Diese Facharbeit befasst sich im Rahmen des Seminarfaches „Realisierungen der Informatik“ mit den Auswirkungen und Einflüssen, die Wearables und Smart Scales als Teil der Digitalisierung in unserer Gesellschaft auf das Verhalten, die Gesundheitswahrnehmung und die (Sport-)Medizin haben. Dabei soll die Frage, ob uns diese Geräte in den angeführten Bereichen voranbringen, beantwortet werden.
Diese modernen Technologien sind nicht nur im Alltag weit verbreitet, sondern haben auch in der medizinischen Praxis Einzug gehalten. Der Autor stellt die Frage, ob diese Geräte tatsächlich einen Mehrwert für unser Gesundheitsverhalten und unsere Wahrnehmung der eigenen Gesundheit bieten oder ob sie lediglich eine Modeerscheinung sind.
Die Arbeit ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Zunächst erfolgt eine umfassende Darlegung des bisherigen Forschungsstands, um dem Leser ein fundiertes Grundwissen zu vermitteln. Hierbei werden wichtige Begriffe und Grundlagen erläutert. Im Anschluss werden die Erkenntnisse aus der Forschung mit eigenen Erfahrungen und Daten zusammengeführt. Diese Daten stammen hauptsächlich aus einem empirischen Arbeitsschwerpunkt, bei dem über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten Informationen von einem Familienmitglied und dem Autor selbst gesammelt wurden.
Die Auswirkungen von Wearables auf das Gesundheitsverhalten und die Selbstwahrnehmung stehen im Fokus des ersten Teils. Hierbei wird beleuchtet, wie diese Technologien die Motivation zur körperlichen Aktivität steigern können und welche Rolle sie in der Prävention von Verletzungen spielen.
Im zweiten Teil der Arbeit werden die Einflüsse von Smart Scales auf die Gesundheitswahrnehmung und -kontrolle analysiert. Es wird dargestellt, wie diese intelligenten Waagen das Bewusstsein für Körpergewicht und Körperfettanteil schärfen und wie dies sich auf das Gesundheitsverhalten auswirkt.
Die Facharbeit schließt mit einer Schlussbewertung, in der alle gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst und bewertet werden. Dabei werden auch kritische Aspekte der Nutzung von Wearables und Smart Scales in der Sportmedizin betrachtet. Die Arbeit verzichtet bewusst auf tiefergehende medizinische Grundlagen und technische Details, da der Schwerpunkt auf den praktischen Auswirkungen dieser Technologien im Alltag liegt.
Inhalt
1 Einleitung
2 Hauptteil
2.1 Stand der Forschung
2.1.1 Wichtige Begriffserklärungen
2.1.2 Wichtige Grundlagen & vorhandenes Wissen
2.2 Erkenntnisse zu Wearables und Smart Scales
2.2.1 Erkenntnisse zu Wearables
2.2.2 Erkenntnisse zu Smart Scales
3 Schlussbewertung
4 Quellenverzeichnis
5 Abbildungsverzeichnis
Digitalisierung in der Sportmedizin am
Beispiel von Wearables und Smart Scales
(Thema)
Facharbeit in: Seminarfach: Realisierungen der Informatik
(Fach)
Schule: Missionsgymnasium St. Antonius Schuljahr: 2019/2020
Digitalisierung in der Sportmedizin am Beispiel von Wearables und “Smart Scales”
Bringen uns Wearables und Smart Scales in unserem Verhalten, unserer Gesundheitswahrnehmung und in der Medizin voran?
Vorwort:
Vor Ihnen liegt die Facharbeit „Digitalisierung in der Sportmedizin am Beispiel von Wearables und Smart Scales. Für dieses Thema habe ich mich entschieden, da die Sportmedizin für mich als späteres Arbeitsfeld infrage kommt und ich selbst eine Sportuhr besitze. Besonders danken möchte ich an dieser Stelle meiner Mutter Brigitte Barenbrügge, die im Hinblick auf diese Arbeit über ein halbes Jahr lang einen Fitness-Tracker getragen hat und mir Ihre Erfahrungen auf Nachfrage stets mitgeteilt hat.
1 Einleitung:
„‚Wenn ich einen eineiigen Zwilling hätte und der würde seine Karriere ohne Technologie und Datenanalyse bestreiten – er hätte keine Chance‘“1, sagt Sebastian Kienle, einer der erfolgreichsten Triathleten der Welt, im Vorfeld zur 7. Medica Medicine + Sports Conference im November 2019. Ein zentrales Anliegen dieser Messe liegt darin, den sportmedizinischen Fortschritt an die Öffentlichkeit zu bringen und sich mit Fragen zu beschäftigen, wie zum Beispiel die Auswertung von Daten hinsichtlich Training, Verletzungsprävention und Wettkampfvorbereitung eine Rolle spielt und wie solche Daten aus dem Profisport auch für ein breiteres Bevölkerungssegment nutzbar gemacht werden können. Dabei spielt auch die Digitalisierung eine wichtige Rolle, welche sich schon längst im Sport und speziell der Sportmedizin etabliert hat. Hierbei haben vor allem sogenannte Wearables im Hinblick auf die Massentauglichkeit eine besondere Bedeutung.
„Innerhalb von fünf Jahren hat sich der weltweite Absatz von Wearables mehr als verzehnfacht, im Jahr 2019 betrug er rund 337 Millionen abgesetzte Einheiten“2, so ergibt eine Studie der internationalen Datenplattform Statista.
Diese Entwicklung zeigt gut, wie das Interesse an dieser vor kurzer Zeit noch relativ unbekannten Branche ansteigt und sich weiterentwickelt. Wearables werden immer vielfältiger und haben aufgrund ihrer Funktionen den Sprung in das Alltagsleben vieler Menschen geschafft. Doch nicht nur im Privatleben, sondern auch vermehrt in der (Sport-)Medizin haben sie vermehrt Eingang gefunden.
Da die Digitalisierung also eine zunehmend größere Bedeutung für die (Sport-)Medizin und das Alltagsleben besitzt, befasst sich diese Facharbeit mit den Auswirkungen, die Geräte wie Wearables und auch sogenannte Smart Scales, zu denen im Kapitel 2.1.1 nähere Informationen folgen, auf unser Verhalten, unsere Gesundheitswahrnehmung und zuletzt auch auf die Medizin haben.
Das Ziel dieser Facharbeit liegt dabei darin, herauszufinden, ob uns Wearables und Smart Scales in den eben genannten Bereichen wirklich voranbringen oder ob sie den Eingang in unsere Gesellschaft zwar gefunden haben, dies jedoch ohne einen größeren Nutzen mitzubringen. Dabei sollen vor allem auch repräsentative, eigene Daten und Erfahrungen eine Rolle spielen. Nicht zum Forschungsbereich gehören dabei jedoch tiefere (sport)medizinische Grundlagen und Erkenntnisse sowie technisches Wissen zur Funktion der Geräte, da dies aus dem eigentlichen Hauptaugenmerk entfallen und den Rahmen dieser Arbeit übersteigen würde.
Die Vorgehensweise sieht dabei wie folgt aus: Zunächst soll hierauf folgend in einem deskriptiven Teil der Arbeit der bisherige Stand der Forschung erläutert werden, das heißt, es sollen wichtige Begriffe und Grundlagen, die für das nötige Grundwissen zum Verständnis der weiteren Arbeit sorgen, erklärt werden. Folgend soll dann das Wissen aus dem vorhergehenden Teil mit eigenem Wissen zusammengeführt und die Erkenntnisse davon dargelegt werden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Wissen aus einem empirischen Arbeitsschwerpunkt, da individuelle Erfahrungen und zahlreiche Daten über einen Zeitraum von über sechs Monaten von einem Familienmitglied und mir gesammelt wurden. Zunächst wird dabei auf die Einflüsse von Wearables, danach auf die Einflüsse von Smart Scales eingegangen. Abschließend sollen in einer Schlussbewertung alle Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst werden.
2 Hauptteil:
2.1 Stand der Forschung:
2.1.1 Wichtige Begriffserklärungen:
Wearables wurden in dieser Arbeit bereits öfters erwähnt, doch was genau versteht man eigentlich unter diesem Begriff?
„Wearables sind Computertechnologien, die man am Körper oder am Kopf trägt. […] Man spricht auch von Wearable Technology und vom Wearable Computer. Sinn und Zweck ist meist die Unterstützung einer Tätigkeit in der realen Welt, etwa durch (Zusatz-)Informationen, Auswertungen und Anweisungen“3, so Prof. Dr. Oliver Brendel, Professor für Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsethik an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW.
Zudem sind diese tragbaren Computersysteme durch „eine hochentwickelte Sensorik, eine permanente Verarbeitung von Daten und [durch] ein[en] akute[n] Support des Benutzers“4 gekennzeichnet. Durch die stetige Weiterentwicklung der Technologien und der Fortschritte im sogenannten Wearable Computing, einem „Forschungsgebiet [der Informatik], das sich mit der Entwicklung von tragbaren Computersystemen […] beschäftigt“5, gibt es heutzutage eine Vielzahl von verschiedenen Geräten. Zu den bekanntesten und mit am öftesten vertretenen Wearables gehören Fitness-Tracker in Form von Armbändern, Sportuhren, Smartwatches, Datenbrillen, intelligente Schuhen und Brustgurten. Wenn in dieser Arbeit von Wearables gesprochen wird, sind jedoch hauptsächlich Wearables gemeint, die am Handgelenk getragen werden. Die meisten Wearables sind mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet, wie zum Beispiel GPS zur Positionsbestimmung, einem barometrischen Höhenmesser, einem Gyroskop6, einem Beschleunigungsmesser, einem Thermometer und als nahezu wichtigster Sensor ein Pulsmesser zur Herzfrequenzbestimmung. „Der Nutzen von Wearables kann für deren Träger oder Trägerin hoch sein“7, da es dem Nutzer mittels dieser Sensoren ermöglicht wird, nahezu alle seine Bewegungs- und Vitaldaten, egal ob im Berufsalltag oder beim Sport, aufzuzeichnen und die gesammelten Daten, welche die Schrittanzahl, den Kalorienverbrauch, die Anzahl hochgestiegener Treppen, das Stresslevel, die durchschnittliche Herzfrequenz und die Aktivitäten umfassen, auswerten zu lassen. Die meisten Wearables sind zudem in der Lage, den Schlaf des Trägers auszuwerten.
Dabei spielen neben den Wearables selbst Applikationen, die auf das Smartphone geladen werden können, eine wichtige Rolle, da die gesammelten Daten rund um die Uhr an dieses gesendet und dort zu umfangreicheren Statistiken und Auswertungen zusammengeführt werden.
Auf die bereits bekannten Auswirkungen und den Nutzen von Wearables wird im folgenden Kapitel 2.1.2 detaillierter eingegangen.
Neben den Wearables liegt besonders im Kapitel 2.2.2 das Augenmerk auf den sogenannten Smart Scales. Dieser englische Begriff hat sich anstelle der deutschen Übersetzung „intelligente Waage“ durchgesetzt und bezeichnet Waagen, die in der Lage sind, neben dem Körpergewicht noch zusätzliche Daten zu messen und anzuzeigen. Aus diesem Grund werden sie oft auch als Körperfett- oder Körperanalysewaagen bezeichnet. „Körperanalyse-Waagen geben Auskunft darüber, wie der Organismus zusammengesetzt ist“8, indem sie neben dem Körperfettanteil auch den Wassergehalt, das subkutane und viszerale Fett, die Muskelmasse und die Knochenmasse bestimmen können. Die zwei Arten des Fettgewebes sind dabei jedoch nicht gleichzusetzen, was für die späteren Ausführungen wichtig ist.
„Das subkutane Fettgewebe wird auch Unterhautfettgewebe genannt […]. Unterhautfettgewebe dient vor allem als Wärmeisolator und Energiespeicher. Und: es scheint sogar gesund zu sein. Untersuchungen sprechen dafür, dass subkutanes Fettgewebe […] helfen kann, vor Diabetes zu schützen“9, während es beim Viszeralfett anders aussieht:
„Dieses Fett umgibt Organe, wie beispielsweise die Leber und den Darm. Im Gegensatz zum Unterhautfett ist dieses sehr stoffwechselaktiv und setzt daher viele Botenstoffe frei [, die] […] Einfluss auf den Blutdruck nehmen.
Je mehr von dem Viszeralfett vorhanden ist, […] desto größer wird das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten und Stoffwechselstörungen.“10
Die Körperfettwaagen ermitteln die Messwerte über die sogenannte Bioelektrische Impedanzanalyse, kurz BIA:
„Sie schicken einen kleinen Stromimpuls durch den Körper, typischerweise von Fuß zu Fuß. Da unser Körper zu 70 Prozent aus Wasser besteht, leitet er den Strom ohne großen Widerstand weiter. In Fettzellen hingegen befindet sich viel weniger Wasser, sie leiten daher schlechter und der Stromwiderstand ist höher. Anhand dieses Prinzips kann die Körperzusammensetzung über komplizierte Formeln geschätzt werden.“11
Dabei ist zu beachten, dass die Genauigkeit der Messwerte von vielen Faktoren, dazu mehr im folgenden Kapitel 2.1.2, sowie der Art der Körperfettwaage abhängt. Denn es gibt verschiedene Arten dieser Waagen. Die in privaten Haushalten verwendeten Waagen besitzen meist vier kleine Elektroden, auf die sich der Nutzer barfuß stellt, während die in der Sportmedizin verwendeten Waagen zusätzlich zu diesen vier Elektroden noch mindestens zwei weitere Elektroden an einem Griff für die Hände besitzen, so z.B. die TANITA Körperanalysewaage MC 780 MA12. Was dies für einen Effekt hat und welche Probleme dadurch gelöst werden, wird ebenfalls im Kapitel 2.1.2 beschrieben.
Ähnlich wie bei den Wearables gilt auch bei Smart Scales, dass begleitende Applikationen eine wichtige Rolle spielen. In den Applikationen wird ein Profil mit personenbezogenen Daten eingerichtet. Die Waage wird während der Messung mit dem Endgerät verbunden, auf das die Messwerte dann übertragen werden. Auf diesem lassen sich die einzelnen Körperwerte im Detail ansehen und es ist möglich, auf umfangreiche Diagramme, Statistiken und Vergleichswerte anderer Bevölkerungsgruppen zuzugreifen.
2.1.2 Wichtige Grundlagen & vorhandenes Wissen:
Wie bereits in Kapitel 2.1.1 bei den Wearables angekündigt wurde, soll im Folgenden eine genauere Betrachtung der bereits bekannten Auswirkungen und des Nutzens von Wearables vorgenommen werden.
Klar ist bereits, dass Wearables durch ihre zahlreichen Tracking-Funktionen ausgemacht werden und so in ihrer Vielfalt verschiedene Einflüsse auf unser Verhalten und unser Bewusstsein für die eigene Gesundheit haben. Denn mit den neuen Technologien und dem großen Interesse der breiten Bevölkerungsmassen an diesen entwickelte sich im Laufe der letzten Jahre ein „mittlerweile nicht mehr übersehbare[r] Trend zur Selbstvermessung“13. Dieser Vermessung des eigenen Körpers mittels Wearables geht meistens ein bestimmtes Ziel voraus, sei es die Gewichtsreduktion, effizienter zu trainieren, Muskulatur aufzubauen, seinen Schlaf zu optimieren oder einfach das allgemeine Interesse am Wohlbefinden des eigenen Körpers zu befriedigen. Dabei nimmt die Selbstvermessung, auch Life-Logging genannt, deutlichen Einfluss auf unser Verhalten. Darüber, wie das uns unseren Zielen näherbringt oder dies auch nicht tut, gibt es verschiedene Ansichten. „Kritiker bemängeln die »Verobjektivierung« des Körpers, welche u. a. zu einer Entfremdung von der Intuition führe“14. Im Blick auf diese Aussage stehen sich verschiedene Positionen gegenüber: Einerseits gibt es Befürworter des reinen Life-Loggings, für die lediglich die mit dem Wearable gemessenen Daten eine Rolle spielen und die so nach der Devise „deinem Körper kannst du nicht vertrauen; verlass dich lieber auf objektive Daten“15 handeln und es so zu der von Kritikern befürchteten »Verobjektivierung« kommt. Hier geht es nicht darum, die gesammelten Daten dazu zu verwenden, sich selbst zu reflektieren und anhand dieser Selbstreflexion seinen Zielen näher zu kommen, sondern rein auf die erfassten Daten zu vertrauen und das eigentlich im Mittelpunkt stehende Wohlbefinden des Körpers an zweite Stelle zu rücken.
Andererseits sagen Befürworter des Quantified-Self16, „dass detaillierte Kenntnisse über den Körper den Weg zu wahrer Individualität überhaupt erst ermöglichen“17, was an einem Beispiel gut verdeutlicht wird:
Ein „Angestellter an seinem Arbeitsplatz [verwendete einen] Clip am Ohr, der die Variabilität des Herzschlags erfasste und so das Stresslevel anzeigte. Über die visuelle Rückmeldung des Geräts, wann er besonders gestresst war, lernte die Person, die Stress-Signale des Körpers erst (oder wieder) wahrzunehmen und entsprechende Entspannungsstrategien im Arbeitsalltag zu etablieren“18.
Aus diesen beiden Positionen wird ersichtlich, dass es auch bezüglich der Perspektive schwierig ist, den Nutzen bzw. den Nicht-Nutzen von Wearables zu beurteilen. „Die Art der Nutzung und der Umgang damit sowie die Aussagekraft sind stark vom einzelnen Nutzer, seiner Zielsetzung und seiner Motivation abhängig“19, wenn man sich auf die Auswirkungen von Wearables auf das Verhalten beschränkt, worauf im Kapitel 2.2.1.1 tieferer Bezug genommen wird.
Auch im Sport nehmen die Wearables Einfluss auf unser Verhalten und unser Bewusstsein. Durch die Auswertung der gesammelten Daten im Alltag und im Training kann ein Fitness-Tracker Verhaltenstipps zur Verbesserung des Fitness-Levels und der Trainingseffizienz geben und mit diesem Feedback helfen, individuelle Ziele umzusetzen, wie zum Beispiel das Erreichen einer bestimmten Schrittzahl am Tag.
Außerdem kann mit diesen Daten „die Balance zwischen Training und Regeneration optimiert werden, unter der Voraussetzung, dass die Geräte kontinuierlich getragen werden. An dieser Stelle ist der Übergang zwischen der Überwachung des Trainings und der Überwachung des Gesundheitszustands fließend“20, so sagt Prof. Dr. Hans-Christian Heitkamp, Professor an der Universität Paderborn, Department Sport und Gesundheit.
Neben den individuellen Auswirkungen und Nutzen von Wearables spielen diese, wie angeklungen, auch in der Sportmedizin und der Gesundheitsforschung eine immer wichtigere Rolle und könnten zukünftig vielseitig eingesetzt werden. Dabei gilt zwischen der sportmedizinischen Betreuung von Athletinnen und Athleten sowie dem allgemeinen Einsatz in der Medizin zu unterscheiden. In der Sportmedizin spielen Wearables vor allem in den Bereichen der Schlafüberwachung, der Aktivität des Nervensystems und der Schweißanalyse eine bedeutende Rolle.
„Die Akzelerometer [= Beschleunigungssensoren] finden […] Anwendung in der Schlafüberwachung mit einer relativ hohen prozentualen Übereinstimmung mit der Polysomnographie21 “22, wobei der Vorteil darin liegt, dass die Überwachung des Schlafes deutlich unkomplizierter abläuft, als es bei einer Polysomnographie der Fall ist. Die Überwachung der Schlafqualität bei Profisportlern ist deshalb wichtig, da sie Aufschluss über die Regeneration gibt. „Je besser dieselbe ist, desto höher die nächtliche Wachstumshormon-Ausschüttung“23, so Heitkamp.
Die Möglichkeit, die Aktivität des Nervensystems nachzuverfolgen, vergleicht Heitkamp mit dem Eindringen in eine neue Dimension. Dabei messen „empfindliche Sensoren, die in einem Armbanduhr ähnlichen Gerät eingebaut sind, […] ständig die Aktivität des vegetativen Nervensystems24 “25 über die transdermale (d.h. durch die Haut) Aktivität. Man erhofft sich dadurch, frühzeitig Hinweise auf eine Überlastungsreaktion, also deutlich vor einem Übertrainingszustand, abzuleiten und so ein rechtzeitiges Gegensteuern zu ermöglichen. Das ist besonders wichtig, da sich so die Regeneration noch besser steuern und kontrollieren lässt, denn „nur ein ausgeruhter Leistungssportler ist zu Hochleistungen fähig“26.
Die Schweißanalyse spielt vor allem während der Aktivität eine besondere Rolle:
„Über ein hochkomplexes Sensorsystem lassen sich jetzt im Schweiß […] Laktat, Glukose, Natrium und Kalium kontinuierlich überwachen, außerdem die Hauttemperatur. Die Sensoren werden wie eine Armbanduhr oder in ein Stirnband integriert getragen“27, so beschreibt Heitkamp.
Für ihn liegt der große Vorteil dieser äußerst genauen Messmethode darin, dass „eine Warnung über die Veränderung der Natriumkonzentration im Schweiß rechtzeitig vor einer Dehydration erfolgen“28 kann und er rechnet zukünftig „mit dem Einsatz dieser Messmethode […] zur Prophylaxe der Dehydration [bei Langzeitausdauerwettkämpfen]“29. Zuletzt ist sich Heitkamp sicher, dass die „neue kontinuierliche Schweißanalyse bei Belastung weite Forschungsfelder [eröffnet]“30 31.
Aufbauend auf die in Kapitel 2.1.1 thematisierten Smart Scales soll im Folgenden detailliert auf ihre grundlegende Bedeutung in der (Sport-)Medizin und dem Alltag eingegangen werden.
Wie bereits erklärt wurde, liegt den Waagen das sogenannte Bioimpedanz-Verfahren zugrunde, wobei die Messgenauigkeit u. A. von der Art der Waage abhängt. Waagen, die mehrere Elektroden besitzen, z. B. zusätzlich an den Händen, erfassen auch das Fett und die weiteren Werte des Oberkörpers und liefern dadurch genauere Daten.
Die in Kapitel 2.1.1 angesprochenen Faktoren, die die Messgenauigkeit beeinflussen, sind die Folgenden:
„So können nasse Füße, eine volle Blase, das unverdaute [Essen] im Magen [und] Feuchtigkeitscremes die Werte verändern. Eine weitere Tü name="_ftnref31" title="">31 Um solche Messungenauigkeiten zu vermeiden, wird empfohlen, sich an einen Sportmediziner zu wenden, um dort eine exakte Körperanalyse durchführen zu lassen. Dort wird zwar ebenfalls „die Bioimpedanzanalyse [genutzt, doch] das geschulte Personal weiß jedoch, wie sich störende Einflüsse minimieren lassen und messen oft mit acht Elektroden, die sie an verschiedenen Körperstellen anbringen“32, so empfiehlt Dr. Martina Melzer in der Apotheken Umschau.
Ihre wichtige Bedeutung erlangen diese Waagen für den privaten Nutzer sowie für die Medizin dadurch, dass sie Aufschluss bei Diäten und weiteren Ernährungsfragen bieten, wodurch der Nutzer oder der Arzt die Ernährung oder die Behandlung entsprechend anpassen kann.
Auch in der Sportwissenschaft werden verlässliche Daten gebraucht, wie es mit Körperanalysewaagen möglich ist. Beispielsweise macht die TANITA Körperanalysewaage MC 780 MA komplexe Zusammenhänge sichtbar und ist so ein großer Vorteil in der Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung:
„Trainer und Ernährungsberater sehen anhand der genauen Messergebnisse wie der Körper zusammengesetzt ist und können den Ernährungszustand der Zellen ablesen. Sie decken so Risikofaktoren auf oder werten Trainingsergebnisse präzise aus. Muskuläre Dysbalancen, Bauchfett, kritische Muskel- und Knochenmasse werden […] für Trainer und Sportler übersichtlich und leicht verständlich dargestellt“33.
[...]
1 Quelle: Nr.9 URL: https://mednic.de/digitalisierung-im-fokus-der-sportmedizin/12090
2 Quelle Nr.14 URL: https://de.statista.com/themen/3471/wearables/
3 Quelle: Nr.2 URL: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/wearables-54088/version-368816/
4 Quelle: Nr.2 URL: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/wearables-54088/version-368816/
5 Quelle: Nr.16 URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Wearable_Computing/
6 Ein Gyroskop, auch Kreiselinstrument genannt, dient zur genauen Lagebestimmung, indem es Rotationsbewegungen misst
7 Quelle: Nr. 3 URL: https://www.bsi-fuer-buerger.de/BSIFB/DE/DigitaleGesellschaft/IoT/Wearables/Wearables_node.html
8 Quelle: Nr. 7 URL: https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/koerperfettwaagen-wie-genau-messen-die-neuen-geraete-a-1254443.html/
9 Quelle: Nr.1 URL: https://www.rbb-online.de/rbbpraxis/rbb_praxis_service/ernaehrung/fett-gesundheit-bauchfett-herz-kreislauf-studie.html
10 Quelle: Nr.1 URL: ebd.
11 Quelle: Nr.7 URL: https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/koerperfettwaagen-wie-genau-messen-die-neuen-geraete-a-1254443.html/
12 Abbildung dieser Waage siehe Abbildungsverzeichnis: Abb. 1; Quelle: Nr.11 URL: https://www.openpr.de/news/707405/Weltneuheit-MC-780-MA-Multifrequenz-Koerperanalyse-Waage-von-TANITA.html/
13 Quelle: Nr.8, S.1 URL: https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/optimierung-durch-selbstvermessung-wie-lifelogging-und-online-fitness-unser-leben-nicht-veraendern/
14 Quelle Nr.8, S.1 URL: https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/optimierung-durch-selbstvermessung-wie-lifelogging-und-online-fitness-unser-leben-nicht-veraendern/
15 Quelle: Nr.8, S.1 URL: ebd.
16 Die Quantified-Self-Bewegung zielt vor allem auf die Selbstoptimierung, indem erfasste Daten vor dem persönlichen Hintergrund betrachtet und reflektiert werden.
17 Quelle: Nr.8, S.1 URL: ebd.
18 Quelle: Nr.8, S.1 URL: ebd.
19 Quelle: Nr.8, S.1 URL: ebd.
20 Quelle: Nr.6, S.1 URL: https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/wearables-die-bedeutung-der-neuen-technologie-fuer-die-sportmedizin/
21 Polysomnographie ist ein stationäres diagnostisches Verfahren zur Messung physiologischer Funktionen und die umfangreichste Untersuchung des Schlafes einer Person“Quelle: Nr.17 URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Polysomnographie
22 Quelle: Nr.6, S.1 URL: https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/wearables-die-bedeutung-der-neuen-technologie-fuer-die-sportmedizin/
23 Quelle: Nr.6, S.1 URL: ebd.
24 Das vegetative Nervensystem steuert viele lebenswichtige Körperfunktionen, z. B. die Atmung, Verdauung und den Stoffwechsel. Übergeordnete Zentren im Gehirn und Hormone kontrollieren das vegetative Nervensystem.
25 Quelle: Nr.6, S.2 URL: https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/wearables-die-bedeutung-der-neuen-technologie-fuer-die-sportmedizin/2/
26 Quelle: Nr.6, S.2 URL: ebd.
27 Quelle: Nr.6, S.2 URL: ebd.
28 Quelle: Nr.6, S.2 URL: ebd.
29 Quelle: Nr.6, S.2 URL: ebd.
30 Quelle: Nr.6, S.3 URL: ebd.
31 Quelle: Nr.10 URL: https://www.apotheken-umschau.de/Abnehmen/Was-bringen-Koerperfettwaagen-340457.html/
32 Quelle: Nr.10 URL: ebd.
33 Quelle: Nr.11 URL: https://www.openpr.de/news/707405/Weltneuheit-MC-780-MA-Multifrequenz-Koerperanalyse-Waage-von-TANITA.html/
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2020, Digitalisierung in der Sportmedizin anhand von Wearables und Smart Scales, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/588091
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