Kulturell bedingt entwickelt sich Europa erst langsam in diese Richtung. Der Name Crowdfunding setzt sich aus "Crowd", zu deutsch Menge oder Masse, und "funding", Finanzierung oder Unterstützung, zusammen. Im Deutschen wird Crowdfunding auch oft Schwarmfinanzierung genannt. Bereits aus dem Namen ist abzuleiten, dass es sich beim Crowdfunding um eine Art finanzielle Unterstützung handelt, die von einer Masse an unterschiedlichen Investoren ausgeht. Hierbei werden verschiedene Projekte auf unterschiedlichen Plattformen unterstützt.
Seit 2010 wird Crowdfunding in der Praxis und Wissenschaft intensiv untersucht. Den größten Vorteil erkennen Experten an der erleichterten Überbrückung der sogenannten Finanzierungslücke, die in der Frühphase von Start-up Unternehmen entstehen kann. Finanzierungen von Venture-Capital-Gebern und Banken sind meist erst in späteren Entwicklungsphasen eines Start-ups möglich, weswegen die Gründer oft auf private Finanzen, Familie und Freunde sowie auf sogenannte Business Angels zurückgreifen, um der erwähnten Finanzierungslücke zu entkommen.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung und Hintergrund des Crowdfunding
2. Grundlagen des Crowdfunding
2.1 Definition und Begriffsabgrenzung
2.2 Ausgestaltungsform und Methoden des Crowdfundings
2.2.1 Reward-based-Crowdfunding
2.2.2 Donation-based-Crowdfunding
2.2.3 Equity-based-Crowdfunding
2.2.4 Lending-based-Crowdfunding
2.3 Methode und Ablauf
3. Start-ups
3.1 Definition und Begriffserklärung
3.2 Finanzierung von Start-ups
4. Die Bedeutung von Crowdfunding für Start-ups
5. Regulatorische Betrachtung von Crowdfunding
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Die Funktionsweise von Crowdfunding
1. Einleitung und Hintergrund des Crowdfunding
Als im Jahr 1885 die Freiheitsstatue von Frankreich an die USA verschenkt wurde, weigerte sich der Gouverneur von New York, die Finanzierung für den Bau des Sockels zur Verfügung zu stellen. Auch eine Finanzierung über den Kongress blieb auf Grund von Uneinigkeit aus und so war es Joseph Pulitzer mit seiner Zeitung „The New York World“, der die New Yorker dazu brachte, innerhalb von fünf Monaten die Summe zu sammeln, die zum Bau des Sockels benötigt wurde. Ursprünglich ausgehend von der Sammlung von Spenden für Wohltätigkeitszwecke und Kreativprojekte in den USA, sind die Beträge des dort bis heute eingenommenen Kapitals im Bereich des spenden- und rewardbasierenden Crowdfunding unerreicht. Kulturell bedingt entwickelt sich Europa erst langsam in diese Richtung. 1 Der Name Crowdfunding setzt sich aus „Crowd“, zu deutsch Menge oder Masse, und „funding“, Finanzierung oder Unterstützung, zusammen. Im Deutschen wird Crowdfunding auch oft Schwarmfinanzierung genannt. Bereits aus dem Namen ist abzuleiten, dass es sich beim Crowdfunding um eine Art finanzielle Unterstützung handelt, die von einer Masse an unterschiedlichen Investoren ausgeht. Hierbei werden verschiedene Projekte auf unterschiedlichen Plattformen unterstütztSeit 2010 wird Crowdfunding in der Praxis und Wissenschaft intensiv untersucht. Den größten Vorteil erkennen Experten an der erleichterten Überbrückung der sogenannten Finanzierungslücke, die in der Frühphase von Start-up Unternehmen entstehen kann. Finanzierungen von Venture-Capital-Gebern und Banken sind meist erst in späteren Entwicklungsphasen eines Start-ups möglich, weswegen die Gründer oft auf private Finanzen, Familie und Freunde sowie auf so genannte Business Angels zurückgreifen, um der erwähnten Finanzierungslücke zu entkommen. Diese Thematik wird in 2 Kapitel 3.2 näher ausgeführt. 2 2009 wurde Crowdfunding über die Plattform kickstarter bekannt. Von diesem Jahr an hat die Plattform bis 2016 bereits 2,9 Milliarden US-Dollar umgesetzt.
Auf deutschen Plattformen konnten im gleichen Zeitraum insgesamt 36,1 Millionen Euro für 4977 Projekte gesammelt werden.3
Diese Hausarbeit untersucht, was Crowdfunding alles ausmacht bzw. welche Arten hierbei unterschieden werden, wie mit Hilfe von Crowdfunding Start-ups finanziert werden und welche positiven wie auch negativen Aspekte des Crowdfundings die Finanzierung von Start-ups mit sich trägt.
Beginnend mit den wesentlichen Grundlagen bietet Kapitel 2 einen Überblick über die verschiedenen Arten des Crowdfundings. Im Anschluss wird verdeutlicht, welchen Stellenwert Crowdfunding für Start-ups einnimmt. Mit Hilfe dieser Informationsbasis werden darauf aufbauend die Finanzierungsmöglichkeiten und der Finanzierungsvorgang von Crowdfunding für Start-ups erläutert. Im Kapitel 5 wird die regulatorische Betrachtung von Crowdfunding, insbesondere in Österreich, näher erläutert sowie ein Ausblick auf die regulatorische Entwicklung innerhalb der EU geboten.
2. Grundlagen des Crowdfunding
2.1 Definition und Begriffsabgrenzung
In dem Wired Artikel „The Rise of Crowdsourcing“ der im Juni 2006 publiziert wurde, verwendet der amerikanische Journalist Jeff Howe den Begriff „Crowdsourcing“. Damit beschrieb er den neuen Pool an Arbeitskräften, die in ihrer Freizeit Produkte anbieten sowie geschäftliche Aktivitäten durchführen, welche kostengünstig angeboten werden. 4 „Crowdsourcing is the act of taking a job traditionally performed by a designated agent (usually an employee) and outsourcing it to an undefined, generally large group of people in the form of an open call.”5 Hier werden unter anderem auch Unternehmensaufgaben an Dritte delegiert. Die Autorin Nicole Martin definiert Crowdsourcing als „eine interaktive Form der Leistungserbringung, die kollaborativ oder wettbewerbsorientiert organisiert ist und eine große Anzahl extrinsisch oder intrinsisch motivierter Akteure unterschiedlichen Wissenstandes unter Verwendung moderner IKT-Systeme auf Basis des Web 2.0 einbezieht.“6 Aus dieser Idee wurde ein paar Jahre später der Begriff „Crowdfunding“ abgeleitet, welcher erstmals von Michael Sullivan auf seiner heute nicht mehr bestehenden Crowdfunding Plattform verwendet wurde. Der Begriff „Crowdfunding“ wird meist als Oberbegriff für die, im nächsten Punkt erläuterten, vier Arten des Crowdfundings verwendet. Er beschreibt „eine Vielzahl an Menschen (engl. „Crowd“), die sich gemeinsam über das Internet an einer Finanzierung (engl. „funding“) beteiligen.“7 Auf Crowdfunding-Plattformen werden von den Kapitalsuchenden Projekte präsentiert und zur Finanzierung dieser Projekte Geldbeträge gesammelt, um spezifisch ein Projekt zu unterstützen.8 Dieses 4 Geld beziehen Unternehmen damit nicht aus dem klassischen Finanzmarkt, sondern aus einer Crowdfunding Plattform und ihren Kapitalgebern. Auf solch einer Plattform finden sich zahlreiche Kleininvestoren, welche für ihre Investitionen Anteile am Ertrag der Projekte, etwaige Belohnungen oder Stimmrechte, erhalten. 9
2.2 Ausgestaltungsform und Methoden des Crowdfundings
Die verschiedenen Ausgestaltungsformen des Crowdfundings unterscheiden sich durch die Gegenleistungsart für die Investition in die Projekte der Kapitalsuchenden. Nach den Definitionen des Crowdfunding Industry Reports (CIR) des auf die Crowdfunding-Branche spezialisierten US-Marktforschungsunternehmen „Massolution2“ werden folgende vier verschiedene Crowdfunding Arten unterschieden:
Reward-based-Crowdfunding, Donation-based-Crowdfunding mit finanzieller Gegenleistung (non financial returns), Equity-based-Crowdfunding und Lending-based-Crowdfunding mit Gegenleistung finanzieller Art (financial returns).
2.2.1 Reward-based-Crowdfunding
Das Reward- Modell vergütet finanzielle Investitionen mit materiellen Dingen. Hier ist oft der materielle Wert der erhaltenen Gegenleistung kleiner als der bezahlte Betrag. Der ideelle Wert kann jedoch hoch sein, wie zum Beispiel bei einem persönlichen Gespräch mit dem unterstützten Künstler oder Danksagungen im Abspann eines Filmes.10
2.2.2 Donation-based-Crowdfunding
Beim Donation-based-Crowdfunding, auf Deutsch auch spendenbasiertes Crowdfunding genannt, werden über eine Internetplattform Spenden gesammelt, die einem bestimmten Zweck zu Gute kommen. Im Gegensatz dazu wird bei konventionellen Spenden Kapital nicht gezielt, sondern gestreut für unterschiedliche Zwecke eingesetzt. Die Kapitalgeber erhalten beim spendenbasierten Crowdfunding keine Gegenleistung, sondern sie werden in Form einer Danksagung vergütet, welche hauptsächlich zu Prestigezwecken dient und das Image des Spenders fördert.
2.2.3 Equity-based-Crowdfunding
Beim Equity-based-Crowdfunding, auf Deutsch auch kapitalbasiertes Crowdfunding bzw. Crowdinvesting genannt, werden Unternehmen in der Gründungs- und Wachstumsphase mit einem sehr viel höheren Betrag als beim lending-based-Crowdfunding sowie über einen längeren Zeitraum hin unterstützt. Für das zur Verfügung gestellte Kapital werden hier Anteile ausgegeben bzw. Zinsen für die bereitgestellte Summe ausgezahlt. Auch eine Gewinnbeteiligung am Unternehmen in der Zukunft steht den Geldgebern allenfalls zu, jedoch ohne hierbei Mitbestimmungsrechte im Unternehmen selbst innezuhaben, wie das etwa im Gegensatz dazu bei der Stammaktie der Fall ist. Durch die diesbezügliche Ausgestaltung der Gewinnbeteiligung und der Vergütung, welche die Geldgeber erhalten, gleichen diese Anteile sowohl (Vorzugs-)Aktien, als auch Genussscheinen bzw. anderen Formen von so genanntem Nachrangkapital.11 Nachrangigkeit bedeutet insbesondere, dass andere Formen der Bereitstellung von Finanzmitteln, wie zum Beispiel in Form klassischer Kredite und Darlehen, im Konkursfall bevorzugt behandelt werden und somit Kapitalgeber, die equity-based-Crowdfunding bevorzugen, im Vergleich zu 6 Fremdkapitalgebern ein bedeutend höheres Verlustrisiko an ihren eingesetzten Mitteln tragen.
Auf diese Form der Finanzierung wird im Vergleich zu den anderen Formen des Crowdfundings in dieser Arbeit besonders eingegangen, da die Relevanz hierfür bei Start-ups besonders hoch ist.
2.2.4 Lending-based-Crowdfunding
Lendingbasierendes Crowdfunding oder Crowdlending zeichnet sich durch die Vergabe von kurzfristigen Krediten, die von den Fremdkapitalgebern vergeben werden, aus. Der Kreditnehmer muss innerhalb eines festgelegten Zeitraumes seine Schuld begleichen 12, und eine derartige Vergabe kann folgende Ausgestaltung aufweisen: „Die Kreditgeber erwarten sich einen Zinsertrag, der über den von Banken gewährten Habenzinssatz liegt, die Kreditnehmer zahlen einen Sollzinssatz, der unter den von den Banken geforderten Überziehungszins liegt.“13
2.3 Methode und Ablauf
Der typische Ablauf des Crowdfundings findet, mit Ausnahme von Crowdlending (siehe unten zur Erklärung), in folgenden Schritten statt: Jede Crowdfunding Plattform bietet die Möglichkeit, sich als Projektinhaber mit der eigenen Geschäftsidee zu bewerben. Es ist von Plattform zu Plattform unterschiedlich, welchen Prozess die Bewerbung durchläuft. Einige Initiatoren der Crowdfunding-Plattformen sortieren die verschiedenen Bewerbungen aus, andere veröffentlichen alle hereinkommenden Anfragen. Meist sind die jeweiligen Plattformen jedoch auf bestimmte Projekte spezialisiert, weswegen es wichtig ist, als Projektinitiator nachzuforschen, welche Plattform sich am besten für das Projekt eignet. Häufig wird der Hintergrund des Projektteams evaluiert und eine 7 Plausibilitätsprüfung von den Crowdfunding-Plattformen vollzogen sowie ein sogenannter Crowdrating-Prozess durchgeführt, welcher vor dem Start des Crowdfundings eine Bewertung der Kapitalsuchenden fordert.
Im Falle positiver Rückmeldungen, in einer spezifischen vordefinierten Höhe, durch die auf der Crowdfunding-Plattform aktiven Investoren, wird das Projekt zum Crowdfunding freigestellt. Im zweiten Schritt bereitet der Kapitalsuchende einen sogenannten Pitch vor, welcher meist in Form eines Videos veröffentlicht wird. Hier handelt es sich um ein persönliches Video der Gründer, in dem die Idee vorgestellt wird. Zusätzlich wird das Kapitalziel (dh. die von den Kapitalsuchenden erhoffte Summe) kundgetan. Der dritte Schritt beinhaltet die Crowdfunding-Kampagne, welche sicherstellt, dass das Projekt einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Weiters werden Social-Media Plattformen als Werbekanäle miteinbezogen. Nach diesem Schritt können Investoren bereits Gelder einzahlen.
Die Investoren des Projektes müssen über jeden weiteren Schritt des Projekt-Initiators informiert werden sowie positive und negative Mitteilungen objektiv kommuniziert bekommen. Zum vierten Schritt geh0ören die erreichten oder nicht erreichten Finanzierungszusagen um das vordefinierte Ziel zu erfüllen. Bei genügend Finanzierungszusagen wird die Erfolgsprovision für die Plattform ausbezahlt, ansonsten geht diese leer aus, hier kommt das Alles-oder-Nichts-Prinzip zu tragen.14 Dieses besagt, dass erst bei Erreichen des Fundingziels, welches innerhalb eines spezifischen Zeitraums eine gewisse Summe vorsieht, der Kapitalsuchende die Geldinvestitionen der Geldgeber erhält. Das Fundingziel muss mindestens zu hundert Prozent erreicht sein, alles was diesen Betrag überschreitet wird ebenfalls an den Kapitalsuchenden ausgezahlt. Wird dieses jedoch nicht erreicht, erhalten die Investoren ihre einbezahlte Geldsumme zurück.15
[...]
1 Vgl.:Sixt,E.,Schwarmökonomie,2014,S.55.f.
2 Vgl.https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2274141
3 Vgl.https://fuer-gruender.de/fileadmin/mediapool/Publikation/Crowdfinanzierung_2016-Fuer-Gruender.de-Dentons.pdf
4 Vgl. Howe,J.,The Rise of Crowdsourcing in: Wired, 2006, S.1.
5 Vgl. https://crowdsourcing.typepad.com/
6 Sixt,E.,Schwarmökonomie,2014,S.24.
7 Assenmacher,K,Crowdfunding,2017,S.5.
8 Vgl. Assenmacher,K,Crowdfunding,2017,S.5.
9 Vgl.https://www.wko.at/service/innovation-technologie-digitalisierung/crowdsourcing-crowdfunding.html
10 Vgl.Sixt,E.,Schwarmökonomie,2014,S.57.
11 Vgl. Assenmacher,K,Crowdfunding,2017, S.9
12 Vgl. Assenmacher,K,Crowdfunding,2017,S.8.
13 Sixt,E.,Schwarmökonomie,2014,S.58.
14 Vgl.Sixt,E.,Schwarmökonomie,2014,S.61.f.
15 Vgl. Assenmacher,K,Crowdfunding,2017,S.11.f.
- Citation du texte
- Tanja Maria Aichholzer (Auteur), 2020, Crowdfunding als Möglichkeit zur Finanzierung von Start-ups, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/593445
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