Dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, ist eine für viele Menschen kaum zu verstehende Glaubensaussage. Wir lehnen die Vorstellung ab, dass durch den Tod Christi, einem zornigen Gott Genugtuung geleistet werden musste. Aber auch die Vorstellung, dass Gott, seinen Sohn stellvertretend am Kreuz verenden lässt, stimmt nicht mit unseren Vorstellungen von einem liebenden Gott.
Dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, ist eine Glaubensaussage, die im Mittelpunkt dieser Hausarbeit steht. Im Religionsunterricht, in vielen Predigten, im Glaubensbekenntnis und vielen religiösen Büchern wird deutlich, dass Jesus Tod am Kreuz und seine Auferstehung zentral für den christlichen Glauben sind. Man kann seinen Tod jedoch nicht darauf reduzieren, dass Jesus lediglich ein Märtyrer war, der am Kreuz für seine Überzeugung gestorben ist. Er hat nach dieser Interpretation den Tod nicht gescheut und seine Überzeugungen nicht verraten. Hier wird aber geleugnet, dass Jesus für uns und unsere Sünden gestorben ist. Dabei ist der Begriff der "Sünde", wie der Kreuzigungstod von Jesus, für viele Gläubigen schwer verständlich. Das ist nicht verwunderlich, denn der Begriff der "Sünde" wurde in der Vergangenheit oft systematisch benutzt, um Menschen zu manipulieren, sie klein zu halten und zu kontrollieren.
Inhalt
1. Einführung
2. In Jesus begegnet der Mensch Gott
3. Die Sünde als Folge der Trennung des Menschen von Gott:
4. Der sündhafte Mensch und seine Rettung:
5. Das Alte und Neue Testament als Schlüssel für das Verständnis des Kreuztodes:
5.1 Das Alte Testament als Fundament der Kreuzesinterpretation:
5.2 Die Deutung des Kreuztodes in den Evangelien:
5.3 Die Deutung des Kreuztodes in den Briefen des Neuen Testaments:
6. Konsequenzen aus dem Geschehen am Kreuz für den Menschen:
7. Fazit.
1. Einführung
Dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, ist eine für viele Menschen kaum zu verstehende Glaubensaussage. Wir lehnen die Vorstellung ab, dass durch den Tod Christi, einem zornigen Gott Genugtuung geleistet werden musste. Aber auch die Vorstellung, dass Gott, seinen Sohn stellvertretend am Kreuz verenden lässt, stimmt nicht mit unseren Vorstellungen von einem liebenden Gott.
Dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist, ist eine Glaubensaussage, die im Mittelpunkt dieser Hausarbeit steht. Im Religionsunterricht, in vielen Predigten, im Glaubensbekenntnis und vielen religiösen Büchern wird deutlich, dass Jesus Tod am Kreuz und seine Auferstehung zentral für den christlichen Glauben sind1. Man kann seinen Tod jedoch nicht darauf reduzieren, dass Jesus lediglich ein Märtyrer war, der am Kreuz für seine Überzeugung gestorben ist. Er hat nach dieser Interpretation den Tod nicht gescheut und seine Überzeugungen nicht verraten. Hier wird aber geleugnet, dass Jesus für uns und unsere Sünden gestorben ist. Dabei ist der Begriff der „Sünde“, wie der Kreuzigungstod von Jesus, für viele Gläubigen schwer verständlich. Das ist nicht verwunderlich, denn der Begriff der „Sünde“ wurde in der Vergangenheit oft systematisch benutzt, um Menschen zu manipulieren, sie klein zu halten und zu kontrollieren2.
Im zweiten Abschnitt wird zunächst einmal dargestellt, wer Jesus überhaupt ist. Es wird deutlich, dass Jesus zwar Mensch war, aber auch Gott selbst. Jesus zeigte uns durch sein Tun und Handeln, wer Gott ist. Danach nähern wir uns im Abschnitt 3 dem Begriff der „Sünde“ an. Gott fordert uns auf, dass die Menschen ihn in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen. Viele Umstände führen jedoch dazu, dass wir uns von Gott trennen. Diese Trennung wird nach christlicher Lehre „Sünde“ genannt. Gott fordert von uns „Gerechtigkeit“. Er fordert „Sühne“ von uns. Diese „Gerechtigkeit“ und „Sühne“ hat Gott selbst herbeigeführt, indem Jesus, also Gott selbst, für uns den Kreuztod starb (Abschnitt 4). „Belegt“ wird die Aussage, dass „Gott für uns starb“ mit verschiedenen Textstellen aus dem Alten und dem Neuen Testament (Abschnitt 5). Gottes Liebesakt, dass er „für uns starb“ hat für uns Menschen Konsequenzen, denn wir Menschen müssen uns ändern und Gott wieder in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen. Das wird in Abschnitt 6 dargestellt.
2. In Jesus begegnet der Mensch Gott
Gott besteht aus drei Wesen. Gott ist der Schöpfer und Ursprung des Lebens. Mit dem Heiligen Geist ist die Spiritualität gemeint. Die Menschen erfahren durch den Heiligen Geist Gott, denn die Gotteserfahrung ist nicht nur eine Sache des Kopfes, sondern auch eine Sache des Herzens. Jesus Christus zeigt uns durch sein Leben und seine Gleichnisse, durch seine Reden und sein Sterben, wer Gott ist3.
Gott ist Liebe. Diese Eigenschaft Gottes zeigt Jesus, denn er hat den Menschen Frieden gegeben, hat ihnen die Angst genommen, hat Trost gespendet und ihnen eine Orientierung gegeben. Er holt Menschen aus der Isolation heraus und integriert Ausgeschlossene in die Gemeinschaft. Jesus hat sich den Zöllnern, den Aussätzigen, den Gelähmten, den Ehebrechern, den Kranken und Armen zugewandt. Er prangerte an, was im menschlichen Miteinander schiefläuft. Er forderte auf, das eigene Leben so zu ändern, dass es dem Reich Gottes entspricht. Jesus hat gewirkt, so dass Menschen eine tiefe Heilung erfahren haben. Jesus hat in Gleichnissen gesprochen und so den Menschen seine Botschaft mit Bildern aus ihrer Alltagswelt nahegebracht. Jesus ist für die Menschen gestorben. Jesus ist der Auferstandene, der gezeigt hat, dass der Tod am Ende nicht das letzte Wort hat und das Leben siegt.
Jesus war als Mensch eins mit Gott. Gott ist durch Jesus ganz bewusst den Weg der Menschen in den Tod mitgegangen und hat sich dadurch sterblich gemacht. Jesus ist ein echter Mensch mit all den Ängsten und Problemen: Er stirbt am Kreuz mit einem Schrei der Gottverlassenheit (Vgl. Mk 15, 34)4. Er hat Angst im Garten Gethsemane und braucht Beistand durch die Jünger (z.B. Mt 26, 36-46 oder Lk 22, 39-46).
Es gibt nur einen Gott. Jesus ist zugleich ganz Mensch, aber auch gleichzeitig ganz Gott5. Im nächsten Abschnitt wird nun aufgezeigt, was nach biblischen Verständnis unter dem Begriff „Sünde“ zu verstehen ist.
3. Die Sünde als Folge der Trennung des Menschen von Gott:
Die Menschen sehnen sich nach „Essenz“, also nach dem wahren Sein. Der Mensch will nicht nur existieren, sondern er will auch wirklich sein. Dieses Sein findet er bei Gott, denn Gott ist das wahre Sein. Das Getrenntsein von Gott ist in der Bibel mit dem Begriff „Sünde“ gemeint. Das Wort „Sünde“ beschreibt also die Abspaltung des Menschen vom Grund seines Seins. Weil der Mensch von Gott getrennt ist, trennt er sich in seinem Alltag durch seine „schlechten“ Taten oder auch, indem er sich selbst und anderen Schmerzen zufügt, auch von sich selbst und von seinen Mitmenschen. Die „Sünde“ ist somit der „Auslöser“ der Symptome (z.B. das Töten, das Betrügen, das Stehlen, das Lügen).
Der Mensch trennt sich von Gott, indem er Gott nicht in den Mittelpunkt seines Lebens stellt. Stattdessen „verehrt“ er andere Götter; z.B. den Kontoauszug, die Karriere, die Familie, das Ansehen, der Besitz. Wenn wir aber unser Herz nicht an Gott hängen und ihn in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen sind wir nach biblischem Verständnis „Sünder“. Sünde ist der dunkle Schatten des Getrenntseins von Gott. Sünde ist ein tiefer "Graben", der ursprünglich Zusammengehörendes trennt6.
4. Der sündhafte Mensch und seine Rettung:
Wenn der Mensch nicht Gott, sondern andere Dinge in den Mittelpunkt seines Lebens stellt, kann der Mensch seiner Bestimmung nicht gerecht werden. Der Mensch entfernt sich so von Gott und verliert so seine orientierende Mitte7.
Gott möchte aber, dass wir ihn in den Mittelpunkt unseres Lebens stellen. Deswegen hat die Trennung und das Abwenden von Gott Konsequenzen für den Menschen. Gott Fordert uns auf, ihn immer und uneingeschränkt in den Mittelpunkt unseres Lebens zu stellen. Da wir das nicht schaffen und deshalb „sündigen“, fordert Gott von uns „Gerechtigkeit“. Wir dürfen nicht auf „billige Gnade“ hoffen, indem wir annehmen, Gott verzeiht uns uneingeschränkt unsere Sünden. Stattdessen müssen wir Gottes Gericht, so wie es über die Menschheit (Sintflut), über Babel und über Sodom und Gomorra ergangen ist und auch die Worte Jesu zum bevorstehenden Jüngsten Gericht zur Kenntnis nehmen. Der Mensch muss sich Gott gegenüber verantworten. Wir sind alle vor Gott Sünder. Ein Sich-Herausreden und Kleinreden unserer Sünden akzeptiert Gott nicht. „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1. Joh. 1,8).
Der Apostel Paulus hat zum Verständnis von Kreuzigung und Auferstehung den Begriff der „Sühnelehre“ geprägt (Röm 3, 24-25). Die Sünde, die ein Mensch begangen hat, muss gesühnt werden. Wenn ein Mensch ein Unrecht begangen hat, also gesündigt hat, eröffnen Gerechtigkeit und Liebe zwei unterschiedliche Wege. Gott verlangt einerseits Gerechtigkeit, denn seine Liebe gibt es nicht für lau Diese Gerechtigkeit entsteht nach dieser „Sühnelehre“, indem Gott die Sühne durch Jesus selbst auf sich nimmt. Anstatt der Strafende zu sein, nimmt er selbst die Konsequenzen auf sich und erleidet selbst die Strafe, indem er gekreuzigt wird. Derjenige, der Gerechtigkeit herbeiführen müsste, Gott selbst, nimmt die Strafe auf sich. Dadurch ist der Gerechtigkeit Rechnung getragen. Dieses Handeln wird möglich, weil Gottes Liebe zum Menschen unendlich groß ist, denn der Mensch, der Unrecht getan hat, bleibt trotzdem immer ein von Gott geliebter Mensch. Gerechtigkeit, die Gott verlangt, und Gottes Liebe werden so zusammengedacht und zusammengeführt.8
Jesus hat also durch die Kreuzigung unsere Sünden auf sich genommen. Nun kann uns nichts mehr von der Liebe Gottes trennen. Seine Liebe ist dauerhaft und gilt uneingeschränkt für immer. Er hat durch Jesus einen neuen Bund begründet und uns zugesagt, immer bei uns zu bleiben (Vgl. z.B. Mk 14, 22-24). Diese endgültige Versöhnung geschieht ohne jede Mitwirkung des Menschen, sondern allein durch Gott selbst. So treffen sich im Kreuz Gottes Gerechtigkeit mit seiner Strafe und Gottes Liebe mit seiner Vergebung. Im Kreuz zeigt sich somit Gottes unergründliche Gnade und gleichzeitig seine unermessliche Liebe dem Menschen gegenüber9.
5. Das Alte und Neue Testament als Schlüssel für das Verständnis des Kreuztodes:
Wenn wir vor dem Kreuz stehen und einfach das Kreuz betrachten, werden wir das Geschehen am Kreuz nicht wirklich verstehen. Wir benötigen für die Tür zum Verstehen der Kreuzigung einen Schlüssel. Diesen Schlüssel hält das Alte und das Neue Testament für uns bereit. Dort wird an vielen Stellen gezeigt, wie Jesus seinen eigenen Tod, den er voraussah, deutet. Andererseits haben die Verfasser der Evangelien auch in ihre Texte Deutungen vom Kreuztod Jesu gelegt. Darüber hinaus sind auch die Briefe im Neuen Testament voll von Deutungen des Kreuztodes Jesu. Im Alten und Neuen Testament gibt es also viele Sätze, die die Bedeutung des Todes Jesus offenlegen und für uns deuten. Exemplarisch wird hier Hebräer 9,24-28 zitiert: "Christus ist ... eingegangen ... in den Himmel ..., um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen ... Er ist ein für allemal erschienen, durch sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben ... Christus ist einmal geopfert worden, die Sünden vieler wegzunehmen.“ Das Alte und das Neue Testament zeigen also in immer neuen Bildern und Begriffen, was der Kreuzestod Jesu für uns bedeutet: Stellvertretung (z.B. 2. Kor. 5, 21) und Sühneopfer (z.B. Röm 5, 8-10), Lösegeld und Loskauf (z.B. 1. Petr 1, 18-19 oder Mk 10, 45), Rechtfertigung (z.B. Röm 5, 17-18) und Versöhnung (z.B. 2. Kor 5, 18-19). Diese Bilder und Begriffe werden nun exemplarisch vorgestellt:
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1 Vgl. Knauer, Peter: Unseren Glauben verstehen, 1986, S. 56-62.
2 Vgl. Hug, W., Danner, W., Busley H. unter Mitarbeit von Franz Bahl: Geschichtliche Weltkunde Band 2, 2. Auflage, 1975, S. 27-30.
3 Vgl. Krenzer, Ferdinand: Morgen wird man wieder glauben29. Auflage 1984, S.112-115.
4 Alle Bibelstellen entstammen aus: „Die Bibel – Einheitsübersetzung“; Altes und Neues Testament, Herder Verlag, 1980 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart.
5 Vgl. Krenzer, Ferdinand: Morgen wird man wieder glauben, 29. Auflage 1984, S. 113
6 Vgl. Krenzer, Ferdinand: Morgen wird man wieder glauben, 29. Auflage 1984, S. 89-90.
7 Vgl. Krenzer, Ferdinand: Morgen wird man wieder glauben, 29. Auflage 1984, S. 87.
8 Vgl. Drewermann, Eugen: Das Markus Evangelium Zweiter Teil – Bilder von Erlösung, 4. Auflage, 1991, S. 625-642.
9 Vgl. Knauer, Peter: Unseren Glauben verstehen, 1986, S. 56-62.
- Arbeit zitieren
- Jörg Rohrbach (Autor:in), 1993, "Jesus ist gestorben für unsere Sünden". Deutung dieser Aussage, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/596011
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