Affirmative Action (übersetzt: „bejahende / bestätigende Maßnahmen“) kann als Förderung von benachteiligten Personen und Personengruppen umschrieben werden. In Südafrika stellt Affirmative Action ein Thema dar, welches sowohl von Fachleuten als auch von der breiten Öffentlichkeit heftigst diskutiert wird. Es zeigt vielmehr auf interessante Weise die Verzahnung zwischen Recht/Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in einem Land auf, das nach langer Zeit endlich den Weg zur Demokratie fand und im Jahre 2004 deren zehnjähriges Jubiläum feierte.
Auch in den USA wird Affirmative Action nicht nur als juristisches, sondern ebenfalls als politisches Thema von allen Gesellschaftsgruppen wahrgenommen. Hier bezieht sich Affirmative Action jedoch auf die Förderung von Minderheiten, wohingegen im südafrikanischen Kontext die Förderung der Mehrheit propagiert wird (vgl. Dupper 2005, S. 91). Im Gegensatz hierzu findet der Begriff in einem kulturell homogeneren Land wie Deutschland weniger Anklang und wird, wenn überhaupt, nur im Zusammenhang mit Frauenquoten erwähnt (vgl. Gas 2002, S. 7).
Die folgende Arbeit verfolgt daher das Ziel, dem deutschen bzw. europäischen Leser das Thema Affirmative Action am Beispiel seiner Erscheinungsform in Südafrika näher zu bringen. Schließlich zeigen die kürzlichen Ereignisse in Frankreich auf, dass mit einer zunehmenden Heterogenisierung europäischer Länder auch hier das Thema Affirmative Action bald von enormer Aktualität sein könnte, was die Stellung ethnischer Sondergruppen wie z.B. den Maghrebinern in Frankreich betrifft.
Die Arbeit beleuchtet zunächst die Zusammensetzung der südafrikanischen Bevölkerung und gibt einen Überblick über die Zeit der Apartheid und ihrer Gesetzgebung bevor auf die Verankerung von Affirmative Action als Mittel zur Gleichheitserzielung in der neuen Verfassung Südafrikas eingegangen wird. Es folgt eine Darstellung der wesentlichen Erscheinungsformen von Affirmative Action in Südafrika, die insbesondere auch für ausländische Investoren von Bedeutung sind. Die Arbeit endet mit einer Wertung zum Thema Affirmative Action in Südafrika, die u.a. auch auf eigenen Beobachtungen und Gesprächen mit Südafrikanern basiert und alternative Wege zu Affirmative Action aufzeigt.
A. Inhaltsverzeichnis
B. Abbildungsverzeichnis
C. Anhangsverzeichnis
D. Abkürzungsverzeichnis
1. Affirmative Action – Ein globales Thema?
2. Affirmative Action im neuen Südafrika als Konsequenz der Völkervielfalt und Apartheid
2.1 Zusammensetzung der südafrikanischen Bevölkerung
2.2 Historischer Abriss der Apartheid Ära
3. Gleichheit und Affirmative Action in der Verfassung Südafrikas
4. Anwendungsgebiete und Erscheinungsformen von Affirmative Action in Südafrika
4.1 Affirmative Action im Öffentlichen Dienst
4.1.1 White Paper on the Transformation of the Public Service
4.1.2 White Paper on Affirmative Action in the Public Service
4.2 Affirmative Action in der Privaten Wirtschaft
4.2.1 Employment Equity Act
4.2.2 Preferential Procurement Policy Framework Act
4.3 Weitere Anwendungsgebiete
5. Affirmative Action im Spiegel der Kritik
5.1 Ideal und Wirklichkeit der Affirmative Action in Südafrika
5.1.1 Meinungen aus wissenschaftlichen Kreisen
5.1.2 Meinungen aus dem südafrikanischen Alltag
5.2 Alternativen zu Affirmative Action
E. Anhang
F. Quellenverzeichnis
G. Ehrenwörtliche Erklärung
B. Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Bevölkerungsgruppen in Südafrika
Abbildung 2: Sprachgruppen in Südafrika
C. Anhangsverzeichnis
Anhang 1: Bilder aus dem Hector Peterson Memorial Museum in Johannesburg
Anhang 2: Ausgewählte Definitionen zu 'Affirmative Action'
D. Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Affirmative Action – Ein globales Thema?
Affirmative Action (übersetzt: „bejahende / bestätigende Maßnahmen“) kann als Förderung von benachteiligten Personen und Personengruppen umschrieben werden. In Südafrika stellt Affirmative Action ein Thema dar, welches sowohl von Fachleuten als auch von der breiten Öffentlichkeit heftigst diskutiert wird. Es zeigt vielmehr auf interessante Weise die Verzahnung zwischen Recht/Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in einem Land auf, das nach langer Zeit endlich den Weg zur Demokratie fand und im Jahre 2004 deren zehnjähriges Jubiläum feierte.
Auch in den USA wird Affirmative Action nicht nur als juristisches, sondern ebenfalls als politisches Thema von allen Gesellschaftsgruppen wahrgenommen. Hier bezieht sich Affirmative Action jedoch auf die Förderung von Minderheiten, wohingegen im südafrikanischen Kontext die Förderung der Mehrheit propagiert wird (vgl. Dupper 2005, S. 91). Im Gegensatz hierzu findet der Begriff in einem kulturell homogeneren Land wie Deutschland weniger Anklang und wird, wenn überhaupt, nur im Zusammenhang mit Frauenquoten erwähnt (vgl. Gas 2002, S. 7).
Die folgende Arbeit verfolgt daher das Ziel, dem deutschen bzw. europäischen Leser das Thema Affirmative Action am Beispiel seiner Erscheinungsform in Südafrika näher zu bringen. Schließlich zeigen die kürzlichen Ereignisse in Frankreich auf, dass mit einer zunehmenden Heterogenisierung europäischer Länder auch hier das Thema Affirmative Action bald von enormer Aktualität sein könnte, was die Stellung ethnischer Sondergruppen wie z.B. den Maghrebinern in Frankreich betrifft.
Die Arbeit beleuchtet zunächst die Zusammensetzung der südafrikanischen Bevölkerung und gibt einen Überblick über die Zeit der Apartheid und ihrer Gesetzgebung bevor auf die Verankerung von Affirmative Action als Mittel zur Gleichheitserzielung in der neuen Verfassung Südafrikas eingegangen wird. Es folgt eine Darstellung der wesentlichen Erscheinungsformen von Affirmative Action in Südafrika, die insbesondere auch für ausländische Investoren von Bedeutung sind. Die Arbeit endet mit einer Wertung zum Thema Affirmative Action in Südafrika, die u.a. auch auf eigenen Beobachtungen und Gesprächen mit Südafrikanern basiert und alternative Wege zu Affirmative Action aufzeigt.
2. Affirmative Action im neuen Südafrika als Konsequenz der Völkervielfalt und Apartheid
2.1 Zusammensetzung der südafrikanischen Bevölkerung
Vielfältige Kulturen haben Südafrika im Zuge seiner Historie beeinflusst und damit ihre Spuren hinterlassen. Südafrika ist heute eines der kulturell vielfältigsten Länder. Es gibt nicht nur Südafrikaner, die schwarz-afrikanische oder europäische Wurzeln haben, sondern auch viele Menschen asiatischer Abstammung haben in Südafrika ein Zuhause gefunden. Daher wird Südafrika oft auch als Rainbow Nation bezeichnet und ist eine der pluralistischsten Gesellschaften der Erde (vgl. Trompenaars et al. 2003, S. 212).
Die verschiedenen Ethnien, die sich in Südafrika niedergelassen haben, sind heute – je nach eingenommener Perspektive – Gewinner oder Verlierer von Affirmative Action. Die nachfolgende Betrachtung der in Südafrika lebenden Völker und der gesprochenen Sprachen sowie der in Kapitel 2.2 folgende Abriss über die Geschichte Südafrikas mit Fokus auf die Apartheid Ära sind daher die Basis für ein genaueres Verständnis von Affirmative Action im neuen Südafrika.
Abbildung 1: Bevölkerungsgruppen in Südafrika
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Census 2001
Die südafrikanische Bevölker-ung besteht aus folgenden Gruppen: die Nguni (bestehend aus Zulu-, Xhosa-, Ndebele- und Swazi-Stämmen), die Sotho-Tswana,
die Süd-, Nord- und West-
Sothos beinhalten (Tswana-Völker), die Tsonga, die Venda sowie Afrikaander, Engländer, Mischlinge, Inder und all die, die aus dem restlichen Afrika, Europa und Asien nach Südafrika eingewandert sind (z.B. aus Griechenland, Zypern, Portugal, Deutschland, China, Libanon, Israel) und eine starke kulturelle Identität aufrechterhalten haben. Zudem findet man in Südafrika auch einige Khoi und San. Insgesamt wurden im Jahr 2000 22.150.308 männliche und 24.279.515 weibliche Südafrikaner/innen gezählt (vgl. Phillip 2000, S. 99-112). Die Ergebnisse der zweiten demokratischen Volkszählung von 2001 (veröffentlicht 2003) sind in Abbildung 1 verdeutlicht.
Die südafrikanische Verfassung erkennt elf offizielle Landesprachen an. Diese sind Afrikaans, Englisch, isiNdebele, isiXhosa, isiZulu, Sepedi, Sesotho, Setswana, siSwati, Tshivenda und Xitsonga. Aufgrund der historischen Vernachlässigung der einheimischen Sprachen fordert die Verfassung die Implementierung von Maßnahmen zur Steigerung und Avancierung dieser Sprachen.
Nach Angaben der Volkszählung von 2001 ist isiZulu die Muttersprache von 23.8% der Bevölkerung, gefolgt von isiXhosa (17.6%), Afrikaans (13.3%), Sepedi (9.4%), sowie Englisch und Setswana (jeweils 8.2%). Die am wenigsten gesprochene der einheimischen Sprachen ist isiNdebele, welche nur von 1.6% der Südafrikaner beherrscht wird. Afrikaans, eine Sprache die von nicht-englischen Siedlern holländischer, deutscher und französischer Herkunft entwickelt wurde, wird heute als die jüngste Sprache der Welt betrachtet (vgl. Fries 2004, S. 21-22).
Abbildung 2: Sprachgruppen in Südafrika
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Census 2001
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Historischer Abriss der Apartheid Ära
Unter dem Begriff Apartheid wird die Politik und das System von Gesetzen verstanden, die von 1948 bis 1990 von der weißen Minderheit, die Politik und Wirtschaft des Landes beherrschte, in Kraft gesetzt wurden, um ihre Vorherrschaft in Südafrika zu sichern. Es handelte sich hierbei um ein System, welches Rassentrennung legal festigte und rechtfertigte. Der Begriff wurde in diesem Kontext erstmals von Jan Smuts, der 1919 Premierminister Südafrikas wurde, in einer Rede im Jahr 1917 verwendet und leitet sich vom afrikaanschen bzw. holländischen Wort für Separation/Gesondertheit ab (vgl. Wikipedia 2006, vgl. Haake 1992, S. 89).
Es gibt sehr unterschiedliche Sichtweisen zur Ideologie, die hinter der Errichtung der Apartheid stand. Die konventionellste ist, dass Apartheid als Denkhaltung davon ausgeht, dass es niedere und höhere Rassen gibt, dass es angemessen ist niedere Rassen als solche zu behandeln und dass dies zudem durch Gesetze verankert werden solle. Kritiker dieser Ansichtsweise behaupten, dass es Ziel der Rassentrennung der Apartheid war, die kulturelle Identität von weißen und anderen Minderheiten in Südafrika zu sichern, damit diese nicht in der schwarzen Kultur verloren gehen. Diese Denkweise befürwortet zwar die Rassentrennung als solche, sieht jedoch gleichzeitig eine faire und gleichberechtigte Behandlung aller Rassen vor (vgl. Wikipedia 2006).
Schon vor der Errichtung der Apartheid erließen weiße Minderheitsregierungen in Südafrika Rassentrennungsgesetze. So waren Schwarze beispielsweise bereits seit der Verfassung von 1910 vom Wahlrecht ausgeschlossen. 1913 wurde zudem der Natives Land Act erlassen. Dieser erklärte 7% der Gesamtfläche Südafrikas zu schwarzen Territorien (seit 1936: 13%), den sogenannten Homelands. Allen non-Whites waren damit bestimmte Wohngebiete zugewiesen (vgl. Fries 2004, S. 26).
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- Citation du texte
- Sotirios Dramalis (Auteur), 2006, Affirmative Action in Südafrika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58866
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