Sich mit Fußball in wissenschaftlicher Form auseinanderzusetzen, ist –wie schon Hermann Bausinger erkannte- nicht immer leicht. Schließlich ist dieser Sport für viele eine Freizeitbeschäftigung, bei der man wissenschaftliche Theorien und Arbeiten weder erwartet noch ernst nimmt. Dennoch haben sich seitdem einige Volkskundler und Wissenschaftler anderer Disziplinen an das Phänomen Fußball gewagt. Schließlich handelt es sich um einen Sport mit einer langen und bewegten Geschichte, der wie kein anderer die Massen begeistert und dessen Spiele inzwischen zu Veranstaltungen mit festen Bräuchen und Sitten geworden sind. Auch wenn man sich noch um die ursprüngliche Herkunft des Fußballs im Unklaren ist, so steht doch außer Frage, dass er in seiner heutigen Form durch Frankreich und v.a. durch England geprägt und weiterentwickelt wurde. Bereits 1863 wurde Fußball (noch in einer Mischung mit Rugby) in den public schools gespielt.
Nachdem diese Bildungsinstitutionen eine Vereinheitlichung der Regeln forderten, wurde das Regelwerk durch die `Football Association´ (FA) festgesetzt. Schon 1871 gab es ein Ligasystem mit einem von der FA gestifteten Pokal. „Bereits ab Mitte der 1880er Jahre kristallisierten sich aufgrund eines größeren Zuschauerzuspruches kommerzielle Strukturen heraus, die in die 1888 gegründete Profiliga mündeten.“ Durch Studenten, Lehrer und Touristen gelangte Fußball schließlich auch nach Deutschland, wo um 1878 in Hannover der erste Fußballverein gegründet wurde. 1900 wurde außerdem der deutsche Fußballbund gegründet, der inzwischen etwa 20 000 Vereine und über 130 000 Mannschaften umfasst. Spätestens die Gründung der Bundesliga im Jahre 1963 sorgte dann dafür, dass der Fußball auch in Deutschland zum Volkssport Nummer eins wurde und so zu einem Medienspektakel der Gegenwart werden konnte.
Inhaltsverzeichnis
1. Fußball als Medienspektakel
2. Methodenerläuterung
3. Befragung und Interviewtechnik
4. Die Fußballveranstaltung als Fest
4.1 Der rituell-festive Charakter von Fußball-Veranstaltungen
4.2 Bedeutungsaufladung von Spielern
5. Bedeutungsaufladung in der Gegenwart
6. Literaturverzeichnis
Festforschung: Kulturelle Aspekte der Fußballveranstaltung als Massenereignis – Methodenerläuterung: Befragung / Interview
1. Fußball als Medienspektakel
Sich mit Fußball in wissenschaftlicher Form auseinanderzusetzen, ist –wie schon Hermann Bausinger erkannte[1] - nicht immer leicht. Schließlich ist dieser Sport für viele eine Freizeitbeschäftigung, bei der man wissenschaftliche Theorien und Arbeiten weder erwartet noch ernst nimmt. Dennoch haben sich seitdem einige Volkskundler und Wissenschaftler anderer Disziplinen an das Phänomen Fußball gewagt. Schließlich handelt es sich um einen Sport mit einer langen und bewegten Geschichte, der wie kein anderer die Massen begeistert und dessen Spiele inzwischen zu Veran-staltungen mit festen Bräuchen und Sitten geworden sind. Auch wenn man sich noch um die ursprüngliche Herkunft des Fußballs im Unklaren ist[2], so steht doch außer Frage, dass er in seiner heutigen Form durch Frankreich und v.a. durch England geprägt und weiterentwickelt wurde.[3] Bereits 1863 wurde Fußball (noch in einer Mischung mit Rugby) in den public schools gespielt.
Nachdem diese Bildungsinstitutionen eine Vereinheitlichung der Regeln forderten, wurde das Regelwerk durch die `Football Association´ (FA) festgesetzt. Schon 1871 gab es ein Ligasystem mit einem von der FA gestifteten Pokal.[4] „Bereits ab Mitte der 1880er Jahre kristallisierten sich aufgrund eines größeren Zuschauerzuspruches kom-merzielle Strukturen heraus, die in die 1888 gegründete Profiliga mündeten.“[5] Durch Studenten, Lehrer und Touristen gelangte Fußball schließlich auch nach Deutschland, wo um 1878 in Hannover der erste Fußballverein gegründet wurde. 1900 wurde außerdem der deutsche Fußballbund gegründet, der inzwischen etwa 20 000 Vereine und über 130 000 Mannschaften umfasst.[6] Spätestens die Gründung der Bundesliga im Jahre 1963 sorgte dann dafür, dass der Fußball auch in Deutschland zum Volkssport Nummer eins wurde und so zu einem Medienspektakel der Gegenwart werden konnte.
2. Methodenerläuterung
Überall in unserem Alltag werden Daten der empirischen Sozialforschung verwendet. Vor allem Meinungsumfragen, Leseranalysen oder Befragungen zu bestimmten Pro-dukten werden zu Zwecken der Marktforschung betrieben. Um diesen Themenbereich näher erläutern zu können, sind zunächst einige Definitionen der verwendeten Be-zeichnungen nötig. Laut Atteslander versteht man unter empirischer Sozialforschung „die systematische Erfassung und Deutung sozialer Tatbestände“,[7] wobei empirisch erfahrungsgemäß bedeutet. Systematisch heisst, dass „die Erfahrung der Umwelt nach Regeln zu geschehen hat“[8] und Tatbestand kann z.B. das beobachtbare menschliche Verhalten sein.[9]
Die oben genannten Analysemöglichkeiten zählen zu den Methoden der empirischen Sozialforschung. Darunter „verstehen wir die geregelte und nachvollziehbare Anwendung von Erfassungsinstrumenten wie Befragung, Beobachtung (oder) Inhalts- analyse.“[10] Im Folgenden soll besonders auf die Befragung und das Interview eingegangen werden. Durch diese wie auch andere Methoden entstehen soziale Daten. „Unter sozialen Daten im engeren Sinne verstehen wir systematisch erhobene Aspekte gesellschaftlicher Wirklichkeit.“[11] Diese möglichst objektiv erfassten Daten (z.B. die Aussagen einer Befragung) müssen anschließend ausgewertet werden. Probleme entstehen dabei vor allem durch eine verkürzte und stichpunktartige Darstellung der Ergebnisse. Oftmals wird nur eine beeindruckende Zahl genannt, die aber alleine wenig aussagekräftig ist, da beispielsweise die Fragestellung, die Art der Befragten und die restlichen Daten unerwähnt bleiben. Aus diesem Grund ist stets ein Miss-brauch und die Verfälschung solcher Daten möglich.[12]
Dieses Problem war auch in den in Punkt 4.2 durchgeführten Befragungen erkennbar. Jedoch wurde vom Fragensteller z.B. auf eine ausgewogene Auswahl von weiblichen und männlichen Befragten geachtet, so dass bei dieser Stichprobenbefragung zumindest eine gewisse Repräsentativität gegeben ist.
Im Allgemeinen gibt es einen vorgegebenen Forschungsablauf der empirischen Sozialforschung[13], der an dieser Stelle allerdings nur erwähnt und nicht ausführlich behandelt werden kann:
1. Problembenennung
2. Gegenstandsbenennung
3. Durchführung Anwendung von Forschungsmethoden
4. Analyse Auswertungsverfahren
5. Verwendung von Ergebnissen
Dies ist natürlich auch für die Befragung und das Interview gültig und wurde dementsprechend auch in der Befragung unter 4.2 angewandt.
3. Befragung und Interview-Technik
Als Befragung wird die Kommunikation zwischen dem Fragesteller und dem/den Beantwortenden bezeichnet. Wie bereits erwähnt sind Befragungen seit den 30er Jahren vor allem in der Markt- und Meinungsforschung (Demoskopie) verbreitet. Repräsentative Umfragen gelten oftmals als rationellstes Mittel, um an verlässliche Informationen zu kommen. Inzwischen sind sie als Methode unverzichtbar geworden, auch wenn die genannten Gefahren des Missbrauchs und der Fehldeutung nie zu unterschätzen sind.[14] Heute werden Befragungen vor allem in Form von Telefon-interviews praktiziert, da diese deutlich günstiger sind als andere Fragemethoden, die von Angesicht zu Angesicht durchgeführt werden müssen. Grundsätzlich findet Befragung in jeder Kommunikation statt, sobald eine Frage gestellt wird und eine Antwort gegeben wird. An dieser Stelle ist aber die wissenschaftliche Befragung wichtig.[15] Jede dieser Befragungen ist zunächst zielgerichtet. Man erhofft sich Informationen, die sich auf die gestellte Frage beziehen. Eine Tatsache ist dabei allerdings nicht zu vernachlässigen: durch die Befragungssituation kommt es beim Befragten häufig zu einer veränderten Antwort. Durch die Aufregung, Eile und Peinlichkeit befindet sich der Befragte in einer unnatürlichen und ungewohnten Situation, was deutlichen Einfluss auf die Antwort haben kann.[16]
Das Besondere einer wissenschaftlichen Befragung ist die systematische Vorbereitung und die Fragen-Auswahl im Vorfeld der Befragung. Zu dieser systematischen Ziel-gerichtetheit kommt „die theoriegeleitete Kontrolle des Befragung“.[17] Wichtig ist zunächst, dass die Fragen gut verständlich sind. Zudem sollten sie so gestellt werden, dass eine bestimmte Antwortrichtung vorgegeben wird und der Interviewte nicht fehlgeleitet wird (Stimulus-Reaktions-Modelle).[18] Allerdings darf dem Interviewten auf keinen Fall die Antwort `in den Mund gelegt werden`, er soll lediglich wissen, worauf die Frage abzielt und was von ihm verlangt und nicht erwartet wird.
Außerdem muss berücksichtigt werden, dass gegebene Antworten nicht verbindlich sind, da Aussage und tatsächliches Verhalten ganz verschieden sind. Um dies zu bestätigen, wurden Studenten befragt, was sie tun würden, wenn jemand im Nichtraucher-Teil der Mensa rauchen würde. Obwohl alle bestätigten, sie würden den Raucher natürlich darauf aufmerksam machen und gegebenenfalls Sanktionen ergreifen, wurde bei einem realen Test in der Mensa deutlich, dass diese Sanktionen völlig ausblieben und keiner der befragten Nichtraucher wirklich gegen den Raucher rebellierte.[19]
Es bleibt festzuhalten, dass es besonders wichtig ist, dass durch die Fragestellung die Antwort nicht vorgegeben werden darf. Schließlich will man tatsächliche Meinungen erfassen und hat nicht die Herstellung der vermuteten/erwünschten Meinung als wissenschaftliches Ziel.[20]
Da bei Atteslander eine wirkliche Unterscheidung zwischen Interview und Befragung ausbleibt, soll dies im Folgenden kurz dargestellt werden: die Befragung findet zumeist von einer Person an mehrere Befragte statt, während es bei einem Interview eher zu einer eins zu eins-Situation kommt, d.h. ein (oder mehrere) Interviewer stellt Fragen an eine Person. Beide Methoden sind sowohl schriftlich als auch mündlich möglich[21], wobei die mündliche Form vorteilhaft ist, da dabei eine direkte Einfluss-nahme auf den Gesprächsverlauf möglich ist.
Beim Interview unterscheidet man außerdem zwischen wenig und stark strukturiert (z.B. durch einen begleitenden Fragebogen), wobei das wenig strukturierte Interview hohe Anforderungen an den Interviewer stellt und eine gute Schulung erfordert.[22] So benötigt der Interviewer beispielsweise eine Art Gesprächsleitfaden, um das Interview stets in Gang zu halten.
Außerdem gibt es verschiedene Formen des Interviews: weich, hart und neutral.
Beim weichen Interview erwartet man spontane Antworten und freies Reden, während das harte Interview eine schnelle Befragung ist, die auch schnelle und spontane Antworten erfordert und der Verhörtechnik durchaus gleich kommt. Erstrebenswert sollte das neutrale Interview sein, bei dem seriös, interessiert, zurückhaltend und ohne erkennbare Reaktion auf die Antworten befragt wird.[23] Verschiedene Arten des Interviews sind u.a. die schriftliche Befragung, das Telefoninterview, die Gruppenbefragung, Fragebögen etc.[24]
[...]
[1] Vgl. Bausinger 1999, S. 36f
[2] vgl. Müller 2002, S.48f
[3] vgl. Müller 2002, S. 51
[4] vgl. Eggers 2002, S. 68
[5] Eggers 2002, S. 68
[6] vgl. Bausinger 1999, S. 37
[7] Atteslander 1995, S.11
[8] Atteslander 1995, S. 11
[9] vgl. Atteslander 1995, S. 12
[10] Atteslander 1995, S. 13
[11] Atteslander 1995, S. 23
[12] vgl. Atteslander 1995, S. 24f
[13] vgl. Atteslander 1995, S. 30f
[14] vgl. Atteslander 1995, S. 132
[15] vgl. Atteslander 1995, S. 133
[16] vgl. Atteslander 1995, S. 134
[17] Atteslander 1995, S. 135
[18] vgl. Atteslander 1995, S. 136
[19] vgl. Atteslander 1995, S. 145
[20] vgl. Atteslander 1995, S. 147
[21] vgl. Atteslander 1995, S. 163
[22] vgl. Atteslander 1995, S. 161f
[23] vgl. Atteslander 1995, S. 164f
[24] vgl. Atteslander 1995, S. 167ff
- Arbeit zitieren
- Diplom-Germanist / -Journalist Martin Siegordner (Autor:in), 2003, Festforschung: Kulturelle Aspekte der Fußballveranstaltung als Massenereignis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59253
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