Die zentrale Frage ist, inwiefern eine vorweggenommene Analyse der äußeren Situation und eine Selbstklärung im Vorfeld in der eigentlichen Gesprächssituation zu einer gelingenden Kommunikation beitragen können. Was aber ist „gelingende Kommunikation“, was ist – angesichts einer Fülle von Definitionen – überhaupt unter „Kommunikation“ zu verstehen? In Kapitel 2 soll zunächst geklärt werden, wie dieser Begriff im Rahmen dieser Arbeit verwendet wird. Kapitel 3 befasst sich mit dem Modell des Inneren Teams nach Schulz von Thun und dem Gehalt der äußeren Situation in ihrem systemischen Kontext als theoretische Grundlage für die spätere Anwendungssituation. In Kapitel 4, dem praktischen Teil der Arbeit, wird dann die Ausgangssituation für das zu führende Gespräch analysiert und der Ablauf der, mit dem Ziel der Selbstklärung in der Planungsphase einberufenen, „inneren Ratsversammlung“ (Schulz von Thun, 2004b, S. 89) beschrieben. Schließlich werden die Durchführung und die wesentlichen inhaltlichen Ergebnisse des vereinbarten Gesprächs dargestellt und die daraus resultierenden Erfahrungen interpretiert. Abschließend soll in Kapitel 5 die Tauglichkeit des Modells für die gewählte Anwendungssituation bewertet und damit die Eingangsfrage beantwortet sowie ein Ausblick auf Perspektiven und weitere Anwendungsgebiete des Modells gegeben werden. Allen datenschutzrechtlichen Verpflichtungen bin ich nachgekommen. Meine Kollegin hat einer Tonbandaufzeichnung unseres Gesprächs zugestimmt, die Arbeit vor der Abgabe gelesen und ist mit der anonymisierten Verwertung der Ergebnisse in der vorliegenden Form einverstanden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Der Begriff der Kommunikation
3 Das Innere Team und die äußere Situation nach Schulz von Thun
3.1 Das Ideal der Stimmigkeit
3.2 Innere Pluraliät
3.3 Das Modell des Inneren Teams
3.4 Die äußere Situation
3.5 Das Vier-Felder-Schema
4 Das Modell in der Praxis: Ein kollegiales Reflexionsgespräch
4.1 Ausgangssituation
4.2 Selbstklärung in der Planungsphase: Die innere Ratsversammlung
4.3 Durchführung und Ergebnisse des Gesprächs
4.4 Erfahrungen und Interpretation
5 Zusammenfassende Bewertung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Erklärung
1 Einleitung
„Aber ja, selbstverständlich. Lass uns gleich einen Termin vereinbaren!“ Meine Antwort noch im Ohr und den Telefonhörer in der Hand, überlegte ich, was sich soeben abgespielt hatte. Meine Kollegin hatte mich um ein persönliches Gespräch gebeten - ich hatte spontan zugesagt. Mit einigem Erstaunen stellte ich fest, dass sich ein „ungutes Gefühl in der Magengegend“ breit machte und ich mich außer Stande sah, dafür einen plausiblen Grund zu finden.
Die vorliegende Arbeit befasst sich damit, die diffuse Gefühlslage in der oben kurz angerissenen Ausgangssituation mit Hilfe des in der Folge dargestellten Kommunikationsmodells als Werkzeug klarer zu fassen und zu systematisieren. Die zentrale Frage dabei ist, inwiefern eine vorweggenommene Analyse der äußeren Situation und eine Selbstklärung im Vorfeld in der eigentlichen Gesprächssituation zu einer gelingenden Kommunikation beitragen können.
Was aber ist „gelingende Kommunikation“, was ist – angesichts einer Fülle von Definitionen – überhaupt unter „Kommunikation“ zu verstehen? In Kapitel 2 soll zunächst geklärt werden, wie dieser Begriff im Rahmen dieser Arbeit verwendet wird. Kapitel 3 befasst sich mit dem Modell des Inneren Teams nach Schulz von Thun und dem Gehalt der äußeren Situation in ihrem systemischen Kontext als theoretische Grundlage für die spätere Anwendungssituation. In Kapitel 4, dem praktischen Teil der Arbeit, wird dann die Ausgangssituation für das zu führende Gespräch analysiert und der Ablauf der, mit dem Ziel der Selbstklärung in der Planungsphase einberufenen, „inneren Ratsversammlung“ (Schulz von Thun, 2004b, S. 89) beschrieben. Schließlich werden die Durchführung und die wesentlichen inhaltlichen Ergebnisse des vereinbarten Gesprächs dargestellt und die daraus resultierenden Erfahrungen interpretiert. Abschließend soll in Kapitel 5 die Tauglichkeit des Modells für die gewählte Anwendungssituation bewertet und damit die Eingangsfrage beantwortet sowie ein Ausblick auf Perspektiven und weitere Anwendungsgebiete des Modells gegeben werden.
Allen datenschutzrechtlichen Verpflichtungen bin ich nachgekommen. Meine Kollegin hat einer Tonbandaufzeichnung unseres Gesprächs zugestimmt, die Arbeit vor der Abgabe gelesen und ist mit der anonymisierten Verwertung der Ergebnisse in der vorliegenden Form einverstanden.
Die Verwendung der männlichen und weiblichen Form erfolgt in diesem Text unsystematisch; gemeint sind selbstverständlich jeweils immer Männer und Frauen.
2 Der Begriff der Kommunikation
Sowohl in der wissenschaftlichen Literatur als auch im Alltagssprachgebrauch finden sich zahlreiche Definitionen für den Begriff der Kommunikation. Bereits 1977 zählte Merten 160 wissenschaftliche Definitionen auf, die sich je nach Disziplin und Interessensgebiet des entsprechenden Wissenschaftlers mehr oder minder unterscheiden. Selbst eine stark verkürzte, zusammenfassende Darstellung würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.
Eine für den weiteren Verlauf der Arbeit geeignete Definition, die den Begriff ausreichend eingrenzt, ohne jedoch den Blickwinkel zu sehr einzuengen, liefert Frindte:
„Kommunikation ist ein sozialer Prozess, in dessen Verlauf sich die beteiligten Personen wechselseitig zur Konstruktion von Wirklichkeit anregen.“ (2001, S. 17)
Diese Sichtweise nimmt die soziale Wechselseitigkeit und den prozesshaften Charakter als erstes Merkmal von Kommunikation in den Blick. Diese kann sowohl face-to-face als auch mit Hilfe technischer Medien stattfinden, formell oder informell sein und verbal und / oder nonverbal zum Ausdruck kommen (vgl. Frindte, 2001, S. 17). Auch Schulz von Thun betont diesen Aspekt, wenn er Kommunikation als „ein Wechselwirkungsgeschäft mit mindestens zwei Beteiligten“ bezeichnet (2005, S. 83).
Wenn Menschen miteinander in Beziehung treten, produzieren sie, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, Vorstellungen, Erwartungen, Bilder und Aussagen über die Wirklichkeit. Diese eigenen bzw. gemeinschaftlich entstandenen Wirklichkeitskonstruktionen sind als Ergebnis und weitere Voraussetzung für das kommunikative Geschehen ein zweites Merkmal von Kommunikation (vgl. Frindte, 2001, S. 17).
Auch die intrapsychischen Vorgänge, die für den Untersuchungsbereich dieser Arbeit eine entscheidende Rolle spielen, sind in der interpersonalen Kommunikation von zentraler Bedeutung. Hierzu Theunissen und Ziemen:
„[...]; zugleich repräsentiert sie [die Kommunikation, U.S.] aber auch Identität, dokumentiert einen Ausdruck des ‚inneren Zustands’ einer Person, drückt ihre Gefühle, Haltungen sowie die Art und Weise des ‚In-der-Welt-Seins’ aus.“ (2000, S. 361)
Noch unbeantwortet ist die Frage, wie Kommunikation angesichts dieser komplexen Wirkungszusammenhänge gelingen kann. Wenn im nächsten Kapitel die theoretische Grundlage für die vorliegende Arbeit referiert wird, soll ausgehend vom „Ideal der Stimmigkeit“ (Schulz von Thun, 2004b, S. 13) auch darauf eingegegangen werden.
3 Das Innere Team und die äußere Situation nach Schulz von Thun
Prof. Dr. Friedemann Schulz von Thun (geboren 1944) lehrt Psychologie an der Universität Hamburg und ist Leiter des dortigen Arbeitskreises „Kommunikation und Klärungshilfe“. Seine wissenschaftlichen Wurzeln liegen in der humanistischen Psychologie. Insbesondere der personzentrierte Ansatz von Carl Rogers, den er als Schüler und späterer Assistent von Reinhard Tausch näher kennen lernte, die Gestalttherapie Fritz und Laura Perls’, vertieft durch seine Lehrzeit bei Ruth Cohn, Alfred Adlers Individualpsychologie und systemische Schulrichtungen beeinflussten seine Forschungsarbeit nachhaltig. Die in den siebziger und achziger Jahren entstandenen, grundlegenden Kommunikationsmodelle stellen eine Zusammenschau dieser theoretischen Erkenntnisse dar, die Schulz von Thun mit praktischen Seminarerfahrungen mit Führungskräften und Lehrern verband. Vor allem bei der Bewältigung praktischer Kommunikationsprobleme sollen diese Modelle denn auch Unterstützung bieten. Die sich anschließenden Publikationen, in erster Linie die Trilogie „Miteinander reden“, gelten mittlerweile als Standardwerk in Beruf und Schule. Das Modell des Inneren Teams und der äußeren Situation soll im Anschluss in seinen theoretischen Kernaussagen dargestellt und in der Folge in einem praktischen Anwendungsbeispiel erprobt werden.
3.1 Das Ideal der Stimmigkeit
Zentral übergeordnetes Kriterium für eine angemessene und gelingende Kommunikation ist nach Schulz von Thun das Ideal der Stimmigkeit als „die doppelte Übereinstimmung sowohl mit mir selbst als auch mit dem Charakter der Situation“ (2004b, S. 13). Indem zum einen das kommunizierende Subjekt den Blick nach innen richtet und seine Regungen, Gefühle und Forderungen ebenso wie Anliegen seiner Existenz in eine kongruente Äußerung übersetzt, ist es im Einklang mit sich selbst und Kommunikation wird authentisch und identitätsgemäß. Indem zum anderen die konkrete Situation ins Blickfeld gerückt wird, die wiederum in ein Gesamtsystem eingebettet ist, wird Kommunikation situations- und systemgerecht (vgl. Schulz von Thun, 2004b, S. 13f).
Schulz von Thun verbindet durch diese Betrachtungsweise zwei gleichrangig nebeneinander stehende, in vielerlei Hinsicht auch konkurrierende Denkschulen: die humanistische (mit der autonomen, sich verwirklichenden Persönlichkeit im Mittelpunkt) und die systemische (in der der Mensch als Teil eines übergeordneten Systems sozialer Beziehungen wahrgenommen wird) (2004b, S. 16).
3.2 Innere Pluralität
Während der Mensch nach außen mit einer Stimme spricht, melden sich in seinem Inneren meist mehrere. Noch während in seinem Inneren Konflikte ablaufen, trifft er hin- und hergerissen Entscheidungen, die er im nächsten Moment bereut und wieder rückgängig machen möchte, wirkt unentschlossen; äußert sich uneindeutig oder lässt sich gar vollends lähmen. Diese „innere Pluralität“, wie Schulz von Thun (2004b) dieses Phänomen nennt, wird zumeist als Last empfunden, stört es doch die Vorstellung von der einen, kraftvollen Persönlichkeit, die geradlinig, dynamisch und ohne zeitlichen Verzug alle Wechselfälle des Lebens meistert, ganz empfindlich (vgl. Schulz von Thun, 2004b, S. 21).
Doch die „Sichtweise der Persönlichkeit als einheitliche führt zu allen möglichen Arten unnötiger Verzweiflung“ (Schwartz, 2004, S. 28). Den Menschen als pluralistische Gesellschaft zu begreifen und zu akzeptieren, die Chance zu nützen, die das Potenzial der inneren Stimmen eröffnet, kann dabei helfen, mit sich selbst ins Reine zu kommen und in der Folge klar zu kommunizieren (vgl. Schulz von Thun, 2004a, S. 13f). In seinem Modell des Inneren Teams beschäftigt sich Schulz von Thun mit dem konstruktiven Umgang mit dieser inneren Vielfalt.
3.3 Das Modell des Inneren Teams
In Analogie zur Berufswelt – daher auch als Parallelitätsthese bezeichnet - bedient sich Schulz von Thun der Metapher vom Inneren Team, um die verwirrende Komplexität des menschlichen Seelenlebens greifbar zu machen. Sein Modell versteht er als phänomenologisch, d. h. alle inneren Stimmen werden so aufgenommen, wie sie vom Individuum gehört werden, ohne sie mit Hilfe einer Persönlichkeitstheorie einzuordnen (vgl. Schulz von Thun, 2004a, S. 23).
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- Citation du texte
- Uschi Schwander (Auteur), 2006, Das Innere Team und die äußere Situation nach Schulz von Thun im kollegialen Reflexionsgespräch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59862
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