
2.1 Therapieformen
Im Folgenden sollen nicht alle medizinischen Therapieformen aufgezählt werden, die in Österreich gesetzlich zugelassen sind, sondern nur alle jene, die sich mit der Heilung seelisch – geistiger Leiden befassen. Ich habe sie deshalb ausgewählt, weil sich meine Arbeit nur mit dieser Art von Leiden beschäftigt. Doch auch für jene möchte ich nicht den Anspruch der Vollständigkeit erheben, sondern nur die, die mir persönlich bekannt sind, herausgreifen.
2.1.1 Psychotherapie
„Unter Psychotherapie versteht man die Behandlung von psychisch bedingten Leidenszuständen und Verhaltensstörungen mit psychologisch-wissenschaftlichen Methoden.“
Man versteht darunter eine Vielzahl theoretisch unterschiedlich begründeter Behandlungsmethoden, die im Rahmen einer sozialen Interaktion , auf die Behebung von Störungen des emotionalen Befindens, und des Verhaltens zielen. Allen Psychotherapien ist also gemeinsam, dass sie psychisches Leiden verringern, Verhalten verändern und das Verständnis in die eigene Person erweitern wollen.
2.1.1.1 Suggestion und Hypnose
„Suggestion nennt man die wirksame Übertragung von Gefühlen und gefühlsbetonten Vorstellungen oder Überzeugungen von einer Person auf eine andere.“
Diese Fähigkeiten finden sich schon bei Tieren. Denn da Tiere keine Mitteilungen mit intellektuellen Inhalten weitergeben können, sind sie besonders offen für Affekte. Zum Beispiel, wenn ich einer Katze Liebe entgegenbringe antwortet sie auch mit Liebe. Ich übertrage ihr also mein Gefühl oder meine gefühlsbetonte Vorstellung.
Beim Menschen ist diese Fähigkeit aber trotz der viel höheren Entwicklung seines Intellekts, immer noch vorhanden. Denn es ist allgemein bekannt, dass Affekte eine ansteckende Wirkung haben. Oft können wir erleben, dass in einer Gruppe wo alle traurig sind, man selbst ganz traurig wird. Oder wenn jemand herzhaft lacht, dann muss man einfach mitlachen, auch wenn man gar nicht weiß warum die andere Person gelacht hat.
Ähnliches geschieht bei der Suggestion. In der Literatur wird zwischen Autosuggestion und Fremdsuggestion unterscheiden.
Bei der Fremdsuggestion handelt es sich um eine Übertragung eines emotional gefärbten Inhalts. Der/die Therapeut/in suggeriert sozusagen dem/der Patienten/in ein Gefühl, welches seiner/ihrer Gesundung hilfreich ist. Wenn sich in weiterer Folge dann dieses Gefühl bei dem/der Patienten/in einstellt, sind die Chancen einer Heilung viel größer als vorher. Ober aber das gewonnene Gefühl stellt bereits die Heilung dar. Da nun durch dieses Gefühl, zum Beispiel ein krankhaftes Verhalten geändert wurde.
Bei der Autosuggestion versucht sich jemand selbst von einem Gefühl zu überzeugen und daran zu glauben.
„Unter Hypnose versteht man einen besonderen, durch Suggestion bewirkten ‘tranceartigen’ psychischen Zustand.“ Bei der Hypnose muss der/die Patient/in im Allgemeinen zuerst eine entspannte Ruhelage einnehmen. Danach muss er/sie einen glänzenden Gegenstand fixieren, oft sind dies auch die Augen des/der hypnotisierenden Arztes/Ärztin. Durch dieses fixieren tritt ein Ermüdungszustand ein. Gleichzeitig wird dem/der Patienten/in aber Müdigkeit suggeriert, bis ihm/ihr die Augen zufallen. Wichtig ist bei diesem ersten Schritt, dass nichts suggeriert wird, was nicht der Realität entspricht. Mit anderen Worten: Wenn ich ein spiegelndes Objekt fixiere, dann ermüden meine Augen ohnedies.
Die Suggestion nimmt also ihren Anfang an Phänomenen , die wirklich vorhanden sind. „Auf diese Weise wird zuerst das Stadium der Somnolenz erreicht, dann das Stadium Paralyticum , ... und das Stadium Katalepsie , in dem die Gliedmaßen wie die einer Wachspuppe jede Stellung beibehalten, in die man sie bringt. Schließlich erreicht die hypnotisierte Person das Stadium des Somnambulismus , den eigentlichen hypnotischen Zustand,... In diesem Stadium werden die eigentlichen Heilsuggestionen erteilt.“
Es sollen nun positive Inhalte suggeriert werden. Zum Beispiel wird man sagen: der Kopf ist ganz frei und leicht, statt: der Kopf schmerzt nicht mehr. Oder man ruft bei hypnotisierten Menschen Inhalte ab, die im Wachzustand verschlossen sind. Deshalb wird die Hypnose auch verwendet, um unbewusste und verdrängte Inhalte des Lebens zu Tage zu bringen.
2.1.1.2 Die Gesprächstherapie
Der Begründer dieser Therapieform ist der amerikanische Psychologe Carl R. Rogers. Rogers geht von zwei Grundannahmen aus:
1. Der Mensch ist von Natur aus gut.
2. Jeder Mensch strebt nach Selbstverwirklichung.
Diese im Menschen vorhandenen Kräfte sind oft aber verschüttet oder sie können sich nicht richtig entfalten. Um den Menschen aber zu helfen, diese Kräfte wieder zu reaktivieren, spricht der/die Therapeut/in mit ihm/ihr. Es wird eine entsprechende Beziehung aufgebaut wird, in der sich der/die Patient/in wohl fühlt. Wenn sich der/die Patient/in angenommen und ernst genommen fühlt, dann steigt sein/ihr Selbstwert, und in weiterer Folge kann er/sie vom Fehlverhalten geheilt werden.
Die bekanntesten therapeutischen Verhaltensweisen sind:
- Echtheit und Aufrichtigkeit
- Wertschätzung und emotionale Wärme
- Einfühlendes Verstehen
2.1.1.3 Die Verhaltenstherapie
Diese Methode will nicht die Hintergründe aufdecken, die ein sog. Fehlverhalten auslösen, sondern orientiert sich nur an den Symptomen, und will diese durch die Anwendung der Lerntheorien (z.B. Umkonditionierung), beseitigen.
Ich möchte, der Vollständigkeit halber, die Theorien aufzählen, doch es kann in dieser Arbeit, nur bei einem Aufzählen bleiben.
- Desensibilisierung (=Entspannung bei Konfrontation mit Angstobjekt)
- Instrumentale (operante) Konditionierung (=Verstärkung gewünschten Verhaltens)
- Negatives lernen (=Übersättigung)
- Aversionslernen (=Verknüpfung von Strafreizen mit unerwünschtem Verhalten)
- Selbstbehauptungstraining (= Ermutigung)
- Selbstkontrolle (=Patient/in behandelt sich selbst)
2.1.1.4 Tiefenpsychologische Therapien
Von den oben erwähnten psychotherapeutischen Verfahren, die nur an den Symptomen und deren Änderung interessiert sind, werden in der Literatur die aufdeckenden tiefenpsychologischen Psychotherapien abgegrenzt.
Der Prototyp dieser Art ist die Methode der Psychoanalyse nach Siegmund Freud. C.G. Jung, Alfred Adler und Viktor Frankl forschten auf diesem Gebiet weiter.
Das psychoanalytische Modell basiert auf vier zentralen Grundannahmen:
1. Der Bedeutung des Unbewussten für seelische Funktionen.
2. Der Annahme von internalisierten Konflikten, aus denen beobachtbare Symptome entstehen und unterhalten werden.
3. Der Annahme, dass Symptome eine Bedeutung sowohl für das betroffene Individuum wie auch seine Anpassung an die Umwelt haben.
4. Dem Konzept der Übertragung als Methode zum Verständnis und zur Interpretation der Interaktionen zwischen Patient/in und Therapeut/in in Form vergangener Erfahrungen mit Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen.
Symptome und gestörtes Verhalten werden in diesen Modellen wesentlich durch unbewusste Faktoren bestimmt. Mit dem Begriff der Übertragung werden in der Therapie gezeigte Verhaltensweisen und Einstellungen bezeichnet, bei denen der/die Patient/in den/die Therapeuten/in als eine Projektionsfläche von Gefühlen gebraucht. Die nun sichtbar gewordenen Verhaltensweisen werden im Folgenden von dem/der Therapeuten/in interpretiert und mit dem/der Patienten/in auf mögliche Ursachen für sein/ihr seelisches Leid untersucht. Durch diese Konfrontation, Klärung und Interpretation kann eine Einsichtsvermittlung entstehen, die dem/der Patienten/in in weiterer Folge hilft und ihn/sie heilt.
2.1.1.5 Musiktherapie
Musik hatte immer eine kultische und heilende Bedeutung. Wenn wir die Davidsgeschichte betrachten, dann können wir dies biblisch belegen. Um den bösen Geist Sauls zu besänftigen, spielte David auf der Harfe.
Die Musiktherapie gibt es seit ca.10-15 Jahren in Österreich. In Wien werden die Musiktherapeuten/innen in einer eigens dafür vorgesehenen Schule ausgebildet.
Ziel dieser Therapieform ist es, dass wir unsere inneren Emotionen, die wir nicht sagen können, und/oder auch nicht non verbal auszudrücken vermögen, durch das Spielen von einfachen Instrumenten (Trommeln und sonstiger Orff Instrumente), ausdrücken können. Dadurch werden wir innerlich frei, und viele unserer Verkrampfungen und Ängste können sich lösen.
2.1.1.6 Maltherapie
In dieser Therapieform werden die oben angesprochenen inneren Emotionen durch den Pinsel und das Papier ausgedrückt. Man malt sich frei. Die Ängste, Sehnsüchte und Verwundungen, über die man nicht sprechen kann, all das wird ins Bild gebracht.
Diese Therapieform wird auch oft in Krankenhäusern z.B. bei Patienten/innen, die einen misslungenen Selbstmordversuch hinter sich haben, angewendet.
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