Das Ziel dieser Arbeit ist es, nähere Erkenntnisse über das Weinverhalten von Borderline-Persönlichkeitsstörungs-(BPS-)Patienten zu gewinnen. Dafür wird die Erkrankung aus zwei Gesichtspunkten betrachtet, einmal der Häufigkeit des Weinens und zweitens der Formen des Weinens. Dabei stellen sich die folgenden konkreten Fragen: Weinen BPS-Patienten häufiger oder seltener als Depressionspatienten? Und wenn sie weinen, zeigen sie bestimmte Formen des Weinens? Wenn dies der Fall ist, unterscheiden sich die Formen des Weinens von denen der Depressionspatienten? Im folgenden Kapitel werden die allgemeinen Funktionen des emotionalen Weinverhaltens erläutert. Anschließend werden die zahlreichen allgemeinen Einflussfaktoren beschrieben und zum Schluss des Theorieteils wird der bisherige Forschungsstand zum Zusammenhang zwischen dem Weinverhalten und BPS beziehungsweise Depression präsentiert.
Das Weinen im Allgemeinen muss die ein- oder andere überlebenswichtige Funktion haben, ansonsten wäre dieses Verhalten im Verlauf der menschlichen Entwicklung im Zuge der Evolution bereits aussortiert. Trotz der Wichtigkeit des Weinverhaltens wurde dieses im Vergleich zu anderen menschlichen Verhalten psychologisch noch nicht genug erforscht. Im Forschungsbereich ist bekannt, dass Tränen in die drei folgenden Arten unterteilt werden können: basale Tränen, reflektorische Tränen und emotionale Tränen. Die dritte Art des Weinens, die emotionalen Tränen, die in dieser Arbeit im Fokus stehen, sind laut Messmer ausschließlich eine menschliche Ausdrucksform, da diese höhere Gehirnstrukturen voraussetzen. Die Definition emotionalen Weinens lautet: „Emotionale Tränen sind eine komplexe sekretomotorische Antwort und werden als das Vergießen von Tränen ohne okuläre Irritation definiert, oft begleitet von Veränderungen der Gesichtsmuskulatur, Stimmveränderungen und Schluchzen“.
Doch was genau hat es mit den emotionalen Tränen, besonders auf den psychischen Ebenen, eigentlich auf sich? Diese Fragestellung ist angesichts der wissenschaftlichen Forschung relevant, dennoch gelten die bisherigen Forschungsansätze aufgrund der Untestbarkeit der Hypothesen über der Herkunft und Funktion des emotionalen Weinens als eher explorativ. Es gab dennoch bereits einige Forschungsarbeiten zu den Funktionen des emotionalen Weinens, die für die Aufklärung der Mechanismen für dieses Verhalten von Bedeutung sind. Diese werden im folgenden Kapitel dieser Arbeit ausführlich dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeine Funktion des Weinens
- Allgemeine Einflussfaktoren des Weinens
- Theorie zum Weinen und psychischen Erkrankungen
- Zusammenhang zwischen Weinen und BPS
- Zusammenhang zwischen Weinen und Depression
- Kategoriensystem
- Herleitung der Fragestellung
- Methode
- Weinszenen
- Methodik zur Kategorisierung der Weinszenen
- Ergebnis
- Deskriptive Statistik
- Patientendaten
- Soziodemographische Daten
- Untersuchte Weinszenen
- Interrater-Reliabilität
- Quantitative Analyse
- Analyse des Weinverhaltens (weint, weint nicht)
- Analyse der Häufigkeit des Weinens
- Analyse der dominanten Formen des Weinens
- Analyse der Formen des Weinens
- Deskriptive Statistik
- Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Untersuchung des Weinverhaltens von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) im Rahmen des Forschungsprojekts "Formen und Funktionen des Weinens" am Institut für Psychologie der Universität Kassel. Ziel der Arbeit ist es, nähere Erkenntnisse über das Weinverhalten von BPS-Patienten im Vergleich zu Patienten mit Depression zu gewinnen. Dabei werden zwei zentrale Fragen beleuchtet: Weinen BPS-Patienten häufiger oder seltener als Depressionspatienten? Und wenn sie weinen, zeigen sie bestimmte Formen des Weinens im Vergleich zu Depressionspatienten?
- Analyse des Weinverhaltens von BPS-Patienten im Vergleich zu Depressionspatienten.
- Untersuchung der Häufigkeit des Weinens bei beiden Patientengruppen.
- Erforschung möglicher Zusammenhänge zwischen Formen des Weinens und den Diagnosen BPS und Depression.
- Anwendung eines Kategoriensystems zur Klassifizierung von Weinszenen.
- Qualitative und quantitative Analyse von Videoaufnahmen aus Therapiesitzungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas Weinverhalten im Kontext von psychischen Erkrankungen, insbesondere der Borderline-Persönlichkeitsstörung, aufzeigt. Im zweiten Kapitel werden verschiedene Funktionen des Weinens, wie der Schutzmechanismus gegen Gifte, der Cathartic Effect und die emotionale Befreiung, diskutiert. Das dritte Kapitel widmet sich den allgemeinen Einflussfaktoren des Weinens, darunter Kultur, gesellschaftliche Aspekte, Geschlecht, Hormonspiegel und individuelle Reizschwelle. Im vierten Kapitel werden die Theorien zum Zusammenhang zwischen Weinen und psychischen Erkrankungen, insbesondere BPS und Depression, erläutert. Es werden die Besonderheiten und relevanten Charakteristiken beider Erkrankungen vorgestellt, sowie verschiedene Erklärungsmodelle für die emotionale Dysregulation bei BPS beleuchtet. Das fünfte Kapitel stellt das Kategoriensystem zur Klassifizierung von Weinszenen vor, welches im Rahmen des Forschungsprojekts entwickelt wurde. Das sechste Kapitel beinhaltet die Herleitung der Fragestellungen der Arbeit, welche sich auf Unterschiede in der Häufigkeit des Weinens und auf spezifische Formen des Weinens bei BPS-Patienten im Vergleich zu Depressionspatienten beziehen. Die Methoden der Untersuchung, die sich auf die Analyse von Videoausschnitten aus Therapiesitzungen stützen, werden im siebten Kapitel detailliert beschrieben. Das achte Kapitel präsentiert die Ergebnisse der deskriptiven und quantitativen Analyse. Im Fokus steht dabei die Untersuchung der Interrater-Reliabilität und die Analyse des Weinverhaltens, der Häufigkeit des Weinens sowie der dominanten Formen des Weinens. Die Diskussion der Ergebnisse erfolgt im neunten Kapitel, wobei die wichtigsten Erkenntnisse und Einschränkungen der Untersuchung beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS), Depression, Weinen, Formen des Weinens, Kategoriensystem, qualitative Analyse, quantitative Analyse, Interrater-Reliabilität, Videoanalyse, Therapiesitzungen.
- Quote paper
- Mizuki Nagano (Author), 2016, Formen des Weinens von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/590454