Diese Arbeit untersucht die Ursache für die gestiegene Pluralität von Familienformen. Das Thema Familie wird heute immer häufiger zum Mittelpunkt politischer und medialer Debatten. Die bürgerliche Kleinfamilie, die für Deutschland typische gewesen zu sein scheint, ist immer seltener vertreten. Geburtenrückgang, Individualisierung der Gesellschaft, die Rolle der Frau – das und vieles mehr sorgen dafür, dass die "Klischee-Familie" Vater-Mutter-Kind langsam aber sicher verdrängt und durch andere Formen ersetzt wird.
Auch in der Familiensoziologie wurde ein Wandel festgestellt. So definiert der Soziologe Hoffmann-Nowotny (1934-2004) den Begriff "Familie" wie folgt: Familie seien "Sozialformen eigener Art, die primär auf die Gestaltung der sozialen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern angelegt sind, die als solche sozial anerkannt werden. Es bestehen Wechselwirkungen zwischen Familie und Gesellschaft." Diese Definition bezieht nicht nur das Ideal der bürgerlichen Kleinfamilie, sondern auch neue Familienformen mit ein, wie z.B. Alleinerziehende nichteheliche Lebensgemeinschaften oder homosexuelle Partnerschaften mit Kindern, da es um die Beziehung zwischen Eltern und Kind geht und die Lebensart der Eltern dabei keine Rolle spielt.
In der Gesellschaft kann eine zunehmende Akzeptanz neuer Familienformen beobachtet werden, die vor fünfzig Jahren noch verpönt waren. Das wirkt sich auch auf die Familienpolitik aus. Kaum eine andere politische Kategorie erlebt so viele Reformen wie die Familienpolitik. So wurde bspw. 1972 die rechtliche Diskriminierung nichtehelich geborener Kinder und ihrer Mütter verboten. Auch 2001 gab es ein neues wichtiges Gesetz, das für viel Aufruhe gesorgt hatte: die Einführung des Gesetzes über eingetragene Lebenspartnerschaften gibt gleichgeschlechtlichen Paaren die Möglichkeit, ihrer Beziehung einen rechtlichen Rahmen zu geben, die dann in elementaren Punkten einer Ehe gleichgestellt ist.
Inhalt
1. Einleitung
2. Die Thesen zur gestiegenen Pluralität von Familienformen
3. Gründe für die Pluralisierung von Familienformen
4. Neue Lebensformen von Familie
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Referatsausarbeitung zum Thema „Neue Familienformen“ konzentriert sich auf die Pluralisierung von Familienformen. Im Folgenden werden nach einer kurzen Einleitung die Thesen der gestiegenen Pluralität von Familienformen vorgestellt, um danach auf die Gründe dafür eingehen zu können. Zum Schluss sollen kurz einige Familienformen vorgestellt werden, um die Idee der neuen Lebensformen der Familie zu festigen und ein Fazit gezogen werden.
Das Thema Familie wird heute immer häufiger zum Mittelpunkt politischer und medialer Debatten. Die bürgerliche Kleinfamilie, die für Deutschland typische gewesen zu sein scheint, ist immer seltener vertreten. Geburtenrückgang, Individualisierung der Gesellschaft, die Rolle der Frau – das und vieles mehr sorgen dafür, dass die „Klischee-Familie“ Vater-Mutter-Kind langsam aber sicher verdrängt und durch andere Formen ersetzt wird. Auch in der Familiensoziologie wurde ein Wandel festgestellt. So definiert der Soziologe Hoffmann-Nowotny (1934-2004) den Begriff „Familie“ wie folgt: Familie seien „Sozialformen eigener Art, die primär auf die Gestaltung der sozialen Beziehungen zwischen Eltern und Kindern angelegt sind, die als solche sozial anerkannt werden. Es bestehen Wechselwirkungen zwischen Familie und Gesellschaft.“1 Diese Definition bezieht nicht nur das Ideal der bürgerlichen Kleinfamilie, sondern auch neue Familienformen mit ein, wie z.B. Alleinerziehende nichteheliche Lebensgemeinschaften oder homosexuelle Partnerschaften mit Kindern, da es um die Beziehung zwischen Eltern und Kind geht und die Lebensart der Eltern dabei keine Rolle spielt. In der Gesellschaft kann eine zunehmende Akzeptanz neuer Familienformen beobachtet werden, die vor fünfzig Jahren noch verpönt waren. Das wirkt sich auch auf die Familienpolitik aus. Kaum eine andere politische Kategorie erlebt so viele Reformen wie die Familienpolitik. So wurde bspw. 1972 die rechtliche Diskriminierung nichtehelich geborener Kinder und ihrer Mütter verboten2. Auch 2001 gab es ein neues wichtiges Gesetz, das für viel Aufruhe gesorgt hatte: die Einführung des Gesetzes über eingetragene Lebenspartnerschaften gibt gleichgeschlechtlichen Paaren die Möglichkeit, ihrer Beziehung einen rechtlichen Rahmen zu geben, die dann in elementaren Punkten einer Ehe gleichgestellt ist. Aber was sind die Ursachen dieser gestiegenen Pluralität von Familienformen?
2. Die Thesen zur gestiegenen Pluralität von Familienformen
In den Debatten über die Ursachen zur Vervielfältigung der Familienformen haben sich drei Thesen von den restlichen besonders abgehoben. Die erste ist die De-Institutionalisierungsthese. Im 18. und 19. Jahrhundert war die Ehe eine dauerhafte und rechtlich legitimierte Lebens- und Sexualgemeinschaft zweier mündiger, verschiedengeschlechtlicher Partner. Es war eher eine Zweckgemeinschaft, als eine Liebesbeziehung, betrachtet man den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekt dieser Verbindung. Doch seit dem Aufkommen des Ideals der romantischen Liebe, verwandelte sich die Ehe und distanzierte sich zunehmend vom wirtschaftlichen Profit. Die Verbindung zweier sich liebender Menschen stand im Mittelpunkt, wobei die Kinder das Produkt dieser Liebe sein sollten. Soweit die Vorstellung. Die Realität ließ jedoch nicht viel Zeit zum Träumen. Seit dem 20. Jahrhundert war ein neuer Wandel der Institution Ehe wahrzunehmen: die sinkende Verbindlichkeit steigert heute die Instabilität von Ehe und Familie, was als De-Institutionalisierungsprozess gedeutet wird3. Diese These hebt den Bedeutungsverlust von Ehe und Familie hervor und begründet dadurch den quantitativen Rückgang der bürgerlichen Kleinfamilie. Der Wandel dieses Leitbilds bekam vor allem durch die antiautoritären Studentenbewegungen Ende der 60er Jahre großen Aufschwung, als die Institution Ehe scharf kritisiert wurde und die Bildungsexpansion mit dem Verbindlichkeitsverlust der traditionellen Verteilung der Geschlechterrollen einherging4.
Die zweite These, die sich in den Debatten um die Ursachen zur Pluralisierung der Familienformen durchgesetzt hat, ist die Individualisierungsthese. Diese These betrachtet auf positive Weise die Aspekte, die den Verlust von Tradition in der deutschen Gesellschaft mit sich bringen und zur Auflösung der ehelichen Verbindlichkeit führen. Es wird als „damit einhergehende Chance [gesehen], zwischen verschiedenen Formen menschlichen Zusammenlebens wählen zu können.“5 Seit Mitte der 50er Jahre trat ein neuer Individualisierungsschub in der westlichen Gesellschaft auf, der dazu führte, dass die soziale Klasse nicht mehr zwangsweise bestimmend war für die Lebensweise eines Individuums. Jeder Einzelne konnte zum Autor seiner eigenen Biografie werden. Entstanden sein könnte dieser Wandel aus der „ökonomischen Wohlstandssteigerung, dem sozialstaatlichen Absicherungssystem und dem gestiegenen Bildungsniveau.“6. Die Individualisierungsthese wurde in drei Dimensionen eingeteilt. Die erste ist die Freisetzungsdimension, in der das Individuum aus historisch vorgegebenen Sozialformen und -bedingungen herausgelöst wird. Der Mensch wird frei, während die Struktur der sozialen Ungleichheit aber bestehen bleibt. Bei der zweiten Dimension handelt es sich um die sogenannte Entzauberungsdimension. Hier wird der Verlust traditionaler Sicherheiten im Hinblick auf Handlungswissen, Glauben und leitende Normen betont. Demnach ist es ein Stabilitätsverlust des Menschen in der Gesellschaft. Eine neue Art der sozialen Einbindung durch Beruf, Medien und sozialer Sicherungssysteme wird mit der dritten Dimension, der Kontroll- und Reintegrationsdimension erfasst. Der durch den Individualisierungsprozess fortschreitende Wandel hat dazu geführt, dass es die Familie so nicht mehr länger gibt; einen Stereotypen oder eine allgemein geltende Definition von Familie gibt es nicht mehr. Vielmehr gibt es nun Familien7.
Die dritte These ist die Pluralisierungsthese, die sich auf die verschiedenen Rollenzusammensetzungen und Familienbildungsprozesse der heutigen Gesellschaft bezieht. Mittlerweile kann zwischen sechzehn verschiedenen, rechtlich angesehenen Familientypen unterschieden werden8, wobei es auf die Rollenzusammensetzung, Familienbildung und Differenzierung der Elternfamilie ankommt. Mit dem Anstieg von nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit Kind, Einelternfamilien, Wiederverheirateten etc., findet eine deutliche Veränderung dieser Rollenzusammensetzung statt. Zuverlässige Geburtenplanung und Bildungsexpansion beeinflussen den Trend der quantitativ weniger werdenden und späteren Eheschließung noch zusätzlich.
Keine der drei Thesen kann als einziger und richtiger Grund für die Pluralisierung von Familienformen gelten, wenn man jede These für sich alleine betrachtet. Es ist vielmehr ein komplexer Wandel, bedingt aus der Summe zeitgeschichtlicher und gesellschaftlicher Prozesse, der dafür verantwortlich ist. Festzuhalten ist aber die Tatsache, dass eine Veränderung der Familie, welche in der Familiensoziologie häufig diskutiert wird, ein allgemein verbindliches Grundmuster des familialen Zusammenlebens voraussetzt, das sich nun in seiner Auflösung befindet. Dieser Familientypus ist die bürgerliche Kleinfamilie, die ab den 50er Jahren weit verbreitet war und den Status einer kulturellen Selbstverständlichkeit erlangt hatte. Auf die Entstehung dieses Typus soll in dieser Ausarbeitung jedoch nicht eingegangen werden, da sie für die Pluralisierung der Familienformen nicht von Bedeutung ist und den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.
3. Gründe für die Pluralisierung von Familienformen
Es gibt viele Gründe für die zunehmende Vielfalt von Familienformen in Deutschland und sie beeinflussen sich oft gegenseitig. Sie wurden schon kurz in der Pluralisierungsthese angesprochen. Im Folgenden sollen noch weitere Gründe aufgeführt werden und ein wichtiger Grund, der demographische Wandlungsprozess, seit Mitte der 60er Jahre noch genauer untersucht werden.
Seit 1965 verlaufen demographische Wandlungsprozesse in Deutschland. Laut dem Soziologen Rüdiger Peuckert, lässt sich „die Krise der Normalfamilie“9 anhand der Ehescheidungen, dem Rückgang der Geburten und der Eheschließungen erkennen. Zwischen 1964-2011 ist die Zahl der Geburten um fast 50% gesunken10.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Jahre 1964 gab es in Deutschland einen „Baby-Boom“. Mit 1,4 Mio. Neugeborenen war dieses Jahr das geburtenreichste bis dahin. Gegen Ende der 60er kam es jedoch zu einem starken Rückgang der Geburtenrate. Beeinflusst wurde diese Entwicklung durch neue, mit dem traditionalen Familienbild konkurrierende Lebensentwürfe und durch die Verbreitung der Anti-Babypille. 1972 sank die Geburtenrate unter die Millionenmarke und stagnierte danach zwischen 0,8 und 0,9 Mio. Geburten jährlich. Seit 1991 geht die Anzahl der Geburten mit Ausnahme einzelner Jahre kontinuierlich zurück. 2011 wurden in Deutschland nur noch 663.000 Kinder geboren, nur noch halb so viele wie 1964. Ein anderer beeinflussender Faktor ist der Rückgang der Frauen im gebärfähigen Alter, statistisch gesehen zwischen 15 und 49 Jahren. Da seit 1965 immer weniger Kinder geboren wurden, schrumpfte dadurch auch die Anzahl der gebärfähigen Frauen.
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1 Hoffmann-Nowotny: Die Zukunft der Familie, S. 328.
2 Vgl. Peuckert: Familienformen im sozialen Wandel, S. 29.
3 Vgl. Nave-Herz: Familie heute, S. 13.
4 Vgl. Peuckert: Familienform im Wandel, S. 28.
5 Nave-Herz: Familie heute, S.13.
6 Nave-Herz: Familie heute, S. 13.
7 Ebd., S. 13.
8 Ebd., S. 16.
9 Peuckert: Familienform im sozialen Wandel, S. 21.
10 www.destatis.de/DE/Publikationen/STATmagazin/Bevoelkerung/2012_09/2012_09PDF.pdf?_blob=publicationFile, Zugriff 22.03.2017, 11:29. Statistik ebenso dort zu finden.
- Citar trabajo
- Celina Bludau (Autor), 2017, Neue Familienformen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/589411
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