Das Responsible Care-Programm® (auf Deutsch: Verantwortliches Handeln) ist eine weltweite Selbstverpflichtungserklärung der chemischen Industrie mit dem Ziel, eine kontinuierliche Verbesserung der Leistungen in den Bereichen Sicherheit, Gesundheit und Umwelt zu erreichen. Dabei richtet sich diese erweiterte soziale und ökologische Verantwortungsübernahme auf alle direkt oder indirekt betroffenen Stakeholder, die während der einzelnen Stationen des Produktlebenszyklus mit einem Produkt und seinen Auswirkungen in Kontakt treten. Das besondere an dem Programm ist zum einen seine Freiwilligkeit der Teilnahme seitens der Unternehmen und zum anderen die sehr stark ausgeprägte Dialogbereitschaft mit den verschiedensten Interessengruppen. Mit Hilfe des Responsible Care-Programm leistet die chemische Industrie außerdem schon heute Ihren Beitrag zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen wie Sustainable Development und Corporate Social Responsibility (CSR) und agiert damit weit über derzeitige rechtliche Rahmenbedingungen hinaus. Auch gerade deshalb wird das Programm gegenwärtig als „umfangreichste Initiative seitens der Wirtschaft zur Wahrnehmung von Regelverantwortung“ angesehen.
Gliederung
1. Einleitung
1.1. Zielsetzung und Struktur der Arbeit
1.2. Abgrenzung des Themas
2. Von der Idee zur weltweiten Initiative
2.1. Rahmenordnung und derer Ziele
2.2. Anerkennung und Verbreitung von Responsible Care
3. Responsible Care als Selbstverpflichtungsinstrument
3.1. Der Begriff der Selbstverpflichtung
3.2. Trittbrettfahrerverhalten und kartellrechtliche Bedenken
4. Responsible Care in Deutschland
4.1. Der Chemiestandort Deutschland
4.2. Ergebnisse von Responsible Care
4.2.1. Umweltschutz
4.2.2. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz
4.2.3. Anlagensicherheit, Gefahrenabwehr und Logistik
5. Von Responsible Care zu Sustainable Development und Corporate Social Responsibility
6. Herausforderungen der Zukunft
7. Resümee
8. Quellenverzeichnis
9. English summarization and outlook for the seminar paper
10. Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Das Responsible Care-Programm®[1] (auf Deutsch: Verantwortliches Handeln) ist eine weltweite Selbstverpflichtungserklärung der chemischen Industrie mit dem Ziel, eine kontinuierliche Verbesserung der Leistungen in den Bereichen Sicherheit, Gesundheit und Umwelt zu erreichen. Dabei richtet sich diese erweiterte soziale und ökologische Verantwortungsübernahme auf alle direkt oder indirekt betroffenen Stakeholder, die während der einzelnen Stationen des Produktlebenszyklus mit einem Produkt und seinen Auswirkungen in Kontakt treten[2]. Das besondere an dem Programm ist zum einen seine Freiwilligkeit der Teilnahme seitens der Unternehmen und zum anderen die sehr stark ausgeprägte Dialogbereitschaft mit den verschiedensten Interessengruppen. Mit Hilfe des Responsible Care-Programm leistet die chemische Industrie außerdem schon heute Ihren Beitrag zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen wie Sustainable Development und Corporate Social Responsibility (CSR) und agiert damit weit über derzeitige rechtliche Rahmenbedingungen hinaus. Auch gerade deshalb wird das Programm gegenwärtig als „umfangreichste Initiative seitens der Wirtschaft zur Wahrnehmung von Regelverantwortung“[3] angesehen.
1.1. Zielsetzung und Struktur der Arbeit
Die vorliegende Arbeit wird sich mit dem Responsible Care Programm der Chemischen Industrie auseinander setzen. Ausgehend von den Problemen der Branche in den späten 70iger Jahren des 20. Jahrhunderts und den daraus resultierenden Anfängen der Initiative in Kanada wird im 2. Kapitel auf deren weltweite Ausdehnung und Implementierung eingegangen. Weiterhin wird das Mittel der Selbstverpflichtung als Interaktionsinstrument der einzelnen Mitgliedsstaaten und deren Verbänden ausführlicher betrachtet sowie auf das Problem des Trittbrettfahrerverhaltens näher eingegangen. Nach einer kurzen Definition des Chemiestandorts Deutschland im 4. Kapitel wird im Folgenden das lokale Responsible Care Programm und seine Kernelemente detaillierter beleuchtet. Anschließend wird, der bereits in der Einleitung erwähnte Beitrag der Chemischen Industrie zu einer nachhaltigen, zukunftsträchtigen und verantwortungsvollen Entwicklung (Sustainable Development und CSR) dargestellt. Um die Arbeit abzurunden, wird im 6. Kapitel auf zukünftige Herausforderung und Tendenzen des Programms eingehen.
1.2. Abgrenzung des Themas
Der internationale Rat der Chemievereinigung (ICCA) überwacht und koordiniert die Arbeit der einzelnen Mitgliedsländer und gibt gewisse Rahmenbedingungen vor. Hierdurch variiert die Implementierung und Ausführung des Gedanken von Responsible Care sehr stark in den einzelnen Ländern, wodurch eine generelle und umfassende Betrachtung erschwert wird. Die deutsche Chemiebranche nimmt hier nicht zu letzt wegen ihres hohen Weltmarktanteils eine Vorreiterrolle ein und setzt dadurch Maßstäbe die von anderen Nationen übernommen werden. Aufgrund des vorgeschriebenen Umfangs der Arbeit werde ich mich deshalb in meiner Arbeit besonders auf den Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Deutschland und dessen Responsible Care-Programm konzentrieren.
2. Von der Idee zur weltweiten Initiative
Die Entwicklung von Responsible Care zu einer weltweiten Initiative für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz, ist hauptsächlich auf Misstrauen und Kritik seitens der Öffentlichkeit zurückzuführen. Der öffentliche Druck verstärkte sich zunehmend Ende der 70iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. In dieser Zeit befand sich die gesamte Branche, gestärkt durch rasche Zuwächse in den Nachkriegsjahren, in einem so genannten Machbarkeitswahn. Zahlreiche prominente Störfälle wie die Dioxinwolke im italienischen Seveso (1976), die Giftgastoten im indischen Bophal (1984) oder der Brand bei Sandoz in Basel (1986) beschleunigten den Umdenkungsprozess der gesamten Branche[4].
Bereits 1985 wurde Responsible Care als Modell für neuartiges Chemikalienmanagement vom kanadischen Chemieverband (Canadian Chemical Producer Association, CCPA) ins Leben gerufen[5]. Der Grundgedanke dieser Initiative wurde 1991 vom internationalen Rat der Chemieverbände (International Council of Chemical Associations, ICCA) übernommen und in den folgenden Jahren vor allem in den USA und den europäischen Ländern weiterentwickelt. Deutschland nahm hier schon früh eine Schlüsselposition ein, wodurch das deutsche Responsible Care Pendant „Verantwortliches Handeln“ ebenfalls 1991 aus der bereits 1986 verabschiedeten Leitlinie „Chemie und Umwelt“ hervorging.
Einen zusätzlichen Anschub zu ihrem Erfolg erhielt die Initiative 1992 durch den „World Summit on Sustainable Development“ in Rio de Janeiro. Auf dieser internationalen Konferenz für Umwelt und Entwicklung unterzeichneten 170 Staaten die Agenda 21, in der sie eine nachhaltige und zukunftsträchtige Entwicklung fordern. Die chemische Industrie hatte damals bereits erkannt, dass es darum geht, das Spannungsfeld zwischen Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung zu lösen, was sich in der Initiative Responsible Care widerspiegelte. Schon damals bestand der Grundgedanke des Programms aus den sechs Eckpfeilern Arbeitsschutz, Anlagensicherheit, Transportsicherheit, Umweltschutz, Produktverantwortung und Dialog. Dieses Engagement wurde auf der Konferenz ausdrücklich gewürdigt und als Vorbild für andere Branchen in die Agenda 21 aufgenommen: „Einige aufgeklärte Unternehmensleiter praktizieren bereits das Konzept der "Responsible Care" und der verantwortungsvollen Produkthandhabung und -betreuung und führen entsprechende Programme durch, fördern den offenen Dialog mit den Beschäftigten und der Öffentlichkeit…“[6]. Heute ist das Responsible Care Programm die am weitesten verbreitete Selbstverpflichtungserklärung der Wirtschaft. Jeder Mitgliedsverband verpflichtet sich formale Forderungen des Programms, welche im nächsten Abschnitt näher erläutert werden, zu überwachen und einmal jährlich in einem Bericht offen zu legen.
Abschließend lässt sich sagen, dass es im Wesentlichen drei Hauptgründe waren, die zur Entwicklung von Responsible Care und dessen Erfolg führten: Die Umsetzung des Sustainable Development Gedankens, die Zurückgewinnung des verlorenen Vertrauens und eine gerechterer Dialog mit sämtlichen Interessengruppen.
2.1. Rahmenordnung und derer Ziele
Als weltweites Überwachungsorgan der aktuell 47 Mitgliedsverbände, fungieren der ICCA und seine Responsible Care Leadership Group (RCLG). Trotz dieser übergeordneten Institution ergeben sich in den einzelnen Verbänden Unterschiede in Bezug auf die Implementierung und Ausführung des Programms, was insbesondere eine Vergleichbarkeit der erreichten Ziele erschwert. Dies ist seitens des ICCA aber ausdrücklich erwünscht. Die Initiative bleibt dadurch universell und flexibel und bietet die Möglichkeit Anpassung an verschiedene kulturelle Gegebenheiten vorzunehmen. Dennoch werden vom ICCA acht grundlegende Kriterien vorgegeben, welche die teilnehmenden Mitgliedsverbände in ihre nationalen Leitlinien übernehmen müssen:[7]
1. Guiding Principles: Eine formelle Verpflichtung jedes Mitgliedsunternehmen zu einer Reihe von Leitlinien - vom Vorstandsvorsitzenden zu unterzeichenen.
2. Codes, Guidance Notes, Checklists: Eine Reihe von Geboten, Anleitungen und Checklisten, die dem Unternehmen hilft seine Verpflichtung zu erfüllen.
3. Performance Indicators: Die Entwicklung von Indikatoren, anhand derer Leistungsverbesserungen gemessen werden können.
4. Communication: Eine offene Kommunikation über Gesundheit, Sicherheit und Umweltfragen mit Interessengruppen innerhalb und außerhalb der Industrie pflegen.
5. Information sharing fora: Möglichkeiten für Unternehmen ihre Erfahrungen bei der Umsetzung von Responsible Care zu teilen.
6. Title and Logo: Ein Titel und Logo die deutlich machen, dass das nationale Programm mit dem Konzept von Responsible Care übereinstimmt und Teil davon ist.
7. Encouragement of all chemical companies: Überlegungen, in wie weit alle Unternehmen angeregt werden können, sich für das Programm zu engagieren und daran teilzuhaben.
8. Verification: Verfahren zur Überprüfung der Implementierung der messbaren oder praxisrelevanten Bausteine von Responsible Care.
Die Implementierung und Ausführung dieser acht Grundgedanken wird vom ICCA regelmäßig überprüft. Des Weiteren arbeit der ICCA sehr stark mit der OECD und der UN und ihrem United Nations Enviromental Programme (UNEP) zusammen. Gerade in Bezug auf die zunehmende Globalisierung bieten sich in dieser Zusammenarbeit enorme Chancen in den Bereichen Qualitäts-, Sicherheits- und Umweltmanagement, auf die im 5. Kapitel - „Herausforderungen der Zukunft“ - näher eingegangen wird.
Ein weiterer Schwerpunkt des Responsible Care Programms ist die Interaktion mit Umweltmanagementsystemen auf Basis der internationalen Norm DIN EN ISO 14001, welche die Grundlagen und Infrastruktur für ein besseres Management mit Chemikalien geben[8]. So deckt die Responsible Care Initiative die fünf aufeinander folgenden Schritte ab, die in der ISO 14001 zu Umweltmanagementsystemen niedergelegt sind: Engagement der Unternehmensführung im Rahmen einer Umweltpolitik, Planung, Implementierung und Durchführung, Überprüfung der erzielten Ergebnissen und gegebenenfalls deren Korrektur und die Bewertung des Erreichten, um dadurch eine kontinuierliche Verbesserung zu erreichen[9].
[...]
[1] Responsible Care® ist ein eingetragenes Warenzeichen der chemischen Industrie.
[2] Vgl. Hansen, U. (1998), S.134.
[3] Meister, H.-P.; Banthien, H. (1998), S. 114.
[4] Vgl. o.V. (Internet, 2004), S.1.
[5] Vgl. Meister, H.-P.; Banthien, H. (1998), S. 114.
[6] BMU (Internet, o.J.), S.255, Kapitel 30.3.
[7] Übersetzung der acht Leitlinien aus dem Englischen vgl. CEFIC (Internet, 2004).
[8] Vgl. OECD (Internet, 2001), S. 102.
[9] Vgl. CEN (1996), S. 4.
- Citation du texte
- Dipl.-Kfm. Danny Pajak (Auteur), 2004, Responsible Care Program for the Chemical Industry, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59071
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