Das Lernen von sozialen Kompetenzen und das Lernen unter sozialen Bedingungen findet ein Leben lang in allen Bereichen statt, wo Menschen miteinander kommunizieren und interagieren. In dieser Arbeit soll der Bereich der Schule bzw. der Schulklasse im Mittelpunkt stehen. Es ist dabei Ziel, nicht nur die einzelnen Kennzeichen zu nennen, sondern auch ab und an Beispiele aus der persönlichen Erfahrungswelt (z.B. Hospitation) einfließen zu lassen. Fragen, die in diesem Zusammenhang auftreten sind u.a.: Welche Bedeutung kommt der Schule beim sozialen Lernen zu und wie hat die Schulklasse Einfluss auf dieses? Als sehr interessant und bedeutsam für das Lernen in der Schulklasse und dem Lernen sozialer Kompetenzen erachte ich den Einfluss von Zuschreibungen der Lehrer bezüglich des Schülerverhaltens. Deshalb möchte ich mich in dieser Arbeit auch mit der Behauptung auseinandersetzen, dass manche Unterrichtssituationen nicht so problematisch wären, wenn Lehrer gewisse Vorurteile über ihre Schüler nicht hätten. Der letzte Teil der Arbeit, welcher sicherlich den stärksten Bezug zur Pädagogik darstellt, widmet sich der Frage, wie kann ich soziales Lernen in der Klasse fördern und worauf ist dabei zu achten? Es wird kaum möglich sein auf alle Förderungsmöglichkeiten einzugehen. Deshalb soll sich konzentriert werden auf die am weitesten verbreitete Förderungsmöglichkeit, die Gruppenarbeit und als zweites auf das Rollenspiel, welches u.a. große Potenziale in Bezug auf das Zurechtfinden in der Gesellschaft enthält.
Inhalt
1. Vorwort
2. Soziales Lernen als zentrales Feld der Psychologie und Pädagogik
2.1. Das „soziale“ beim Lernen
2.2. Ziele des sozialen Lernens
3. Theorien des Lernens
3.1. Klassisches Konditionieren
3.2. Operantes Konditionieren
3.3. Die sozial-kognitive Theorie von Bandura
4. Soziales Lernen im Unterricht
4.1. Lernen von Sozialverhalten / Sozialkompetenz
4.2. Einflüsse der schulischen Interaktion auf das soziale Lernen
4.3. Exkurs: Beeinflussung des sozialen Lernens durch Typisierungen
5. Möglichkeiten zur Förderung des sozialen Lernens
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
Anlagen
Anlage 1 – Modell zur Strukturierung pädagogischer Sachverhalte des Sozialverhaltens
1. Vorwort
In der hier vorliegenden Arbeit soll sich mit dem sozialen Lernen beschäftigt werden. Die Aspekte des sozialen Lernens, des sozialen Verhaltens und der sozialen Entwicklung werden von verschiedenen Teildisziplinen der Psychologie (z.B. Sozialpsychologie, Psychologie des Lernens, Diagnostik) und einer Reihe angrenzender Fächer wie der Erziehungswissenschaft oder der Soziologie untersucht. Diese Komplexität des Themas macht es kaum möglich, sich nur auf die psychologischen Aspekte – welche natürlich den Hauptteil in dieser Arbeit ausmachen sollen - zu beschränken. Wie diese Arbeit deutliche macht, kann man den hohen Stellenwert des sozialen Lernens nur erfassen, wenn man die verschiedenen Wissenschaften zu diesem Thema berücksichtigt. Dabei muss bereits an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass auch in der vorliegenden Arbeit Schwerpunkte gesetzt werden müssen.
Im ersten Teil der Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, welche Ziele durch das soziale Lernen erreicht werden und wo dessen Bedeutung für die Unterrichtspraxis zu sehen ist.
Das soziale Lernen kann aber nicht nur als ein sog. Gegenstand betrachtet werden, sondern schließt auch das Lernen unter sozialen Bedingungen, wie die Arbeit deutlich macht, mit ein.
In der Psychologie finden sich die verschiedensten Theorien des Lernens. Da es kaum möglich sein wird, dieses große Feld rundum darzustellen, sollen zunächst die Betrachtungen auf zentrale Lernmechanismen gelenkt werden. Nach diesen grundlegenden Theorien des Lernens werden Ausführungen im Hinblick auf die soziale Lerntheorie folgen.
Das Lernen von sozialen Kompetenzen und das Lernen unter sozialen Bedingungen findet ein Leben lang in allen Bereichen statt, wo Menschen miteinander kommunizieren und interagieren. In dieser Arbeit soll der Bereich der Schule bzw. der Schulklasse im Mittelpunkt stehen. Es ist dabei Ziel, nicht nur die einzelnen Kennzeichen zu nennen, sondern auch ab und an Beispiele aus der persönlichen Erfahrungswelt (z.B. Hospitation) einfließen zu lassen.
Fragen, die in diesem Zusammenhang auftreten sind u.a.: Welche Bedeutung kommt der Schule beim sozialen Lernen zu und wie hat die Schulklasse Einfluss auf dieses?
Als sehr interessant und bedeutsam für das Lernen in der Schulklasse und dem Lernen sozialer Kompetenzen erachte ich den Einfluss von Zuschreibungen der Lehrer bezüglich des Schülerverhaltens. Deshalb möchte ich mich in dieser Arbeit auch mit der Behauptung auseinandersetzen, dass manche Unterrichtssituationen nicht so problematisch wären, wenn Lehrer gewisse Vorurteile über ihre Schüler nicht hätten.
Der letzte Teil der Arbeit, welcher sicherlich den stärksten Bezug zur Pädagogik darstellt, widmet sich der Frage, wie kann ich soziales Lernen in der Klasse fördern und worauf ist dabei zu achten? Es wird kaum möglich sein auf alle Förderungsmöglichkeiten einzugehen. Deshalb soll sich konzentriert werden auf die am weitesten verbreitete Förderungsmöglichkeit, die Gruppenarbeit und als zweites auf das Rollenspiel, welches u.a. große Potenziale in Bezug auf das Zurechtfinden in der Gesellschaft enthält.
2. Soziales Lernen als zentrales Feld der Psychologie und Pädagogik
2.1. Das „soziale“ beim Lernen
In den Lehrplänen des Landes Sachsen-Anhalt ist das Lehrziel des sozialen Lernens fest verankert. Dies erklärt sich schon aus der unbestrittenen Überzeugung, dass das Konzept des sozialen Lernens eine gute und effiziente Antwort auf die Anforderungen einer sich ständig weiterentwickelnden Gesellschaft ist. Das Konzept macht aber auch deutlich, wie außerordentlich wichtig Lernprozesse für das Hineinwachsen in die Gesellschaft sind.
Zunächst sei an dieser Stelle kurz erwähnt, was unter dem Begriff des ‚Lernens’ in der Psychologie allgemein verstanden wird. Nämlich der Erwerb und die Speicherung von „Wissen“, wobei der Lernbegriff auch den Erwerb neuer Verhaltensmuster einschließt. Diese beiden Inhalte des Lernens beeinflussen sich gegenseitig. D.h. durch neues Wissen ändert sich meist das Verhalten und durch neue Verhaltenserfahrungen entstehen neue Kenntnisse. Der Lernprozess kann von unwillkürlichen Reaktionen, über das Trainieren neuer Fähigkeiten bis hin zum sog. sozialen Lernen reichen.[1]
Das „Soziale“ beim Lernen verweist deutlich darauf, dass die Schüler soziale Einstellungen und Attributionen erwerben sollen. Sie lernen, dass Erwartungen Ergebnisse bestimmter Lernerfahrungen sind, sie lernen unentwegt soziale Normen und Rollen und sie eignen sich soziale Kompetenzen in interaktiven Beziehungsnetzen an. Dabei ist charakteristisch, dass ein Schüler aus der Vielfalt von Verhaltensmöglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen, diejenigen lernt, nach denen sich seine soziale Umwelt bereits verhält. Es zeigt sich somit deutlich, dass der Lernprozess durch Interaktion mit anderen Individuen (z.B. Lehrer) oder Gruppen von Individuen (z.B. Schulklasse) geprägt ist.
Dieser interaktionistische Ansatz deutet aber auch an, dass das soziale Lernen einen Prozess darstellt, der die Beziehungs- und Beteiligungskultur in den Klassen fördert und die Selbst- und Sozialkompetenz der Schüler stärkt. Sie lernen mit Sachthemen, mit sich selbst und mit anderen auf eine für alle Beteiligten konstruktive Weise umzugehen sowie Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und Sachkompetenz in einem ausgewogenen Verhältnis zu entwickeln.[2]
Unter Sozialen Lernen versteht die Sozialpsychologie neben der Einübung ‚prosozialen’ Verhaltens noch weitaus mehr. Sie befasst sich auch mit den verschiedenen sozialen Bedingungen unter dem das Lernen stattfindet. Hierzu zählt man u.a., dass Verhaltensweisen durch Variablen in der sozialen Umwelt beeinflusst werden und dass sich menschliches Verhalten an anderen Personen oder Gruppen orientiert. Die Sozialpsychologen befassen sich aber auch mit den sozialen Rahmenbedingungen in welchen das Lernen stattfindet, der Bedeutung von bereits vorhandenen sozialen Ziel-, Wert-, oder Normvorstellungen für die Kompetenzvergrößerung sowie mit Kommunikationsprozessen in sozialen Systemen. Schließlich sei noch darauf verwiesen, dass auch Belohnung und Bestrafung erhebliche Wirkungen auf den sozialen Lernprozess besitzen.[3]
2.2. Ziele des sozialen Lernens
Im vorangegangenen Abschnitt wurde deutlich, wie vielfältig die Felder sein können, auf welchen das soziale Lernen stattfindet und untersucht werden kann. Ebenso vielfältig sind die Ziele. Auch wenn die Ziele des sozialen Lernens - z.B. in der Schule - weniger der psychologischen Seite zu zuordnen sind, so ist es dennoch wichtig diese näher herauszuarbeiten. Denn durch die Interaktion und Lernprozesse in Gruppen werden sie erst erreicht.
Ein Lehrer, der das soziale Lernen im Unterricht ernst nimmt, sollte bemüht sein, soziale Probleme und soziales Verhalten zum Unterrichtsgegenstand zu machen. Die Schüler sollen dadurch ein Gefühl vermittelt bekommen, welches ihnen die realen Unterschiede in unserer Gesellschaft aufzeigt und wie sie das daraus entstehende Wissen / Emotionen verarbeiten können. Die Schüler sollen befähigt werden, trotz ihrer individuellen Verschiedenheiten, mit anderen in Interaktion zu treten. Sie erkennen nun wie durch die Interaktion und die soziale Umwelt ihr eigenes Verhalten beeinflusst wird. Sie entdecken und erkennen ihre Aufgaben und Bedeutung für die Gemeinschaft.
Die Ziele des sozialen Lernens welche dem Hineinwachsen und Zurechtfinden in der Gesellschaft (Sozialisation) dienlich sind, werden aber nicht nur in der Schule vermittelt. Von Geburt an befindet sich das Kind in sozialen Systemen und lernt mit diesen und von diesen. So lernt das Kind z.B. spezielle Fertigkeiten, Werte, Normen und Einstellungen. Selbst lieben und hassen (Sympathien) sind aus Erfahrungen mit anderen Menschen entstanden. Das Kind / der Mensch soll befähigt werden, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, zu bewerten und evt. auch aufrecht zu erhalten.
Mit Hilfe des sozialen Lernens werden die Schüler befähigt, miteinander zu handeln und miteinander zu arbeiten. Das Arbeiten in Gruppen und das gemeinsame Finden von Lösungen ist hierbei von zentraler Bedeutung. Die Schüler lernen komplexe Aufgabenstellungen gemeinsam und eigenverantwortlich zu organisieren bzw. zu lösen. Dabei werden auch Erfahrungen mit Konkurrenzverhalten gesammelt und wie man mit einem solchen umgeht.
Ein anderes Ziel besteht darin, die Schüler zu befähigen Interaktions- bzw. Kommunikationsbeziehungen aufzubauen und die Fähigkeiten zu entwickeln, sich in sozialen Situationen richtig zu verhalten und die Mitwelt verantwortlich und aktiv mitzugestalten (Sozialkompetenz). Das verstehen der verschiedenen Rollen (Rollennormen), welche die Schüler in einer Gesellschaft einnehmen, gehört genauso zu diesem Ziel wie das erkennen der Wirkung des eigenen Verhaltens auf das des anderen.
Soziales Lernen strebt aber auch das Ziel an, dass die Schüler lernen sollen, ihre Gefühle wahrzunehmen, zu ihnen zu stehen, mit ihnen zu leben und sie möglicherweise zu verbalisieren. Mit Hilfe des sozialen Lernens entdecken die Kinder sich selbst, werden so immer mehr selbständig und lernen immer verantwortlicher zu handeln.
Ein wesentliches Ziel, welches auch im weiterem Verlauf der Arbeit einen erheblichen Stellenwert einnehmen wird, ist dass die Schüler erkennen, dass ihr Verhalten gesellschaftlich bedingt bzw. gelenkt ist. Sie lernen gesellschaftliche Strukturen zu durchschauen und erfahren in der eigenen Klasse, wie Normen entstehen und Macht verteilt wird. Die Schüler erkennen ihre eigenen Möglichkeiten der Einflussnahme und nützen diese verantwortungsvoll.[4]
Es lässt sich also sagen, die Schüler sollen befähigt werden in aktuellen Situationen die richtigen Lösungswege zu erkennen und zu bestreiten.
3. Theorien des Lernens
3.1. Klassisches Konditionieren
Die Theorie des klassischen Konditionierens kann auch als „Lernen von Auslösebedingungen“ definiert werden.[5] Von wesentlicher Bedeutung sind hierbei die Reflexe (angeborene Reaktionsformen), welche nicht erlernt werden müssen. Was bei dieser Theorie allerdings gelernt, wird ist das Reagieren mit einem bereits vorhandenen Verhalten auf neue Reize. Das wohl bekannteste Experiment, welches die Übertragung von Reflexen auf eigentlich neutrale, nicht reflexauslösende Reize dokumentiert, ist Pawlows Hunde – Speichel – Experiment (1927).[6]
Da dieses Experiment hinlänglich bekannt ist, sollen die drei Schritte des Klassischen Konditionierens an einem Beispiel aus dem Schulalltag dargestellt werden. Erstens: Am Anfang steht immer ein Reiz. In vielen Schulen ist es so, dass die Schüler wenn der Lehrer (nach Stundenklingeln) den Raum betritt sich hinter ihren Stuhl stellen und zur ‚Ruhe kommen’. Der Reiz ist also das Stundenklingel und damit verbunden das Erscheinen des Lehrers. Diesem Reiz folgt die beobachtbare Reaktion der Schüler, dass diese sich hinter ihren Stuhl stellen. Diese Reaktion der Schüler nennt man in der Fachsprache unbedingte Reaktion (UR), wobei der Lehrer der unbedingte Reiz (US) ist. (US à UR)
Zweitens: Ein ehemaliger Lehrer hatte nun die Angewohnheit, regelmäßig bei Betreten des Raumes – d.h. zu Beginn der Stunde – seinen Stift demonstrativ in der Hand zu halten (als eine Art Achtungszeichen). Zu dem unbedingten Reiz kommt also ein weiterer Reiz –fast gleichzeitig – hinzu. Dieses zeigen des Stiftes, welcher ja eigentlich nichts mit dem unbedingten Reiz zu tun hatte, wird neutraler Reiz (NS) genannt. (US+NS à UR)
Drittens: Als der Lehrer dann, obwohl er sich im Raum befand und die Klingel noch nicht den Stundenbeginn anzeigte, den Stift hob, stellten wir (die Schüler) uns wie zum regulären Stundenbeginn hinter die Stühle. Der auslösende Reiz (Stift hochhalten) ist nun kein neutraler Reiz mehr, sondern er ist der konditionierte (bedingte) Reiz (CS), der nun die Reaktion bei den Schülern auslöste. Diese Reaktion, die nun ausgelöst wurde, muss nicht in allen Aspekten mit der unbedingten Reaktion übereinstimmen. Deshalb verwenden die Psychologen den Begriff der konditionierten (bedingten) Reaktion (CR). (CS à CR)
Es muss aber beachtet werden, dass die konditionierte Reaktion nur dann zuverlässig ausgeführt wird, wenn von Zeit zu Zeit auch mal der unkonditionierte Reiz wiederholt wird. Geschieht dies nicht, kann die Reiz – Reaktions- Verbindung erlöschen. (CS +US à CR)
Neuere Interpretationen des Klassischen Konditionierens - z.B. die von Rescorla - gehen von der Assoziation zweier Umwelteinflüsse aus, durch die der bedingte Reiz hinsichtlich des unkonditionierten Reizes informativ wird. Dadurch wird beim auftreten des bedingten Reizes eine Erwartung hervorgerufen, die eine entsprechende Reaktion zuverlässig auslöst.[7]
3.2. Operantes Konditionieren
Das operante Konditionieren zählt - neben der ältesten Lerntheorie, dem klassischen Konditionieren – zu einer der wichtigsten Arten des Lernens aus behavioristischer Sicht.
Nach B.F. Skinner gilt die Verstärkungskontingenz als eine wesentliche Voraussetzung für das operante Konditionieren. Unter Verstärkung (z.B. Belohnung / Bestrafung) versteht man hierbei jede Aktion der Umwelt, welche die Reaktion ändert (d.h. die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie erneut erfolgt). Kontingenzen, welche die Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Reaktion erhöhen soll, bezeichnet man als positiv verstärkend, bzw. wenn sie geringer wird als negativ verstärkend.[8]
Beim operanten Konditionieren werden also Reflexe nicht auf zunächst neutrale Reize übertragen (siehe klassischen Konditionieren), sondern das Lernen von Operanten besteht nun darin, dass sich Verhaltensmuster durch die Konsequenzen eines Verhaltens ändern. Folgt z.B. auf ein Verhalten ein Belohnungsreiz, so wird dieses Verhaltensmuster künftig beibehalten bzw. verstärkt. Ein Beispiel aus der Schule wäre; wenn der Lehrer das konzentrierte Arbeiten eines Schüler lobt – u.a. mit den Worten : „Das hast du echt super gemacht“.
Das Experiment „Thorndikes Katzen“ macht deutlich, warum das operante Konditionieren gelegentlich auch als Lernen am Erfolg bezeichnet wird. Hier versuchen Katzen aus einem Gehege zu entkommen. Dabei zeigen sie verschiedenste Reaktionen (z.B. kratzen, drücken, fauchen, Urin lassen, an der Schlaufe der Schnurr ziehen). In der Folge wurde jene Verhaltensweisen der Katze schlechter die nicht zum Erfolg führten.[9]
Das Verstärken, d.h. die Belohnung eines erwünschen Verhaltens, ist von vielen Aspekten (z.B. zeitlich) mitbestimmt. An dieser Stelle soll aber auf eine ausführliche Darlegung dieser Problematik verzichtet werden.[10]
Bei der Verstärkung eines bestimmten Verhaltens haben natürlich auch soziale Beziehungen (z.B. in Gruppen) ihre Bedeutung, welche im folgenden Verlauf noch näher beschrieben werden sollen.
3.3. Die sozial-kognitive Theorie von Bandura
Bedeutende Vertreter der sozialen Lerntheorien sind u.a. Dollard & Miller (1950), Rotter (1954), Mischel (1973), Bandura (1979, 1986), und Wiswede (1988). In den folgenden Erläuterungen soll sich im wesentlichen auf Bandura beschränkt werden, da dessen Erkenntnisse die wichtigsten Aspekte der sozialen Lerntheorien enthalten.[11]
Die sozial – kognitive Lerntheorie ist in den 70er Jahren von Albert Bandura begründet wurden. Banduras Lerntheorie kann deshalb als soziale Lerntheorie gelten, weil sie davon ausgeht, dass Menschen häufig nicht auf dem Weg eigener Erfahrungen lernen, sondern „in vielen Situationen ... ihr Verhalten nach Modellen (d.h. nach anderen Menschen, die mir direkt (live) oder indirekt /symbolisch [z.B. Bücher, TV] gegenüber sind) ausrichten, die ihnen verbal oder bildlich präsentiert werden.“[12] Bandura schreibt ferner davon, dass ein Mensch nicht lange leben könnte, würde er sich jedes Verhalten mühsam aus Büchern erarbeiten bzw. durch Belohnung und Bestrafung konditionieren. Häufig genug würde ein Irrtum über ein Verhalten peinlich, schmerzhaft oder tödlich enden. Zum Beispiel beobachtet jeder Studienanfänger das Verhalten in Seminaren und Vorlesungen sehr genau, um mögliche Peinlichkeiten zu vermeiden.
Aus der Sicht Banduras werden Menschen weder durch angeborene Kräfte getrieben, noch sind sie hilflose Marionetten von Umwelteinflüssen. „Die soziale Lerntheorie betont aber auch kognitive Prozesse, welche am Erwerb und der Aufrechterhaltung von Verhaltensmustern und folglich an der Persönlichkeit beteiligt sind.“[13] Der Mensch ist in der Lage – durch Symbole und nachdenken - mögliche Konsequenzen des Handelns vorauszusehen, ohne sie erfahren zu müssen. Zusätzlich zum Lernen aus eigenen Erfahrungen, lernen Menschen oftmals, in dem sie andere beobachten und durch Selbststeuerung.
[...]
[1] Vgl. Fischer, Lorenz: Grundlagen der Sozialpsychologie, Oldenbourg Verlag, München u.a. 1997, S. 49.
[2] http://www.sozialeslernen.at/index.htm Stand: 05.11.2003
[3] Vgl. Fischer, Lorenz: Grundlagen der Sozialpsychologie, München 1997, S. 66f.
[4] Vgl. Feigenwinter, Max: Soziales Lernen im Unterricht, 3. Aufl., Klett und Balmer Verlag, Zug 1978, S. 11-14.
[5] Fischer, Lorenz: Grundlagen der Sozialpsychologie, München 1997, S.51.
[6] Vgl. Krapp, Andreas / Weidenmann, Bernd (Hrsg.): Pädagogische Psychologie, 4. Aufl., Beltz Verlags Union, Weinheim 2001, S.160.
[7] Ebd. S.162.
[8] Vgl. Secord, Paul F. / Backman, Carl W.: Sozialpsychologie, 5. Aufl., Verlag D. Klotz, Eschborn 1997, S. 578.
[9] Vgl. Fischer, Lorenz: Grundlagen der Sozialpsychologie, München 1997, S. 54f.
[10] Vgl. Krapp, Andreas / Weidenmann, Bernd (Hrsg.): Pädagogische Psychologie, Weinheim 2001, S. 144-156.
[11] Vgl. Fischer, Lorenz: Grundlagen der Sozialpsychologie, München 1997, S. 66.
[12] Bandura, Albert: Lernen am Modell. Ansätze zu einer sozial-kognitiven Lerntheorie, Klett Verlag, Stuttgart 1976, S. 9.
[13] Zimbaro, Philip G. / Gerring, Richard J.: Psychologie, 7. Aufl., Springer Verlag, Berlin, Heidelberg 1996, S.542.
- Citar trabajo
- Christian Tischner (Autor), 2003, Soziales Lernen - mit dem Fokus auf den Schulunterricht , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59281
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