Emotionen und Affekte sind etwas Alltägliches. Wir haben sie und wir lesen sie unwillkürlich aus den Gesten und Gesichtern der Menschen, denen wir begegnen. Wir hinterfragen nicht ob das, was wir interpretieren auch dem entspricht, was unser Gegenüber tatsächlich empfindet. In der Kunst hat die Affektdarstellung eine Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Der ästhetische Begriff des Affekts bezieht sich laut der Erläuterungen des „Lexikon der ästhetischen Grundbegriffe“„sowohl auf die Ebene künstlerischen Darstellungs- bzw. Abbildungsinhalte als auch auf das expressive Wirkungspotenzial von Kunst.“ Die Film-Kunst bedient sich in dieser Tradition beider Funktionen der Affektdarstellung: erstens als Bildinhalt, um die Information über die Gefühle einer Figur zu transportieren und zweitens, um eine emotionale Wirkung beim Betrachter zu erzielen. Lässt sich nicht sogar sagen, dass es das vornehmliche Ziel von Kinofilmen ist, beim Zuschauer Emotionen zu wecken? Ist nicht sogar eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale, ob man von einem kinematoraphischen Ereignis emotional berührt wurde? Das charakteristische der Filmsprache ist die Fähigkeit Handlungen aus unterschiedlichen Distanzen zu zeigen und so eine emotionale Reaktion herbeizuführen. Knut Hickethier bestätigt: „Durch den Wechsel der Einstellungsgrößen werden wir in unterschiedliche Nähe zum Objekt gesetzt, werden ihm nahegebracht und von ihm entfernt. Für die emotionale Steuerung spielt dies eine wesentliche Rolle,…“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Carl Plantinga – Das Gesicht in der Szene der Empathie
- Entstehung von Empathie für die Figuren des Films
- Der Einsatz des Gesichts
- Gilles Deleuze –das Gesicht als Affekt
- Aktionsbild und Affektbild
- Die Bedeutung der Großaufnahme als Affektbild für den Film
- Die Fläche des Gesichts und die Linie des Minenspiels
- Ausdruck und Bewegung des Gesichts im Film
- „Artificial Intelligence“ – das Gesicht im Film
- Das Gesicht in der Szene der Empathie im Vergleich zu anderen emotionalen Szenen
- Sprechbewegungen als affektiver Indikator
- Das Objekt als Affektbild
- Lenkung der Aufmerksamkeit
- Resumee
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Funktion der Großaufnahme des Gesichts im Film, indem sie die Konzepte von Carl Plantinga und Gilles Deleuze vergleicht und am Film "Artificial Intelligence" illustriert. Ziel ist es, die unterschiedlichen Perspektiven auf die Darstellung von Emotionen und Affekten durch die Großaufnahme des Gesichts herauszuarbeiten und deren Wirkung auf den Zuschauer zu analysieren.
- Die Rolle des Gesichts in der Entstehung von Empathie beim Zuschauer (Plantinga).
- Das Gesicht als Träger von Affekten und dessen Bedeutung in der Filmsprache (Deleuze).
- Der Vergleich der Konzepte von Plantinga und Deleuze anhand konkreter Beispiele aus "Artificial Intelligence".
- Die Analyse der Montagetechnik und des Einsatzes von Großaufnahmen in "Artificial Intelligence".
- Die Funktion von Sprechbewegungen und Objekten als affektive Indikatoren im Film.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Affektdarstellung im Film ein und benennt die zentrale Frage nach der Funktion der Großaufnahme des Gesichts. Sie stellt die Konzepte von Plantinga und Deleuze vor und kündigt die Analyse des Films "Artificial Intelligence" an. Die emotionale Wirkung des Films wird als zentrales Thema herausgestellt, und der Fokus auf die Großaufnahme als Mittel zur emotionalen Steuerung des Zuschauers wird begründet.
Carl Plantinga – Das Gesicht in der Szene der Empathie: Dieses Kapitel präsentiert Plantingas Argumentation, die die Bedeutung der Großaufnahme des Gesichts für die Entstehung von Empathie beim Zuschauer hervorhebt. Plantinga argumentiert, dass die Konzentration auf das Gesicht intime Regungen der Figur sichtbar macht und somit die Identifikation, bzw. besser die Empathie des Zuschauers fördert. Der Fokus liegt auf dem Prozess der affektiven Ansteckung durch das Gesicht als zentralen Auslöser empathischer Reaktionen.
Gilles Deleuze –das Gesicht als Affekt: Dieses Kapitel analysiert Deleuzes philosophische Betrachtung der Großaufnahme. Deleuze unterscheidet zwischen Aktions- und Affektbild, wobei die Großaufnahme des Gesichts als Affektbild fungiert, das Affekte und Emotionen unmittelbar beim Zuschauer auslöst. Die Analyse konzentriert sich auf den Ausdruck und die Bewegung des Gesichts als Träger von Affekten und deren Bedeutung für die filmische Erzählung. Deleuze betont die Fläche des Gesichts und die Linie des Minenspiels als wesentliche Elemente der Affektübertragung.
„Artificial Intelligence“ – das Gesicht im Film: Dieses Kapitel analysiert den Film "Artificial Intelligence" anhand der Konzepte von Plantinga und Deleuze. Es untersucht, wie die Großaufnahme des Gesichts in diesem Film eingesetzt wird, um Empathie und Affekte beim Zuschauer hervorzurufen. Die Analyse umfasst die Untersuchung von Sprechbewegungen und Objekten als affektive Indikatoren und die Lenkung der Aufmerksamkeit des Zuschauers durch die Kameraführung und Montage. Die klare und klassische Montagetechnik des Films wird als besonders geeignet für die Untersuchung der Thesen von Plantinga und Deleuze hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Großaufnahme, Gesicht, Film, Emotionen, Affekte, Empathie, Carl Plantinga, Gilles Deleuze, "Artificial Intelligence", Aktionsbild, Affektbild, Montagetechnik, Identifikation, mimischer Ausdruck, affektive Ansteckung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Großaufnahme des Gesichts im Film "Artificial Intelligence"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Funktion der Großaufnahme des Gesichts im Film, insbesondere im Film "Artificial Intelligence". Sie untersucht, wie Großaufnahmen von Gesichtern Emotionen und Affekte beim Zuschauer erzeugen und welche Rolle sie in der Entstehung von Empathie spielen.
Welche theoretischen Konzepte werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Theorien von Carl Plantinga und Gilles Deleuze. Plantinga betont die Rolle des Gesichts in der Entstehung von Empathie, während Deleuze das Gesicht als Träger von Affekten und dessen Bedeutung in der Filmsprache untersucht. Die Arbeit vergleicht und kontrastiert diese beiden Perspektiven.
Wie wird der Film "Artificial Intelligence" analysiert?
Der Film "Artificial Intelligence" dient als Fallstudie, um die theoretischen Konzepte von Plantinga und Deleuze zu illustrieren und zu überprüfen. Die Analyse konzentriert sich auf den Einsatz von Großaufnahmen des Gesichts, die Montagetechnik und die Rolle von Sprechbewegungen und Objekten als affektive Indikatoren.
Welche Rolle spielt die Empathie im Film?
Ein zentrales Thema ist die Entstehung von Empathie beim Zuschauer. Die Arbeit untersucht, wie die Großaufnahme des Gesichts dazu beiträgt, dass der Zuschauer sich in die Figuren hineinversetzen und deren Emotionen nachempfinden kann (Plantinga’s Ansatz).
Welche Rolle spielen Affekte im Film?
Die Arbeit analysiert, wie Affekte durch die Großaufnahme des Gesichts vermittelt werden (Deleuze’s Ansatz). Der Fokus liegt dabei auf dem Ausdruck und der Bewegung des Gesichts als Träger von Affekten und deren Bedeutung für die filmische Erzählung.
Was sind Aktions- und Affektbild nach Deleuze?
Deleuze unterscheidet zwischen Aktionsbild (Handlung) und Affektbild (Emotion/Affekt). Die Großaufnahme des Gesichts wird in dieser Arbeit als Affektbild betrachtet, das Emotionen und Affekte unmittelbar beim Zuschauer auslöst.
Welche Bedeutung haben Sprechbewegungen und Objekte im Film?
Die Arbeit untersucht Sprechbewegungen und Objekte als zusätzliche affektive Indikatoren im Film "Artificial Intelligence", die die Wirkung der Großaufnahme des Gesichts verstärken oder modifizieren können.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu Plantinga's und Deleuze's Theorien, eine detaillierte Analyse von "Artificial Intelligence", ein Resumee und ein Literaturverzeichnis.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Großaufnahme, Gesicht, Film, Emotionen, Affekte, Empathie, Carl Plantinga, Gilles Deleuze, "Artificial Intelligence", Aktionsbild, Affektbild, Montagetechnik, Identifikation, mimischer Ausdruck, und affektive Ansteckung.
Welche Forschungsfrage wird beantwortet?
Die zentrale Forschungsfrage ist, wie die Großaufnahme des Gesichts im Film "Artificial Intelligence" zur Entstehung von Empathie und zur Vermittlung von Affekten beim Zuschauer beiträgt, unter Berücksichtigung der theoretischen Perspektiven von Plantinga und Deleuze.
- Quote paper
- Anna Jontza (Author), 2005, Die Funktion der Großaufnahme des Gesichts im Film: Vergleich der Konzepte von Carl Plantinga und Gilles Deleuze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59713