In dieser Arbeit werden die gesundheitliche Ausgangssituation von Schülerinnen und Schülern im Setting Grundschule betrachtet, sowie praxistaugliche Handlungsansätze zur Gesundheitsförderung identifiziert.
Laut Breithecker ist das Setting Schule ein bewegungsunfreundliches und potenziell gesundheitsgefährdendes Setting. Der Schulalltag von Kindern und Jugendlichen ist für eine Einschränkung der Bewegungs- und Entfaltungsfreiheit verantwortlich. Der Unterricht in Schulen findet fast ausschließlich sitzend statt, wodurch körperliche Aktivität nur in einem geringen Maß vollzogen werden kann. Dauerhaftes Sitzen ohne eine Unterbrechung stellt ein eigenständiges Gesundheitsrisiko dar. Etwa jedes vierte Kind im Alter von 3 bis 10 Jahren ist nicht regelmäßig sportlich aktiv, sogar jedes zehnte Kind ist nie sportlich aktiv. Nur 17,3 % der Mädchen und 28,2 % der Jungen werden der gewünschten fast täglichen körperlich-sportlichen Aktivität gerecht.
Inhaltsverzeichnis
1 Analyse der gesundheitlichen Ausgangssituation
1.1 Gesundheitsbezogene Datenlage Setting Grundschule
1.2 Ableitung von Handlungsansätzen
2 Schwerpunktthema für ein Projekt zur Gesundheitsförderung im gewählten Setting Schule
3 Recherche Modellprojekt
4 Literaturverzeichnis
5 Tabellenverzeichnis
1 Analyse der gesundheitlichen Ausgangssituation
In dieser Arbeit wird die gesundheitliche Ausgangssituation von Schülerinnen und Schülern im Setting Grundschule bearbeitet sowie praxistaugliche Handlungsansätze zur Gesundheitsförderung identifiziert.
1.1 Gesundheitsbezogene Datenlage Setting Grundschule
Unfallverletzungen zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Beeinträchtigungen von Kindern und Jugendlichen. Es erleiden pro Jahr etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen eine Unfallverletzung, welche behandlungsbedürftig ist. Sie verletzten sich insbesondere beim Sport, in der Freizeit sowie in der Schule. Unfälle können durch regelmäßige körperliche Aktivität vermieden werden. Aufgrund von regelmäßiger Bewegung wird die motorische Koordination und Reaktionsfähigkeit gefördert. Dementsprechend zeigt sich für das Unfallgeschehen durch Förderung von körperlicher Aktivität ein großes Präventionspotenzial (RKI & BZgA, 2008, S.33).
Jedoch ist laut Breithecker (1998) das Setting Schule ein bewegungsunfreundliches und potenziell gesundheitsgefährdendes Setting. Der Schulalltag von Kindern und Jugendlichen ist für eine Einschränkung der Bewegungs- und Entfaltungsfreiheit verantwortlich (Breithecker, 1998). Der Unterricht in Schulen findet fast ausschließlich sitzend statt, wodurch körperliche Aktivität nur in einem geringen Maß vollzogen werden kann. Dauerhaftes Sitzen ohne eine Unterbrechung steht als eigenständiges Gesundheitsrisiko dar (Hamilton, Healy, Dunstan, Zderic & Owen, 2008).
Etwa jedes vierte Kind im Alter von 3 bis 10 Jahren ist nicht regelmäßig sportlich aktiv, sogar jedes zehnte Kind ist nie sportlich aktiv. Nur 17,3% der Mädchen und 28,2% der Jungen werden der gewünschten fast täglichen körperlich-sportlichen Aktivität gerecht (RKI & BZgA, 2008, S.66).
Gerade Kinder mit sozioökonomisch schlechter gestelltem Status werden zusätzlich benachteiligt, da sie zum einen im sonstigen Sport unterrepräsentiert sind und zum anderen dem Schulsport eine quantitativ geringe Bedeutung zugeschrieben wird (DSB, 2003).
Ein weiteres zentrales Gesundheitsproblem von Grundschulkindern sind Übergewicht und Adipositas. Heranwachsende mit niedrigem sozioökonomischem Status haben häufiger Übergewicht und Adipositas als Kinder und Jugendliche mit einem hohen Status. Bei Mädchen und Jungen im Alter von 3 bis 17 Jahren liegt die Häufigkeit von Übergewicht sowie Adipositas bei 15,4% (Schienkiewitz et al., 2018). Laut Schienkiewitz et al. (2018) lässt sich ein drastischer Anstieg im Grundschulalter von Jungen und Mädchen mit Übergewicht und Adipositas feststellen. „Übergewicht kann bereits bei Kindern zu Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes führen und leistet zahlreichen Spätfolgen im Erwachsenenalter Vorschub“ (RKI & BZgA, 2008, S.41).
Ein weiteres Gesundheitsproblem bei Schulkindern sind psychosoziale Auffälligkeiten und Beeinträchtigungen. In den Jahren 2003 bis 2006 zeigt jedes fünfte Kind in Deutschland psychische Auffälligkeiten (Klipker et al., 2018).
Aggressives und dissoziales Verhalten fallen am häufigsten bei Kindern und Jugendlichen auf. Des Weiteren zeigen sich Probleme mit Gleichaltrigen, Depressivität, Angststörungen, Unaufmerksamkeit sowie motorische Unruhe. Besonders hyperaktives und unaufmerksames Verhalten fällt vor allem im Grundschulalter vermehrt auf. Außerdem lässt sich feststellen, dass Kinder und Jugendliche mit niedrigem sozioökonomischen Status, nur einem Erziehungsberechtigten, Migrationshintergrund oder arbeitsloser Mutter häufiger von psychosozialen Auffälligkeiten und Beeinträchtigungen betroffen sind (RKI & BZgA, 2008, S.21). „Ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland verfügt über unzureichende personale, soziale und familiäre Ressourcen; besonders benachteiligt sind Kinder aus sozial schwachen Familien“ (RKI & BZgA, 2008, S.21).
Es lassen sich nicht nur Gesundheitsprobleme im Setting Schule feststellen, sondern aktuelle Daten bezüglich des Ernährungs- und Bewegungsverhalten sowie Medienkonsum.
Ermittelt wurde das Erreichen der Bewegungsempfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Als Grundlage dient die zweite Folgeergebung der KiGGS-Studie Welle 2 (2014-2017) durch Selbstangaben zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. 29,4% der Jungen und 22,4% der Mädchen im Alter zwischen 3 bis 17 Jahren sind mindestens 60 Minuten körperlich aktiv pro Tag, wodurch die Bewegungsempfehlung der WHO erreicht wird. Umso älter die Heranwachsenden werden, desto weniger ist die Prävalenz für das Erreichen der Bewegungsempfehlung. Besonders Mädchen im Alter von 3 bis 10 Jahren zeigen im Vergleich zur KiGGS Welle 1 einen deutlichen Rückgang bezüglich der WHO-Empfehlung. Außerdem lässt sich feststellen, dass Mädchen laut eigener Angaben weniger körperlich aktiv sind sowie Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status (Finger et al., 2018, S.26-28).
Gemeinsame Mahlzeiten in der Familie können einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung von Grundschulkindern leisten. Der tägliche Verzehr von Obst bei Kindern ist signifikant höher, wenn gemeinsam in der Familie gefrühstückt wird als alleine. Durch gemeinsame Mahlzeiten wird die Ausprägung von Vorlieben bestimmter Lebensmittel oder Ernährungsgewohnheiten beeinflusst sowie psychosoziale Vorteile entwickelt (Frank et al., 2019). Laut Frank et al. (2019) ist das Abendessen für Grundschulkinder die häufigste gemeinsame Familienmahlzeit (96,4%), woraufhin das gemeinsame Frühstück mit 66,8% folgt.
Grundschulkindern wird durch das Angebot von Ganztagsschulen die Möglichkeit für eine warme gemeinsame Mahlzeit geboten. Kinder und Jugendliche (86,8%) haben die Möglichkeit das Angebot zu nutzen, wobei nur 37,4% dieser es wirklich nutzen (Heide et al., 2019). Laut Nestlé Deutschland AG (2010) wird die Verpflegung an Ganztagsschulen von Schülerinnen und Schülern eher mäßig beurteilt. Mit zunehmenden Alter der Schüler wird die Schulverpflegung umso schlechter bewertet. Da trotzallem drei Viertel der Schüler regelmäßig das Mittagsangebot nutzen, zeigt sich ein großes Potenzial einer gesundheitsgerechten Ernährung im Setting Schule (Nestlé Deutschland AG, 2010, S.4-7).
Freizeitgestaltung sowie der Konsum von Medien haben einen weiteren Einfluss auf das Gesundheitsverhalten von Grundschulkindern. Nach Leven & Schneekloth (2010) betreiben Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren am häufigsten Freizeitaktivitäten wie „Freunde treffen“, „Radfahren“ und „Sport treiben“. Einfluss auf das Freizeitverhalten im Grundschulalter haben die soziale Herkunft, zunehmendes Alter, Geschlecht sowie die elterliche Zuwendung (Leven & Schneekloth, 2010). Beispielsweise geben Mädchen häufiger kommunikative und kulturelle Freizeitaktivitäten an, wohingegen bei Jungen aktive Beschäftigungen oder Aktivitäten wie Playstation oder Lego im Vordergrund stehen. Auch bei der sozialen Herkunft zeigt sich, dass 45% der Kinder mit niedrigen sozioökonomischen Status als Medienkonsumenten typisiert werden können. Im Gegensatz dazu liegen Kinder der Oberschicht bei nur 14% (Leven & Schneekloth, 2010).
Laut der KiGGS-Daten zeigt sich für den Medienkonsum im Grundschulalter, dass der Fernsehkonsum deutlich höher ist als der Computerkonsum. Der Computerkonsum nimmt trotzallem weiter zu, da er immer mehr an Bedeutung gewinnt. Mädchen verbringen weniger Zeit vor dem Fernseher und dem Computer als Jungen. Außerdem haben Kinder mit niedrigem Sozialstatus sowie Migrationshintergrund eine häufigere Mediennutzung (Lampert et al., 2007; Manz et al., 2014; RKI & BZgA, 2008; RKI & Destatis, 2008).
Grundschulen sollten als ein Schlüsselsetting der Gesundheitsförderung angesehen werden, da aufgrund der Schulpflicht eine nahezu 100%ige Erreichbarkeit von Kindern und Jugendlichen über einen langen Zeitraum hinweg besteht. Es ist ein optimaler Zugangsweg, um die Möglichkeiten zur Entwicklung der Gesundheit von Kindern in allen sozialen Lagen zu nutzen. Es kann ein Ausgleich sozial bedingter gesundheitlicher Unterschiede stattfinden. Des Weiteren erhalten Grundschulen zunehmende Verantwortung bezüglich Gesundheit aufgrund von Ganztagsschulen. Wie bereits erwähnt, besteht gerade in den Mittagsangeboten ein großes Präventionspotenzial. Des Weiteren spricht die Grundschule als Schlüsselsetting für Gesundheitsförderung, dass zentrale Gesundheitsprobleme und dessen Ursachen aber auch im schulischen Alltag zu suchen und entgegenzuwirken sind. Viele Kinder sind von Übergewicht sowie Adipositas betroffen, welches durch häufigen Bewegungsmangel verstärkt wird. Außerdem lässt sich die Zeit in der Grundschule als besonders sensible Phase zur Sozialisation von Gesundheitskompetenzen festhalten. Negative oder noch nicht manifeste Verhaltensweisen können in dieser Phase positiv beeinflusst werden, wodurch gesundheitsfördernde Verhaltensweisen übernommen werden können.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Grundschule als Schlüsselsetting der gesundheitsförderlichen Maßnahmen ein wichtiger Zugangsweg ist.
1.2 Ableitung von Handlungsansätzen
Tab. 1: Zentrale Handlungsansätze (Eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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- Alisa Schäfers (Author), 2020, Gesundheitsförderung und Prävention im Setting Grundschule. Wie die motorische Entwicklung von Kindern gefördert werden kann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/590944
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