In der Arbeit soll die Möglichkeit, die kollegiale Beratung als Interventionsmaßnahme im Rahmen der Jugendhilfe einzusetzen, näher reflektiert werden. Zunächst wird die regulär verwendete Methode der kollegialen Beratung vorgestellt und ein kurzer Einblick in die soziale Gruppenarbeit gegeben. Anschließend wird die Verwendung der kollegialen Beratung als Interventionsmaßnahme erörtert und positive Effekte, die sich hieraus ergeben können, sowie mögliche Schwierigkeiten diskutiert. Abschließend erfolgen eine zusammenfassende Schlussbetrachtung und die Darstellung möglicher Entwicklungen.
Heutzutage begegnen uns im beruflichen Alltag immer häufiger Situationen, für die sich im Austausch mit Kollegen leichter Lösungen finden lassen. So auch in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Jedes Kind ist anders, jeder Fall hat seine spezifischen Hintergründe, weshalb Erzieher immer wieder nach Handlungsstrategien und Lösungen für auftretende Schwierigkeiten suchen. Aber, warum gleich immer einen Berater von außerhalb hinzuziehen? Oftmals sind doch gerade die Kolleginnen und Kollegen die Menschen, die uns sinnvollere Ratschläge geben, vor allem, wenn es um Probleme ihres beruflichen Alltags geht.
Die Methode der kollegialen Beratung ist ein wichtiges Handwerkzeug, dass es ermöglicht mit den Beteiligten anhand der eingebrachten Fragestellung, die aktuelle Situation aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. In der sozialen Gruppenarbeit, wie sie im Rahmen der Jugendhilfe eingesetzt wird, sollen die Jugendlichen unter anderem solche Kompetenzen entwickeln. Demnach scheint diese eine interessante Möglichkeit, die kollegiale Beratung gezielt als Interventionsmaßnahme in diesem Kontext zu verwenden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Definition Kollegialer Beratung
3 Soziale Gruppenarbeit in der Jugendhilfe
4 Kollegiale Beratung als gezielte Interventionsmaßnahme
4.1 Konkrete Anwendungsmöglichkeit und positive Effekte
4.2 Mögliche Schwierigkeiten und Risiken
5 Fazit
6 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Heutzutage begegnen uns, im beruflichen Alltag, immer häufiger Situationen, für die sich im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen leichter Lösungen finden lassen. So auch in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Jedes Kind ist anders, jeder Fall hat seine spezifischen Hintergründe, weshalb Erzieherinnen und Erzieher immer wieder nach Handlungsstrategien und Lösungen für auftretende Schwierigkeiten suchen. Aber, warum gleich immer einen Berater von außerhalb hinzuziehen? Oftmals sind doch gerade die Kolleginnen und Kollegen die Menschen, die uns sinnvollere Ratschläge geben, vor allem, wenn es um Probleme ihres beruflichen Alltags geht.
Die Methode der kollegialen Beratung ist ein wichtiges Handwerkzeug, dass es ermöglicht mit den Beteiligten anhand der eingebrachten Fragestellung, die aktuelle Situation aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten (vgl. Tietze 2008, S. 7). So können lösungsorientiert Interventionen und Handlungsorientierungen entwickelt und eine Vielzahl an sozialen und kommunikativen Kompetenzen bei den Teilnehmern erworben werden (vgl. Tietze 2008, S. 7).
In der sozialen Gruppenarbeit, wie sie im Rahmen der Jugendhilfe eingesetzt wird, sollen die Jugendlichen unter anderem solche Kompetenzen entwickeln. Demnach scheint dies eine interessante Möglichkeit, die kollegiale Beratung gezielt als Interventionsmaßnahme in diesem Kontext zu verwenden. Die Jugendlichen schlüpfen in verschiedene Rollen, sei es die Rolle des Ratsuchenden oder des Beraters und profitieren somit in vielerlei Hinsicht. Neben den positiven Aspekten und der Möglichkeit zentrale Kompetenzen zu erwerben, ist jedoch gerade zu Beginn auch mit Problemen zu rechnen, die sich aus den zugrundeliegenden Schwierigkeiten der Jugendlichen ergeben und die einen kompetenten Gruppenleiter voraussetzen. Die Anwendung der kollegialen Beratung als gezielte Interventionsmaßnahme hat demnach insgesamt ein hohes Potenzial und es wäre lohnenswert diese praktisch anzuwenden.
In der folgenden Hausarbeit soll die Möglichkeit, die kollegiale Beratung als Interventionsmaßnahme im Rahmen der Jugendhilfe einzusetzen, näher reflektiert werden. Zunächst wird die regulär verwendete Methode der kollegialen Beratung vorgestellt und ein kurzer Einblick in die soziale Gruppenarbeit gegeben. Anschließend wird die Verwendung der kollegialen Beratung als Interventionsmaßnahme erörtert und positive Effekte, die sich hieraus ergeben können, sowie mögliche Schwierigkeiten diskutiert. Abschließend erfolgt eine zusammenfassende Schlussbetrachtung und die Darstellung möglicher Entwicklungen.
2 Definition Kollegialer Beratung
Bei der kollegialen Beratung handelt es sich um ein systematisches Beratungsgespräch, in dem Menschen aus ähnlichen Arbeitsfeldern sich nach einer vorgegebenen Gesprächsstruktur wechselseitig zu beruflichen Fragen und Problemen beraten und gemeinsam Lösungen entwickeln (vgl. Tietze 2008, S.11).
Im Normalfall besteht die kollegiale Beratung aus einem festen Ablauf mit sechs Phasen, bei dem zunächst die einzelnen Rollen vergeben werden. Weitergehend bestimmt die Gruppe einen Moderator, der diese durch das Beratungsgespräch leitet und die Erfahrungen und Ideen der übrigen Teilnehmer aktiviert (vgl. Tietze 2008, S. 60). Dieser ist ebenfalls ein Mitglied der Gruppe und kann bei jedem Ablauf von einer anderen Person besetzt werden. Unter Anleitung des Moderators beraten alle Teilnehmer den Fall und suchen nach Anregungen und Lösungsideen, die den Fallerzähler mit seiner Problemstellung weiterbringen sollen (vgl. Tietze 2008, S. 60). Einer der Teilnehmer übernimmt die Rolle des Sekretärs und schreibt die wesentlichen Beratungsaspekte mit. Der Fallerzähler berichtet der Gruppe von seinem Problem und arbeitet gemeinsam mit dem Moderator in der nächsten Phase eine Schlüsselfrage heraus, welche der Gruppe als Beratungsgrundlage dient (vgl. Tietze 2008, S. 61). Die Teilnehmer wählen zusammen in der vierten Phase eine geeignete Beratungsmethode aus, nach der anschließend die eigentliche Beratung erfolgt. In der abschließenden sechsten Phase nimmt der Fallerzähler Stellung zu den Anregungen der Berater und äußert, welche Ideen für seine Schlüsselfrage hilfreich und weiterführend erscheinen (vgl. Tietze 2008, S. 61).
Neben diesem gängigen und standardisierten Ablauf der kollegialen Beratung kann diese auch abgewandelt und in ganz verschiedenen Kontexten eingesetzt werden. Dazu ist allerdings ein angemessenes Beherrschen der „kollegialen Beratung“ als umfassendes Konzept empfehlenswert (vgl. Hekele 2014, S. 128). Beispielsweise kann eine kollegiale Beratung auch zwischen „Tür und Angel“ stattfinden. Dabei schildert eine Person sein Problem, während seine Kollegen und Kolleginnen im Rahmen einer verkürzten kollegialen Beratung ihre Eindrücke zum Problem äußern können. (vgl. Hekele 2014, S. 128-129) In dieser Form der kollegialen Beratung werden nicht alle Schritte und Rollen berücksichtigt, sondern der Fallerzähler ergibt sich aus der Situation heraus und die Fokussierung liegt auf der Phase der Problemschilderung sowie der Beratung und einer abschließenden Stellungnahme des Fallerzählers.
Neben den inhaltlichen Vorteilen und daraus resultierenden Lösungsmöglichkeiten, die sich in den meisten Fällen durch die verschiedenen Sichtweisen ergeben, führt die kollegiale Beratung zu einer Verbesserung von Schlüsselkompetenzen der einzelnen Teilnehmer (vgl. Tietze 2008, S. 23). Die Interaktions- und Kommunikationsfähigkeiten der Teilnehmer sowie die Selbstreflexion werden gesteigert. Die Teilnehmer lernen sich gegenseitig zu unterstützen und an schwierigen Situationen anderer Anteil zunehmen. Dies führt gleichzeitig zur Verbesserung des Teamzusammenhalts und zu gegenseitiger Unterstützung, die über die Beratungssituation hinaus gehen kann (vgl. Tietze 2010, S. 57f.).
3 Soziale Gruppenarbeit in der Jugendhilfe
Die soziale Gruppenarbeit ist ein pädagogischer Ansatz, um die Individuation und Sozialisation des Einzelnen zu fördern und gehört zu den klassischen Methoden in der sozialen Arbeit (Behnisch u.a. 2013, S. 18). Wie bei der kollegialen Beratung werden auch bei der sozialen Gruppenarbeit im Rahmen der Jugendhilfe ähnliche Schlüsselqualifikationen von den Beteiligten gefordert. Wie in §29 des Sozialgesetzbuches festgehalten ist, soll „Die Teilnahme an sozialer Gruppenarbeit […] älteren Kindern und Jugendlichen bei der Überwindung von Entwicklungsschwierigkeiten und Verhaltensproblemen helfen. Soziale Gruppenarbeit soll auf der Grundlage eines gruppenpädagogischen Konzepts die Entwicklung älterer Kinder und Jugendlicher durch soziales Lernen in der Gruppe fördern.“ Kindern und Jugendlichen soll in Krisen ihrer Entwicklung geholfen, Entwicklungsstrategien und Verhaltensprobleme überwunden werden. Dies geschieht durch die Stärkung der Beziehungs- und Verantwortungsfähigkeit sowie durch Üben und Reflektieren über den gegenseitigen Umgang miteinander (Behnisch u.a. 2013, S. 18f.).
Die soziale Gruppenarbeit findet Anwendung in der Freizeitpädagogik, der Jugendhilfe und der Erwachsenenbildung. Sie eignet sich einerseits für straffällige und aggressive Jugendliche aber auch bei Schwierigkeiten im Selbstvertrauen, Beziehungsaufbau oder familiären Problemen können Jugendliche von der sozialen Gruppenarbeit profitieren (Behnisch u.a. 2013, S. 37f.).
4 Kollegiale Beratung als gezielte Interventionsmaßnahme
Betrachtet man die positiven Auswirkungen und die geforderten Kompetenzen bei der kollegialen Beratung, wie beispielsweise das Einfühlen in den Gesprächspartner oder das gegenseitige Zuhören und die Ziele der sozialen Gruppenarbeit, so fällt auf, dass es hier viele Parallelen gibt. Aus diesem Grund scheint es in meinen Augen eine interessante und wertvolle Möglichkeit zu sein, die kollegiale Beratung, über ihren bisherigen Einsatz hinaus, zu verwenden und gezielt als Interventionsmaßnahme im Rahmen sozialer Gruppenarbeit einzusetzen.
4.1 Konkrete Anwendungsmöglichkeit und positive Effekte
Es ist durchaus denkbar, dass die kollegiale Beratung im Rahmen der sozialen Gruppenarbeit, nicht wie gewohnt, nur unter den Mitarbeitern stattfindet, sondern die Jugendlichen dieses systematische Verfahren untereinander anwenden. Die Jugendlichen erwerben somit verschiedene Kompetenzen, lernen diese konkret anzuwenden und bauen soziale Fertigkeiten aus.
Hierbei ist es naheliegend das unter Abschnitt 2 erläuterte gängige Verfahren mit den sechs Phasen der kollegialen Beratung zu verwenden, wobei hier die Gruppenkonstellation beachtet werden sollte. Je nach Gruppe und noch zu lernenden Fertigkeiten ist es demnach sinnvoll, dass der Moderator zunächst durch den Leiter der sozialen Gruppenarbeit übernommen wird und die Jugendlichen erst mit zunehmender Übung und Entwicklung ihrer Kompetenzen immer mehr die Verantwortung übernehmen.
Die Jugendlichen können durch jede der zu vergebenen Rolle profitieren und unterschiedlichen Kompetenzen erwerben. Zum einen können sie als Fallerzähler selber entscheiden, welche Problematik sie beschäftigt und diese in der Gruppe ansprechen. Dies fördert sowohl den Gruppenzusammenhalt wie auch das Vertrauen in andere Personen (vgl. Tietze 2008, S. 24f.) und steigert das Selbstwertgefühl des Jugendlichen, weil er sich durch die Beratung der Gruppe ernst genommen fühlt. Außerdem kann der Jugendliche die Erfahrung machen, dass seine Wahrnehmung des Problems seine subjektive Bewertung ist (vgl. Schlee 2008, S. 35) und durch den Austausch und die Offenheit für neue Sichtweisen neue Lösungsmöglichkeiten entstehen können.
Neben der Rolle des Fallerzählers, können die Jugendlichen die Rolle des Beraters übernehmen und somit wichtige soziale Kompetenzen erwerben. Die Jugendlichen müssen zuhören und entwickeln somit eine Neugier und ein Verständnis für andere Positionen (vgl. Tietze 2008, S. 23) und lernen sich in die Fragestellung der anderen Person hineinzudenken. Die erworbenen Fähigkeiten finden auch über die Beratungsgruppe hinaus große Bedeutung und verhelfen den Jugendlichen beispielsweise in Alltagssituationen (vgl. Tietze 2008, S. 23). Gerade Jugendliche mit Entwicklungsproblemen oder Verhaltensauffälligkeiten fällt es oft nicht leicht, sich in die Lage anderer Personen hineinzuversetzen. Die Jugendlichen lernen sich gegenseitig bei ihren Problematiken zu unterstützen und an schwierigen Situationen anderer Anteil zu nehmen (vgl. Tietze 2008, S. 20).
Durch kontinuierliche Wiederholung der Methode und die aktive Teilnahme der Jugendlichen ist es durchaus sinnvoll, dass die Jugendlichen selbst die Rolle des Moderators übernehmen und der Leiter der sozialen Gruppenarbeit sich zunehmend aus dem Geschehen herauszieht. Um dies umzusetzen, müssen die Jugendlichen die kommunikativen Regeln, welche zu beachten sind, kennen und vertraut mit dem Konzept der kollegialen Beratung sein. Sind die Jugendlichen mit der Methode vertraut genug, kann einer von ihnen die Rolle des Moderators übernehmen und die Gruppe leiten. Der Jugendliche lernt, Verantwortung für eine ganze Gruppe zu übernehmen und kann diese Kompetenz auch zunehmend in seinen Alltag integrieren. Durch die Übernahme an Verantwortung wird sein Selbstvertrauen gestärkt und er lernt Vertrauen in seine eigenen Fähig- und Fertigkeiten.
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- Arbeit zitieren
- Julia Pomberg (Autor:in), 2019, Kollegiale Beratung zur Intervention in der Jugendhilfe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/593776
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