Rechenschwächen, als eine besondere Form von Teilleistungsstörungen kommen weitaus häufiger vor, als man gemeinhin vermutet. Nach LORENZ (1993, S. 15) sind ungefähr 6% aller Grundschüler davon betroffen, doch im Gegensatz zu Kindern mit Legasthenie oder Leserechtschreibschwäche werden Kinder mit Rechenschwächen eher vernachlässigt. Die Sensibilität für dieses Problem wird erst in letzter Zeit verstärkt geweckt. Im Folgenden möchte ich nun näher auf die Schwierigkeiten, die Kinder mit einer Rechenschwäche bzw. Dyskalkulie entwickeln, eingehen. Weiterhin werden mögliche Interventionsmaßnahmen vorgestellt und auch Ursachen und Erscheinungsformen dieser speziellen Teilleistungsstörung.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsdefinition
3. Erscheinungsformen von Rechenschwächen
3.1. Akalkulie
3.2. Dyskalkulie
3.3. Sachrechenschwäche
3.4. Geometrieschwäche
4. Ursachen
4.1. Verzögerter Operationserwerb
4.2. Begabungsdefizite
4.3. Wahrnehmungsstörungen
4.4. Speicherschwierigkeiten
4.5. Graphomotorische Störungen
4.6. Konzentrationsstörungen
4.7. Textkodierungsschwäche
4.8. Falsche Lernstrategien
4.9. Unterrichtsfehler
5. Diagnostik
5.1. In der 1. Klasse
5.2. Ab der 2. Klasse
6. Therapie/ Fördermaßnahmen
7. Abschluss
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Rechenschwächen, als eine besondere Form von Teilleistungsstörungen kommen weitaus häufiger vor, als man gemeinhin vermutet. Nach LORENZ (1993, S. 15) sind ungefähr 6% aller Grundschüler davon betroffen, doch im Gegensatz zu Kindern mit Legasthenie oder Leserechtschreibschwäche werden Kinder mit Rechenschwächen eher vernachlässigt.
Die Sensibilität für dieses Problem wird erst in letzter Zeit verstärkt geweckt. Im Folgenden möchte ich nun näher auf die Schwierigkeiten, die Kinder mit einer Rechenschwäche bzw. Dyskalkulie entwickeln, eingehen. Weiterhin werden mögliche Interventionsmaßnahmen vorgestellt und auch Ursachen und Erscheinungsformen dieser speziellen Teilleistungsstörung.
2. Begriffsdefinition
Die Rechenschwäche auch als Rechenstörung bekannt, wird als eine Teilleistungsschwäche im mathematischen Bereich verstanden, die sich dadurch auszeichnet, das ein fehlendes mathematisches Begriffsvermögen und ein mangelndes Verständnis für Zahloperationen auftritt. Diese beinhaltet auch eine Vorstellungsschwäche in Bezug auf Zahlen, die durch fehlende Erfahrung mit der Erfassung von Zahlenmengen bedingt wird. Auffallend oft fehlt einem rechenschwachen Kind bereits die Mengenvorstellung im Zahlenraum bis 10. Dieses steht im Gegensatz zu den oftmals durchschnittlichen bis überdurchschnittlichen Leistungen der betroffenen Kindern in anderen Fächern, weshalb man auch von einer isolierten Teilleistungsschwäche spricht. Treten zusätzliche Schwierigkeiten in anderen Fächern auf, insbesondere im Bereich der Sprache und Schriftsprache, spricht man von einer allgemeinen Leistungsschwäche. Die Arithmasthenie ein anderes älteres Wort für Rechenschwäche, setzt sich aus dem Griechischem Wörtern arithmós, was soviel wie Zahl oder Menge bedeutet und asthénema zusammen, das Schwäche bzw. Körperschwäche und Armut bedeutet. Die Rechenschwäche kann in dem Zusammenhang also auch als Zählschwäche verstanden werden.
Die Dyskalkulie, als eine besondere Form der Rechenschwäche, enthält die Vorsilbe
dys, die aus dem Griechischem kommt und soviel wie schwer und schwierig bedeutet und
kalkulie, was sich auf „calculus“ aus dem Lateinischen bezieht und soviel wie Steinchen, Spielsteinchen, Rechensteinchen bedeutet.
Das heißt Dyskalkulie: man tut sich schwer mit Rechensteinchen. Das rechenschwache Kind hat also Mühe, eine Rechenoperation durchzuführen. Dieses beinhaltet nicht nur die vollständige Rechenhandlung mit konkretem Material, sondern es muss auch der Rechenweg im Kopf vollzogen werden.
Laut dem ICD-10, dem international gültigen Diagnoseschlüssel für psychische Auffälligkeiten wird die Rechenstörung / Rechenschwäche wie folgt definiert:
„F 81.2: Rechenstörung: Diese Störung besteht in einer umschriebenen Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten, wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie und Differential- sowie Integralrechnung benötigt werden“ (ICD-10, 265)
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass allen Definitionen die gemeinsame Annahme zu Grunde liegt, dass mathematische Basisfähigkeiten ungenügend ausgebildet sind und so das rechenschwache Kind große Schwierigkeiten hat, mit Mengen und Zahlen zu operieren. Eine weitere Übereinstimmung ergibt sich bei der Aussage, dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass bei einem rechenschwachen Kind eine allgemeine Intelligenzminderung vorliegt.
3. Erscheinungsformen
Die Rechenschwäche bzw. Rechenstörung kann sich in vier unterschiedlichen Formen äußern, die ich im Folgenden vorstellen will.
3.1. Akalkulie
Die wohl schwerwiegendste und grundlegendste Form ist die A kalkulie, aus dem Griechischem stammend übersetzt mit Zählschwäche. Sie besteht darin, dass das Kind mit der Mächtigkeitsbestimmung von Mengen und mit der Zuordnung von Zahlen zu Mengen außerordentliche Schwierigkeiten hat.
3.2. Dyskalkulie
Von der Akalkulie zu unterscheiden ist die Dyskalkulie. In diese Kategorie fallen alle Schwierigkeiten bei der Aneignung und Ausführung der arithmetischen Grundoperationen. Hierzu gehören sowohl Schwierigkeiten bei der Verinnerlichung der Operationen, als auch typische Fehlleistungen des Grundrechnens. Beispiele für solche Fehlleistungen sind Ziffernverwechselungen, Irrtum um 1 bei der Zehnerüberschreitung oder Stellenwertprobleme beim Zahlenlesen. Mögliche Fehler sind noch einmal konkret in der unten stehenden Tabelle aufgelistet, in der Aufgaben dargestellt sind, die von Kindern mit Rechenschwächen gelöst wurden und auch die mögliche Fehlleistung ist beschrieben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.3. Sachrechenschwäche
Eine weitere Schwierigkeit, die in der Grundschule gehäuft auftritt, ist die S achrechenschwäche. Schüler, die mit diesem Problem behaftet sind, beherrschen meist die arithmetischen Grundoperationen, haben aber große Probleme damit, den Aufgabentext richtig zu verstehen und in eine Rechenaufgabe umzusetzen.
3.4. Geometrieschwäche
Eher seltener ist in der Grundschule die G eometrieschwäche zu beobachten. Hier tritt sie lediglich auf, wenn es um Formenerscheinungen sowie um das Erkennen und Herstellen von Symmetrien geht.
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- Arbeit zitieren
- Franziska Schmähl (Autor:in), 2001, Rechenschwäche bei Grundschulkindern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59398
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