Der Essay behandelt Goethe als Dichter und Denker am Beispiel seiner "Farbenlehre" und sein Wirken zwischen Forschungsfeldern der Lyrik und Naturwissenschaft.
Goethe, der als deutschsprachiger Dichter des 18. Jahrhunderts in Feldern wie Lyrik, Dramen, Epik, autobiografischen Werken und literaturtheoretischen Ansätzen bekannt ist, euphorisiert gleichwohl als Forscher der Natur mit naturwissenschaftlichen Schriften, wie Speiser in seinem Aufsatz zu „Goethes Farbenlehre“ feststellt. Der durch seinen Roman „Die Leiden des jungen Werther“ in Europa berühmt gewordene Schriftsteller Goethe, behandelt im wissenschaftlichen Gebiet der Naturwissenschaft besonders die Farbenlehre. Für Goethe steht hierbei nicht die physikalische oder ästhetische Überlegung der Farbenlehre im Vordergrund sondern die Gesamtheit dieser Lehre.
Durch ausführliches Befragen der Maler gelingen Goethe Einblicke in die Expertise deren Arbeit. Er erfasst demnach nicht nur den naturwissenschaftlichen Hintergrund der Farbenlehre, sondern auch das dazugehörige, praktische Umfeld, in dem sie eine Rolle spielt. Die Betrachtung vieler auf die Farbenlehre einwirkende Faktoren, wie zum Beispiel die Nutzung der Farben von professionellen Malern, erscheinen zunächst als nützlich um sich einen Überblick über die Materie zu machen.
Seminar: 1GERM1019V Weimarer Klassik und deutschen Romantik
Thema: Goethe als Dichter und Denker: Gefangen zwischen Forschungsfeldern der Lyrik und Naturwissenschaft am Beispiel „ Goethes Farbenlehre “ .
Goethe, der als deutschsprachiger Dichter des 18. Jahrhunderts in Feldern wie Lyrik, Dramen, Epik, autobiografischen Werken und literaturtheoretischen Ansätzen bekannt ist, euphorisiert gleichwohl als Forscher der Natur mit naturwissenschaftlichen Schriften, wie Speiser in seinem Aufsatz zu „Goethes Farbenlehre“ feststellt (82). Der durch seinen Roman „Die Leiden des jungen Werther“ in Europa berühmt gewordene Schriftsteller Goethe, behandelt im wissenschaftlichen Gebiet der Naturwissenschaft besonders die Farbenlehre. Für Goethe steht hierbei nicht die physikalische oder ästhetische Überlegung der Farbenlehre im Vordergrund sondern die Gesamtheit dieser Lehre.
Im ersten Schritt der Betrachtung beschränkt sich Goethes Forschung nicht nur auf die naturwissenschaftlichen Spezifikationen sondern auch auf Malkunst und ihre Technik. Auf seiner Reise in Italien verbringt er in Venedig viel Zeit in einem Kloster neben der Kirche San Giovanni e Paolo Tizian, das von Malern restauriert wird (Speiser, 83). Durch ausführliches Befragen der Maler gelingen Goethe Einblicke in die Expertise deren Arbeit (Speiser, 83). Er erfasst demnach nicht nur den naturwissenschaftlichen Hintergrund der Farbenlehre, sondern auch das dazugehörige, praktische Umfeld, in dem sie eine Rolle spielt. Die Betrachtung vieler auf die Farbenlehre einwirkende Faktoren, wie z.B. die Nutzung der Farben von professionellen Malern, erscheinen zunächst als nützlich um sich einen Überblick über die Materie zu machen. Unter anderem war ein Ziel seines Werkes den Malern die „Furcht […] vor dem Theoretischen“ zu mindern (Speiser, 89). Es stellt sich vor diesen Hintergründen allerdings die Frage, ob die Erweiterung des Betrachtungs-bzw. Forschungsfeldes für die Erforschung eines Spezialgebiets wie das der Farbenlehre, Zielführend ist.
Des Weiteren unterscheidet sich Goethes Methodik in der Erforschung der Farbenlehre von den anderen Forschern, denn Goethe knüpft mit seinem Wissen nicht an jenes an, welches bereits durch andere Forscher erworben wurde. Speiser kommentiert dazu, dass sich Goethe die Wissenschaft „neu erwerben“ muss (82). Für Goethe ist es besonders im historischen Teil zur Farbenlehre wichtig „Anordnung und Reproduktion angehäufter Wissensbestände“ zu vermeiden (Blechschmidt, 159). Dieser methodische Ansatz erbringt demnach andere bzw. neue Resultate wie z.B „die Steigerung nach dem Roten“, die nach dem damaligen Forschungsstand zur Farbenlehre nicht anerkannt war (Speiser, 86). So steht Johann von Goethe in den Anfängen seiner Laufbahn als Naturwissenschaftler erheblicher „Gegenwind“ bevor.
Zur Herangehensweise von Goethes Farbenlehre kann so zusammenfassend gesagt werden, dass sie viele verschiedene Forschungsfelder und Bereiche umfasst und vereint. Die Farbenlehre soll in diesem Zusammenhang die Einheit aus „Kunst und Wissenschaft“ bilden (Speiser, 91). Diese vereinende Meinung ist laut Speiser „in wenigen Werken der Weltliteratur“ zu finden (Speiser, 91). Zwar streben viele Intellektuelle des 18. Jahrhunderts danach sich mit vielen Disziplinen zu beschäftigen und große Denker dieser Zeit nennen sich deswegen allgemein „Philosophen“, wenden sich jedoch in ihren Werken tendenziell jeweils einem wissenschaftlichen Schwerpunkt zu (Speiser, 90-91). Es fehlt in Goethes Farbenlehre ein konsequenter Fokus auf eine Naturwissenschaft, der für viele Naturwissenschaftler Voraussetzung ist um Zugang zu einem Forschungsfeld zu finden.
Eine andere Schwierigkeit, den Zugang zu Goethes Farbenlehre zu erlangen, gründen auch in „Begriffsbestimmungen“, die Goethe kreiert (Steiner, 39). So beschreibt Goethe „das Licht“ und „die Finsternis“ als polare Gegensätze seiner Lehre (Steiner, 39). In diesem Kontext sind beide Komponenten „als geistige Entitäten“, „Prinzipen“, und nicht als „reale Weisheiten“ zu verstehen (Steiner, 39). In der Physik ist das „Licht“, unter anderem durch Newton, ein bekannter Begriff (Steiner, 39). Den Begriff „Finsternis“ gibt es in der Physik zum damaligen Zeitpunkt nicht und auch „geistige Entitäten“ spielen in dieser Disziplin keine Rolle. Steiner kommentiert Goethes wissenschaftliches Vorgehen so: „Goethe beginnt eben da, wo die Physik aufhört“ (40). Demnach sind Goethes Begriffe im Kontext der Farbenlehre nicht eindeutig einer Naturwissenschaft zu zuordnen. Folglich erschwert Goethe durch seinen extravaganten, methodischen Ansatz den Zugang zu einem ohnehin speziellen Forschungsgebiet.
Im Bereich der Naturwissenschaften konnte Goethe sich nur schwer behaupten, da er eine ganz eigene Sicht auf die Farbenlehre entwickelte. Nicht ohne Grund kam es sogar zur Kontroverse mit dem bekannten Naturwissenschaftler und Philosophen Isaac Newton. Nach seiner Italienreise, inspiriert von Malkunst und seinen Gedanken zur Farbenlehre, blickt Goethe durch ein Prisma an eine weiße Wand und sieht wider Erwarten keine Farben (Speiser, 84). Goethe schlussfolgert, dass Newtons Lehre zu prismatischen Farben falsch sei (Speiser, 84). Newton habe die „wahre Herrlichkeit der Farbenwelt nicht erkannt und sich mit der schlechteren Seite begnügt“ (Speiser, 85). Goethes Abneigung gegen Newton ist somit deutlich und führt auch dazu, dass er die Abhandlungen Newtons weder richtig liest noch versteht. Speziell im Falle dieser Kontroverse wird deutlich, dass Goethe nur marginal ein Verständnis dafür entwickelt hat, dass seine Forschung und die z. B. von Newton „zwei ganz verschiedene Arten[...] sind, „die Welt anzusehen“ (Steiner, 40). Er ist geradezu naiv und verschließt sich den Erkenntnissen anderer Wissenschaftler. Goethe nimmt durch seine Abwertung des berühmten Newtonschen Werks Optics eine eigenwillige, antagonistische Position ein, die ihm weder zu Anerkennung noch zu Ruhm in der naturwissenschaftlichen Öffentlichkeit verholfen hat.
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- Anonym,, 2019, Goethes "Farbenlehre" in der Weimarer Klassik und deutschen Romantik. Zwischen Forschungsfeldern der Lyrik und Naturwissenschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/591893